Olympische Geschichte Deutschlands
Die Olympische Geschichte Deutschlands umfasst das Deutsche Kaiserreich, die Weimarer Republik, das Dritte Reich, das Saargebiet, die Deutsche Demokratische Republik und die Bundesrepublik Deutschland. Dabei nahm Deutschland bisher an 21 Olympischen Sommerspielen und 18 Olympischen Winterspielen teil. 1920, 1924 und 1948 war Deutschland als Verlierer des Ersten Weltkrieges bzw. Zweiten Weltkrieges nicht eingeladen worden. 1980 beteiligte sich die Bundesrepublik am Olympiaboykott, wohingegen die Deutsche Demokratische Republik an den Spielen in Moskau teilnahm.
Berlin war unter den Nationalsozialisten Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 1936, in Garmisch-Patenkirchen fanden die Winterspiele 1936 statt. Die zweiten Sommerspiele in Deutschland wurden 1972 in München ausgetragen.
Gründung des IOC
Zur Gründung des Internationalen Olympischen Komitees 1894 in der Pariser Sorbonne waren die deutschen Turner nicht eingeladen worden. Vor allem führte zu Misstrauen, dass Pierre de Coubertin Sportverbände aus der ganzen Welt eingeladen hatte, jedoch nicht die Adresse des aus der deutschen Selbstsicht damals weltweit größten Turnverbandes herausfinden konnte. Das führte zur Ablehnung der Olympischen Idee in weiten Kreisen des deutschen Sportes dieser Zeit.
Pierre de Coubertin sollte laut der deutschen Presse die Aussage getätigt haben, Deutschland "vielleicht mit Absicht" ferngehalten zu haben, da man somit einen potentiellen Störfaktor direkt heraushalten würde. Er war zwar auch von der deutsch-französischen Erbfeindschaft geprägt, hegte jedoch keine Verlangen nach Revanchismus. Um das Ziel "All Games - All Nations" zu erreichen, konnte man der bedeutenden Sportnation Deutschland zudem auf lange Sicht nicht den Weg in die Olympische Bewegung versperren.
Der bedeutendste Fürsprecher der Olympischen Idee in Deutschland war Willibald Gebhardt, der sich jedoch einer großen Opposition gegenüber sah. Er wurde aber nur wiederwillig ins IOC aufgenommen.
Deutsche Kritik an der Olympischen Bewegung
Die Mehrheit der deutschen Sportfunktionäre lehnte die internationale Einigung ab. So sagte zum Beispiel F. A. Schmidt, der Vorsitzende des Zentralausschusses für Volks- und Jugendspiele: "Mögen sich die internationalen Einigungsversuche entwickeln, wie sie wollen: was uns vor allem not tut, ist das Darstellen und Kämpfen nebeneinander und untereinander auf unserem deutschen Boden, keine internationalen, sondern wahrhaft nationale Wettspiele". Die Aussage zeigt, dass man sich von anderen Nationen auf der sportlichen Ebene abgrenzen wollte. Dazu kam die Aussage "Bahn frei für das deutsche Olympia", die auf die geplante Begründung einer nationalen Parallelbewegung hindeutet.
Gründung des Nationalen Olympischen Komitees
Am 13. Dezember 1895 wurde im Hotel "Zu den vier Jahreszeiten" in Berlin auf Betreiben Gebhardts hin ein nationales Olympisches Komitee gegründet. Die Leitung des Komitees übernahmen Prinz Philipp Ernst zu Hohenlohe-Schillingsfürst und Albert zu Schleswig-Holstein. Die Organisation hatte jedoch finanzielle Schwierigkeiten, so dass erst kurz vor der Teilnahme an den ersten Olympischen Sommerspielen eine Werbeveranstaltung in den Kroll-Sälen die Finanzierung der Teilnahme absicherte.
Die Olympischen Spiele bis zum Ersten Weltkrieg (1896-1912)
In der Anfangsepoche der Olympischen Spiele wurden diese Spiele ausgetragen:
- Olympische Sommerspiele 1896 in Athen
- Olympische Sommerspiele 1900 in Paris
- Olympische Sommerspiele 1904 in St. Louis
- Olympische Zwischenspiele 1906 in Athen
- Olympische Sommerspiele 1908 in London
- Olympische Sommerspiele 1912 in Stockholm
An den ersten Olympischen Sommerspielen in Athen nahm Deutschland mit der zweitgrößten Mannschaft, die nur aus 21 Athlethen bestand, teil. Die deutsche Olympiamannschaft stellte 1896 mit Carl Schuhmann den erfolgreichsten Athleten der Spiele. Er gewann zwei Einzelgoldmedaillen im Ringen und im Pferdsprung und war Mitglied der Barren- unn der Reckmannschaft, die beide ebenfalls Gold gewannen. Den beiden erfolgreichen Mannschaften gehörten auch die Berliner Alfred Flatow und Gustav Felix Flatow an. Die beiden jüdischen Cousins wurden nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verfolgt und starben 1942 und 1945 im Ghetto Theresienstadt. Bis auf den zweiten Platz von August Edler im Marathon und von Friedrich Traun im Tennis-Doppel wurden alle deutschen Medaillen in Athen von den Turner gewonnen.
Die Olympischen Spiele 1900 in Paris wurden als Heimspiel von Pierre de Coubertin erneut von der Deutschen Turnerschaft bykottiert. Daneben wollte man nicht in die Hauptstadt des Erzfeindes reisen. Auf diese Feindschaft sind auch chauvinistische Schmierereien an der Unterkunft der deutschen Mannschaft und Provokationen in ihre Richtung zurückzuführen. Trotz der Boykotterklärung fanden sich aber wieder Turner bereit, den Streik zu brechen. Sie konnten aber im einzigen ausgetragenen Turnwettbewerb, dem Einzel-Mehrkampf, keine Medaille erringen. Dagegen errangen dieses Mal die deutschen Schwimmer eine Goldmedaillen. Weitere Goldmedaillen steuerten Martin Wiesner, der mit seiner Yacht Aschenbrödel die Regatta in der Klasse ein bis zwei Tonnen gewann und bei der Ehrenfahrt den Silberrang erreichte, und die Ruderer im Vierer ohne Steuermann zur Medaillenbilanz bei. Eine Besonderheit stellte die Silbermedaille des Frankfurter Fußball-Clubs im Olympischen Rugby-Turniers dar, weil sie im einzigen Spiel des Turniers gegen den Gastgeber Frankreich unterlagen.
1904 in St. Louis stellten die Deutschen mit 17 Teilnehmern die größte europäische Mannschaft dar. Da der IOC-Präsident Pierre de Coubertin nicht in die USA reiste, lies er sich von Willibald Gebhardt vertreten, der gleichzeitig „Chef de Mission“ der Deutschen war. Mit vier Gold-, vier Silber- und vier Bronzemedaillen war Deutschland zweiter im Medaillenspiegel hinter dem Gastgeber USA.
In Deutschland wurde 1905 die Teilnahme an Olympischen Spielen neuorganisiert. An Stelle der nur zeitweise tätigen „Komitees zur Beteiligung an den Olympischen Spielen“ trat der neugegründete „Deutsche Reichsausschuss für Olympische Spiele“ (DRAfOS). Sein Leiter, Graf Egbert von der Asseburg, wurde auch ins IOC aufgenommen.
Zu den Zwischenspielen 1906 in Athen, die das zehnjährige Jubiläum der Spiele feiern sollten, entsandte Deutschland 47 Athleten und Olympiasieger von 1896 wie Alfred Flatow und Carl Schuhmann als Ehrengäste. Es wurden 15 Medaillen errungen. Eine Goldmedaille sicherte sich die unschlagbare Tauziehmannschaft. Dagegen enttäuschten erneut die Turner. Dieses blamable Abschneiden veranlasste die Turnfunktionäre ihren Boykott aufzugeben, um ihren Ruf nicht weiter zu schädigen. Sie konnten die Teilnahme einzelner Athleten nicht verhindern, so dass sie von nun an die besten Turner starten lassen wollten. Trotz dieser Annäherung an die Olympische Bewegung, sollte die letztendliche Aussöhnung von der „Gleichschaltung“ der Nationalsozialisten erzwungen werden.
An den vierten offiziellen Olympischen Sommerspielen 1908 in London nahmen erstmals die besten deutschen Turner teil, jedoch nur zu Demonstrationszwecken.
Im Ersten Weltkrieg (1916)
Während des Ersten Weltkrieges waren diese Spiele geplant:
Schon Anfang des Jahrhunderts gab es Bestrebungen Olympische Spiele nach Deutschland zu holen. Dem stand jedoch das Fehlen eines richtigen Stadions entgegen. So musste man die Bewerbung immer wieder verschieben. 1913 wurde das Deutsche Stadion im Berliner Grunewald durch Kaiser Wilhelm II. eröffnet.
Mit der Errichtung des Stadions wurde der Grundstein zur Bewerbung gelegt. Berlin setzte sich 1912 bei der Vergabe der Spiele gegen Alexandria, Amsterdam, Brüssel, Budapest und Cleveland durch. Die Organisation wurde von dem Husarengeneral und früheren preußischen Minister Victor von Podbielski, der seit 1909 Vorsitzender des Deutschen Reichsausschusses für Olympische Spiele war, und seinem Generalsekretär Carl Diem geleitet. Es hatten sich über 400 Sponsoren für die Olympischen Spiele 1916 gefunden, die dann jedoch aufgrund der Ereignisse in Folge des Attentats von Sarajevo ausfielen. Sie wurden jedoch nicht offiziell abgesagt.
Die Olympischen Spiele während der Weimarer Republik (1920-1932)
in dieser Epoche wurden folgende Olympische Spiele ausgetragen:
- Olympische Sommerspiele 1920 in Antwerpen
- Olympische Sommerspiele 1924 in Paris
- Olympische Winterspiele 1924 in Chamonix
- Olympische Sommerspiele 1928 in Amsterdam
- Olympische Winterspiele 1928 in St. Moritz
- Olympische Sommerspiele 1932 in Los Angeles
- olympische Winterspiele 1932 in Lake Placid
Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg durfte Deutschland an den Olympischen Sommerspielen 1920 und 1924 und an den ersten Olympischen Winterspielen 1924 nicht teilnehmen. Erst bei den Olympischen Winterspielen in St. Moritz 1928 kehrte Deutschland in das olympische Geschehen zurück. Das war gleichzeitig die erste deutsche Telnahme an Winterspielen. Die Rückkehr Deutschlands zu Olympischen Sommerspielen in Amsterdam verlief mit elf Gold-, neun Silber- und 19 Bronzemedaillen sehr erfolgreich.
In Berlin fand in Mai 1930 die neunte Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees statt, bevor dann 1931 die Olympischen Spiele 1936 nach Deutschland vergeben wurden.
1932 erhielten Franz und Toni Schmidt vom IOC die Goldmedaille für die Besteigung der Matterhorn Nordwand.
Die Olympischen Spiele während des Nationalsozialismus (1936-1940)
In dieser Epoche wurden folgende Olympische Spiele ausgetragen bzw. sollten auagetragen werden:
- Olympische Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen
- Olympische Sommerspiele 1936 in Berlin
- Olympische Winterspiele 1940 in Sapporo, St. Moritz, Garmisch-Partenkirchen
- Olympische Sommerspiele 1940 in Tokio, Helsinki
1936 fanden die Olympischen Sommerspiele in Berlin, die Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen statt. Sie wurden am 13. Mai 1931 vergeben, also noch zur Zeit der Weimarer Republik. Adolf Hitler hatte ursprünglich kein Interesse an den Spielen, wurde jedoch von Joseph Goebbels von deren Propagandawirkung überzeugt. Um diese Wirkung nicht zu gefährden, wurden Repressionen gegen Juden eingeschränkt und Weltoffenheit vorgetäuscht. Austragungsort war vor allem das Reichssportfeld mit dem Olympiastadion, das 100.000 Zuschauern Platz bot, dem Schwimmstadion und der Dietrich-Eckart-Freilichtbühne. Die deutschen Organisatoren führten außerdem den ersten Fackellauf der olympischen Geschichte durch. Der letzte Läufer, der das Olympische Feuer entzündete, war Fritz Schilgen.
Sportlich gesehen brachten die Olympischen Sommerspiele 1936 große Erfolge mit sich. Es wurde von Hans Woellke mit dem Sieg im Kugelstoßen die erste Goldmedaille in der Leichtathletik errungen. In der Folge gewannen Karl Hein das Hammerwerfen und Gerhard Stöck das Speerwerfen. Die deutschen Turner zählten zu den erfolgreichsten Athleten der Spiele. Konrad Frey war der erfolgreichste Medaillensammler. Er gewann im Mehrkampf mit der Mannschaft, am Seitpferd und am Barren Gold, am Reck Silber und am Boden, sowie im Mehrkampf Einzel Bronze. Daneben gewann Alfred Schwarzmann fünf Medaillen, davon zwei goldene im Zwölfkampf und im Pferdsprung. Der favorisierte Ringer Werner Seelenbinder erreichte im Halbschwergewicht griechisch-römisch nur den vierten Rang. Er war 1928 in die KPD eingetreten und wurde 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, weil er einen KPD-Kurier unterstützt haben sollte.
Im Speerwerfen der Frauen errangen die Deutschen mit Tilly Fleischer und Luise Krüger einen Doppelsieg. Insgesamt sind die Frauen erfolgreich und erringen in jedem Wettkampf bis auf die 4 x 100-Meter-Staffel eine Medaille. Die Staffel lag bis zum letzten Wechsel in Führung, als Marie Dollinger den Staffelstab fallen ließ.
Während das Dritte Reich schon die Kriegsvorbereitungen traf, wurden die Olympischen Winterspiele des Jahres 1940 am 9. Juni 1939 nach Streit mit den Organisatoren in St. Moritz erneut nach Garmisch-Patenkirchen vergeben.
Die Olympischen Spiele während des Ost-West-Konfliktes (1948-1988)
In Dieser Epoche fanden diese Olympischen Spiele statt:
- Olympische Winterspiele 1948 in St. Moritz
- Olympische Sommerspiele 1948 in London
- Olympische Winterspiele 1952 in Oslo
- Olympische Sommerspiele 1952 in Helsinki
- Olympische Winterspiele 1956 in Cortina d'Ampezzo
- Olympische Sommerspiele 1956 in Melbourne
- Olympische Winterspiele 1960 in Squaw Valley
- Olympische Sommerspiele 1960 in Rom
- Olympische Winterspiele 1964 in Innsbruck
- Olympische Sommerspiele 1964 in Tokio
- Olympische Winterspiele 1968 in Grenoble
- Olympische Sommerspiele 1968 in Mexiko-City
- Olympische Winterspiele 1972 in Sapporo
- Olympische Sommerspiele 1972 in München
- Olympische Winterspiele 1976 in Innsbruck
- Olympische Sommerspiele 1976 in Montreal
- Olympische Winterspiele 1980 in Lake Placid
- Olympische Sommerspiele 1980 in Moskau
- Olympische Winterspiele 1984 in Sarajevo
- Olympische Sommerspiele 1984 in Los Angeles
- Olympische Winterspiele 1988 in Calgary
- Olympische Sommerspiele 1988 in Seoul
Die Neuorganisation der Olympischen Bewegung in Deutschland
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vom Alliierten Kontrollrat am 17. Dezember 1945 die Direktive Nr. 23 erlassen, welche alle Sportorganisationen auflöste. Carl Diem beantragte im November 1946 in Frankfurt am Main bei der amerikanischen Militärregierung die Erlaubnis, ein Nationales Olympisches Komitee zu gründen, was jedoch abgelehnt wurde. Da ein Nationales Olympisches Komitee als Voraussetzung für die Olympischen Spiele des Jahres 1948 galt, wurde am 7. Juni 1947 ein provisorischer Olympischer Ausschuss gegründet. Dieser wurde jedoch nicht vom IOC anerkannt, so dass Deutschland nicht zu den Spielen 1948 eingeladen wurde, da es kein offiziell anerkannes Olympisches Komitee gab. Eine Rolle für die Nichtberücksichtigung Deutschlands spielte aber auch seine Verursacher des Zweiten Weltkrieges. Gerade die ehemaligen Kriegsgegner Großbritannien, USA und Frankreich hatten kein großes Interesse an einer Teilnahme Deutschlands.. Trotzdem wurden Carl Diem, der mit dem IOC-Präsidenten Sigfrid Edström befreundet war, und Helmut Bantz an den Spielen teil. Der Turner Bantz betreute als Kriegsgefangener die britischen Turner.
Am 24. September 1949 wurde das Nationale Olympische Komitte Deutschlands offiziell gegründet, einen Tag nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Der erste Vorsitzende wurde das IOC-Mitglied Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg. Das NOK der Bundesrepublik Deutschland betrachtete sich als die olympische Vertretung Gesamtdeutschlands, obwohl sich die Teilung zu manifestieren begann. Diese zeigte sich auch in der Gründung des Nationalen Olympischen Komitees der DDR am 22. April 1951.
Das Internationale Olympische Komitee empfahl 1950 die Aufnahme Deutschlands und seine Teilnahme an den Olympischen Spielen im Jahr 1952. In Wien wurde in der IOC-Session zwischen dem 7. und 9. Mai das Olympische Komitee der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen, weil es sich früher beworben hatte, als das Komitee der DDR, dessen Beitrittsantrag mit der Begründung, dass ein Land nicht durch zwei nationale Olympische Verbände vertreten werden kann, abgelehnt wurde. Das deutsche IOC-Mitglied Karl Ritter, der seit 1951 auch NOK-Präsident war, warf dem DDR-NOK in seiner Rede vor dem IOC politische Abhängigkeit von der kommunistischen Diktatur vor. In der Gegenrede wurde dann auf den engen Kontakt Ritters zu den Nationalsozialisten verwiesen. Erst in der Lausanner Vereinbarung vom 22. Mai 1951 konnte dieser Streit beigelegt werden. Das Ergebnis war eine gesamtdeutsche Mannschaft, wobei DDR und BRD als ein Staat betrachtet wurden. Am 6. September 1951 kündigte das NOK der DDR die Vereinbarung, und in den folgenden Verhandlung kam es zu keiner Einigung. Am 8. Februar 1952, als eine Konferenz zwischen DDR-NOK und IOC in Kopenhagen geplant war, ließen die DDR-Funktionäre die IOC-Mitglieder warten, was zur Nichtaufnahme der Gespräche führte. In Folge dessen konnten keine Athleten derr DRR an den Olympischen Winterspielen in Oslo teilnehmen.
Die erste Teilnahme Deutschlands nach dem Krieg verlief erfolgreich. Die Bundesrepublik belegte bei den Winterspielen in Oslo den vierten Rang der Mannschaftswertung. Der Zweier- und der Viererbob gewannen Gold, wie auch Ria Baran und Paul Falk, die im Eiskunstlaufen der Paare den ersten Platz belegten. Nicht das Deutschlandlied, sondern Beethovens Ode an die Freude wurde bei den Siegerehrungen als Hymne gespielt. Bei den Sommerspielen in Helsinki 1952 begann der Reiter Fritz Thiedemann mit zwei Bronzemedaillen seine Karriere. Daneben gewann der schon 1936 erfolgreiche Turner Alfred Schwarzmann Silber am Reck. Neben der Bundesrepublik Deutschland nahm auch das Saarland mit der Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in Helsinki das erste und letzte Mal als eigenständiges NOK an Olympischen Spielen teil. Die 36 entsandten Athleten konnten jedoch keine Medaille erringen.
Vereingte Mannschaft BRD - DDR
Nach dem Aufstand vom 17. Juni 1953 beharrte die DDR noch stärker auf ein eigenständiges NOK und lehnte eine gemeinsame Olympiamannschaft ab. Die UdSSR versuchte mehrmals das NOK der DDR ins IOC aufnehmen zu lassen, doch diese Initiativen scheiterten am IOC-Präsidenten Avery Brundage. Dem entgegen beharrte das bundesdeutsche NOK für Deutschland auf seinen Alleinvertretungsanspruch auch für die DDR. Die sportpolitische Situation verkomplizierte sich jedoch durch die Aufnahme der DDR in verschiedene internationale Fachverbände. Brundage empfand das NOK der DDR jedoch als politisch vereinnahmt und setzte wieder das Modell einer vereinigten deutschen Mannschaft durch. 1955 erfolgte dann die vorläufige Aufnahme der DDR ins IOC mit 27 zu sieben Stimmen mit der Bedingung, dass sie 1956 in einer gemeinsamen Mannschaft mit der Bundesrepublik Deutschland bilden sollte. Der Präsident des NOK der DDR Heinz Schöbel stimmte diesem Kompromiss zu, weil die DDR nicht mehr länger von Olympischen Spielen ausgeschlossen sein wollte, um mit sportlichen Erfolgen auf sich aufmerksam machen zu können.
Die gesamtdeutsche Mannschaft für die Olympischen Sommerspiele 1956 wurde ohne Ausscheidungswettkämpfe zusammengestellt. Mit sechs Goldmedaillen wurde der sechste Platz im inoffiziellen Medaillenspiegel erreicht. Bei den Reitwettbewerben, die in Stockholm ausgetragen wurden, gewann der deutsche Springreiter Hans-Günther Winkler trotz einer schweren Verletzung auf der Stute Halla zwei Goldmedaillen im Springreiten im Einzel und mit der Mannschaft. Die erste Goldmedaille für die DDR errang der Amateurboxer Wolfgang Behrendt. Der besonderen politischen Lage war es zuzuschreiben, dass er gleich zwei Glückwunschtelegramme erhielt. Eins von Bundespräsident Theodor Heuss und eins vom DDR-Staatsoberhaupt Wilhelm Pieck.
Nachdem 1959 die DDR ihre Staatsflagge geändert hatte, kam es zum Streit darüber, hinter welcher Fahne die Athleten bei den Olympischen Spielen von 1960 einmarschieren sollten. Nach langem Ringen einigte man sich auf die Schwarz-Rot-Goldene-Fahne mit den Olympischen Ringen. Bei den Sommerspielen in Rom gewann mit Armin Hary der erste deutsche Sprinter mit 10,2 Sekunden auf 100 Metern Gold. Weil die US-amerikanische Staffel wegen zwei Läufern, welche die Wechselmarke überlaufen hatten, disqualifiziert wurde, gewann auch die deutsche 4 x 100-Meter-Staffel mit Armin Hary, Bernd Cullmann, Walter Mahlendorf und Martin Lauer. Die deutschen Ruderer gewannen drei Goldmedaillen, auch mit dem prestigeträchtigen Achter. Die gemischte Einer-Kajak-Staffel aus Paul Lange, Friedhelm Wentzke (beide BRD), Günther Perleberg und Dieter Krause (beide BRD) konnte ebenfalls Gold erringen.
Die Funktionäre beider Seiten bemühten sich zwar um Kompromisse, aber bei strittigen Fragen musste oft das IOC entscheiden. Aufgrund des einflussreichen IOC-Mitgliedes Ritter von Halt, der mit dem IOC-Präsidenten Brundage befreundet war, hatte die bundesdeutsche Position meist mehr Gewicht. 1961 übernahm Willi Daume die Leitung des Nationalen Olympischen Kommitees der Bundesrepublik Deutschland von Ritter von Halt, womit der enge Kontakt zur IOC-Führung verloren ging. Damit rückte die Aufnahme der DDR als volles IOC-Mitglied näher. Mit dem Bau der Berliner Mauer kam es zu einer weiteren Verschärfung der Gegensätze zwischen Ost und West. Den Mitgliedern des Deutschen Sportbundes wurde es verboten, in die DDR zu reisen und dort Sportler einzuladen. So wurde die Teilnahme eines gesamtdeutschen Teams an den Olympischen Spielen im Jahr 1964 fraglich, so dass sich das Schweizer IOC-Mitglied Albert Mayer als Vermittler einschaltete. Im Dezember 1962 kam es zu Verhandlungen der beiden deutschen NOKs über den Vorschlag Mayers, keine Ausscheidungskämpfe auszutragen und als zwei getrennte Mannschaften mit selber Flagge und Hymne anzutreten. Mit dieser Lösung wurde die geesamtdeutsche Mannschaft ein letztes Mal gerettet.
Bei den Winterspielen 1964 in Innsbruck befanden sich die Eiskunstläufer Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler im Mittelpunkt des deutschen Interesses. Sie hatten im Vorfeld der Olympischen Spiele das sowjetische Paar Ljudmila Beloussowa/Oleg Protopopow elf Mal bezwungen, wurden bei Olympia aber nur Zweite hinter ihnen. Im Eiskunstlauf der Herren gewann Manfred Schnelldorfer Gold. Die begonnene Sportförderung der DDR erlaubte mehr Startplätze, so dass die DDR-Athleten die Mehrheit in der gesamtdeutschen Mannschaft stellten. Deshalb durfte der Chef de Mission von der NOK der DDR gestellt werden. Es wurde sein Präsident Manfred Ewald. Die erste deutsche Goldmedaille im Zehnkampf errang Willi Holdorf. In Tokio gewann außerdem die Ost-Berlinerin Karin Balzer über 80 Meter Hürden Gold. Sie holte damit die erste Leichathletik-Goldmedaille für die DDR. Daneben siegte der Segler Willi Kuhweide im Finn-Dinghi.
Als Ritter von Halt gestorben war, wurde der Weg für die Aufnahme des NOK der DDR als gleichberechtigtes Mitglied des IOC frei. Auf der 63. IOC-Session in Madrid wurde eine unabhängige DDR-Mannschaft zugelassen. Konfliktpotential bot jedoch die Tatsache, dass West-Berliner Sportler dem NOK der BRD angehören sollten. In der Folge traten bei den Olympischen Spielen im Jahr 1968 zwei getrennte deutsche Mannschaften an, die jedoch beide noch die Flagge mit den Olympischen Ringen und die Ode an die Freude als Hymne hatten. Die DDR präsentierte sich erst ab 1972 vollkommen selbstständig.
In Mexico-City gewann der Rückenschwimmer Roland Matthes zwei Goldmedaillen. Daneben siegten unter anderem Margitta Gummel im Kugelstoßen und der Boxer Manfred Wolke für die DDR, die mit insgesamt neun Goldmedaillen und Rang fünf im Medaillenspiegel den deutsch-deutschen Olympiavergleich klar dominierte. Die Bundesrepublik belegte mit fünf Goldmedaillen den neunten Rang. Das Team des bundesdeutschen NOKs stellte mit dem Olympiasieger Josef Neckermann im Dressurteam dem mit 56 Jahren ältesten Sieger dieser Olympischen Spiele. Daneben gewannen der Runder-Achter und Ingrid Becker im Fünfkampf ebenfalls Gold.
Olympische Sommerspiele in München
Während der IOC-Session 1965 in Madrid, auf der das DDR-NOK als vollständiges Mitglied aufgenommen wurde, kam dem Präsidenten des bundesdeutschen NOK für Deutschland, Willi Daume, die Idee, die Olympischen Sommerspiele 1972 nach Deutschland zu holen. Daume sprach mit dem damaligen Berliner Bürgermeister Willy Brandt und bat ihn um einen Verzicht Berlins, da das IOC die Spiele nicht in die geteilte Stadt vergeben hätte. Brandt unterstützte dem Vorschlag Daumes, München ins Rennen zu schicken, und auch der Münchner Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel war einverstanden. Im April 1966 wurden die Olympischen Sommerspiele des Jahres 1972 in die bayrische Landeshauptstadt vergeben.
Deutschland wollte sich als Gestgeber von den Olympischen Spielen unter den Nationalsozialisten abgrenzen. Deshalb lautete die Arbeitsformel 36 + 36 ungleich 72. Der Olympiapark und weitere Sportstätten werden für die Sommerspiele 1972 neu errichtet und behielten auch nach ihnen ihr Weltklasseniveau wie der Augsburger Eiskanal.
Es sind die ersten Olympischen Sommerspiele an denen die Mannschaften der DDR und der BRD vollkommen unabhängig voneinander teilnehmen. Die DDR erreicht mit 20 Goldmedaillen die dritte Position im Medaillen spiegel vor der BRD mit 13. Die Leichtathletik wurde von deutschen Frauen dominiert. Die erst 16 Jahre alte Ulrike Meyfarth gewann mit der Weltrekordhöhe von 1,96 Metern Gold im Hochsprung. Heide Rosendahl gewann mit 6,78 Metern den Weitsprung und zusammen mit Annegret Richter, Ingrid Mickler und Christiane Krause auch die 4 x 100-Meter-Staffel. Dabei gewann die Staffel das Prestigeduell gegen die Damen der DDR. Renate Stecher aus Jena gewinnt die 100 und 200 Meter mit Weltrekord. Bis auf die 1500 Meter gewinnen deutsche Frauen alle Laufwettbewerbe. Auch im Speerwerfen holt mit Ruth Fuchs eine Deutsche die Goldmedaille. Die Männer waren dagegen nicht so erfolgreich. Im 50 Kilometer Gehen gewann der Oberfeldwebel der Bundeswehr Bernd Kannenberg, über 20 Kilometer siegte der Thüringer Peter Frenkel. Klaus Wolfermann gewann das Speerwerfen mit einem nur zwei Zentimeter längeren Wurf als der sowjetische Favorit Janis Lusis. Im Stabhochsprung holte der Jenaer Wolfgang Nordwig Gold.
Die Hockeyherren der BRD gewinnen Gold im Endspiel gegen Pakistan. Im Turner, das von Olga Korbut dominiert wurde, konnte Karin Janz am Pferdsprung und am Stufenbarren Goldmedaillen gewinnen. Daneben gewannen der Vierer im Rudern und der Bahnvierer, der sich im Finale gegen das DDR-Team durchsetzte. Erst im Stechen gewann Konrad Wirnhier das Skeetschießen. Im Mittelgewicht der Boxer gewann Dieter Kottysch. Auch die deutschen Reiter waren erfolgreich: Liselott Linsenhoff siegte mit ihrem Pferd Piaff in der Dressur-Einzelwertung und Fritz Ligges, Gerd Wiltfang, Hartwig Steenken und Hans-Günter Winkler gewinnen das Mannschaftsspringen um den Preis der Nationen, den letzten Wettbewerb der Spiele.
Koexistenz der BRD und DDR bei Olympischen Spielen
Bei den Olympischen Sommerspielen 1976 in Montreal belegte die DDR mit 40 Gold-, 25 Silber- und 25 Bronzemedaillen den zweiten Rang im Medaillenspiegel hinter der Sowjetunion und noch vor den USA. Der Bundesrepublik blieb mit 10 Gold-, 12 Silber- und 17 Bronzemedaillen Platz vier. Athletinnen der BRD und DDR machten die Sprintwettbewerbe über 100 und 200 Meter unter sich aus. Die 100 gewann Annegret Richter (BRD) vor Renate Stecher (DDR) und Inge Helten (BRD). Über 200 Meter gewann Bärbel Eckert (DDR) vor Richter und Stecher. Der DDR-Hochspringerin Rosemarie Ackermann übersprang als erste Frau der Welt die zwei Meter und holte damit Gold. Die Schwimmwettbewerbe der Frauen werden von debn Sportlerinnen der Deutschen Demokratischen Republik dominiert: Sie siegten in elf von 13 Wettbewerben. Dabei sticht besonders die 17 Jahre alte Kornelia Ender hervor, die vier Gold und eine Silbermedaille mit nach Hause nahm.
In Folge der sowjetischen Invasion in Afghanistan im Dezember 1979 forderte der US-Außenminister Cyrus Vance während der IOC-Session vor den Olympischen Winterspielen 1980, die Sommerspiele Moskau zu entziehen. Der Präsident des Deutschen Sportbundes Willi Weyer lehnte die Funktion des Sports als "Knüppel der Politik" ab. Der US-Präsident Jimmy Carter verannlasste aber das NOK der USA am 31. März 1980 zum Boykott der Sommerspiele von Moskau. Am 24. April folgte die Bundesregierung diesem Beispiel, erinnerte an die Verantwortung der Sportler und Sportorganisationen gegenüber dem Staat und sie aus Rücksicht auf die nicht teilnehmenden Sportler, sich ebenfalls dem Boykott anzuschließen. Am 15. Mai kam es in Düsseldorf zu einer nicht planmäßigen Sitzung des NOK für Deutschland, in der in einer geheimen Abstimmung mit 59 zu 40 Stimmen der Boykott beschlossen wurde.
Die DDR dominierte mit 47 Gold-, 37 Silber- und 42 Bronzemedaillen zusammen mit der Sowjetunion (80, 69, 46) die Olympischen Sommerspiele 1980 in Moskau. Der Hochspringer Gerd Wessig gewann Gold und steigerte den Weltrekord auf 2,36 Meter. Waldemar Cierpinski gewann nach 1976 zum zweiten Mal dem olympischen Marathon. Die DDR-Schwimmerinnen gewinnen von 35 möglichen Medaillen 26 und stellen mit Caren Metschuk (3 Gold, 1 Silber) die erfolgreichste Athletin der Spiele. Auch Rica Reinisch gewinnt drei Goldmedaillen.
Am 8. Mai 1984 beschloss das NOK der UdSSR einen Boykott der Olympischen Sommerspiele 1984 als Revanche. Dass von der Sowjetunion die Unterstützung durch den Ostblock erwartet wurde, traf besonders die DDR, die im Land des Klassenfeindes über die USA triumphieren wollte. Bei einer Tagung sozialistischer Sportorganisationen kam es sogar zu Handgreiflichkeiten zwischen dem DDR-Sportchef Manfred Ewald und dem Sportminister der Sowjetunion Sergej Pawlow. In der Folge setzt die DDR-Führung aber den Boykott um.
In Los Angeles gewinnt Ulrike Meyfarth nach 1972 ihre zweite Olympische Goldmedaille im Hochsprung, Dietmar Mögenburg siegt im Hochsprung der Männer. Der Schwimmer Michael Groß gewinnt jeweils zwei Gold- und Silbermedaillen.
An den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul nahmen das letzte Mal zwei deutsche Mannschaften teil. Die deutschen Reiter sicherten sich Mannschaftsgold im Military, Springen und der Dressur. Daneben gewinnt Nicole Uphoff auch die Einzel-Dressur. Michael Groß gewinnt nach 1984 erneut Gold. Nach dem Gewinn der Vier Grand-Slam-Titel sichert sich Steffi Graf mit dem Sieg im olympischen Tennis-Turnier den Golden Slam. Für die DDR holten unter anderem Henry Maske, Jochen Schümann und Birgit Fischer Goldmedaillen. Am erfolgreichsten war jedoch Kristin Otto, die bei sechs Starts sechs Mal gewann.
Die Olympischen Spiele nach der Wiedervereinigung (1992-heute)
- Olympische Winterspiele 1992 in Albertville
- Olympische Sommerspiele 1992 in Barcelona
- Olympische Winterspiele 1994 in Lillehammer
- Olympische Sommerspiele 1996 in Atlanta
- Olympische Winterspiele 1998 in Nagano
- Olympische Sommerspiele 2000 in Sydney
- Olympische Winterspiele 2002 in Salt Lake City
- Olympische Sommerspiele 2004 in Athen
- Olympische Winterspiele 2006 in Turin
Nach der Deutschen Wiedervereinigung gab es Probleme beim zusammenführen der beiden sportpolitischen Systeme. Das Sportsystem der DDR war nicht mehr finanzierbar und zehntausende Mitarbeiter von Sportorganisationen und Laboren befürchteten die Entlassung. Die Funktionäre der ehemaligen DDR und die der Bundesrepublik Deutschland standen sich skeptisch gegenüber.
Deutsche Sporthilfe
Deutsche Teilnehmer bei Olympischen Spielen
Hier sind alle deutschen Teilnehmer an Olympischen Spielen aufgelistet.
Siehe auch
- Liste der olympischen Medaillengewinner aus Deutschland
- Deutscher Olympischer Sportbund
- Nationales Olympisches Komitee für Deutschland
Literatur
- Delius Klasing Verlag, Das Olympia-Buch: Athen 1896 - 2004 Athen, 2003, Bielefeld, ISBN 3-7688-1545-5
Weblinks
- http://www.nok.de/index.php - Seite des Nationalen Olympischen Komitees