Anna Maria Schulte
Anna Maria Schulte, geb. Mergi, (* 23. Juli 1886 in Innsbruck; † 5. Oktober 1973 in Köln) war eine frühe Sozialdemokratin und Sozialaktivistin.

- Seit 1908 Mitglied der SPD
- Vertreterin der freien Gewerkschaften in der Heimarbeitszentrale (1914-1918)
- Einziges weibliches Mitglied im Kölner Arbeiter- und Soldatenrat (1919)
- Seit 1919 sozialdemokratische Stadtverordnete des Rates der Stadt Köln
- Trägerin des Verdienstkreuzes für Kriegshilfe der Preußischen Staatsregierung (verliehen 1920 durch Konrad Adenauer)
- Trägerin des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse (verliehen 1965 durch Theo Burauen, OB Köln)
- Trägerin des "Goldenen Herzens" der Arbeiterwohlfahrt (verliehen 1967)
Leben und Wirken
Anna Maria Mergi, genannt Änne, kam zweijährig mit ihren Eltern 1888 aus Innsbruck nach Köln. Ihr Vater, der Schneider Franz Mergi, war gewerkschaftlich engagiert. Ihre Mutter Josepha Mergi, war zweite Vorsitzende des "Frauen- und Mädchen-Bildungsvereins in Köln", einer verbotenen (Untergrund-)Organisation. Vierzehnjährig wurde Anna Maria Mergi Mitglied des Arbeiter-Radlerbundes "Solidarität", der Wahlkampfmaterial auf dem Lande verteilte. Bald darauf wurde sie aktiv im Kampf ihrer Gewerkschaft, dem "Centralverband der kaufmännischen Angestellten", um den arbeitsfreien Sonntag. Dabei lernte sie den Sozialdemokraten Georg August Schulte kennen, den sie 1906 heiratete.
Seit 1908 gehört Anna Maria Schulte der SPD an. Während des 1. Weltkrieges (1914-1918) hat Anna Maria Schulte zusammen mit Marie Juchacz, Elisabeth Roehl und Else Meerfeld als Vertreterin der freien Gewerkschaften in der Heimarbeitszentrale gearbeitet und war Mitglied der sog. Lebensmittelkommission. Diese Kommission wurde 1919 zusammen mit dem Arbeiter- und Soldatenrat in Köln, dessen einziges weibliches Mitglied Anna Maria Schulte war, von der englischen Besatzungsmacht aufgelöst. 1919 wurde Anna Maria Schulte sozialdemokratische Stadtverordnete der Stadt Köln. Am 7. Juni 1920 überreichte ihr Konrad Adenauer das Verdienstkreuz für Kriegshilfe der Preußischen Staatsregierung.
Nach dem ersten Weltkrieg gründete Marie Juchacz in Berlin die Arbeiterwohlfahrt. Anna Maria Schulte organisierte den Bezirk Oberrhein dieser großen Hilfsorganisation.
Innerhalb der SPD erhoben Anna Maria und Georg August Schulte lange vor 1933 die Forderung, aus den italienischen Erfahrungen Lehren zu ziehen und eine antifaschistische Organisation in Deutschland zu gründen. Doch deutsche Politiker hatten zu jener Zeit für die drohende Gefahr des Faschismus kein Verständnis. Die Jahre 1933 bis 1945 haben der Familie von Georg August und Anna Maria Schulte schwere Schäden gebracht, u.a. Hausdurchsuchungen, Beschlagnahme der in Jahrzehnten zusammengetragenen Bibliothek, öffentliche Bücherverbrennung, willkürliche Verhaftungen. Georg August Schulte wurde mehrmals verhaftet, verhört und von der Gestapo ständig observiert. Am 16. September 1940 wurde Georg August Schulte tot in der Kölner Innenstadt aufgefunden. Die Täter und ihr Motiv wurden von offizieller Seite als unbekannt hingestellt.
Nach dem Zusammenbruch 1945 hat sich Anna Maria Schulte sofort wieder dem Dienst am Nächsten und dem Wiederaufbau verschrieben. Von den 250.000 Wohnungen in Köln waren ca. 200.000 Wohnungen zerstört oder teilzerstört. Der Rückstrom der Evakuierten und von Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten brachte die Bevölkerungszahl Ende 1946 in Köln auf ca. 500.000. Anna Maria Schulte nutzte all´ ihre Möglichkeiten, die vom Kriege traumatisierten Menschen zur Mitarbeit bei der Gestaltung des öffentlichen Lebens wachzurütteln. Hierzu diente ihre Mitgliedschaft in Verbänden und Vereinen, z.B. in der Deutschen Friedensgesellschaft, dem Freidenkerverband, der Arbeiterwohlfahrt, der von ihr mitgegründeten Kölner Gruppe des Deutschen Frauenrings u.a.m. Am 17. Oktober 1948 wurde Anna Maria Schulte wieder in den Kölner Stadtrat gewählt. Sie arbeitete in den Ausschüssen: Jugendausschuß, Wohnungsausschuß, Ausschuß für Gesundheitswesen, Wohlfahrt, Sport, Schulen und Polizei. Anläßlich der Landtagswahlen 1947 setzte sie sich für die Abschaffung der Prügel in den Schulen und gegen den Untertanengeist ein, der damit gezüchtet wird. Oberbürgermeister Theo Burauen überreichte ihr 1965 das Bundesverdienstkreuz I. Klasse. Die Kölner Arbeiterwohlfahrt ehrte Anna Maria Schulte 1967 mit dem "Goldenen Herzen" der Arbeiterwohlfahrt.
Quelle
Elli Jüschke: Sozialdemokratie in Köln, S. xxx, Anna Maria Schulte.