Curt von Prittwitz und Gaffron


Bernhard Otto Curt von Prittwitz und Gaffron (* 16. Juli 1849 auf Gut Sitzmannsdorf, Kr. Ohlau, Niederschlesien; † 16. Februar 1922 in Berlin-Wilmersdorf) war kaiserlich deutscher Admiral à la suite und Mitglied des preußischen Herrenhauses.
Familie

Prittwitz entstammt einem alten, weit verzweigten schlesischen Adelsgeschlecht und war der Sohn des Landesältesten und Gutsbesitzers Constantin von Prittwitz, Herr auf Gut Sitzmannsdorf, und der Olga von Zitzewitz.
Er heiratete in erster Ehe am 16. Juli 1887, seinem 38. Geburtstag, in Kaiserswaldau, Kr. Hirschberg (Niederschlesien), Luise von Schönberg (* 8. Oktober 1855 auf Gut Bolmstad, Provinz Småland, Schweden; † 10. Dezember 1903 in Kiel), die Tochter des königlich sächsischen Leutnants a.D. Hans von Schönberg (Haus Ober-Reinsberg in Sachsen), Gutsherr auf Bolmstad, und der Camilla Rittner.
Aus dieser ersten Ehe stammen die Tochter Agnes (1888-1969), die 1908 den deutschen Generalmajor Günther von Dewitz (1885-1940) heiratete, und der Sohn Heinrich von Prittwitz und Gaffron (1889-1941), deutscher Generalleutnant und 1941 Kommandeur der 14. Panzerdivision in Tobruk.
In zweiter Ehe heiratete Prittwitz am 5. Juni 1906 in Lüben (Niederschlesien) Wanda von Uechtritz und Steinkirch (* 1. Mai 1863 auf Gut Ober-Herzogswaldau, Kr. Lüben; † 11. Juli 1944 in Lottin, Kr. Neustettin, Pommern), die Tochter des königlich preußischen Landrats Louis von Uechtritz und Steinkirch, Gutsherr auf Ober-Herzogswaldau, und der Olga von Maier.
Militärischer Werdegang
Ausbildung
(Kroschel+Evers: Die Deutsche Flotte 1848-1945, Bild 4)
(Bordt: Deutsche Flottenbilder, Tafel I)
Prittwitz wurde als zweites von sieben Kindern auf dem Familiengut Sitzmannsdorf geboren und verlebte auch seine ersten Jahre dort. Im Alter von 10 Jahren schickten ihn die Eltern auf die höhere Bürgerschule der Kreisstadt Ohlau und anschließend auf das Magdalenen-Gymnasium in Breslau, das er Ostern 1866 mit dem Reifezeugnis verließ.
Im Jahr des Deutsch-Österreichischen Krieges und wohl angeregt durch den Aufbau der preußischen Marine durch Prinz Adalbert von Preußen trat Prittwitz am 21. April 1866 als Kadett in die Marine ein - im Gegensatz zu seinen drei Brüdern Carl, Heinrich und Leonhard, die preußische Landwehr-Offiziere und Juristen wurden - und erhielt nach kurzer Vorbereitung an Land seine erste seemännische Ausbildung auf der Segelfregatte „Gefion“ in Kiel.
Schon im Herbst 1866 machte er seine erste große Seereise auf der Segelfregatte „Niobe“ nach Westindien, an deren Ende er nach neun Monaten in einem Examen sehr gute Kenntnisse in Navigation und gute in Artillerie nachwies, weshalb er am 27. August 1867 zum Seekadett befördert wurde.
Seekadett
Es folgten mehrere Reisen auf verschiedenen Schiffen – im Sommer 1867 über die Ostsee bis Pillau und Danzig auf den Korvetten „Hertha“ und „Gazelle“, ab September 1867 eine 10-monatige Fahrt auf der Korvette „Augusta“ wieder nach Westindien und Mittelamerika und nach der Rückkehr auf der Aviso „Preußischer Adler“ in der Ostsee bis nach Finnland. 1868 ist er auf der Segelfregatte „Thetis“ und 1869 auf der Panzerfregatte „Kronprinz“. Nach weiteren zehn Monaten auf der Marineschule Kiel bestand er im Juni 1870 sein Seeoffiziersexamen und wurde am 6. August 1870 zum Unterleutnant befördert (heute: Leutnant zur See).
Unterleutnant
Während des Deutsch-Französischen Krieges war Prittwitz an Bord des Kanonenbootes „Habicht“, das in der Elbmündung im Vorpostendienst gegen die Blockade durch die französische Flotte eingesetzt war. Nach einem kurzen Kommando zur 1. Matrosendivision ging Prittwitz am 1. Juli 1871 an Bord der Korvette „Vineta“, die ihn auf einer zweijährigen Reise zum dritten Mal nach Westindien und weiter zu nord- und südamerikanischen Häfen führte. Hier beteiligte sich das Schiff an einer Unternehmung gegen die Republik Haiti, die sich geweigert hatte, einem deutschen Kaufmann 60.000 Mark zu zahlen. Erst nach der Besetzung durch die US-amerikanischen Korvetten „Union“ und „Mont Organise“ erfolgte diese Zahlung.
Nach seiner Rückkehr kam er während des Sommers 1873 in Wilhelmshaven auf das Artillerie-Schulschiff „Renown“. Im Herbst 1873 wurde er als Inspektionsoffizier an die Marineschule Kiel kommandiert und erhielt dort am 21. Dezember 1873 seine Beförderung zum Leutnant zur See (heute: Oberleutnant zur See). Diese Kommandierung unterbrach er im Juni 1875 für eine vierwöchige Fahrt auf der Yacht „Grille“, mit der er auch im Herbst 1875 auf Ostseefahrt ging und auf der auch Kaiser Wilhelm I. für einige Tage an Bord zu Gast war.
Leutnant

(Kroschel+Evers: Die Deutsche Flotte 1848-1945, Bild 22)
Von Oktober 1875 bis September 1877 war Prittwitz Navigationsoffizier an Bord der Korvette „Luise“, mit der er zum ersten Mal über Rio de Janeiro, Kap Horn, Australien, Sulu-Archipel und Ostasien, zurück über Singapur und Aden die Welt umrundete. Anschließend nahm er 1877-1880 an drei Kursen der Marine-Akademie in Kiel teil. Am 14. Mai 1878 wurde er Kapitänleutnant und nach dem ersten Kurs an der Akademie Wachoffizier auf der Panzerfregatte „König Wilhelm“. Hier erlebte Prittwitz bei einer Sturm- und Nebelfahrt im Ärmelkanal am 31. Mai 1878 den Zusammenstoß seines Schiffes mit der Panzerfregatte „Großer Kurfürst“, die danach sank. Nach dem zweiten Akademie-Kurs wurde er Navigationsoffizier auf der S.M.S. „Kronprinz“.
Kapitänleutnant
Seine fünfte große Fahrt trat Prittwitz im Oktober 1880 als Erster Offizier auf der S.M.S. „Habicht“ an, die zwei Jahre nach Australien unterwegs war. Auf der Heimreise ankerte die „Habicht“ vor Port Said, um während der ägyptischen Unruhen die deutschen Interessen zu wahren. Als Alexandrien von den Engländern eingeschlossen wurde, besetzte Prittwitz am 16. Juli 1882 mit 28 Seesoldaten das preußische Krankenhaus und das deutsche Generalkonsulat, die bereits schwer beschädigt waren.

Nach der Rückkehr wurde Prittwitz für zwei Jahre Adjutant an der Marinestation Ostsee in Kiel. Im Herbst 1884 trat er als Erster Offizier der Kreuzerfregatte „Gneisenau“ wieder eine Weltreise an. Die Fahrt ging um das Kap der guten Hoffnung nach Sansibar und kreuzte dann im Indischen Ozean und in der Südsee. Auf dieser Fahrt wurde Prittwitz am 15. März 1885 zum Korvettenkapitän befördert. Im Sommer 1885 gehörte die „Gneisenau“ zum Geschwader unter Kommodore Carl Paschen, das beim Sultan von Sansibar die bedingungslose Anerkennung der deutschen Schutzherrschaft über Deutsch-Ostafrika herbeiführte.
Korvettenkapitän
Ein Jahr später, im Oktober 1886, wurde Prittwitz Kommandeur der II. Abteilung der 1. Matrosen-Division in Kiel. Hier heiratete er an seinem 38. Geburtstag. Im August 1888 kam Tochter Agnes zur Welt, während der Vater ein halbjähriges Kommando zur Verfügung des Chefs der Marinestation Ostsee in Kiel hatte. Im April 1889 ging Prittwitz allerdings wieder zur See als Kommandant der S.M.S. „Alexandrine“, so dass er die Geburt seines Sohnes Heinrich nicht miterleben konnte, sondern sich bereits nach der Fahrt durch den Sueskanal wieder in der Südsee befand. Im Oktober 1889 unternahm ein Landungskorps seines Schiffes eine Strafexpedition gegen den Tubtus-Stamm an der Nordküste von Neumecklenburg, wo der deutsche Kaufmann Hoppe ermordet worden war.
Im September 1890 wurde Prittwitz in die Heimat zurückgerufen: Er war zum Stabschef der Marinestation Nordsee in Wilhelmshaven ernannt worden. Am 17. März 1891 wurde er Kapitän zur See, nahm als Schiedsrichter an den Flottenmanövern 1891 und 1892 teil und leitete 1892 auf der Yacht „Grille“ eine Admiralsstabs-Übungsreise.
Kapitän zur See
Am 1. Oktober 1892 erhielt Prittwitz das Kommando über das Flaggschiff der deutschen Marine, die Panzerfregatte S.M.S. „König Wilhelm“. Mit ihm befuhr er zwei Jahre lang die deutschen Gewässer und machte Fahrten nach Norwegen, zu den Orkney und nach Schottland.
Danach folgte ein weiteres Landkommando als Vorstand der nautischen Abteilung im Reichsmarineamt in Berlin, bis er am 1. Oktober 1896 zum Kommandanten des Linienschiffes S.M.S. „Wörth“ ernannt wurde, einem Schiff der ganz neuen Brandenburg-Klasse. Es war eine Auszeichnung für Prittwitz, dass er zweimal das Kommando über das jeweils beste und stärkste Schiff seiner Zeit erhielt. Als Kommandant der „Wörth“ hatte er seinen Dienstsitz in Wilhelmshaven und besuchte auf Übungsfahrten in Nord- und Ostsee auf Häfen in Russland, Norwegen, Irland und Schottland.
Seine nächste Stellung führte ihn im Oktober 1898 als Oberwerftdirektor der Kaiserlichen Werft nach Danzig, wo er am 13. November 1899 zum Konteradmiral befördert wurde. In Danzig hatte Prittwitz auch Kaiser Wilhelm II. als privaten Gast in seinem Haus.
Konteradmiral

(Bordt: Deutsche Flottenbilder, Tafel VI)

Die folgenden Jahre brachten erneut häufigen Wechsel und Aufstieg: Im Herbst 1901 wurde er 2. Admiral des 1. Geschwaders in Kiel und fuhr mit S.M.S. „Kurfürst Friedrich Wilhelm“ nach Norwegen. 1902 kam er als Inspekteur der 2. Marine-Inspektion nach Wilhelmshaven und mit dem 1. Oktober 1903 erhielt er seine Ernennung zum Chef des in Ostasien stationierten Kreuzergeschwaders mit dem Flaggschiff „Fürst Bismarck“.
Gerade als Prittwitz mit seinem Geschwader nach Ostasien ausgelaufen war, starb am 10. Dezember 1903 seine Frau in Kiel an den Folgen einer Darmverschlingung; eine Kontaktaufnahme mit dem Ehemann und Vater war kaum möglich, zumal diese durch den russisch-japanischen Krieg zusätzlich erschwert war. Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen wollten sich der beiden Kinder annehmen, doch wurden diese privat versorgt.
Vizeadmiral
An Kaisers Geburtstag, dem 27. Januar 1904, wurde Prittwitz Vizeadmiral und im folgenden Jahr 1905 aus Ostasien zurückgerufen. Seinen Rückweg musste er an Bord des Postdampfers „Sachsen“ antreten, da die Transsibirische Eisenbahn auch nach Beendigung des Krieges gegen Japan für ihn noch nicht benutzbar war.
In Kiel blieb Prittwitz fast ein Jahr zur Verfügung des Chefs der Marinestation Ostsee, des Admirals Prinz Heinrich von Preußen. In dieser Zeit heiratete Prittwitz am 5. Juni 1906 in Lüben zum zweiten Mal.
Ende September 1906 wurde Prittwitz zur Krönung seiner militärischen Laufbahn zum Chef der Marinestation Ostsee ernannt und damit zum dritten Mal Nachfolger des Prinzen Heinrich von Preußen. Am 18. Mai 1907 erhielt er das Patent zum Admiral. Sein Privathaus wurde zum Mittelpunkt gesellschaftlicher Veranstaltungen und oft war auch der Kaiser zu Gast.
Admiral à la suite
Im Jahr 1910 wurde Prittwitz schließlich Mitglied des preußischen Herrenhauses. Am 21. Oktober 1910 wurde ihm mit Handschreiben des Kaisers der Abschied bewilligt mit der Bestimmung, dass er in der Marine-Rangliste weiterhin „à la suite“ des Seeoffizierskorps zu führen sei.
Seine militärische Personalakte schloss er selbst mit folgendem Schriftstück ab:
- "In meine Dienstzeit vom 21. April 1866 bis 21. Oktober 1910 fiel die geschichtlich größte Zeit des deutschen Volkes, fiel die Entwicklung der Marine von der Segelfregatte und den Schiffsjungenbriggs zum Turbinenkreuzer, zu den Torpedo- und Motorbooten. Ich habe 24 Mal die Linie passiert, meist unter Segel, ich habe 12 Mal den Indischen Ozean durchquert, zwischen Aden und Capstadt einerseits und Singapore und Melbourne andererseits und ich habe 5 Mal die Südsee besucht. Zweimal je zwei Jahre war ich Kommandant eines Linienschiffes, einmal eines Auslandkreuzers. Ich war Chef des Kreuzergeschwaders und Chef der Marinestation der Ostsee. Mein Herz ist voll Dankbarkeit und Freude. gez. v. Prittwitz, Admiral à la suite des Seeoffizierskorps, Mitglied des Herrenhauses."
Über seinen Dienst als kaiserlicher Offizier äußerte sich Prittwitz selbst: "Ich will nicht, dass ich gelobt werde, von niemandem, wenn ich nur meine Pflicht erfülle und die Befehle, wie ich soll, durchführe." Von der Politik, so die Aussagen seiner Familie, hielt er sich fern.
Nach seiner Pensionierung wählte er seinen Wohnsitz in Berlin-Wilmersdorf, Nikolsburger Platz 3. Er starb am 16. Februar 1922 an den Folgen einer Gelbsucht und wurde auf dem Invalidenfriedhof beigesetzt.
Orden und Ehrenzeichen
- Roter Adlerorden 3. Klasse mit Krone
- Großkreuz mit Eichenlaub des Roten Adlerordens
- Königlich Preußischer Kronenorden 1. Klasse
- Dienstauszeichnungskreuz
- Königlich bayerischer Militärverdienstorden 2. Klasse
- Komturkreuz 1. Klasse des königlich sächsischen Albrechtsordens
- Kaiserlich chinesischer Orden vom Doppelten Drachen 1. Klasse (3. Stufe)
- Komturkreuz 1. Klasse des königlich norwegischen Ordens des heiligen Olaf
- Kaiserlich und königlich russischer Sankt-Stanislaus-Orden 2. Klasse mit Stern
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A Band VI, Seite 362, Band 29 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1962, ISSN 0435-2408.
- Kurt v. Prittwitz und Gaffron, unveröffentlichtes Manuskript im Familienarchiv, zusammengestellt aus seinen Personalpapieren und Aufzeichnungen seiner Kinder, um 1965.
Siehe auch
Personendaten | |
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NAME | Prittwitz und Gaffron, Curt von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Admiral, Mitglied des preußischen Herrenhauses |
GEBURTSDATUM | 16. Juli 1849 |
GEBURTSORT | Gut Sitzmannsdorf, Kr. Ohlau, Niederschlesien |
STERBEDATUM | 16. Februar 1922 |
STERBEORT | Berlin-Wilmersdorf |