Kakteengewächse
Kakteen | ||||||||||||
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Die Kakteengewächse (Cactaceae) oder kurz Kakteen bilden eine Familie innerhalb der Ordnung Caryophyllales.
Entstehungsgeschichte
Im Laufe der Evolution in der Pflanzenwelt (Phylogenetik) haben sich einige Pflanzen an Standorte angepasst, an denen Niederschläge nicht mehr regelmässig vorkommen. Diese Standorte werden als Wüsten, Halbwüsten und Trockensteppen bezeichnet. Echte Wüsten sind Gegenden, an denen kein Niederschlag in Form von Regen vorkommt: Die Namib-Wüste in Namibia und die Atacama-Wüste in Peru. Feuchtigkeit gibt es dort nur in Form von Nebel. Alle anderen Gebiete, die gemeinhin als Wüsten bezeichnet werden, sind eigentlich Halbwüsten, dort gibt es zumindest alle paar Jahre einen Regenguss (u.a. Sahara, Gobi, Sinai).
Zu diesen Pflanzen, die sich an die Umweltbedingungen in Trockengebieten angepaßt haben (Xerophyten), gehören auch die Kakteen.
Manche Pflanzen, die ständig oder zumindest zeitweise an Wassermangel leiden, entwickeln im Laufe der Zeit die Fähigkeit, in günstigen Klimaperioden Wasser zu speichern und davon in Trockenperioden zu zehren. Diese Fähigkeit nennt man Sukkulenz. Alle Kakteen sind sukkulente Pflanzen, aber nicht alle Sukkulenten sind Kakteen (singular: Kaktus).
Ein Merkmal unterscheidet die Kakteen von allen anderen Pflanzen: Kakteen besitzen so genannte Areolen. Die als Polster erscheinenden Areole mit einem Durchmesser bis zu 15 Millimeter werden aus zwei übereinanderstehenden Knospen in den Achseln eines Blattes gebildet. Aus der oberen Knospe entwickelt sich entweder eine Blüte oder ein Seitentrieb, aus der unteren Knospe entstehen Dornen. Die zwei Knospen der Areolen können dicht beieinander liegen, ihr Abstand kann aber auch bis zu mehreren Zentimetern betragen.
Kakteen gelten mit einem Alter von wenigen Millionen Jahren als relativ junge Pflanzen, von denen keine fossilen Funde bekannt sind. Innerhalb dieser - geologisch gesehen - kurzen Zeitspanne haben die Kakteen eine schnelle Entwicklung zu extrem spezialisierten Pflanzen durchgemacht.
Die Pflanzenfamilie der Kakteen mit ca. 2.000 bis 3.000 Arten und Varietäten in etwa sechzig Gattungen ist ursprünglich auf dem amerikanischen Kontinent beheimatet. Dort erstreckt sich ihr Vorkommen von Patagonien bis zum kanadisch-amerikanischen Grenzgebiet. Kakteen besiedeln die verschiedensten Lebensräume, von Küstenebenen bis in Hochgebirgsregionen, von den gemäßigten Tropen bis zur Trockenwüste. Die größte Dichte an Kakteenvorkommen findet man in den Gebieten um den nördlichen (Mexiko) und südlichen Wendekreis (Argentinien/Bolivien). Die den Kakteen äquivalenten Pflanzen in Afrika und Australien sind Vertreter der so genannten anderen Sukkulenten. Kakteenvorkommen außerhalb Amerikas sind auf Verbreitung durch den Menschen (sehr selten durch Zugvögel) zurückzuführen.
Die Lebensdauer eines Kaktus erreicht selten mehr als 300 Jahre, es gibt auch Kakteen, die nur 25 Jahre alt werden (diese blühen aber auch schon im zweiten Lebensjahr). Der Saguarokaktus (Carnegiea gigantea) wird bis zu 15 Meter hoch (Rekord: 17,67), wächst in den ersten zehn Lebensjahren jedoch nur zehn Zentimeter. Der Schwiegermuttersessel (Echinocactus grusonii) erreicht eine Höhe von 2,5 Meter bei einem Durchmesser von einem Meter und wird frühestens nach 30 Jahren blühfähig. Der Blütendurchmesser der Kakteen reicht von 5 Millimeter bis 30 Zentimeter, die Farben sind oft auffällig und spektakulär.
Bereits bei den Azteken findet man in bildlichen Darstellungen, Skulpturen und Bezeichnungen immer wieder Kakteen, vor allem Echinocactus grusonii. Dieser in mitteleuropäischen Breiten auch als Schwiegermuttersessel bekannte Kaktus hatte große rituelle Bedeutung - auf ihm wurden Menschenopfer dargebracht. Tenochtitlan - das frühere Mexico City - bedeutet Ort des heiligen Kaktus. Das Staatswappen Mexikos trägt bis heute Adler, Schlange und Kaktus. Auch die wirtschaftliche Nutzung der Kakteen geht auf die Azteken zurück. Den Gehalt an Alkaloiden in manchen Kakteen nutzten die Indianer Nordamerikas für ihre rituellen Handlungen aus. Heutzutage dienen Kakteen neben der Verwendung als Nahrungsmittel (Marmelade, Obst, Gemüse) vor allem als Wirtspflanzen für die Cochenille-Laus, aus der roter Farbstoff für Campari oder qualitativ hochwertige Lippenstifte gewonnen wird. Besonders in Südamerika liefern abgestorbene Säulenkakteen wertvolles Bauholz. Auch für die pharmazeutische Industrie haben einige Kakteen Bedeutung. Kakteen fanden bereits bei Ihrer Entdeckung durch die frühen Seefahrer Europas großes Interesse, Columbus brachte die ersten Melokakteen nach Europa. Das wissenschaftliche Interesse datiert in seinen Anfängen bis zum 17. Jahrhundert zurück. 1737 waren 24 Arten bekannt, die Linné zur Gattung CACTUS vereinigte. Kakteen erfreuten sich im Laufe der Zeit wachsender Beliebtheit, manchmal waren sie nur der Wissenschaft vorbehalten, oft erlebten sie als Modepflanzen einen regelrechten Boom. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts stieg das Interesse an Kakteen stetig, unterbrochen nur durch die beiden Weltkriege. Damit verbunden war auch das steigende kommerzielle Interesse, dessen negative Auswüchse in regelrechten Raubzügen zu den Kakteenstandorten gipfelten und eine Ausrottung vieler Arten zur Folge hatte. Durch die große Anzahl an Kakteenliebhabern, sei es als Hobby oder aus wissenschaftlichem Interesse, werden heute noch jedes Jahr neue Arten und Varietäten gefunden.
Alle Kakteen sind im Washingtoner Artenschutzabkommen erfasst, viele Arten sind durch Aufnahme in den Anhang 1 vollkommen geschützt. Einige Länder nehmen eine etwas widersprüchliche Haltung zum Artenschutz ein. In Mexiko beispielsweise kann man eine Gefängnisstrafe bekommen, wenn man beim Ausgraben von Kakteen erwischt wird, andererseits werden Kakteenstandorte zugunsten neuer Straßen und Stromleitungen vernichtet. Bedenklich dabei ist vor allem, dass einige Kakteen-Standorte eine Ausdehnung höchstens 1.000 Quadratmeter besitzen. Wird dieser Standort vernichtet (Bauarbeiten, Plünderung) so ist die dort wachsende Art für die Nachwelt verloren, falls sie endemischen Charakter hat (also nur dort, und sonst nirgends vorkommt).
Eine der Trockenheit angepasste Pflanze kann einige grundlegende Strategien verfolgen, um überleben zu können:
- Verringerung und Veränderung der Oberfläche um die Wasserverdunstung zu reduzieren
- Schnelle Wasseraufnahme bei angebotener Feuchtigkeit
- Wasserspeicherfähigkeit
- Spezialisierung zur sicheren Fortpflanzung
- Angepasster Stoffwechsel
Oberflächenverringerung und -veränderung
Bei der Oberflächenverringerung und -veränderung kommt es zu einer Verdickung der Laubblätter, in weiterer Folge zu einer Reduktion der Blattgrösse, schließlich werden keine Laubblätter mehr ausgebildet, es erfolgt eine Umwandlung der Blätter in Dornen. (vgl. hierzu den Unterschied zwischen Dornen und Stacheln. Ein Kaktusdorn ist auch in der Lage, Feuchtigkeit aufzunehmen.
Der Pflanzenkörper verdickt sich, bildet wasserspeicherndes Gewebe und nimmt in vielen Fällen die Gestalt der optimalen Form ein - der Kugel (größtes Volumen bei kleinster Oberfläche). Durch dichte Bedornung, Wachsüberzug und reduzierte Oberfläche verringert sich die Verdunstung, außerdem ist der Pflanzenkörper damit gegen zu starke Sonneneinstrahlung und Überhitzung geschützt.
Die Periodizität der Lebensvorgänge (Vegetationsperiode - Trockenruhe) ist sehr stark ausgeprägt.
Wasseraufnahme
Von einigen Ausnahmen abgesehen wird ein weit verzweigtes Wurzelsystem gebildet, das sich knapp unter der Oberfläche ausbreitet. Die Salzkonzentration in den Wurzelzellen ist relativ hoch, damit bei Feuchtigkeitsangebot sofort Wasser in grösstmöglicher Menge aufgenommen werden kann. Eine ausgewachsene Carnegiea gigantea (Saguaro-Kaktus, aus Westernfilmen bekannt) kann auf diese Weise innerhalb von 10 Tagen bis zu 3000 Liter Wasser aufnehmen. Die Fähigkeit zur Wurzelneubildung ist sehr groß, bereits 2 Stunden nach einem Regenguss nach längerer Trockenheit setzt die Bildung neuer Wurzelspitzen ein. Doch auch der Pflanzenkörper selbst ist imstande, Feuchtigkeit aufzunehmen (durch die Epidermis und die Dornen), was bei Pflanzen, die Feuchtigkeit fast ausschliesslich oder gänzlich durch Nebel angeboten bekommen, überlebenswichtig ist.
Wasserspeicherung
Die Epidermis verdickt sich, Längsrippen des Pflanzenkörpers ermöglichen eine Grössenänderung ähnlich einer Ziehharmonika, teilweise beschattet sich die Pflanze durch ein dichtes Dornenkleid selbst. Bei einigen sukkulenten Pflanzen ist die Ausbildung einer grossen Rübenwurzel zu beobachten. Diese Rübenwurzel übernimmt die Wasserspeicherung und kann um ein Vielfaches grösser sein als der sichtbare Pflanzenteil. So gibt es Turbinicarpen, die bei einer oberirdischen Größe von zwei Zentimeter Höhe und drei Zentimeter Durchmesser eine Pfahlwurzel von über einem halben Meter Länge besitzen.
Spezialisierung
Viele Sukkulenten passen sich in Blütenform, Blühdauer und Blütenduft bestimmten Bestäubern an. Stapelien bilden zum Beispiel Blüten, die nach Aas duften und daher von Fliegen bestäubt werden. Einige Kakteen bilden lange Blütenröhren aus (bis 30 Zentimeter), so dass nur große Nachtfalter an den Nektar gelangen können und dabei die Blüten bestäuben. Auch Spezialisierungen für Fledermäuse, Kolibris oder bestimmte Bienen sind zu beobachten. Die Blühdauer ist sehr variabel, manche Blüten (Selenicereus grandiflorus - Königin der Nacht) sind nur nachts zwei Stunden voll geöffnet, andere Kakteen blühen eine ganze Woche lang. Die meisten Kakteen sind selbststeril, benötigen also einen Bestäuber. Einige wenige sind selbstfertil, bestäuben sich also selbst. Fraileas schließlich öffnen ihre Blüten nur mehr in Ausnahmefällen ganz, meist bestäuben sie sich selbst bei geschlossener Blüte. Die Blüte selbst hat auch eine Weiterentwicklung erfahren. So bildet das Ovarium immer mehr einen eigenen geschützten Bereich, der durch Dornen, Haare und Schuppen besonders geschützt ist. Auch die Samenbildung ist sehr reichlich und die Früchte sind meist fleischig, wohlschmeckend und auffallend gefärbt. Ziegen, Vögel, Ameisen, Mäuse und Fledermäuse tragen wesentlich zur Verbreitung der Samen bei.
Durch die hohe Wasserspeicherfähigkeit überleben abgetrennte Pflanzenteile sehr lange und sind in der Lage, überall am Pflanzenkörper neue Wurzeln zu bilden.
Stoffwechsel
Kakteen und andere Sukkulenten aus den Familien der Dickblattgewächse (Crassulaceae), Agaven (Agavaceae), Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae), Liliengewächse (Liliaceae), Orchideen (Orchidaceae) und Weinrebengewächse (Vitaceae) verringern den Wasserverlust bei der Atmung durch den so genannten CAM (Crassulacean Acid Metabolism). Dabei findet die Atmung nicht mehr gleichzeitig zur Photosynthese am Tag statt, sondern nachts. Die Pflanze speichert das Kohlendioxid chemisch gebunden als Äpfelsäure bis zum Tag. Tagsüber sind die Spaltöffnungen geschlossen, und die Pflanze setzt das gespeicherte Kohlendioxid wieder frei und verwendet es zur Photosynthese. Weil die Atmung in den kühlen und feuchten Nachtstunden stattfindet, ist der Wasserverlust durch Atmung deutlich verringert.
Kultur
In ihrer Heimat kommen Kakteen in so unterschiedlichen Lebensräumen wie Wüste bzw. Halbwüste, Steppe, Hochgebirge oder Tropischer Regenwald vor. Eine allgemeine Pflegevorschrift für alle Kakteen lässt sich somit nicht formulieren. Zum Glück sind viele Kakteen so anpassungsfähig, dass sie auch kultiviert werden können, ohne dass man Bedingungen wie an ihrem Heimatstandort schafft. Die folgende Pflegeanleitung gilt für die meisten "handelsüblichen" kugel- und säulenförmigen Kakteengattungen wie z.B. Lobivia, Mammillaria, Echinopsis, Echinocereus, Rebutia, Parodia, Gymnocalycium und auch für Opuntia. Dabei sind einige elementare Voraussetzungen zu beachten:
Der Aufstellungsort
Grundsätzlich gilt: Viel Sonne und viel Luft.
In Europa (der Süden ausgenommen) ist die Wahrscheinlichkeit einer längerdauernden Schönwetterperiode relativ gering, auch die europäischen Winter sind nicht dazu angetan, Kakteen ungeschützt im Freien zu kultivieren - von einigen Außnahmen aus der Gruppe der Opuntien abgesehen. Der geeignetste Aufenthaltsort für Kakteen ist ein Gewächshaus oder Frühbeet. Im Sommer muß für eine ausreichende Lüftung gesorgt werden. Und da nur ganz wenige Kakteen Temperaturen unter Null vertragen, muß im Winter geheizt werden (5 - 10 °C sind für die meisten Kakteen optimal).
Steht kein Gewächshaus oder Frühbeet zur Verfügung, ist auch ein vollsonniger Aufenthalt im Freien (bei entsprechendem Regenschutz) möglich.
Im Winterhalbjahr (ca. Mitte Oktober bis Mitte März) halten die Kakteen Winterruhe. Während dieser Ruheperiode sollen die Kakteen absolut trocken, kühl (5 bis 10 Grad Celsius) und hell stehen.
Dennoch gilt zu beachten: Kakteen aus Brasilien, Venezuela und der Karibik (u.a. Melocactus, Discocactus, Pilosocereus, Arrojadoa) sollten etwas wärmer überwintert werden (15 Grad Celsius), ebenso die Blattkakteen (Epiphyllum). Zusätzlich sollte man ihnen in dieser Zeit ab und zu eine geringe Menge Wasser verabreichen.
Abgesehen von der Kakteenhaltung in einem Glashaus ist die Helligkeit im Winterquartier in den meisten Fällen relativ gering. Daher muß man bei der Umstellung ins Sommerquartier darauf achten, daß die Kakteen noch nicht an eine direkte Sonnenbestrahlung gewöhnt sind. Man schafft daher Abhilfe, indem man die Pflanzen in den ersten zwei Wochen leicht schattiert (z.B. mit Zeitungspapier).
Substrat
Bei der Kakteenerde scheiden sich die Geister: Viele Sammler schwören auf ihr eigenes Substrat. Sicher ist, daß normale Blumenerde und leider auch die im Handel angebotenen Kakteenerden gänzlich ungeeignet sind. Oberstes Gebot ist ein lockeres, durchlässiges Substrat zur Vermeidung von stauender Nässe. Eine Standardmischung besteht aus folgenden Komponenten: Ein Viertel hochwertige torffreie Blumenerde, ein Viertel Quarzsand und zwei Viertel eines feinporigen wasserspeichernden Materials (Lava, Bims, Seramis, Leca 2-4). Je nach Pflanze können die Bestandteile variiert werden. Epiphyllum, Gymnocalycium und Cereus vertragen etwas mehr Humusanteil, Ariocarpus, Turbinicarpus und Astrophytum etwas mehr mineralische Bestandteile.
Gießen und Düngen
Während der Winterruhe müssen die Kakteen abgesehen von einigen Ausnahmen (s.o.) absolut trocken stehen (warm und feucht überwinterte Kakteen werden nie blühen und ein untypisches Aussehen annehmen). Im Frühjahr beginnen sich die Pflanzen bei zunehmender Tageslänge zu regen. Da und dort wird man im Scheitel der Pflanzen frisches Grün beobachten können. Nun kann man ab und zu (ausreichende Temperaturen - über 15 Grad - vorausgesetzt) die Pflanzen mit Wasser übersprühen. Spätestens Anfang Mai - bei warmer Witterung schon früher - beginnt die Vegetationsperiode. Die Kakteen werden kräftig gegossen, wobei zwischen den einzelnen Wassergaben die Erde oberflächlich abtrocknen sollte (zwei Zentimeter tief). Frisch umgetopfte Pflanzen brauchen im gleichen Jahr noch nicht gedüngt zu werden, alle anderen Kakteen werden in der Zeit von Mai bis August alle vier bis sechs Wochen gedüngt. Es ist unbedingt ein Kakteendünger zu verwenden. Normaler Blumendünger ist aufgrund seines hochen Stickstoffanteils unbrauchbar.
Steigen tagsüber die Temperaturen über 35 Grad, so stellen die Kakteen ihr Wachstum vorübergehend ein, dabei sollte etwas vorsichtiger (weniger) gegossen und nicht gedüngt werden. Das Substrat sollte in dieser Zeit fast ganz abtrocken - bemerkbar am Gewicht der Töpfe - bevor erneut gegossen wird.
Gegen Ende der Vegetationsperiode (September) gießt man immer seltener, so dass die Pflanzen für die Winterruhe, die je nach Aufstellungsort spätestens Anfang November beginnt, abtrocknen können. Während der Winterruhe können die Kakteen fallweise sehr stark einschrumpfen. Das ist ganz normal und sollte nicht dazu verleiten, diese Kakteen im Winter doch zu gießen. Besonders bei einem kühlen Winterstandort ist zu beachten, dass die Kakteenerde während der Winterruhe absolut trocken sein muss, sonst sind Pflanzenverluste durch Fäule vorprogrammiert.
Umtopfen
Bei der Wahl der Pflanzgefäße sollte man unglasierte Tontöpfe nicht in Erwägung ziehen. Durch das poröse Material verdunstet relativ viel Feuchtigkeit an der Topfwand. Da die Wurzeln der Feuchtigkeit folgen bildet sich ein dichtes Wurzelgeflecht entlang der Topfwand, im Inneren des Wurzelballens befinden sich keine Faserwurzeln mehr. Mit der Zeit verliert das Wurzelgeflecht die Fähigkeit zur raschen Wasseraufnahme und die Pflanzen kümmern. Daher sollte Kunststofftöpfen und glasierten Tontöpfen der Vorzug gegeben werden, nach Möglichkeit quadratisch (wegen der Platzersparnis). Umtopfen sollte man außer in Notfällen nur im Früjahr und Sommer. Die Zeit zum Umtopfen ist gekommen, wenn die Pflanze buchstäblich über den Topf hinauswächst oder die Größe der Pflanze in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zum Durchmesser des Topfes steht (bei Säulenkakteen).
Man löst den Kaktus vorsichtig aus dem Pflanzgefäß, befreit den Wurzelballen von abgestorbenen Wurzeln und lockerem Substart. Dabei ist zu beachten, daß man größere Wurzelverletzungen vermeidet. Nach dem Eintopfen in ein größeres Gefäß mit frischem Substrat (der Kaktus sollte dabei nicht tiefer als zuvor eingetopft werden) wird eine Woche nicht gegossen, damit eventuelle Wurzelverletzungen abheilen können.
Schädlinge und Krankheiten
Schadinsekten:
Bei Kakteen sind besonders drei Arten von Schädlingen immer wieder anzutreffen: Wollläuse, Wurzelläuse und Spinnmilben.
Wollläuse sind ein bis drei Millimeter große Insekten, die besonders durch ihre wolligen Gespinste im Scheitel- und Wurzelhalsbereich der Pflanze auffallen.
Wurzelläuse sind weniger auffällig und man bemerkt sie meistens beim Umtopfen der Pflanzen. Sie sind weiß, circa ein Millimeter groß und bilden ebenfalls kleine weiße Gespinste im gesamten Wurzelbereich.
Spinnmilben schließlich sind besonders gefährlich, da sie meistens erst am Schadbild erkannt werden. Dann ist es zumindest für die befallenen Pflanzen meist zu spät. Spinnmilben sind sehr klein, maximal 0,5 Millimeter groß und breiten sich vorwiegend bei trockener Wärme rasch aus. Mit einer Lupe (sechsfach oder mehr) ist bei Befall ein feines Gespinst erkennbar. An den befallenen Stellen verfärbt sich die Epidermis bräunlich, zuerst im Scheitelbereich, später über die ganze Pflanze verteilt.
Alle drei Schädlinge schwächen die Pflanze durch Aussaugen des Pflanzensaftes.
Ihre Bekämpfung gestaltet sich bei richtiger Vorgangsweise nicht besonders schwierig:
- Viel frische Luft und eine ausreichende Nährstoffversorgung (Phosphor und Kalium).
- Genaues Beobachten der Pflanzen. Kümmert eine Pflanze oder zeigt sie außergewöhnliche Verfärbungen, so kann ein Schädling die Ursache sein.
- Vorbeugende Schädlingsbekämpfung und Bekämpfung sofort nach festgestelltem Befall.
Als Bekämpfungsmittel ist den systemischen Mitteln der Vorzug zu geben, diese wirken nicht nur durch Kontakt sondern auch durch Verteilung in der ganzen Pflanze.
Das Mittel wird in der angegebenen Dosierung auf die Pflanzen gesprüht und zugleich gegossen. Vorbeugend wird die Behandlung im Frühling (Mitte Mai) und im Herbst (Anfang September) vorgenommen. Zu beachten ist, daß, bedingt durch die kurze Generationsfolge der Schadinsekten, die Behandlung nach 10-14 Tagen nocheinmal durchgeführt wird, allerdings mit einem anderen Wirkstoff!
Andere Schädlinge:
Schildläuse, Nematoden und Asseln haben nur eine untergeordnete Bedeutung, Schnecken verursachen mitunter massive Fraßschäden, mit Schneckenkorn kann man allerdings Abhilfe schaffen. Trauermückenlarven sind für Sämlinge gefährlich, da sie sich in feuchter Erde aufhalten und Wurzeln sowie zum Teil auch die Körper der Jungpflanzen beschädigen. Geeignet für die Bekämpfung sind gelbe Leimtafeln (zur Reduktion der Mücken) sowie zum Beispiel giessen mit Bacillus turingiensis var. israelensis.
Auch gegen Pilzbefall lassen sich vorbeugende Maßnahmen setzen:
- Viel frische Luft, viel Licht und eine ausreichende Nährstoffversorgung (Phosphor und Kalium).
- Trockene Haltung: Die Erde muss vor dem Gießen bis in die Tiefe abgetrocknet sein. Bei kühler Witterung lieber gar nicht gießen.
- Genaues Beobachten der Pflanzen. Kümmert eine Pflanze oder zeigt sie außergewöhnliche Verfärbungen, so kann auch Pilzbefall die Ursache sein.
- Vermeidung von Verletzungen, besonders im Wurzelbereich (beim Umtopfen),
steriles Arbeiten bei Aussaat und Vermehrung.
Die den Kakteen gefährlich werdenden Pilzarten sind Phytophthora, Fusarium, Pythium, Botrytis und Helminthosporium. Pilze gedeihen am besten in warmfeuchter Umgebung. Gesunde, hart gezogene Pflanzen sind kaum anfällig für Pilzkrankheiten. Beliebte Eintrittspforten für Pilze sind Verletzungen im Wurzelbereich und am Wurzelhals, Blüten- und Fruchtreste, Stichverletzungen durch Dornen anderer Pflanzen.
Das Erscheinungsbild eines Pilzbefalls ist vielfältig:
- Die Pflanze verliert alle Wurzeln,
- die Pflanze vertrocknet von innen,
- die Pflanze löst sich von innen in Schleim auf,
- die Pflanze verfault vom Wurzelhals aufwärts,
- die Pflanze verfault vom Scheitel abwärts oder
- die Pflanze ist zumindest teilweise von Schimmelrasen bedeckt.
Hat man bei einer Pflanze Pilzbefall festgestellt, so ist die ganze Pflanze samt Pflanzgefäß und Substrat zu vernichten. Bei wertvollen Pflanzen kann man versuchen (bei Befall von unten), den oberen Teil der Pflanze zu retten, indem man mit einem nach jedem Schnitt in Alkohol desinfizierten Messer den Pflanzenkopf so lange abschneidet, bis keine Verfärbung der Leitbündel mehr feststellbar ist. Den abgeschnittenen Teil kann man wieder bewurzeln oder Pfropfen (siehe Vermehrung).
Der Einsatz von Fungiziden ist bei harter und trockener Haltung unnötig.
Andere Krankheiten:
Fallweise werden Kakteen von Viren oder Bakterien befallen, als einzige Abhilfe bleibt nur das Vernichten der gesamten Pflanze (mit Topf und Substrat) übrig. Anzeichen dafür können schwarze Flecken, rötliche eingesunkene Flecken, braungraue erhabene Flecken oder verschorfte Stellen sein.
Einige Kakteen (z.B. Cereen, Notokakteen) verkorken mit zunehmendem Alter von unten her, das ist zwar ein Schönheitsfehler, aber ganz normal.
Bei hoher Sonneneinstrahlung und gleichzeitig geringer Temperatur färben sich manche Kakteen rötlich. Das ist kein Krankheitszeichen, sondern ein natürlicher Schutzmechanismus. Stellt man die Pflanze weniger sonnig auf, vergeht die Rotfärbung nach kurzer Zeit.
Vermehrung und Aussaat
Bewurzeln:
Pflanzensprosse oder abgeschnittene Kopfteile (Kopfstecklinge) von Kakteen kann man wieder bewurzeln. Die Ableger oder Kopfstecklinge werden mit einem scharfen, in Alkohol desinfizierten Messer abgeschnitten (Sprosse an der schmalsten Stelle). Man bepinselt die Schnittstellen mit Holzkohle- oder Aluminiumpulver (man kann dem Pulver auch etwas Bewurzelungshormon beimischen) und legt die Pflanzenteile an einen schattigen, trockenen Platz um die Schnittwunde sieben bis zehn Tage abtrocknen zu lassen (je größer die Wunde desto länger). Dann stellt man die Stecklinge mit der Schnittfläche nach unten in eine Schale mit Quarzsand, den man ab und zu etwas befeuchtet. Nach einiger Zeit bilden die Stecklinge neue Wurzeln, sobald diese ein Zentimeter lang sind kann man den betreffenden Steckling wie einen normalen Kaktus eintopfen. Blattkakteen (Epiphyllum) kann man auch in einem Glas Wasser bewurzeln.
Pfropfen:
Einige Kakteen gedeihen auf eigenen Wurzeln in Kultur nur sehr schwer, andere Kakteen bilden als Steckling nur sehr langwierig Wurzeln oder abgeschnittene Sprosse und Kopfstecklinge sind zu klein, um eigene Wurzeln zu bilden bevor sie vertrocknen. Diese eignen sich besonders für das Pfropfen. Beim Pfropfen wird ein Kaktus (Pfröpfling) mit einem anderen Kaktus (Unterlage) zum Zusammenwachsen gebracht. Die Unterlage ist meist ein robuster Kaktus (Cereus, Eriocereus, Echinopsis), der den Nährstofftransport für den Pfröpfling übernimmt. Man schneidet den Pfröpfling und die Unterlage jeweils mit einem scharfen Messer (Rasierklinge) flach ab und presst die Schnittfläche des Pfröpflings auf die Schnittfläche der Unterlage. Dabei ist zu beachten, daß sich keine Luft zwischen den Schnittflächen befindet und sich die Leitbündelringe beider Pflanzen decken oder zumindest überlappen. Dann beschwert man den Pfröpfling mit Gummiringen (Scheitelverletzungen durch Verwendung von Schaumgummi vermeiden) und stellt den Topf mit der so gewonnene Pfropfung an einen schattigen Platz. Nach spätestens einer Woche sind beide Pflanzen zusammengewachsen und die Befestigungshilfen können entfernt werden.
Aussaat:
Die Aussaat bildet die billigste und interessanteste Vermehrung, wenngleich manchmal auch einige Geduld notwendig ist.
Die Kakteensamen werden vom anhaftenden Fruchtfleisch gereinigt, getrocknet und mit einem Fungizid in Pulverform bestäubt. Dann werden die Samen in eine Saatschale auf feinkörniges Substrat (grob gesiebte Kakteenerde) aufgestreut und nicht bedeckt (Kakteen sind Lichtkeimer!). Dann wird vorsichtig mit Wasser von unten angestaut, mit einer durchsichtigen Abdeckung versehen und hell und warm (25 bis 30 Grad) gestellt (Beschriftung nicht vergessen!). Bis zur Keimung darf das Substrat nicht mehr austrocknen. Nach ein bis sechs Wochen erfolgt die Keimung. Ab diesem Zeitpunkt soll die Saatschale regelmäßig gelüftet, das Substrat aber weiterhin feucht gehalten werden. Sobald die Sämlinge 5 Millimeter groß sind, kann pikiert werden, d. h. die jungen Pflanzen werden umgetopft, sodass sie im neuen Pflanzgefäß einen etwas größeren Abstand zueinander besitzen als in der Saatschale. Die pikierten Pflanzen werden nicht mehr abgedeckt und nach einer Übergangsphase von drei Monaten, in der etwas mehr als üblich gegossen wird, wie normale Kakteen behandelt. Die beste Zeit für die Aussaat ist der Februar, da die Pflanzen eine lange Vegetationsperiode vor sich haben und im Herbst schon so weit gediehen sind, daß sie wie normale Kakteen überwintert werden können.
Systematik

Man unterscheidet die drei Unterfamilien der Feigenkakteen (Opuntioideae), Blattkakteen (Pereskioideae) und Kakteen im engeren Sinne (Cactoideae) sowie eine Reihe nicht zugeordneter Gattungen.
Gattungsauswahl
- Aporokaktus
- Astrophytum
- Ariocarpus
- Aztekium
- Blossfeldia
- Carnegia
- Cereus
- Cleistocactus
- Copiapoa
- Echinocactus
- Echinocereus
- Echinopsis
- Espostoa
- Ferocactus
- Gymnocalycium
- Haageocereus
- Hildewintera
- Lobivia
- Lophophora
- Mammillaria
- Matucana
- Melocactus
- Notocactus
- Obregonia
- Opuntia
- Oroya
- Parodia
- Pilosocereus
- Rebutia
- Rhipsalis
- Schlumbergera
- Sclerocactus
- Strombocactus
- Sulcorebutia
- Thelocactus
- Trichocereus
- Turbinicarpus
- Wilcoxia
Artenauswahl
- Feigenkaktus (Opuntia ficus-indica)
- Goldkugelkaktus (Echinocactus grusonii)
- Kandelaberkaktus, auch Riesenkaktus, Saguaro (Carnegia gigantea)
- Weihnachtskaktus (Schlumbergera bridgesii)
- Peyotl (Lophophora williamsii)
- San Pedro Kaktus (Trichocereus pachanoi, T. peruvianus, T. bridgesii)