Galeere
Eine Galeere ist ein mit Riemen versehenes und besegeltes Kriegsschiff. Ein wichtiges Kennzeichen ist in der Regel der Rammsporn am Bug, der dazu diente, gegnerische Schiffe zu rammen und zu versenken.
Als Galeeren im eigentlichen Sinne werden in der Regel nur die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ruderkriegsschiffe des Mittelmeerraums bezeichnet, doch wird der Begriff untechnisch oft auch auf ihre antiken Vorgänger übertragen.
Historische Entwicklung
Altertum
Wer den Schiffstyp der Galeere entwickelt hatte, ist nicht klar. Fest steht jedoch, dass sowohl die Griechen als auch die Phönizier und Perser vor 600 v. Chr. Galeeren entwickelt hatten. So wurde die Seeschlacht bei Salamis im Jahr 480 v. Chr. mit Biremen und Triremen durchgeführt.
Die Phönizier bevorzugen für den Bau ihrer hervorragenden Schiff die sehr gut geeignete Libanonzeder. Nach Vernichtung der Zedernbestände verschwand die führende Rolle der Phönizier in der Seefahrt des Mittelmeerraums – ein eindrucksvolles Beispiel für die Folgen nicht nachhaltiger Nutzung. Das ursprünglich im Libanon mit 500.000 Hektar anzusetzende natürliche Areal ist heute auf 2.000 Hektar zusammengeschrumpft, davon gerade 342 Hektar Reinbestände, davon 85 Hektar nahe Tanourinne und Hadem und jeweils 40 Hektar bei Ain Zahalsa und Jebel Baroun. Es gibt nur noch einen einzigen Altbestand von 16 Hektar bei Besharri.
Durch die Minoer, Phönizier und Griechen wurde der Schiffbau weiter entwickelt. Die ersten Langschiffe, die für die Fahrt im Mittelmeer und im Schwarzen Meer verwendet wurden, stellten erhöhte Anforderungen an die Seetüchtigkeit und Stabilität. Zugleich wurden dickbauchige Handelsschiffe entwickelt. Häufig mussten Reparaturen auf hoher See oder an entlegenen Stränden durchgeführt werden, so dass der Beruf des Schiffszimmermanns als Besatzungsmitglied erforderlich wurde. Die Typisierung der Schiffe schritt voran, Schiffstypen wie die Bireme oder Trireme wurden nach festen Regeln und Proportionen gebaut. In der Frühzeit des griechischen und phönizischen Schiffbaus wurden die Schiffe noch am Strand gebaut, später wurde die Werft als Spezialbetrieb entwickelt.
Die Galeere der damaligen Zeit hatten einen sehr dünnwandigen Rumpf, damit sie mit Menschenkraft an Land gezogen werden konnte, um häufig erforderliche Arbeiten am Rumpf vornehmen zu können. Die Holzrümpfe zogen sehr schnell Wasser, so dass die Beweglichkeit der Schiffe eingeschränkt wurde. Auf Fahrt wurden sie jede Nacht zum Austrocknen an Land gezogen. Bei längeren Aufenthalt im Heimathafen wurden sie in speziell dafür konstruierte und gebaute Lagerschuppen gezogen. Diese Schuppen (jeder war gut 40 Meter lang und 7 Meter breit) hatten eine aus Stein gehauene Ablaufbahn und ein von Säulen getragenes Dach, um eine schnelle Trocknung der Schiffe zu erreichen. Im 4. Jahrhundert befanden sich in den drei Hafenbecken des Kriegshafen von Piräus (Hafen Zea) nicht weniger als 372 dieser Schiffsschuppen. Den Bug zur See gewandt, wurden die Galeeren entweder von einem hölzernen Gerüst abgestützt oder durch eine in den Kiel gefräste Nut gehalten. Die anderen Ausrüstungsteile in einen sogenannten „Arsenal" gelagert.
Die Karthager entwickelten die Galeeren zu einer ersten Perfektion und sicherten damit ihre Herrschaft im westlichen Mittelmeer. Im 3. Jahrhundert v. Chr. war der Schiffbau in Karthago am höchsten entwickelt. Der Bau großer Schiffe wie der Quinquiremen bedurfte einer ausgefeilten Logistik und des Zusammenspiels der einzelnen Gewerke. Die Karthager besaßen bereits Quinqueremen, die aufgrund ihrer Kampfkraft von den Römern besonders gefürchtet waren. Während des Ersten Punischen Krieges strandete jedoch eine Flotte karthagischer Kriegsschiffe wegen eines Sturmes in Italien. Die Römer nahmen die Gelegenheit wahr und kopierten die Bauweise. So konnten sie am 10. März 241 v. Chr. die entscheidende Seeschlacht gewinnen. Zusätzlich erfanden sie den Corvus (lateinisch: „Rabe“), eine Enterbrücke, die im Kampf auf das gegnerische Schiff herabgelassen wurde. Damit veränderten sie die Seekriegsführung: Es kam nun nicht mehr allein auf den Rammstoß an. Vielmehr hatten die Römer schwer bewaffnete Fußsoldaten auf ihren Schiffen stationiert und konnten so die gegnerischen Galeeren ohne Versenkung entern.
Mittelalter und Neuzeit
Im Mittelalter wurden die Galeeren breiter; sie blieben weitgehend auf das Mittelmeer beschränkt. Im byzantinischen Reich wurde als Bewaffnung der Dromonen genannten Ruderschiffe auch das griechische Feuer eingesetzt. Die letzte große Seeschlacht mit Galeeren war die Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571, bei der Don Juan de Austria die türkische Flotte unter Sultan Selim II. schlug. An dieser Seeschlacht nahmen bereits Galeassen teil, die mit höherem Bord, drei Segelmasten und stärkerer Feuerkraft den nur spärlich mit Kanonen besetzten Galeeren überlegen waren.
Im Marinemuseum in Istanbul ist die Galeere Kadirga (türkisch für „Galeere“) zu sehen (ohne Masten). Das Schiff stammt aus dem späten 15. Jahrhundert (nach anderen Angaben aus dem 16. Jahrhundert) und ist die einzige erhaltene Galeere der Welt. Bis 1839 war sie im Dienst. Sie ist 37 m lang, 5,7 m breit und hat einen Tiefgang von ca. 2 m. 144 Ruderer bewegten über 48 Riemen das 140 BRT (Verdrängung) große Schiff.
Anlässlich des vierhundertsten Jahrestages der Seeschlacht von Lepanto (7. Oktober 1571) wurde im Museu Marítim von Barcelona 1971 eine spanisches Galeere dieser Zeit originalgetreu nachgebaut und ist dort seitdem ausgestellt. Es handelt sich dabei um das Flaggschiff Don Juan de Austrias, die Real, mit der er als Oberbefehlshaber die Flotte der Heiligen Liga anführte. Die Real war 60 m lang, hatte eine Breite von 6,2 m und wurde von 236 Ruderern bewegt. Ihrer Bedeutung gemäß waren ihre Aufbauten prächtig verziert und das ganze Schiff in den Farben Rot und Gold gehalten. Mit ihr trug Don Juan entscheidend zum Sieg der Liga bei, indem er das Flaggschiff das osmanischen Admirals Ali Pascha, die Sultana, angriff und nach hartem Enterkampf bezwang.
Galeerentypen
Biremen
Eine Bireme (lateinisch bis = „zweimal“, remus = „Ruder“, „Riemen“ und remex = „Ruderer“) ist eine römische Galeere mit zwei Reihen von Riemen übereinander.
Biremen wurden aus griechischen Vorbildern entwickelt, den Dieren (griechisch dis = „zweimal“), und waren bereits bei den Phöniziern und Persern im Einsatz. Dieser Schiffstyp wurde vor 700 v. Chr. entwickelt und diente als Kriegsschiff. Man unterschied die Biremen nach der Anzahl der Riemen. So hatte der Fünfzigruderer auf jeder Seite 50 Riemen. Jeder Riemen war mit mehreren Mann besetzt. Die Länge eines Fünfzigruderers betrug etwa 30 Meter.
Triere


Das erfolgreichste Kampfschiff der Antike war die Triere oder Trireme mit drei Riemenreihen übereinander. Sie wurde vermutlich vom Stadtstaat Korinth entwickelt. Die Ruderer der dritten Reihe saßen auf Ruderbänken, die auf Auslegern ruhten. Mit den Auslegern maß sie nun beinahe 5 Meter in der Breite. Mit ihrer Wendigkeit und Manövrierfähigkeit entwickelte die Triere mit bis zu 170 Ruderleuten eine enorme Schubkraft; ferner konnte sie sich durch Rückwärtsrudern schnell vom Feind lösen. Trotz Versuchen, immer größere Schiffe zu bauen, blieb sie fast sieben Jahrhunderte das Rückgrat jeder Kriegsflotte im Mittelmeer. Das Bild im Querschnitt verdeutlicht die Anordnung der Ruderer. In der untersten Reihe saßen die sogenannten Thalamiten im Schiffsrumpf, die Füße gegen eine Stütze gestemmt. Ihre Riemen befanden sich ungefähr 40 cm über der Wasserlinie. Bei rauer See wurden sie eingezogen und mit Luken verschlossen. Die Ruderer der zweiten, mittleren Reihe, die Zygiten, waren weiter außerhalb postiert, während die obere Reihe, die Thraniten, auf einem Ausleger oberhalb der Dollborde ihren Platz hatten. Um einen gemeinsamen Rudertakt aller drei Reihen zu gewährleisten, waren die Luken für die Riemen versetzt angeordnet. Oberhalb der Ruderer befand sich das Kampfdeck, wo bis zu 300 Soldaten Platz fanden.
Die römische Trireme

Die römische Trireme entstand aus der griechischen Triere, war aber wohl ein etwas schwererer Schiffstyp. Triremen in der römischen Flotte waren mittelschwere, dreirangige Kriegsschiffe von hoher Beweglichkeit. In Seeschlachten im Mittelmeerraum erfüllten sie neben größeren Kampfschiffen wie Quinqueremen ergänzende Aufgaben wie die Aufklärung, bei kleineren Gefechten waren sie oft die wichtigsten Kampfeinheiten.
Liburne
Die Liburne (lat.: liburna) war in der römischen Flotte ein leichtes, zweirangiges und bewegliches Kriegsschiff ähnlich der Bireme. In der Kaiserzeit wurden Liburnen zum hauptsächlichen Schiffstyp der römischen Flotte. Sie waren vielseitig verwendbar und wurden offenbar in verschiedenen Größen gebaut, auch zum Einsatz bei römischen Flussflotten.
Der Nachfolgertyp war die Pamphile in der byzantinischen Flotte des 9. Jahrhunderts.
Quadrireme
Die Quadrireme, auch Vierruderer oder griechisch Tetrere genannt, war ein Kriegsschiff des Altertums, bei dem jeweils vier Ruderer eine Einheit bildeten, entweder mit vier Ruderern an einem Riemen oder einer Rudersektion mit insgesamt vier Ruderern pro Sektion. (Einiges spricht dafür, dass die meisten Quadriremen zwei Riemen mit jeweils zwei Ruderern hatten.) Der Vierruderer war angeblich eine Erfindung der Karthager.
Quinquereme
Eine Quinquereme (lateinisch) oder Pentere (griechisch) war ein antikes Ruderkriegsschiff, bei dem jeweils fünf Ruderer eine Einheit bildeten.
Auf wie viele Ebenen die Ruderer verteilt waren, ist in der Forschung umstritten, da die Angaben der antiken Autoren und bildliche Darstellungen in dieser Hinsicht zu knapp sind. Heute ist man sicher, dass es keine Riemenschiffe mit mehr als drei Ebenen gab. Vermutlich hatten die meisten „Fünfruderer“ drei Ebenen wie die Trireme, wobei zwei Riemen doppelt besetzt waren; es sind aber auch Quinqueremen mit nur einer oder zwei Ruderebenen denkbar.
Quinqueremen wurden wahrscheinlich zuerst im 4. Jahrhundert v. Chr. von den Karthagern oder Dionysios I. von Syrakus entwickelt. In den hellenistischen Monarchien entstanden noch größere Schiffstypen mit sechs, zehn oder noch mehr Ruderern pro Einheit, die aber nie in größerer Zahl verwendet wurden.
„Fünfruderer“ waren (von einzelnen Flaggschiffen abgesehen) die größten Kriegsschiffe der Karthager und wurden auch in den Punischen Kriegen benutzt. Auch die Römer bauten Quinqueremen, zuerst nach karthagischem Vorbild.
Überliefert sind auch Bezeichnungen für Schiffe, die noch mehr Ruderreihen als zwei oder drei nennen; es wird von der neueren Forschung aber ausgeschlossen, dass diese Schiffstypen mehr als drei Riemenreihen übereinander aufwiesen, d. h. höchstwahrscheinlich wurden bei diesen Schiffen die Riemen von mehr als einem Ruderer bewegt.
Dromone
Die Dromone (Läufer) war das das Kriegsschiff des byzantinische Reiches im 6. – 12. Jahrhundert. Sie basiert mit etwa gleichen Abmessungen auf der griechischen Trireme. Im Gegensatz zu dieser hatte man zwei Ruderreihen (Riemen-Reihen) übereinander und erreichte damit natürlich nicht die Höchstgeschwindigkeit des griechischen Schiffes (etwa 6 kn) mit drei Ebenen. Das Schiff mit 100 Riemen und fünfzig Ruderern in zwei Ebenen auf jeder Seite konnte im Gegensatz zur griechischen Trireme auch von ungeübten Ruderern bewegt werden. Zur Unterstützung bei längeren Anfahrten wurden Segel verwendet. Später kam es auch zu Veränderungen, so dass die Dromone im 10. Jahrhundert über Deckkastelle verfügte und bis zu 300 Mann Besatzung hatte. Das Schiff war dann etwa 50 m lang, ca. 5,5 m breit. Es konnte im Gefecht eine Strecke von etwa 7 Seemeilen pro Stunde zurücklegen, war aber nur bei günstigen Wetterbedingungen zu gebrauchen.
Pamphile
Die Pamphile bezeichnet einen hauptsächlich in der Adria eingesetzten Kriegsschifftyp in der Flotte des Byzantinisches Reiches des 9. Jahrhunderts. Sie stellt den Nachfolgetyp der Liburne dar und wurde zusammen mit der größeren und häufiger verwendeten Dromone eingesetzt. Das etwas 20 m lange Holzschiff wurde von je einer Reihe Ruderer pro Bordseite angetrieben.
Galeasse
Die Galeasse ist sowohl Segelschiff als auch Ruderschiff und wurde in erster Linie als Kriegsschiff verwendet. Sie ist als Weiterentwicklung der Galeere um ca. 1570 entstanden. Der Name leitet sich vom italienischen Galea grossa ab.
Galeassen waren höher gebaut als Galeeren und konnten so nur schwerer geentert werden. Die Beseglung bestand aus drei Masten mit jeweils einem Lateinersegel. Tiefgang, Länge und Gewicht waren deutlich höher als bei den wendigeren Galeeren. So konnten die Galeassen auch deutlich mehr Bewaffnung tragen als Galeeren: Während bei Galeeren dieser Epoche alle Geschütze am Bug konzentriert waren, wurden die Bewaffnung der Galeassen über das ganze Schiff verteilt. So konnten Galeassen auch nach Backbord bzw. Steuerbord feuern, während die damaligen Galeeren nur in Fahrtrichtung schießen konnten. So rechnete man, dass die Kampfkraft einer Galeasse der Kampfkraft von fünf Galeeren entsprach.
Bewaffnung

Rammsporn: Verstärkte Erweiterung des Bugbereiches eines Kriegsschiffes mit dem Ziel, den Gegner unterhalb der Wasserlinie zu rammen. Die frühen Rammsporne wurden bei griechischen und römischen Schiffen, beispielsweise Galeeren, die letzten Rammsporne wurden bei Kriegsschiffen bis zum 1. Weltkrieg verwendet.
Falarika: (auch Phalarika oder Feuerpfeil) war ein größeres Brandgeschoss, das wie ein Pfeil konstruiert war und von einem Katapult oder einer ähnlichen Wurfmaschine verschossen werden konnte.
Onager: auch Skorpion, einarmige Schleudermaschine auf antiken römischen Kriegsschiffen für Steinkugeln oder Felsbrocken.
Das Griechische Feuer (heutiges Griechisch Υγρό Πυρ, igró pir – das nasse oder flüssige Feuer) war eine Geheimwaffe des byzantinischen Reiches, die Zusammensetzung wurde streng geheim gehalten, und heute noch sind verschiedene Versionen überliefert. Richtig übersetzt bedeutet der griechische Name Hygrón Pyr „flüssiges Feuer“ und wurde auch als „Seefeuer“ oder „römisches Feuer“ bezeichnet. Man kann durchaus von einem Vorläufer des Napalms sprechen.
Corvus: Im zweiten Buch seines Geschichtswerks beschreibt Polybios den corvus als eine Brücke, die 1,2 Meter breit und 10,9 Meter lang war, mit einer schmalen Brüstung an beiden Seiten. Die Vorrichtung wurde vermutlich im Bug des Schiffes benutzt, wo ein System von Seilzügen es erlaubte, die Brücke hinauf- und herunterzufahren. Am anderen Ende des Geräts, unter der Brücke, war ein schwerer, wie ein Schnabel geformter Dorn (daher der Name), der sich in der Beplankung an Deck des gegnerischen Schiffes festfressen sollte, wenn der corvus von römischer Seite her herabgelassen wurde. Das System schuf eine feste Verbindung zwischen den Schiffen und gab den Legionären die Möglichkeit, auf die gegnerische Seite hinüber zu gehen.
Feldschlange: Die Serpent war ein Kanonentyp des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Feldschlangen hatten ein relativ kleines Kaliber (im Vergleich zu den sonst üblichen Kalibern dieser Zeit) von 6-8 cm. Der Lauf war mit bis zu drei Metern im Verhältnis dazu sehr lang, wodurch die Zielgenauigkeit erhöht wurde. Die verschossenen Kugeln hatten ein Gewicht von zwei bis viereinhalb Pfund. Feldschlangen waren gewöhnlich auf einer zweirädrigen Lafette montiert.
Kampftaktik
Vor jedem Gefecht wurden auf antiken Galeeren die Masten niedergelegt. Bevor man zum Rammstoß ansetzte, versuchte der Kapitän der Galeere, das gegnerische Schiff manövrierunfähig zu machen. War genügend Seeraum vorhanden, so unternahm der Kapitän ein diekplous („Hindurchfahren“) genanntes Manöver. Dabei griff er die gegnerische Galeere aus spitzem Winkel an. Schob sie mit seinen Rammsporn seitwärts und riss so die Riemen weg. Daraufhin löste sich die Galeere vom Feind, umfuhr diesen und rammte ihn von achtern. Zur Abwehr des diekplous schlossen sich die Galeeren häufig eng zusammen, um so ein Hindurchfahren des Gegner zu verhindern. Diese Art der Taktik war jedoch gefährlich wenn der Gegner zahlenmäßig überlegen war. Die angreifenden Galeeren kreisten in einem periplous („Umfahren“) genanntes Manöver die Galeeren ein, und richteten ihren Rammsporn gegen die Hecks der gegnerischen Schiffe. Um dieses Manöver abzuwehren entwickelten die Griechen laut Herodot die kyklos (Kreis) genannte Igelstellung. Heck nach innen, Bug mit Rammsporn nach außen.
Der Einsatz von Feuer, der seit Erfindung des Schießpulvers zu jedem Gefecht gehört, hatte in der antiken Schlacht nicht den gleichen Stellenwert. Dennoch gewannen Brandgeschosse schon damals immer mehr an Bedeutung. Bei der Schlacht von Actium (31 v. Chr.) wurden die Schiffe hauptsächlich durch Feuer, nicht mehr durch Rammstöße vernichtet, zumal Octavians Admiral Agrippa für die römischen Galeeren einen Rammschutz über den Rammsporn am Steven anbringen ließ; es wurde ein sogenanntes Horn aufgesetzt, das beim Rammen des Gegner dessen Schanzkleid aufriss und damit die gleiche Wirkung erzielte wie das Rammen selber.
Seeschlachten mit Galeeren
Hauptartikel: Seeschlacht
Salamis
In der Schlacht von Salamis (23. September 480 v. Chr.) besiegten die Griechen, insbesondere die Athener, unter der Führung des Themistokles die Perser unter Großkönig Xerxes. Das bedeutete das Ende der persischen Expansion nach Westen und die Rettung der griechischen Kultur als Basis der westlichen Zivilisation. Hätten die Perser gesiegt, hätte ihr orientalischer Einfluss die griechische Kultur verdrängt, was die kulturelle Entwicklung Europas bis heute beeinflusst haben dürfte.
Die wichtigste militärische Neuerung war die Technik des Rammens. Durch kluge Taktik lockte Themistokles die Perser so in eine Enge, dass sich ihre Riemen (die Ruder) verkeilten und die Schiffe nicht mehr manövrierfähig waren. Dann stießen die griechischen Trieren in die Seiten der persischen Schiffe und versenkten sie durch einen Rammstoß.
Mylae
In der Schlacht von Mylae 260 v. Chr. besiegten die Römer unter Konsul Gaius Duilius die Karthager unter Hannibal Gisko. Mit diesem Sieg wurde das Ende der karthagischen Seeherrschaft im Mittelmeer eingeleitet, Roms Weg zur Weltmacht war frei.
Vor der Schlacht galten die Karthager als die bei weitem überlegenen Seeleute, während Rom eine reine Landmacht war. Die entscheidende Taktik der Römer bestand darin, ihre gut ausgebildeten Soldaten über eine besondere Vorrichtung, den Corvus, die karthagischen Schiffe entern zu lassen und als überlegene Kämpfer deren Seeleute zu bezwingen. Der Corvus war eine Fallbrücke, die man auf das gegnerische Schiff herabstürzen ließ. Mit einem Dorn bohrte sie sich in dessen Deck, und dann konnten die Soldaten über die Brücke stürmen. Bezeichnenderweise gaben die Römer diese Taktik sehr bald auf, nachdem sie ihre Seemacht gefestigt hatten und ihre Flotte die Seetaktik beherrschte.
Lepanto
Die Schlacht von Lepanto war die letzte große Seeschlacht mit geruderten Galeeren. Am 7. Oktober 1571 besiegte die Flotte der Heiligen Liga unter Don Juan de Austria die Flotte des Osmanischen Reichs unter Kilic Ali Pascha. Die Flotte der Heiligen Liga, eines vom Papst initiierten Bündnisses gegen die "Ungläubigen", bestand zum größeren Teil aus spanischen, zum kleineren Teil aus venezianischen Schiffen. Mit dieser Schlacht wurde die seit dem Fall Konstantinopels 1453 als Bedrohung des Abendlandes empfundene türkische Expansion eingedämmt. Die europäischen Staaten konnten im Mittelmeer wieder Fuß fassen. Die Macht Spaniens, des Reiches, in dem die Sonne nie untergeht, erreichte ihren Zenit.
Galeerenstrafe
Im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit gab es im Mittelmeerraum die Galeerenstrafe. Die Verurteilten mussten unter zumeist unmenschlichen Umständen als Ruderer dienen. Entgegen populären Vorstellungen, wie sie sich etwa in einer bekannten Sequenz in Ben Hur widerspiegeln, gab es in der Antike keine Galeerensklaven. Damals ruderten ausgebildete, gut genährte und medizinisch wohlversorgte Seesoldaten die Schiffe in Schlacht.
Siehe auch:
- Argo
- Liste von Schiffstypen
- Römische Marine
- Seekriegstaktik im Altertum
- Schiffsmuseum Trokadero Marina
Literatur
- H. D. L. Viereck: Die römische Flotte. Koehler, Herford 1975, ISBN 3-7822-0106-X.
- John Warry: Warfare in the Classical World. University of Oklahoma Press, Norman 1995, ISBN 0-8061-2794-5.
- J. S. Morrison, J. F. Coates: Greek and Roman oared warships. Oxford, Oxbow Books 1996. ISBN 0-900188-07-4
- Marcus Junkelmann: Hollywoods Traum von Rom: „Gladiator“ und die Tradition des Monumentalfilms. Zabern, Mainz 2004. ISBN 3-8053-2905-9
Weblinks
- Galeere (Detaillierter Artikel mit vielen instruktiven Bildern)
- Colleccions (Webseite des Museu Maritim von Barcelona zum Nachbau der Galeere Real, in Katalanisch)