Geschichte Albaniens

Antike
In der Antike war der westliche Balkan und damit auch das Territorium des heutigen Albanien von illyrischen Stämmen besiedelt, auf die die Albaner ihre Abstammung zurückführen. Seit dem 6. Jahrhundert vor Christus entstanden an der albanischen Küste griechische Kolonien. So sind zum Beispiel die Städte Lezha (griech. Lissos), Durrës (griech. zuerst Epidamnos, später Dyrrachion), Apollonia und Butrint (griech. Buthroton) Gründungen griechischer Siedler gewesen. Seit dem 5. Jahrhundert gelang es einigen illyrischen Stammesfürsten, kurzlebige Reiche zu gründen, die nach dem Tod des jeweiligen Potentaten zumeist schnell wieder zerfielen. 231 - 229 herrschte Teuta als Königin der Illyrer. Sie stützte sich auf eine eigene Flotte, deren Raubzüge auch den Handel der römischen Republik gefährdeten. Die Römer wollten diese Gefahr ausschalten und begannen deshalb mit der Expansion nach Illyrien.
229 - 228 kam es zum ersten von zwei Römisch-Illyrischen Kriegen, in dessen Ergebnis die Griechenstädte Apollonia und Dyrrachium in Mittelalbanien römisches Protektorat wurden. Die vollständige Integration Illyriens in das Römische Reich war erst unter Kaiser Augustus abgeschlossen. 27 v. Chr. wird unter Einbeziehung Dalmatiens und Pannoniens die Provinz Illyrien eingerichtet. Die Romanisierung der schwer zugänglichen Gebirge im Inneren Illyriens ist nicht so durchgreifend wie in anderen römischen Provinzen. Deshalb blieben illyrische Dialekte bei der Landbevölkerung erhalten. Diese bildeten die Basis für die im Mittelalter entstehende albanische Sprache.
Das Christentum hat sich in Albanien früh ausgebreitet. Der Apostel Paulus hat nach eigener Aussage das Evangelium bis nach Illyrien gebracht (Röm 15,19) und Apollos soll nach altkirchlicher Tradition Bischof in Durrës gewesen sein. Christliche Sakralbauten gab es, wie archäologisch nachgewiesen wurde, seit dem 4. Jahrhundert. Als 395 das Römische Reich in eine westliche (lateinische) und eine östliche (griechische) Hälfte geteilt wird, fällt der nördliche Teil Albaniens an das Westreich, der Süden an das Oströmische bzw. Byzantinische Reich. Deshalb ist unter den christlichen Konfessionen bis heute die katholische in Nordalbanien die dominierende, im Süden dagegen gibt es vor allem orthodoxe Christen.
Mittelalter
Chronologie Mittelalter | |
---|---|
nach 600 |
Vordringen und Ansiedlung der Slawen in Albanien |
ca. 880 - 1014 |
Mittel- und Südalbanien Teil d. Bulgarischen Reiches |
1081 | Einfall der Normannen in das unter byzantinischer Herrschaft stehende Albanien |
1204 | Vierter Kreuzzug, Zerfall des byzantinischen Reiches, das Despotat Epirus tritt in Albanien an seine Stelle |
1267- 1271 |
Karl von Anjou, König von Neapel, erobert Teile von Epirus sowie Durrës. Er nennt sich Rex Albaniae. |
ca. 1345 -1355 |
Albanien ist Teil des serbischen Reiches unter dem Zaren Stefan Dušan |
1359- 1388 |
Fürstentum Karl Thopias (princeps Albaniae) in Mittelalbanien |
1360- 1421 |
Fürstentum der Ballsha in Nordalbanien u. Montenegro |
1385 | Schlacht v. Savra: Karl Thopia besiegt m. türkischer Hilfe Ballsha II., erstmals osmanische Truppen in Albanien |
1417 | Berat erstmals unter osmanischer Herrschaft (dauerhaft ab 1450) |
1443- 1468 |
Skanderbeg, Fürst von Kruja u. Führer d. Liga von Lezha leistet den Osmanen 25 Jahre erfolgreich Widerstand |
1479 | Die Venezianer geben Lezha und Shkodra auf, ganz Albanien unter osmanischer Herrschaft |
Zunächst gehörte das Gebiet des heutigen Albaniens zum Byzantinischen Reich. Am Ende der Völkerwanderung siedelten sich auch in weiten Teilen Albaniens Slawen an. Zahlreiche slawische Ortsnamen erinnern bis heute daran. Seit Ende des 11. Jahrhunderts führten mehrere Kriegszüge süditalienischer Normannenheere in Richtung Thessaloniki durch Albanien. Am 18. Oktober 1081 schlägt Robert Guiskard den griechischen Kaiser Alexios Komnenos in einer großen Schlacht bei Durazzo. Die Normannen können sich aber nicht auf Dauer an der albanischen Küste behaupten.
Als Folge des 4. Kreuzzugs (1204) brach die byzantinische Herrschaft auch in Albanien zusammen. Die albanischen Gebiete zerfielen in zahlreiche kleine Fürstentümer oder wurden zeitweise von auswärtigen Mächten (Serbien, Königreich Neapel, das griechische Despotat Epiros, Republik Venedig) beherrscht. 1272 gelang es Karl von Anjou, König von Neapel, die Küstengebiete von Durrës bis Vlora zu unterwerfen. Er begründete ein kurzlebiges Regnum Albaniae. Er konnte eine Reihe lokaler Dynasten zur Anerkennung seine Oberherrschaft zwingen.
1343-1347 konnte Zar Stefan Dusan das Gebiet des heutigen Albanien seinem Reich angliedern, doch schon bei seinem Tod 1355 gewinnen die lokalen Fürsten ihre Unabhängigkeit zurück.
Im 14. Jahrhundert konnte sich der einheimische Fürst Karl Thopia ein größerers Herrschaftsgebiet schaffen. Anfang des 15. Jahrhunderts war die Familie Ballsha (serb. Balšici) bedeutend. Während der unübersichtlichen Machtverhältnisse im Hoch- und Spätmittelalter vollzog sich die Ethnogenese des albanischen Volkes. Dieser Vorgang ist wenig erforscht und sein tatsächlicher Verlauf unter den Historikern sehr umstritten. Die albanische Ethnie scheint in den mittel- und nordalbanischen Gebirgslandschaften entstanden zu sein. Es handelte sich um eine Wanderhirtenkultur (im Sommer in den Bergen, im Winter in den Küstenebenen), diese Mobilität scheint die Ausbreitung der Albaner und ihrer Sprache im Mittelalter sehr begünstigt zu haben. Jedenfalls sind sie bereits im 14. Jahrhundert in größerer Zahl in Thessalien bezeugt. Zur selben Zeit sind sie in weiten Teilen des heutigen Albanien sowie in Teilen von Kosovo und Epiros die größte ethnische Gruppe.
In der Mitte des 15. Jahrhunderts gelingt es dem Fürsten Skanderbeg aus Kruja, die Albaner zum erfolgreichen Abwehrkampf gegen die Osmanen zu einen. Der Papst bezeichnete ihn deshalb als Athleta Christi. Noch heute ist Skanderbeg der albanische Nationalheld.
Herrschaft der Osmanen
Erst nach dem Tod Skanderbegs konnten die Türken 1478 Albanien vollständig besetzen und sie beherrschten das Land mehr als 400 Jahre. Den Christen wurde zwar der geschützte Status der Dhimmas gemäß dem traditionellen Islamischen Recht gewährt, der Druck und die Anreize zur Konversion waren jedoch groß. Im 16. Jahrhundert und auch später noch gab es Militäraktionen gegen aufständische christliche Stämme. Große Teile der Bevölkerung traten zum Islam über und spätestens im 17. Jahrhundert waren die Muslime in der Mehrheit. Die Albaner waren das einzige Balkanvolk, das mehrheitlich den Glauben der osmanischen Eroberer angenommen hat. Das führte dazu, dass nicht wenige Albaner Karriere in der osmanischen Verwaltung und im Heer machten und Stellungen erlangten, die den christlichen Untertanen des Sultans verschlossen blieben. Albanien war in mehrere Vilayets gegliedert, die alle auch Gebiete außerhalb des heutigen Staatsgebietes umfassten.
Das Land gehörte, wie auch schon zu byzantinischer Zeit zu den Randgebieten des Reiches. Nicht zuletzt die Unterbrechung der Handelsbeziehungen nach Italien und dem übrigen Europa schadeten der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung. Während der Süden Anteil an der orientalischen Stadtkultur hatte, verblieben die nördlichen Gebirgsregionen in archaischen Stammestraditionen. Im Norden hatte die türkische Herrschaft nie richtig Fuß gefasst, der Katholizismus blieb hier erhalten. Der kulturelle und wirtschaftliche Verfall des Osmanischen Reiches wirkte sich im 18. Jahrhundert auch stark auf die albanischen Gebiete aus. An der Wende zum 19. Jahrhundert versuchte der albanische Pascha Ali von Tepelena eine vom Sultan unabhängige Herrschaft zu begründen. Auch die Familie Bushati schuf sich in der Region um Shkodra Anfang des 19. Jahrhunderts ein halbautonomes Gebiet, das die Hohe Pforte erst im Zuge der Tanzimat-Reformen wieder unter ihre Kontrolle brachte
1865 teilte die osmanische Regierung das albanische Siedlungsgebiet auf vier Vilayets auf: Shkodra, Ioannina, Monastir und Kosova. Diese administrative Neuordnung verärgerte die nordalbanischen Stämme, die befürchteten ihre Selbstverwaltung und Steuerfreiheit zu verlieren. Osmanische Truppen konnten zwar lokale Aufstände in den zugänglichen Küstenebenen niederschlagen, sich in den Bergen aber nicht durchsetzen. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen haben die ohnehin schwache Wirtschaft in den albanischen Vilayets schwer getroffen. Die schlechte Wirtschafts- und Sicherheitslage trieb vor allem viele Tosken aus dem Süden Albaniens in die Emigration. Zielländer waren Rumänien, Ägypten, Bulgarien, Italien und später die USA. Auch die osmanische Hauptstadt Istanbul hatte im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts einen verstärkten Zuzug von Albanern zu verzeichnen.
Nationalbewegung

Erst in dieser Zeit entwickelte sich als Reaktion auf die anderen südosteuropäischen Nationalismen langsam ein albanisches Nationalbewusstsein. Die sozialen Voraussetzungen dafür waren denkbar ungünstig, denn es gab praktisch keine albanische Gesellschaft und Öffentlichkeit. Vor allem im Norden spielte sich das soziale Leben ausschließlich innerhalb patriarchalisch strukturierter Familienverbände (alb. fis) und Stämme ab. Mittel- und Südalbanien dagegen wurde von konservativen Großgrundbesitzern beherrscht, die die Masse der Bevölkerung in quasi-feudaler Abhängigkeit hielten und sich selbst zur osmanischen Oberschicht zählten. Zudem waren die Albaner religiös in Sunniten, Bektaschi, Katholiken und Orthodoxe gespalten, so dass anders als etwa bei den Serben und Griechen auch die Religion nicht identitätsstiftend für die albanische Nation sein konnte. Gleichwohl spielten Geistliche der unterschiedlichen Bekenntnisse eine wichtige Rolle bei der albanischen Nationsbildung (alb. Rilindja = Wiedergeburt), denn sie waren fast die einzigen Angehörigen ihres Volkes mit einer höheren Schulbildung. Um 1900 konnten über 90 Prozent der Albaner weder lesen noch schreiben. Nur in den Städten Shkodra, Prizren und Korca gab es eine schmale bürgerliche Schicht - vornehmlich Kaufmannsfamilien, die mit westlicher Bildung in Berührung gekommen war. Diese kleine Gruppe stellte neben den Geistlichen die meisten Träger der albanischen Nationalbewegung.
Für weitere Kreise der albanischen Elite wurde die nationale Frage zum ersten Mal im Zusammenhang mit dem Vertrag von San Stefano von 1878 evident. Das russische Friedensdiktat hätte Teile des albanischen Siedlungsgebietes unter die Herrschaft der christlichen Staaten Bulgarien und Montenegro gestellt. Dagegen formierte sich albanischer Widerstand erstmals auf nationaler Basis, denn er wurde nicht nur von den Sunniten und Bektashi, sondern auch von den katholischen Gegen getragen. Im Frühjahr 1878 bildeten einflussreiche Albanier in Konstantinopel ein geheimes Komitee um den Widerstand ihrer Landsleute zu organisieren. Beteiligt war unter anderem Abdyl Frashëri, die wichtigste Führungspersönlichkeit der frühen albanischen Nationalbewegung. Auf Initiative dieses Komitees kamen am 10. Juni 1878 über 80 Delegierte (zumeist islamische Geistliche, muslimische Großgrundbesitzer und diverse Stammesführer) aus den vier Vilayets mit albanischer Bevölkerung in Prizren zusammen. Sie bildeten als ständige Organisation die von einem Zentralkomitee geleitete Liga von Prizren, deren Ziel es war, Truppenverbände zu bilden, die das albanische Siedlungsgebiet gegen die Ansprüche fremder Mächte verteidigen sollten. Dafür zog sie auch die Steuererhebung an sich. Des weiteren erstrebte die Liga, die Bildung eines autonomen albanischen Verwaltungsbezirks innerhalb des Osmanischen Reiches.
Nolens volens unterstützte die geschwächte osmanische Regierung zunächst das Wirken der Liga, nur verlangte sie, dass sich die Albaner in erster Linie als Osmanen erklären und als solche im Interesse des Gesamtstaats handeln sollten. Dies war unter den Albanern umstritten. Ein Teil der Delegierten setzte auf die gemeinsame osmanisch-muslimische Identifikation, andere um Abdyl Frashëri stellten das Wirken für die albanischen Interessen in den Mittelpunkt, nicht zuletzt auch, um die christlichen Albaner für das Programm der Liga zu gewinnen.
Im Juli 1878, sandte die Liga ein Memorandum an die Vertreter der Großmächte beim Berliner Kongress, in dem gefordert wurde, dass das gesamte albanische Siedlungsgebiet als autonome Provinz unter türkischer Herrschaft bleiben sollte. Der Kongress ignorierte diese Forderung und der Verhandlungsführer in Berlin, Reichskanzler Otto von Bismarck, stellte apodiktisch fest, dass eine albanische Nation gar nicht existiert, weshalb eine derartige Forderung irrelevant sei. Die vom Berliner Kongress vorgeschlagenen Grenzen zu Montenegro und die Angst, dass Epirus an Griechenland fallen könnte, löste unter den Albanern blutige Aufstände aus, die mehr oder weniger von der Liga gesteuert und von ihren Truppen getragen wurden. Zum Teil wurden die Albaner von der Hohen Pforte mit Waffen ausgerüstet. Zeitweise kontrollierten die Verbände der Liga das umstrittene Gebiet zwischen Ulcinj, Shkodra, Plav und Prizren. Hier und dort wurden die Grenzen denn auch aufgrund des Widerstands zu Gunsten des Osmanischen Reiches und damit der Albaner verändert.
Nachdem die Grenzfrage erst einmal geklärt war, wandte sich die Liga von Prizren verstärkt ihrer innenpolitischen Forderung nach Autonomie zu. Das wieder halbwegs stabilisierte osmanische Regime auf dem Balkan war aber nicht zu Zugeständnissen bereit. Die Regierung entsandte eine Armee unter dem Kommando von Dervish Turgut Pasha nach Albanien, die im April 1881 Prizren einnahm und die Truppen der Liga zerstreute. Von Bedeutung war dabei, dass viele muslimische Albaner nicht gegen die Soldaten des Sultans kämpfen wollten. Die Führer der Liga wurden verhaftet und deportiert, Abdyl Frashëri sogar zum Tod verurteilt. Er wurde jedoch nur eingekerkert und nach seiner Entlassung 1885 des Landes verwiesen.
Nach der Zerschlagung der Liga von Prizren gab es für zwei Jahrzehnte keine politische Bewegung der Albaner mehr. Die nationalen Aktivisten im Lande selbst, vor allem aber in der Emigration engagierten sich in der folgenden Zeit vor allem auf kulturellem Gebiet, während die muslimischen Großgrundbesitzer und die islamische Geistlichkeit, soweit sie überhaupt an der albanischen Bewegung der Jahre 1878-1881 beteiligt gewesen waren, sich wieder in die osmanische Gesellschaft integrierten.
Die kulturelle Bewegung der Albaner war Ende des 19. Jahrhunderts auf einige wenige Orte im In- und Ausland konzentriert. Die einzelnen Gruppen nationaler Aktivisten agierten dabei realtiv isoliert voneinander, was nicht zuletzt den ungünstigen Verkehrs- und Kommunikationsbedingungen auf dem Balkan geschuldet war. Dies war aber bei weitem nicht das einzige Hemmnis zur Etablierung eines albanischen Kulturlebens. So dominierten in den meisten Zentren der albanisch besiedelten Vilayets bei den städischen Oberschichten andere Sprachen und Kulturen: in Skopje und Monastir Türkisch und Bulgarisch, in Ioannina Griechisch und Türkisch, in Prizren Türkisch und Serbisch. Nur in Shkodra war Albanisch die wichtigste Sprache des städtischen Bürgertums. In Korca dagegen war das Griechische ebenso stark vertreten wie das Albanische. Die im 20. Jahrhundert bedeutenden Küstenstädte Durres und Vlora waren Ende des 19. Jahrhunderts keine kulturellen Zentren der Albaner. Ihre Bedeutung lag in der guten Anbindung an das westliche Europa. Hier wie auch in Shkodra war das Italienische wichtige Verkehrs- und Kultursprache.
1880 gab es keine Schule mit albanischer Unterrichtssprache. Der Druck albanischer Bücher war im Osmanischen Reich zeitweise verboten. Und so verwundert es auch nicht, dass eine normierte albanische Schriftsprache noch nicht einmal in Ansätzen existierte. Wenn überhaupt Albanisch geschrieben wurde, dann im gegischen oder toskischen Dialekt. Auch die Arberesh in Italien hatten ihre eigene Schreibweise. Hinzu kam, dass je nach Konfessionszugehörigkeit entweder das lateinische oder das griechische Alphabet, seltener auch die arabische Schrift verwendet wurde.
Um 1870 setzten die Bemühungen albanischer Patrioten ein, die Schriftsprache zu vereinheitlichen. In Elbasan schuf man ein eignenes albanisches Alphabet, dass aber nur dort verwendet wurde und sich nicht durchsetzen konnte. Erfolgreicher waren die Albaner in Konstantinopel mit ihren Bestrebungen. Eine Gruppe, der unter anderen Pashko Vasa, Hasan Tahsini, Jani Vreto und Sami Frashëri angehörten gab 1878 eine Schrift mit dem Titel Das lateinische Alphabet angepasst für die Albanische Sprache heraus. Darin wurden wichtige Grundlagen für die albanische Schreibweise festgelegt, die teilweise bis heute gültig sind. In Konstantinopel wurde 1879 auch die Gesellschaft zum Drucken albanischer Schriften (alb. Shoqëri e të shtypuri shkronja shqip) gegründet. Im Umfeld dieses Vereins erschienen seit 1884 die ersten albanischsprachigen Zeitungen. Weitere Druckorte albanischer Bücher waren in jener Zeit Bukarest, wo eine große Emigrantengemeinde existierte, und verschiedene italienische Städte. Naim Frashëri verfasste in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts die ersten albanischsprachigen Schulbücher.
Obwohl die griechisch-orthodoxe Kirche dem Albanischen als Schul- Verwaltungs- und Kirchensprache ablehnend gegenüber stand, wurde die erste albanischsprachige Schule 1887 in Korça in unmittelbarer Nähe der orthodoxen Kathedrale gegründet. Diese private Schule war auch die erste säkulare Bildungsstätte des Landes, die Schülern aller Konfessionen offenstand. Bis zur Ausrufung der Unabhängigkeit wurden landesweit kaum drei Dutzend derartiger Schulen gegründet. Albanisch wurde aber auch an den katholischen Schulen im Norden und an vielen Tekken der Bektashi unterrichtet. Die Schulen der katholischen Orden leisteten viel für die Weiterentwicklung und Verbreitung der albanischen Sprache. 1902 übernahm der Franziskanerpater und Dichter Gjergj Fishta die Leitung des Gymnasiums seines Ordens in Shkodra. Nebenbei wirkte er als Herausgeber verschiedener Zeitschriften.

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert verschärfte sich die innere Krise des Osmanischen Reiches erneut. In den Balkanprovinzen herrschte praktisch Anarchie. In Albanien, im Kosovo und in Mazedonien operierten Terrorbanden verschiedener Nationalitäten, deren nationale Ziele oft nur als Vorwand für Raub und Mord dienten. Die Regierung versuchte der Lage Herr zu werden, indem sie gewaltsam gegen die Nationalismen der Balkanvölker vorging. 1897 wurden die Führer der wieder aufgelebten Liga von Prizren (erneut forderte sie eine autonome albanische Provinz) verhaftet. Die Benutzung der albanischen Sprache und die Verbreitung albanischer Bücher wurde verboten. Von größter Bedeutung für die albanische Nationalbewegung war das 1899 anonym in Bukarest erschienenes politisches Manifest Shqiperia - ç’ka qëne, ç’eshte e çdo te bëhetë (dt. Albanien - was es war, was es ist, und was wird es werden) von Sami Frashëri. In dieser vielgelesenen Schrift wurde erstmals die Forderung erhoben, einen albanischen Nationalstaat zu errichten.
Die letzten Jahre der osmanischen Herrschaft über Albanien verliefen im Chaos und waren von Gewaltakten der Regierungstruppen und verschiedener Gruppen von Aufständischen sowie Räuberbanden überschattet. 1906 bildete sich in Monastir ein Geheimes Komitee zur Befreiung Albaniens. Ein Jahr später ermordeten albanische Terroristen den griechischen Bischof von Korça.
In diese Zeit der Wirren fiel auch die jungtürkische Revolution, die ihr Zentrum in den verbliebenen europäischen Provinzen des Osmanischen Reiches (Albanien, Mazedonien und Thrakien) hatte. Zur reformorientierten politischen Bewegung der Jungtürken gehörte auch eine Reihe Albaner. 1907 trafen sich jungtürkische Parlamentsabgeordnete in Thessaloniki und gründeten ein revolutionäres Komitee. Im Juli 1908 begann unter Führung von Enver Pascha und Talaat Pascha eine erfolgreiche Militärrevolte gegen den absolutistisch regierenden Sultan Abdülhamid II., die die Bewegung an die Regierung brachte. Die Jungtürken versuchten zu Beginn ihrer Herrschaft, eine parlamentarisch-konstitutionelle Regierung im Osmanischen Reich einzurichten, die auch die Mitbestimmungs- oder Autonomiebestrebungen christlicher und nichttürkischer islamischer Minderheiten zu berücksichtigen versuchte. Namentlich mit den organisierten Vertretern der Armenier und der Albaner wollte man kooperieren.
Während der liberalen Anfangsphase des jungtürkischen Regimes trafen sich albanische Intellektuelle aus allen Teilen des Landes im November 1908 zum Kongress von Monastir. Auf dieser Versammlung wurde endgültig beschlossen, dass die albanische Sprache fortan ausschließlich in lateinischer Schrift geschrieben werden sollte. Man einigte sich außerdem auf eine streng phonetische Schreibweise mit nur zwei Sonderzeichen. Diese Regelungen sind bis heute gültig, und der Kongress von Monastir wird daher als Geburtsstunde einer modernen einheitlichen albanischen Orthographie angesehen. (Vgl. dazu Albanische Sprache)
Das konstitutionelle Experiment der Jungtürken scheiterte am Widerstand der alten konservativen Eliten und der allgemeinen Krise des Reiches, die auch die neue Regierung nicht in den Griff bekam. In Albanien und Mazedonien herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände. Hier kämpften die Anhänger der jungtürkischen Regierung gegen die alten Eliten und gegen die Anhänger der Nationalbewegungen, die die Unabhängigkeit erreichen wollten, egal ob sich das Reich als reformfähig erweisen sollte oder nicht. Ende 1909 suspendierte die jungtürkische Regierung die Verfassung und das Regime wandelte sich mehr und mehr in eine Militärdiktatur. Diese setzte bald auf einen agressiven türkischen Nationalismus als ideologische Basis für ihre Herrschaft und erneuerte den Druck auf die ethnischen Minderheiten. Damit war die osmanische Herrschaft bei den Albanern endgültig diskreditiert. Noch vor Ausbruch des Ersten Balkankriegs hatte die Regierung in Istanbul auch unter den muslimischen Albanern kaum noch Anhänger.
1910 brach im Kosovo ein bewaffneter Aufstand gegen die osmanische Herrschaft aus, der sich im Laufe des folgenden Jahres auch nach Nordalbanien ausdehnte. Die Aufständischen wollten nun die staatliche Unabhängigkeit mit Waffengewalt durchsetzen. Bald waren nur noch die größeren Städte unter Kontrolle der osmanischen Truppen. Als im Herbst 1912 der Erste Balkan-Krieg ausbrach, gerieten die Aufständischen in eine schwierige Lage. Hatten sie zuvor versucht, die türkischen Garnisionen im Land zu schwächen, so mussten sie nun wie diese gegen den Einfall der Armeen Montenegros und Serbiens in das albanische Siedlungsgebiet kämpfen. Nach kurzer Zeit jedoch hatten die Armeen dieser Staaten die Oberhand gewonnen, während zur gleichen Zeit im Süden griechische Truppen erfolgreich vorrückten. Ende November 1912 waren nur noch Shkodra und Ioannina in türkischer Hand; Kosovo und Teile Nordalbanines waren serbisch bzw. montenegrinisch besetzt, in Epirus standen die Griechen. In Durres trafen serbische Verbände am 29. November 1912 ein. Nur ein relativ kleines Gebiet zwischen Elbasan im Norden und Vlora im Süden wurde von lokalen albanische Gruppierungen kontrolliert. (Für Kosovo seit 1912 siehe Geschichte des Kosovo.)
Unabhängigkeit
gelegt im Dez. 1913 durch das Protokoll von Florenz
In dieser Situation entschloss sich die Führung der albanischen Nationalbewegung, die Erklärung der Unabhängigkeit nicht länger hinauszuzögern und am 28. November 1912 rief Ismail Qemali in Vlora die Gründung des albanischen Staates aus. Nachdem das Osmanische Reich auf alle Ansprüche über Albanien verzichtet hatte, wurde der Staat am 30. Mai 1913 auf der Londoner Botschafterkonferenz von den Großmächten anerkannt. Ebendort wurden auch die ungefähren Grenzen des neuen Staates festgelegt. Dabei hatten Russland und Frankreich als Verbündete von Serbien erreichen können, dass ein großer Teil des albanischen Siedlungsgebiets (Kosovo u. der Nordwesten des heutigen Mazedonien) dem serbischen Staat zugesprochen wurde. Diese Entscheidung legte den Keim für den Kosovo-Konflikt am Ende des 20. Jahrhunderts. Teile des Südens des heutigen Albanien waren unterdessen griechisch besetzt. Eine von den Großmächten ausgesandte Mission versuchte vor Ort die Grenzen des neuen Staates festzulegen. Im Dezember 1913 wurden die Grenzen im Protokoll von Florenz festgelegt. Während ein Machtspruch der Großmächte die Montenegriner zum Auszug aus Shkodra bewegte, blieben die griechischen Truppen im Süden des Landes.
Die Botschafterkonferenz hatte auch beschlossen, dass Albanien ein Fürstentum sein sollte. Zum Fürsten wurde der Deutsche Wilhelm Prinz zu Wied erhoben, der dieses Amt 1914 nur für wenige Monate ausübte. Von den Großmächten im Stich gelassen und abgelehnt von vielen albanischen Stammesführern und Beys konnte er seine Herrschaft selbst in der Umgebung der damaligen Hauptstadt Durrës nicht durchsetzen. Die Schaffung staatlicher Institutionen gelang nicht einmal in Ansätzen. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs verließ Wilhelm das Land und kehrte nie zurück.
Erster Weltkrieg
Während des Krieges verschwand Albanien wieder von der politischen Landkarte. Von 1914 bis in den Herbst 1915 herrschten in weiten Teilen des Landes erneut bürgerkriegsähnliche Zustände. Einen größeren Machtbereich konnte sich Essad Pascha Toptani mit Hilfe einer Privatarmee in Mittelalbanien aufbauen. Er hatte schon gegen Wilhelm von Wied konspiriert, konnte sich aber auch nach dessen Rückzug keine landesweite Anerkennung erwerben. Essad Pascha verbündete sich mit Serbien gegen die Donaumonarchie, was Anfang 1916 zu seiner Vertreibung aus Albanien führte.
Als die Österreicher 1915 Serbien besetzten, flohen die geschlagenen serbischen Truppen durch Albanien nach Griechenland. Der Norden und die Mitte des Landes waren ab 1916 von österreich-ungarischen Truppen besetzt. Weil Albanien formal keine kriegsführende Macht war, setzten die Österreicher einen zivilen Verwaltungsrat unter Vorsitz des Generalkonsuls August von Kral ein. Im Süden standen italienische Truppen und der Südosten um die Stadt Korça herum war von den Franzosen besetzt. Die Österreicher und Franzosen versuchten in ihren Besatzungsgebieten die albanische Bevölkerung für sich einzunehmen. So gründeten sie einige Schulen und organisierten die Zivilverwaltung. Es wurden auch einige Staßen gebaut, die freilich in erster Linie militärischen Zwecken dienten.
Den Franzosen folgten 1918 in Korça die Griechen als Besatzer, in Shkodra und Umgebung rückten die Serben ein (die Stadt selbst wurde wenig später aber an die Franzosen übergeben), während der übrige Norden und die Mitte des Landes nach Auflösung der Donaumonarchie vorerst sich selbst überlassen blieb.
Weil Albanien seit seiner Gründung nicht zu politischer Stabilität gefunden hatte und keine im Land allgemein anerkannte Regierung besaß, stand es in den Expansionsplänen der kriegführenden Mächte von Anfang an zur Disposition. Italien, Serbien und Griechenland beanspruchten Teile des Landes für sich. Sowohl Italien als auch Griechenland wurden 1914/15 von der Entente Versprechungen auf Gebietsgewinne in Albanien gemacht, um sie zum Kriegseintritt gegen die Mittelmächte zu bewegen. Während der Pariser Friedenskonferenz wurde über die Aufteilung des Landes verhandelt. Griechen und Italiener wollten die von ihnen besetzten Gebiete nicht räumen. Vor allem der von Fan Noli beratene US-Präsident Wilson setzte sich in Paris für ein unabhängiges Albanien ein. Im Januar 1920 tagte der Kongress von Lushnja, der eine neue Regierung wählte. Diese erlangte schnell Anerkennung, so dass sich noch im gleichen Jahr die Besatzungsmächte - im Falle von Italien nach militärischen Auseinandersetzungen - zurückzogen. Im Dezember 1920 wurde Albanien in den Völkerbund aufgenommen.
Zwischenkriegszeit
Albanien war ein reines Agrarland fast ohne öffentliche Infrastruktur. In den Ebenen und Tälern dominierte Großgrundbesitz, in den Bergen kleinbäuerliche Subsistenzwirtschaft, die kaum das Lebensnotwendige abwarf. 1921 waren von 534 Schulen in Albanien 472 nur zweiklassig und es gab nur zwei weiterführende Schulen. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es kaum 150 Kilometer befestigte Straßen und keine Eisenbahn. Telegraphenverbindungen existierten nur in den Küstenstädten.
Auch die albanische Nachkriegsgeschichte verlief chaotisch. Beys und Stammesführer stritten um die Macht und keine der schnell wechselnden Regierungen konnte sich durchsetzen. Im April 1921 wurden die ersten Parlamentswahlen abgehalten. Parteien im modernen Sinne gab es nicht, vielmehr miteinander rivalisierende Klientelverbände. Die bürgerlichen Kräfte sammelten sich um Fan Noli, ihre Parlamentsabgeordneten bildeten die so genannte Volkspartei; in der Progressiven Partei schlossen sich die Parlamentarier der Großgrundbesitzer zusammen. Beide Parteien waren aber wenig mehr als fluktuierende Parlamentsklubs ohne Massenbasis. Daneben gab es die starke Gruppe der Kosovaren um Bajram Curri, die mit den Bestrebungen, ihre Heimat aus Jugoslawien herauszulösen, dem jungen Staat große innen- und außenpolitische Probleme bereiteten. Die Dominanz der Großgrundbesitzer im politischen System führte dazu, dass der albanische Staat fast ohne Einkünfte blieb, denn die einzige wirtschaftlich potente Gruppe konnte erreichen, dass sie fast keine Steuern zahlen musste.

Ahmet Zogu, Stammesführer im Mati-Gebiet wurde 1921 zum Innenminister ernannt, er sicherte sich durch Bestechung die Loyalität von Stammesführern und gewann so an Einfluss. 1923 lösten die Morde an zwei amerikanischen Touristen und an dem populären Avni Rustemi, dem Attentäter Essad Pashas, eine innenpolitische Krise aus, in deren Folge die Demokraten um Fan Noli die Macht übernahmen. 1924 unternahm der orthodoxe Bischof Fan Noli den ersten Versuch demokratische Verhältnisse zu schaffen. Eine Verfassung sollte ausgearbeitet eine Landreform durchgeführt und freie Wahlen abgehalten werden. Seine Regierung konnte dieses Programm jedoch nicht gegen den Widerstand der Großgrundbesitzer durchsetzen.
Mit Unterstützung Jugoslawiens gelang es Ahmet Zogu, die Noli-Regierung im Dezember 1924 zu stürzen und eine autoritäre Herrschaft zu errichten. Aber auch Zogu konnte dem Staat keine zuverlässigen Geldquellen erschließen. Auch sein 1930 verabschiedetes Landreformgesetz sollte wirkungslos bleiben. Um Kredite für Investitionen in die Infrastruktur zu bekommen, stimmte er 1925 der Gründung der albanischen Staatsbank mit italienischem Kapital zu und schloss 1926 und 1927 die beiden Tiranapakte ab, die Albanien unter italienischen Einfluss brachten. In der Folgezeit wurden mit italienischen Krediten einige kleine Industriebetriebe aufgebaut; ein Großteil des geliehenen Kapitals wurde aber auch für den Bau des Regierungsviertels in Tirana und die Errichtung anderer Verwaltungs- und Repräsentationsbauten in den Provinzstädten ausgegeben. 1928 ließ sich Zogu zum König ausrufen. Der selbstbewusste Akt konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass seine Abhängigkeit von Mussolini immer drückender wurde. Für den Straßenbau führte Zogu eine Arbeitspflicht ein. Nach faschistischem Vorbild wurde eine Staatsjugend Enti Kombetar gegründet. Die 1934 eingeführte allgemeine Schulpflicht konnte nicht durchgesetzt werden. Es fehlte an Schulgebäuden, Lehrern und Büchern. Nach italienischem Vorbild wurden Zivil- und Strafgesetzbücher eingeführt.
Die Reformmaßnahmen Zogus sind wenigstens zum Teil erfolgreich gewesen. Bei einer fast hoffnungslosen Ausgangslage wurden auf vielen Gebieten Fortschritte erzielt und eine partielle Modernisierung des Landes eingeleitet. Von der heutigen historischen wird das Zogu-Regime deshalb positiver beurteilt, als dies noch vor 20 oder 30 Jahren der Fall war. Allerdings musste für diese Fortschritte ein hoher Preis gezahlt werden. Einerseits geriet Albanien durch die Kredite in eine nicht mehr lösbare Abhängigkeit von Mussolinis Italien. Andererseits hat Zogu das Land in einen Polizeistaat verwandelt, jedenfalls soweit der Arm seiner Sicherheitskräfte reichte. Zogu, der mehrere Verschwörungen und Aufstandsversuche überstand, richtete zur Verfolgung seiner Gegner ein Politisches Gericht ein, das häufig die Todesstrafe verhängte. In den Gefängnissen saßen mehrere hundert politische Häftlinge ein. Die Presse wurde nach 1928 immer stärker zensiert. Im Stil Atatürks verbot der König 1937 den Frauen das Tragen von Schleiern. Zogus Herrschaft wurde am 7. April 1939 durch die italienische Okkupation Albaniens beendet.
Der Zweite Weltkrieg

Albanien wurde am Karfreitag 1939 von italienischen Truppen besetzt. Achmet Zogu musste fliehen und Viktor Emanuel von Italien wurde in Personalunion König von Albanien. Unter der Kontrolle eines italienischen Statthalters wurde eine albanische Marionettenregierung gebildet; Ministerpräsident wurde der Großgrundbesitzer Shefqet Verlaci. Am Vorabend des Nationalfeiertags (28. November 1939) demonstrierten eine größere Anzahl Albaner gegen die Fremdherrschaft; aus Protest streikten auch die Arbeiter einiger Betriebe in der Hauptstadt.
Am 28. Oktober 1940 bildete Albanien die Ausgangsbasis für den Überfall der italienischen Besatzer auf Griechenland. Dieser Feldzug wurde für das faschistische Italien zum Desaster. Griechische Truppen konnten die Invasion in kurzer Zeit zurückschlagen und auf albanisches Gebiet vordringen. Sie besetzten u.a. die Städte Saranda und Gjirokastra. Erst mit dem Eingreifen Deutschlands auf dem Balkan im April 1941 änderte sich die Lage, Jugoslawien und Griechenland wurden besetzt. Kosovo und Teile Mazedoniens sowie Ulcinj in Montenegro und einige griechische Orte wurden von den Besatzern an Albanien angeschlossen. vgl. Balkanfeldzug (1941)
Der Widerstand gegen die italienische, seit 1943 deutsche Besatzung und deren kolonialistische Ausbeutung hatte bereits 1939 begonnen. Die ersten Guerillagruppen wurden von entlassenen Polizei- und Armeeoffizieren (Abaz Kupi, Myslim Peza, Muharram Bajraktari) gebildet. Bald aber sollte die Kommunistische Partei Albaniens zur führenden Gruppierung des Widerstands werden. Sie gründete sich zwar erst am 8. November 1941, wurde aber durch die so genannte Korca-Gruppe um Enver Hoxha straff organisert. Welche Rolle die jugoslawische KP dabei spielte, ist umstritten. Aber spätestens 1943 waren die Beziehungen der beiden Parteien sehr eng und die albanischen Kommunisten hielten sich zumeist an die Vorgaben, die sie von den Jugoslawen erhielten. Über Tito liefen auch die wenigen Kontakte in die Sowjetunion.
Im September 1942 gelang mit der Bildung der Nationalen Befreiungsfront ein breites politisches Bündnis der meisten antifaschistischen Gruppen. Damit setzte die Kommunistische Partei Albaniens ihren Führungsanspruch gegen die Nationalisten durch. Außerhalb der Front blieb die nationalalbanische antikommunistische Partisanenbewegung Balli Kombëtar.
Nach der Konferenz von Labinot im März 1943, auf der Hoxha zum Generalsekretär der KP gewählt worden war, wurden die zahlreichen Partisaneneinheiten der Befreiungsfront zur Nationalen Befreiungsarmee Albaniens zusammengefasst. Sie hatte im August bereits einen aktiven Mannschaftsstand von 10.000 Kämpfern, zu denen etwa 20.000 Reservisten kamen. Seit dem Sommer 1943 erhielten die albanischen Partisanen gelegentlich Waffen von den Briten. Diese waren auch durch einige Verbindungsleute in Albnien präsent.
Nachdem Italien am 8. September 1943 kapituliert hatte, besetzten Einheiten der deutschen Wehrmacht Albanien und entwaffneten die italienischen Truppen. In dem militärischen Vakuum, das vor der Ankunft der Deutschen herrschte hatte die Nationalen Befreiungsarmee in weiten Teilen des Landes die Kontrolle übernommen und Balli Kombëtar hatte ein größeres Gebiet um Vlora befreit. Um die Bevölkerung vor der Unterstützung der Partisanen abzuschrecken, führte die Wehrmacht eine so genannte Sühnequote ein: Für jeden getöteten Deutschen sollten 100 Albaner getötet werden. In Anwendung dieser Regel wurde das Dorf Borova bei Korça, das albanische Lidice, zerstört und alle Bewohner ermordet. Die harten Repressionsmaßnahmen brachten den Partisanen jedoch noch mehr Zulauf, vor allem von Jugendlichen.
Während der deutschen Okkupationszeit lieferte Albanien Rohstoffe für die deutsche Kriegswirtschaft: Chromerz, Magnesit und Lignit, vor allem aber Erdöl. Obwohl von Deutschland eine albanische Kollaborationsregierung installiert worden war, standen alle wehrwirtschaftlich interessanten Gebiete unter deutscher Kontrolle. Die albanische Regierung war kaum in der Lage die Verwaltung des Landes aufrecht zu erhalten, zudem fehlten ihr loyale kampfbereite Truppen zur Bekämpfung der Partisanen. Im August 1944 waren nach Unterlagen der Wehrmacht drei Partisanendivisionen mit regionalen Schwerpunkten im südlichen Bergland sowie zwischen Peshkopi und Kukës im Nordosten aktiv. Am 2. Oktober 1944 übernah die Wehrmacht die volle Kontrolle im Land, um den Rückzug der Wehrmachtseinheiten aus Griechenland zu sichern.
Wie in Jugoslawien gelang es der Nationalen Befreiungsarmee, ihr Land ohne die Hilfe alliierter Truppen zu befreien, als sich die deutschen Armeen wegen der dramatischen Lageveränderung im Süden der deutsch-sowjetischen Front im August 1944 aus Griechenland und vom Balkan zurückziehen mussten, um nicht von Deutschland abgeschnitten zu werden. Bei ihrem Rückzug zerstörte die Wehrmacht Häfen und Brücken, um Landungen der Alliierten zu erschweren und das Nachdrängen der Befreiungsarmee zu verhindern. Bereits am 24. Mai 1944 hatte die Befreiungsfront auf dem Kongress von Permet eine provisorische Regierung unter Führung der Kommunisten gebildet. Am 29. November 1944 schließlich war ganz Albanien von der deutschen Besetzung befreit. Der Krieg hat nach Angaben der United Nations Relief and Rehabilitation Administration rund 30.000 Albaner das Leben gekostet.
Bemerkenswert ist, dass die Juden in Albanien nicht vom Holocaust betroffen waren. Die italienische Besatzungsmacht verfolgte die kleine jüdische Minderheit von etwa 120 Personen nicht. In den ersten Jahren des Krieges flohen mehrere hundert Juden aus anderen Teilen Europas nach Albanien. Die Auslieferung der einheimischen Juden und zugewanderten Gäste an die Deutschen (Besatzungsmacht seit 1943) wurde von der Regierung dilatorisch behandelt und von der Bevölkerung verweigert. Albanische Familien versteckten die Juden vor den Besatzern. So kam es, dass Albanien 1945 eines der wenigen europäischen Länder war, in dem mehr Juden lebten als vor dem Krieg. Kein Jude aus dem albanischen Kerngebiet wurde deportiert. Nur in Kosovo, das während des Krieges zu Albanien gehörte, kam es zu Deportationen und Verfolgung, an der auch die 21. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Skanderbeg“, der vorwiegend muslimische Kosovaren angehörten, beteiligt war. Die ausländischen Juden und auch rund 100 jüdische Albaner verließen 1944/45 das Land. 1991 emigrierten rund 300 Juden, Angehörige und Nachfahren, nach Israel. Nur wenige, die in nicht-jüdische Familien geheiratet hatten und ihre Heimat nicht verlassen wollten, blieben in Albanien.
Die kommunistische Diktatur
1944 kam es zur Machtergreifung der Kommunisten unter Enver Hoxha. In den Folgejahren wurde in Albanien unter Ausschaltung jeglicher Opposition eine kommunistische Einparteienherrschaft etabliert. Viele nichtkommunistische ehemalige Partisanen wurden als erste ermordet. Als wichtigster außenpolitischer Partner Albaniens galt bis 1948 Jugoslawien, danach die Sowjetunion.

Durch die Freundschaft und Verehrung Enver Hoxhas für Josef Stalin trieb er nach dem Tod Stalins (1953) mit seiner Politik Albanien in die totale Isolation. 1961 wendet sich Albanien von der Sowjetunion ab und die Volksrepublik China wurde zum wichtigsten außenpolitischen Partner. 1967 wurde Albanien zum atheistischen Staat erklärt und Muslimen wie Christen jegliche Religionsausübung verboten. Die meisten Kirchen und Moscheen wurden in Lagerhäuser, Kinos usw. umgewandelt. Nur wenige blieben als Museen erhalten. Den Albanern wurden Reisen ins Ausland verwehrt, und jeglicher Kontakt mit Ausländern war verboten. Der private Besitz von Autos war untersagt. Hoxha ging zu einer Politik der Autarkie und völligen Isolation über.
1968 erfolgte der endgültige Austritt aus dem RGW und dem Warschauer Pakt, weil die albanische Führung den etwas gelockerten sowjetischen Herrschaftsstil nicht mehr für wirklich sozialistisch hielt. In den folgenden Jahren lehnte man sich eng an das maoistische China an. Als Folge der chinesischen Reformen nach Maos Tod (1976) brach Albanien im Jahr 1978 auch die Beziehungen zu China ab. Die ideologische Ausrichtung der Kommunisten auf Autarkie und den besonderen Weg des albanischen Sozialismus bekam schließlich paranoide Züge, als Hoxha zur Verteidigung Albaniens vor einer Invasion im ganzen Land nach dem Konzept des "Volkskrieges" ca. 600 000 Bunker bauen ließ. Extra dafür wurde die Betonindustrie angekurbelt und teurer Spezialstahl importiert. Im ganzen Land wurden Mini-Einheiten von 5 bis 16 Mann (insgesamt 2.000) verteilt.
Der albanische Sozialismus nahm auch außergewöhnliche Formen als Überwachungsstaat an. Es heißt, dass einer von sechs Albanern Informant oder Agent der Geheimpolizei Sigurimi war. Eine in Albanien sehr verbreitete Form der diktatorischen Unterdrückung waren die Internierungsdörfer. Diese wurden in abgelegenen und von der Natur wenig begünstigten Gegenden (die Sümpfe der Küstenebene, Hochgebirgstäler) angelegt. In einer Art von Sippenhaft wurden dorthin Familien von Personen deportiert, die sich angeblicher politischer Vergehen schuldig gemacht hatten.
Nach dem Tode Enver Hoxhas 1985 wurde seine Politik zunächst auch von seinem Nachfolger Ramiz Alia fortgesetzt.
Schwieriger Transformationsprozess
1990 folgte die Wende mit dem Sturz des kommunistischen Regimes. Zahlreiche Albaner versuchten illegal per Schiff über Italien in den Westen zu gelangen. Der postkommunistische politische und wirtschaftliche Transformationsprozess scheiterte weitgehend.
Im April 1991 erringen die Kommunisten unter Ramiz Alia bei den ersten freien Wahlen die Mehrheit und entzogen der Partei die Kontrolle über die 22 Divisionen umfassenden Streitkräften und setzen eine Umstrukturierung mit parlamentarischer Kontrolle ein.
Im Juni 1991 erfolgt die Aufnahme in die KSZE.
Im April 1992 übernehmen die Demokraten unter Sali Berisha die Regierung und Reformen werden forciert.
Am 6. Juni 1992 tritt Albanien dem NATO-Kooperationsrat bei und stellte einen Antrag auf NATO-Mitgliedschaft, der jedoch im Dezember 1992 zurückgewiesen wurde. Mit der Türkei, zu der historische und kulturelle Bindungen bestehen, schloss Albanien 1992 einen umfassenden Beistandspakt ab.
Im Oktober 1993 folgen Abkommen mit den USA und Großbritannien.
Am 10. Juli 1995 wird Albanien als 35. Mitglied in den Europarat aufgenommen. Im Sommer 1995 stattete Bundespräsident Roman Herzog Albanien seinen Besuch ab.
Anfang 1997 erschüttern nach Kreditbetrugsfällen im großen Maßstab Unruhen das Land. Im März 1997 waren die staatlichen Strukturen außerhalb der Hauptstadt völlig zusammengebrochen und es herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände. Deutschland und die USA evakuieren ausländische Staatsbürger.
Eine OSZE-Mission konnte unterstützt von internationalen Friedenstruppen (Griechen, Italiener, Spanier, Franzosen, Türken und Rumänen) den Frieden wiederherstellen. Im Juli 1997 wurden unter OSZE-Aufsicht freie und faire Wahlen abgehalten. Danach normalisierte sich die Lage. Seitdem erholte sich die Wirtschaft des Landes und die Lebensverhältnisse besserten sich. Aber immer noch hat das Land große ökonomische Probleme und eine hohe Arbeitslosigkeit. Das politische System ist nach wie vor sehr instabil.
Am 24. Mai 1998 unterzeichnen in Tirana die stellvertretenden Verteidigungsminister von Albanien, Bulgarien, Griechenland, Italien, Mazedonien, Rumänien, Slowenien, der Türkei und der USA eine Absichtserklärung zur Bildung einer 2.000 bis 3.000 Soldaten umfassenden multinationalen Friedenstruppe für Südosteuropa MPFSEE Multinational Peace Forces South East Europe. Die MPFSEE ist als Unterstützung bei NATO-Missionen und Einsätzen der Westeuropäischen Union (WEU) gedacht.
Siehe auch
Literatur
Quellen
- Elsie, Robert (Hrsg.): Early Albania: A reader of historical texts 11th-17th centuries. (= Balkanologische Veröffentlichungen des Osteuropa-Instituts an der Freien Universität Berlin. 39). Wiesbaden 2003 ISBN 3-447-04783-6
- Acta et Diplomata Res Albaniae Mediae Aetatis. Hrsg. von Ludwig Thallóczy, Konstantin Jireček und Milan Šufflay. Bd. 1: Wien 1913; Bd. 2: Wien 1918.
- Evliya Çelebi's Book of Travels. Evliya Çelebi in Albania and Adjacent Regions (Kosovo, Montenegro. The Relevant Sections of the Seyahatname, hrsg. u. übersetzt von: Robert Dankoff. (Kritische Edition in englischer Sprache) Leiden & Boston 2000 ISBN 90-04-11624-9
- Friedrich Wallisch: Der Adler des Skanderbeg. Albanische Briefe aus dem Frühjahr 1914.
Darstellungen
- Bartl, Peter: Albanien. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Regensburg 1995. ISBN 3791714511
- Bartl, Peter: Die albanischen Muslime zur Zeit der nationalen Unabhängigkeitsbewegung. (1878-1912) (= Albanische Forschungen. 6). Wiesbaden 1968.
- Elsie, Robert: Historical Dictionary of Albania (= European Historical Dictionaries 42). Lanham 2004. ISBN 0810848724
- Faensen, Johannes: Die albanische Nationalbewegung. Wiesbaden 1980.
- Fishta, Iliaz: Agrarproblem und Agrarreform im Albanien der Zwischenkriegszeit. In: Südost-Forschungen 59/60(2000/2001).
- Jordan, Peter (Hrsg): Albanien. Geographie - historische Anthropologie - Geschichte - Kultur - postkommunistische Transformation. (=Österreichische Osthefte. Sonderband 17). Wien, Frankfurt am Main u.a. 2003. ISBN 3-631-39416-0
- O´Donnell, James: A coming of age: Albania under Enver Hoxha, Boulder 1999.
- Schanderl, Hanns Dieter: Die Albanienpolitik Österreich-Ungarns und Italiens 1877 - 1908 (= Albanische Forschungen. 7). Wiesbaden 1971.
- Schmidt-Neke, Michael: Entstehung und Ausbau der Königsdiktatur in Albanien (1912 - 1939). (= Südosteuropäische Arbeiten. 84) München 1987.
- Stadtmüller, Georg: Forschungen zur albanischen Frühgeschichte (= Albanische Forschungen. 2). Wiesbaden 1966.
- Vickers, Miranda: The Albanians. A modern history. London 1995. ISBN 1850437491