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Siebzehn und Vier

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Georges de la Tour: Der Falschspieler mit dem Karo-As

Siebzehn und vier, Einundzwanzig, fr. Vingt (et) un, engl. Pontoon oder Twenty one ist ein ursprünglich französisches Karten-Glücksspiel aus dem 18. Jahrhundert, wo es am Hof von Ludwig XV. sehr beliebt war. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich in den USA daraus das bekannte Casino-Spiel Black Jack.

Das französische Vingt un ist seinerseits ein Abkömmling des älteren Trente un, bei dem es galt, 31 Punkte zu erreichen; die Zahl 31 wurde durch die Zahl 21 ersetzt, und es entstand das Vingt un.

Der englische Name Pontoon leitet sich vermutlich vom fr. Namen Vingt un ab.

Das Spiel

Allgemeines

Siebzehn und vier wird entweder mit einem Paket zu 52 Blatt französischer Karten oder bei kleinerer Teilnehmerzahl mit einem Paket zu 32 Blatt doppeldeutscher oder französischer Karten gespielt.

Jeder Spieler spielt für sich gegen den Bankhalter. Ziel des Spiels ist es, mit zwei oder mehr Karten näher an 21 Punkte heranzukommen als der Bankier, ohne dabei den Wert von 21 Punkten zu überschreiten.

Die Zählwerte der Karten

Bei Verwendung von 52 Blatt zählen

  • Ass elf Augen (niemals eins),
  • König, Dame und Bube jeweils zehn Augen

und die Zahlenkarten gemäß ihrem aufgedruckten Wert.

Das beste Ergebnis ist 21 Punkte mit zwei Karten, also Ass und Bild, bzw. Ass und Zehn, und gewinnt vielfach im Verhältnis 2:1.

Bei Verwendung von 32 Blatt zählen

  • Daus oder Ass elf Augen (niemals eins),
  • König vier Augen,
  • Ober oder Dame drei Augen,
  • Unter oder Bube zwei Augen

und die Zahlenkarten (10, 9, 8, 7) gemäß ihrem aufgedruckten Wert.

  • Ein Spieler mit einer Hand bestehend aus zwei Assen (Feuer) verliert nicht, sondern gewinnt doppelt.

Beim Spiel mit 32 Karten gilt als bestes Ergebnis vielfach eine Hand bestehend aus zwei Assen (Feuer), diese zählen dann nicht als 22 Punkte, sondern gewinnen doppelt.

Die Farben haben keinerlei Bedeutung.

Spielablauf

Vor Beginn einer Partie legt der Bankhalter seinen Einsatz, das Banco, vor sich auf den Tisch, sodann setzen die Pointeure. Die Summe der Einsätze der Gegenspieler darf die Banksumme nicht überschreiten. Möchte ein Spieler einen Einsatz in der Höhe des z.Z. in der Bank befindlichen Betrages riskieren, so sagt er Va banque oder Banco, dann darf kein anderer Spieler mehr setzen.

Haben alle Spieler gesetzt, so erhält jeder Spieler zwei Karten verdeckt, der Bankhalter jedoch nur eine, ebenfalls verdeckt.

Der Spieler links vom Bankhalter erklärt nun als erster, ob er weitere Karten ziehen möchte oder nicht. Glaubt er nahe genug an 21 Punkte herangekommen zu sein, so lehnt er weitere Karten ab. Wer durch einen Kauf 22 oder mehr Punkte erreicht (sich verkauft, tot ist), muss sein Blatt aufdecken und verliert sofort.

In derselben Art werden nun nacheinander alle Spieler bedient, als letzer deckt der Bankhalter seine Karte auf, zieht seine zweite und nach Belieben eventuell weitere Karten.

Überschreitet der Bankhalter den Wert von 21 Punkten, so gewinnen alle noch im Spiel verbleibenden Teilnehmer im Verhältnis 1:1, bleibt der Bankhalter jedoch bei weniger als 22 Punkten stehen, so gewinnen nur diejenigen Spieler, die zumindest einen Punkt mehr auf der Hand haben, als der Bankhalter.

Der Bankhalter darf keine Gewinne aus der Bank entnehmen, es sei denn, er gibt die Bank ab - in diesem Fall gehört ihm natürlich der gesamte in der Bank befindliche Betrag.

Regelvarianten

In dieser Grundregel ist unschwer das spätere Black Jack zu erkennen - wobei die Regeln des Black Jack viele für den Spieler vorteilhafte Unterschiede aufweisen.

Siebzehn und vier wird abweichend von der oben angeführten Regel in unzähligen in Details verschiedenen Variationen gespielt. Die hier wiedergegebene Regel ist keinesfalls in dem Sinne verbindlich wie etwa die Regeln des Schachspiels, geläufige Variationen sind etwa

  • Die Spieler tätigen ihren Einsatz erst nach Erhalt ihrer ersten Karte.
  • Vor dem Kauf weiterer Karten können die Spieler ihre Einsätze erhöhen: Ein Spieler muss mindestens um den Betrag erhöhen, den er als erstes gesetzt hat, und darf höchstens den aktuellen Einsatz verdoppeln. Beispiel: Ein Spieler setzt € 1, und erhält die ersten beiden Karten. Er entschließt sich zu kaufen und erhöht seinen Einsatz um € 1, nun möchte er noch eine weitere Karte verlangen und den Einsatz nochmals erhöhen. Tut er dies, so muss er den Einsatz auf mindestens € 3 steigern und darf nur um höchstens € 2 auf € 4 erhöhen.
  • Ist die Bank gesprengt, d.h. haben die Spieler den gesamten in der Bank befindlichen Betrag gewonnen, so muss die Bank abgegeben werden. Man kann auch vereinbaren, dass der Bankhalter nach einer bestimmten Anzahl von Spielen die Bank abgeben muss.
  • Gelegentlich wird auch so gespielt, dass in einem Spiel immer nur ein Spieler Karten erhält, und die anderen Pointeure auf das Blatt dieses Spielers mitsetzen. Ein Spieler erhält solange die Karten, bis er ein Spiel verliert, dann erhält sein linker Nachbar die Karten (vgl. Baccara banque). Selbstverständlich kann man aber auch vereinbaren, dass nach jedem einzelnen Spiel die Hand wechselt.

Verwandte Spiele

Abgesehen von Black Jack findet sich die Spielidee des Siebzehn und vier in

Onze et demi

Das französische Onze et demi (fr. elfeinhalb) wird mit einem Paket französischer Karten zu 52 Blatt gespielt. Das Ass zählt elf Punkte, Zwei bis Zehn zählen zwei bis zehn Punkte, die Figuren jeweils einen halben Punkt. Jeder Spieler erhält zu Beginn eine Karte. Bestes Ergebnis ist Onze et demi mit zwei Karten, d.h. ein Ass und eine Figur, ansonsten gelten sinngemäß die Regeln des Siebzehn und vier.

Hat ein Spieler als erste Karte ein Ass, so kann er „nach Luft schnappen“ (prendre l'air) und hat nun drei Versuche ein Bild zu erhalten und elfeinhalb Punkte zu erreichen.

Sette e mezzo

Das italienische Sette e mezzo (it. siebeneinhalb) wird original mit 40 Blatt italienischen Spielkarten oder mit einem Paket französischer Karten ohne 8, 9 und 10 gespielt. Asso zählt einen Punkt, Zwei bis Sieben zählen zwei bis sieben Punkte, die Figuren (Fante, Cavall und Re) je einen halben Punkt. Jeder Spieler erhält zu Beginn eine Karte. Bestes Ergebnis ist Sette e mezzo reale, d.h. siebeneinhalb Punkte mit zwei Karten, d.h. eine Sieben und eine Figur, in diesem Fall gewinnt der Spieler doppelt.

Weitere verwandte Spiele sind

Literatur

  • Claus GRUPP: Glücksspiele mit Kugel, Würfel und Karten, Falken Verlag, Wiesbaden, 1976
  • Albert H. MOREHEAD, Richard L. FREY, Geoffrey MOTT-SMITH: The New Complete Hoyle Revised, New York 1991
  • Albert H. MOREHEAD, Geoffrey MOTT-SMITH: Hoyle’s Rules of Games 2nd revised edition. A Signet Book, 1983
  • David PARLETT: The Oxford Dictionary of Card Games, Oxford 1992
  • David PARLETT: The Oxford Guide to Card Games, Oxford 1990