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Suprematismus

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Suprematismus ist ein Kunststil, der in den Jahren 1912/1913 vom russischen Künstler Kasimir Malewitsch geprägt wurde.

Malewitsch suchte einen alternativen Begriff für ein Kunstideal, das nicht vergegenständlicht. Etwas, das dem Begriff "Gott" in der Religion, dem Prinzip der "gegenständlich-technischen Vollkommenheit" in der Wissenschaft oder der "Schönheit" in der akademischen Kunst entsprach. Diese Ideale erzeugen Ziele und Methoden. Diese zu erreichen, setzt im Menschen die Auseinandersetzung mit seiner Umwelt in Gang. Doch aufgrund der unvereinbaren Unterschiedlichkeit der drei Richtungen Religion, Kunst und Wissenschaft beginnt der Mensch seine Umwelt auch unterschiedlich zu begreifen, d. h. je nach der eingeschlagenen Richtung zu klassifizieren, zu vergegenständlichen. Da aber derselbe Gegenstand von den drei Sichtweisen auf drei verschiedene Weisen beschrieben werden kann, sei nach Malewitsch bewiesen, dass dieser Gegenstand eine eigene, vom Menschen unabhängige Seinsgrundlage besitzte, deren Wesen vom Menschen bisher noch nicht vollständig erfaßt wurde.

Das höchste Prinzip, das Malewitsch formulierte, ist deshalb das, was alle drei Erkenntnisrichtungen gemeinsam haben. Jedes ihrer Ideale ist absolut gesehen ungegenständlich, so dass deren gemeinsamer Nenner, die Gegenstandslosigkeit, für Malewitsch das Höchste ist - Suprematismus. Den Begriff leitete er (über die Vermittlerrolle, welche die französische und polnische Sprache spielte) von dem lateinischen Wort suprematia (Überlegenheit, Herrschaft oder Oberhoheit) ab.


Initialwerk dieser Richtung war das Bild Schwarzes Quadrat von Malewitsch. Er malte nicht expressiv wie Kandinsky, sondern konstruiert seine sachlichen Quadrate und Rechtecke. Die gegenstandslose Freiheit, die er anstrebt, sollte nicht chaotisch sein, wie die der Futuristen, sondern sie folgte einer formal-energetischen Ökonomie, die organisierte Strukturen hervorbringt. Seine Bilder sind Modelle einer Wirklichkeit, die, obwohl sie mit den herkömmlichen Mitteln nicht erfaßt werden kann, dennoch existiert. Es sollen jedoch nicht nur neue Erkenntnismöglichkeiten geschaffen werden. Da die alten Formsprache und Begriffe das alte Weltbild und damit auch das Handeln des Menschen bestimmt haben, ist die neue Kunst genauso in der Lage, über die Schaffung eines neuen Weltbildes auch die menschliche Gesellschaft zu erneuern.

Malewitsch lehrte den Suprematismus an einer Kunstschule in Witebsk (bei Minsk Weißrussland, zeitgleich mit Marc Chagall). Zu diesem suprematistischen Zentrum gehörten weiter: El Lissitzky, Warwara Stepanova, Nathan Altman uvm.

Der Stil erstreckte sich auf alle Bereiche der bildenden Kunst, wie Malerei, Bildhauerei, Typographie, Architektur, Plakatkunst und Design (Möbel, Geschirr)

So wurde u.a. Witebsker Essensrationsmarken zur Zeit der 'Kriegsökonomie' suprematistisch gestaltet.

Literatur

  • Gray, Camilla: Das große Experiment. Die russische Kunst 1863-1922, Köln 1974.
  • Malewtisch, Kasimir: Die Frage der nachahmenden Kunst, in: Essay on art 1915-1928, hg. v. Troels Andersen, Bd. I, Kopenhagen 1968.
  • Malewtisch, Kasimir: Suprematismus - die gegenstandslose Welt, Witebsk 1922.