Figuren aus Karl Mays Werken
Das Werk des deutschen Schriftstellers Karl May gehört zu den umfangreichsten und bekanntesten Sammlungen von Abenteuerromanen weltweit. Dieser Artikel soll die wichtigsten Figuren aus den Romanen von Karl May darstellen.
Romane aus dem Wilden Westen
Apanatschi
Apanatschi ist eine in Anlehnung an den Namen "Apanatschka" völlig frei erfundene Filmfigur aus dem Karl-May-Film "Winnetou und das Halbblut Apanatschi", gespielt von Uschi Glas.
Apanatschka
Apanatschka (christlicher Name: Fred Bender) ist der Bruder von Old Surehand (eigentlich: Leo Bender) und lebt bei den Komanchen als Häuptling. Die Familie Bender wurde durch tragische Ereignisse getrennt. Old Shatterhand erkennt nach über 30 Jahren die Zusammenhänge und bringt die Familie wieder zusammen.
Hatatitla
Hatatitla ist der indianische Name des Rappen von Old Shatterhand, der ihm von Winnetou geschenkt wurde. Der Name soll "Blitz" bedeuten. Hatatitla hat einen Bruder, "Iltschi" (Wind), der von Winnetou geritten wird.
Sam Hawkens
Sam Hawkens ist der Gefährte und erster Wildwest-"Lehrer" des Ich-Erzählers, der von ihm den Namen Old Shatterhand erhält, und begleitet diesen auf seinen ersten, aber auch späteren Abenteuern. (Romane Winnetou 1-3 u. a.)
Sam Hawkens soll, wie Old Shatterhand, ebenfalls Deutscher gewesen sein, ebenfalls "zufälligerweise" aus Sachsen stammen und eigentlich "Samuel Falke" geheißen haben. Jedoch war Hawkens in Winnetou I nicht in der Lage, einige deutsche Wortspiele des Greenhorns Old Shatterhand zu verstehen, der sich da mit Winnetous Lehrer Klekih-petra auf deutsch unterhielt (nicht aber mit Sam Hawkens) und auch in der Old-Firehand-Erzählung von 1875/76 fehlen Hawkens jede Heimaterinnerungen. Erst spät, in der überarbeiteten Ölprinz-Fassung von 1897, ist er sächsischer Abstammung.
Hawkens ist ein kleiner, humorvoller Mann, dennoch mutig und treu. Er wurde von Indianern einst skalpiert und trägt deshalb eine Perücke, was gelegentlich Anlass zu heiteren Situationen gibt. Sein Gewehr Liddy, das mehr einem Prügel als einem Gewehr gleicht, sein Maultier Mary und seine ständige Redewendung "wenn ich mich nicht irre, hihihihi" sind seine Erkennungszeichen. Sam bildet mit den Nebenfiguren Dick Stone und Will Parker das so genannte "Kleeblatt" im Wilden Westen des Karl May. In "Zobeljäger und Kosak" reisen die drei sogar bis nach Russland und erleben Abenteuer im Zarenreich.
Sein Pendant in den arabischen Erzählungen Mays ist Hadschi Halef Omar, der Kara Ben Nemsi bei seinen Abenteuern begleitet.
In den Karl-May-Verfilmungen der 60er-Jahre wurde Sam Hawkens von dem deutschen Schauspieler Ralf Wolter dargestellt.
Intschu-tschuna
Intschu-tschuna ist Häuptling der Mescalero-Apachen und Vater von Winnetou und Nscho-tschi.
Intschu-tschuna („Gute Sonne“) wird von Karl May als älteres, ernsteres und strengeres Pendant zu Winnetou geschildert. Er tritt als ursprünglicher Besitzer der Silberbüchse auf, die als Gewehr Winnetous bekannt wurde.
Im Roman "Winnetou 1. Teil" muss er gegen den gefangenen Old Shatterhand einen ungleichen Zweikampf bestreiten, dessen Ausgang als Gottesurteil gewertet werden soll. Er verliert trotz besserer Ausgangslage durch eine List Old Shatterhands, der daraufhin als freier Mann gilt.
Intschu-tschuna wird, wie seine Tochter Nscho-tschi, vom Banditen Santer ermordet, als er Gold aus einem Versteck besorgen will, das zur Ausbildung seiner Tochter dienen soll.
Im Roman "Die Juweleninsel" hat Intschu-tschuna einen Kurzauftritt.
Bei Karl May tritt Intschu-tschuna nur im Roman Winnetou I auf, in anderen Erzählungen wird er allenfalls kurz erwähnt. Über das frühere Leben Intschu-tschunas, auch über die Herkunft der Silberbüchse, schreibt Karl May nichts. Diese Lücke wird von dem Autorengespann Jutta Laroche/Reinhard Marheinecke, die Erzählungen im Sinne und Stil Karl Mays verfassen, in dem Roman „Winnetous Kindheit“ geschlossen. Darin erhält Intschu-tschuna die Silberbüchse als Geschenk eines spanischen Grafen zum Dank für die Hilfe im Kampf gegen räuberische Mexikaner.
In der Verfilmung von "Winnetou 1. Teil" wird Intschu-tschuna von dem jugoslawischen Schauspieler Mavic Popovic dargestellt.
Nscho-tschi
Nscho-tschi („Schöner Tag“) ist die Tochter des Apachenhäuptlings Intschu-tschuna und Schwester von Winnetou.
Im Roman „Winnetou 1. Teil“ pflegt sie den gefangenen Old Shatterhand und verliebt sich in ihn. Ihr Vater will ihr eine Ausbildung in St. Louis ermöglichen. Auf dem Weg zu einer versteckten Goldquelle am „Nugget-Tsil“ werden Nscho-tschi und ihr Vater vom Banditen Santer ermordet.
In der Verfilmung von Winnetou 1. Teil wird Nscho-tschi von der französischen Schauspielerin Marie Versini dargestellt. Auch hier wird sie von Santer, gespielt von Mario Adorf, umgebracht. In dem Film Winnetou und sein Freund Old Firehand (1966)), der jedoch auf keinem Buch von Karl May basiert, spielt sie aber wieder mit.
In der Zeichentrickserie WinneToons werden Abenteuer mit Winnetou, Old Shatterhand und Nscho-tschi aus der Zeit zwischen der Blutsbrüderschaft von Winnetou und Old Shatterhand bis zu den Ereignissen am „Nugget-Tsil“ mit Santer erzählt (diese beruhen allerdings ebenfalls auf keiner Buchvorlage).
Old Firehand
Old Firehand hieß eigentlich „Winter“ mit Nachnamen (erwähnt in „Der Schatz im Silbersee“) und war in Deutschland Oberförster. Er wanderte mit seiner Frau in die USA aus und ließ seinen Sohn bei einer wohlhabenden Familie im Osten zurück. Seine Frau starb während der Überfahrt.
Firehand trägt diesen Namen, weil er einer der besten Schützen ist. Im Buch wird er als Riese beschrieben, der schon „den Sommer des Lebens hinter sich hat“ (er ist jedoch mal gerade 40 Jahre alt).
Er ist ein Freund von Winnetou und früher von Intschu-tschuna. Im 2. Teil von „Winnetou“ lernt er Old Shatterhand kennen. Old Firehand ist wie Old Shatterhand und Winnetou ein „Perfektling“, der aber, wenn es um seine tragische Vergangenheit geht, voreilig handelt, was jedoch selten vorkommt. Im Roman verliebt sich Old Firehand, wie Winnetou, in „Ribanna“, die Tochter des Häuptlings Tah-scha-tunga der Assineboins, und heiratet sie. Sie bekommen zusammen die Tochter Ellen. (Im Band Winnetou II ist es ein Sohn, genannt Harry, der aus dieser Verbindung stammt. Die Urfassung der Geschichte um Old Firehand ist im Band 71 abgedruckt, hier überlebt Old Firehand den Angriff der Poncas auf seine "Festung" nicht; und der Erzähler und Ellen werden am Ende ein Paar.)
Im Karl-May-Film „Winnetou und sein Freund Old Firehand“ (1966) wird er von Rod Cameron gespielt, der dem Vorbild von Karl May aber nicht sehr nahe kommt. Im Film soll er privat „Jason Waade“ heißen. Eigentlich hätte Old Firehand auch die Hauptrolle in der Verfilmung von Der Schatz im Silbersee spielen müssen. Die Drehbuchautoren hielten es jedoch für besser, zuerst Old Shatterhand einen Film zu gönnen und schrieben die Geschichte einfach um (und veränderten auch noch vieles weitere der Handlung).
Old Shatterhand
- siehe Old Shatterhand
Old Surehand
Old Surehands eigentlicher Name ist Leo Bender. Er spielt in den Bänden Old Surehand I - III (1894 bis 1896 herausgegeben) die Hauptrolle. Sein Name bedeutet ins Deutsche übersetzt "Alte Sicherhand". Dies soll bedeuten, dass er mit seiner Gewehrkugel jedes Ziel zu treffen vermag. Im Buch wird er als wahrer Riese von Gestalt mit braunen langen Haaren beschrieben, dessen Muskeln und Sehnen in völliger Harmonie zueinander stehen.
Old Surehand wird des Öfteren von Indianern gefangen genommen und von Winnetou und Old Shatterhand befreit. Sein Vater war ein "Bleichgesicht", seine Mutter eine Indianerin, Kolma Puschi (auch Putschi) = Dunkles Auge, mit christlichem Namen Emily Bender.
Sein Bruder Apanatschka (christlicher Name: Fred Bender) lebt bei den Komanchen als Häuptling. Die Familie Bender wurde durch tragische Ereignisse getrennt. Old Shatterhand erkennt nach über dreißig Jahren die Zusammenhänge und bringt die Familie wieder zusammen.
Im Karl-May-Film Old Surehand 1. Teil wird Old Surehand vom Hollywood-Schauspieler Stewart Granger verkörpert. Die Filmhandlung ist nur sehr frei nach Karl May gestaltet und hat mit dem Buch nichts zu tun. Im Film soll Old Surehand privat "Jonny Garden" heißen. Die beiden anderen Old-Surehand-Romane wurden nicht verfilmt.
Winnetou
- siehe Winnetou
Romane aus dem Vorderen Orient
Archie
Archie ist der Diener von Sir David Lindsay in den Karl-May-Verfilmungen der 1960er-Jahre, dargestellt von Chris Howland. Er verfügt über eine riesige Reisetasche, aus der er (wie das magische Kindermädchen Mary Poppins) unterschiedlichste Geräte hervorholen kann, auch schon mal einen ganzen Fesselballon. In den Romanen kommt die Figur nicht vor, sie wurde nur für die Filme erfunden.
Mohammed Emin
Mohammed Emin ist der Scheich des Stammes der Haddedihn. Aus Dank für die Kundschaftermission, die Kara Ben Nemsi für ihn durchführt, schenkt er ihm den Rappen „Rih“. Sein Sohn heißt Ahmad el Ghandur. Zum Stamm der Haddedihn gehören (später) auch Hadschi Halef Omar und seine Frau Hanneh.
Im Film „Durchs wilde Kurdistan“ wird Mohammed Emin gespielt von Charles Fawcett.
Hadschi Halef Omar
- siehe Hadschi Halef Omar
Sir David Lindsay
auch: Lord David Lindsay. Auf der Suche nach Abenteuern begleitet der spleenige Engländer den Helden Kara Ben Nemsi in verschiedenen Orient-Romanen Karl Mays. Die große Leidenschaft Lindsays ist das Wetten.
"Der Lord soll ein grau gekleideter Kerl sein - mit blauer Brille, mit langer, roter Nase und mit einem sehr breiten Mund." (Zitat aus: „Der Schut“) Er hatte "ein langes, schmales, von der Sonne zusammengebratenes Gesicht, von dessen unterer Hälfte ein röthlicher Semmelbart herniedertropfte; den breiten Mund, der jetzt eine Öffnung so groß wie diejenige des Gotthardtunnels besaß; die lange Nase, dreifach vergrößert durch die Aleppobeule, und darüber einen vollständig kahl geschorenen, weiß glänzenden Kopf, auf dessen Scheitelpunkte nur ein einziges Zöpfchen stehen geblieben war." (Zitat aus: „Von Badgad nach Stambul“)
In den Verfilmungen der 1960er-Jahre wird Lindsay von einem Diener, Archie (Chris Howland), begleitet, der in Dauerfehde mit Hadschi Halef Omar (Ralf Wolter) liegt.
In Karl-May-Filmen taucht er auf in Die Sklavenkarawane (1958) und Der Löwe von Babylon (1959) (beidesmal gespielt von Theo Lingen) sowie in Der Schut (1964), Durchs Wilde Kurdistan (1965) und Im Reiche des silbernen Löwen (1965) (gespielt von Dieter Borsche).
- Zum Schriftsteller gleichen Namens, siehe David Lindsay.
Kara Ben Nemsi
- siehe Kara Ben Nemsi
Pir Kamek
Priester der Jesidi (Teufelsanbeter). Die Jesidi sind eine Sekte, die zu unrecht als "Teufelsanbeter" bezeichnet werden. Kara Ben Nemsi hilft ihnen, die Soldaten des türkischen Statthalters Schekib Halil Pasha zu besiegen, die sie während eines religiösen Festes überfallen wollten. Pir Kamek tötet bei diesem Ereignis den Kommandanten der Türken, der seine Frau und seine Kinder einst ermordete, wobei er sich selbst mit dem Kommandanten in den brennenden Scheiterhaufen stürzt.
Ali Bei
Militärischer Führer und Stammesfürst der Jesidi (Teufelsanbeter). Er gewährt den türkischen Soldaten, welche die Jesidi angreifen wollten, nachdem er sie in einem Tal mit seinen Soldaten einschließen konnte - auf Bitten Kara Ben Nemsis - Schonung.
Rih
Kara Ben Nemsi erhält den legendären Rappen Rih (= Wind) als Geschenk des Scheichs der Haddedihn, Mohammed Emin. Wenn ihm Kara Ben Nemsi die Hand zwischen die Ohren legt und "Rih!" ruft, mobilisiert Rih seine letzten Kraftreserven und wird enorm schnell. Rih hat einen Sohn, Assil Ben Rih, der vom Sohn Hadschi Halef Omars, Kara ben Halef, geritten wird.
Sonstige Romane
Der blaurote Methusalem beschreibt die Abenteuer einer Reise eines Ewig-Verbindungsstudenten nach China.
Literatur
Bernhard Kosciuszko: Das große Karl May Figurenlexikon. 3., verb. und erg. Aufl. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000. ISBN 3-89602-244-X (bis 2. Aufl. u.d.T.: Grosses Karl-May-Figurenlexikon)
Weblinks
- Großes Karl-May-Figurenlexikon (komplettes Verzeichnis; Internet-Ausgabe der 2. Aufl. des gleichnamigen Buches)