Tendai-shū
天台宗
Tendai oder Tendai-shû. Japanische Form der chinesischen Tiantai-zong, einer der bedeutendsten Schulen des ostasiatischen Buddhismus.
Die Schule wurde im 6. Jh. in China von 智顗 Zhi-yi (538-597) gegründet.Der Name der Schule leitet sich von dem Berg Tiantai im Bergland südlich von Shanghai her. Auf dem Tiantai steht das Kloster, in dem Zhi-yi Abt war.
In Japan gründete auf den Lehren der chin. Tiantai 伝教大師 Dengyô Daishi (auch 最澄 Saichô genannt) (767-822) die Tendai-shû (shû = Schule). Als Gründungsjahr in Japan wird im Allgemeinen das Jahr 806 genannt. Während der Heian-Zeit (794-1190) war die Tendaishû neben der Shingon-shû die bestimmende buddhistische Schule in Japan, die auch eine buddhistische Durchdringung des Shinto, des jap. Staatskultes, bewirkte. Die Tendai-shû wurde zur Ausgangsbasis für eine Vielzahl von späteren religiösen Neugründungen in Japan. So waren die Gründer der "neuen" buddhistischen Schulen der Kamakura-Zeit alle ursprünglich Tendai-Mönche:
- Eisai (1141 - 1215) als Gründer der Rinzai-shû
- Dôgen (1200 - 1253) als Gründer der Soto-shû
- Hônen (1133 - 1212) als Gründer der Jodo-shû
- Shinran (1173 - 1262) als Gründer der Jôdo-shinshû
- Nichiren (1222 - 1282) als Gründer der Nichiren-shû
Lehre
Die Lehre der Tendai-shû basiert auf einer ganzen Reihe Schriften, die sowohl dem Umfeld des Theravada als auch des Mahayana entstammen. Als verbindendendes Element wird das Saddharmapundarîkasûtra, das Lotos-Sûtra verwendet. Auf diesen Elementen aufbauend wurde das System einer zehnstufigen Lehre entwickelt, die der Schüler des Tendai durchläuft. Charakteristisch ist in der rituellen und esoterischen Praxis das Streben nach einer Synthese aller Schulen des Buddhismus.
比叡山 Berg Hiei
Das Zentrum der Tendai-shû ist der Tempel 延暦寺 Enryakuji auf dem 比叡山 Berg Hiei bei Kyoto. Hier hatte Saichô seit 785 zunächst eine Einsiedelei. Aus dieser hatte sich nach und nach ein buddhistisches Zentrum entwickelt, dass sich durch seine Nähe zu der damals neuen Hauptstadt Heiankyô (das heutige Kyoto) auszeichnete. 805 erhielt Saichô gegen den heftigen politischen Widerstand der älteren in Nara beheimateten Schulen des Buddhismu die offizielle Gründungserlaubnis für ein neues buddhistisches Zentrum. Er war im gleichen Jahr von einer Mission aus China zurück gekehrt, auf der er die offizielle Bestätigung seiner Lehrbefähigung auf dem Tiantai-shan erhalten hatte. Die Erlaubnis auf dem Hiei Ordinationen nach den Mahayana-Vorschriften zu machen, wurde erst kurz nach Saichôs Tod gewährt. Der wohl berühmteste Nachfolger Saichôs als Abt des Hiei war der Priester Ennin, der bekannt ist für seine 10jährige Reise im China des 9. Jahrhunderts in dessen Verlauf er auch Zeuge der großen Buddhisten verfolgung 845 wurde.