Guinevere Kauffmann
Guinevere Alice Mei-Ing Kauffmann (* 26. Dezember 1968 in Kalifornien) ist eine US-amerikanische Astrophysikerin am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching.
Leben und Wirken
Geboren in Kalifornien, verbrachte Guinevere Kauffmann ihre Schul- und die ersten Studienjahre in Südafrika.[1] Kauffmann studierte an der Universität Kapstadt und schloss ihr Studium mit dem Titel Master of Science in Astronomie ab. Sie promovierte 1993 in Astrophysik an der Universität Cambridge. Ihre Promotion befasste sich mit der Entstehung und Entwicklung von Galaxien. Sie entwickelte hierbei ein Modell, mit dem es erstmals gelang, von Großteleskopen übermittelte Bilder junger Galaxien in direkten Vergleich mit einer Computersimulation der Galaxieentwicklung zu setzen. Nach diesem Modell hat sie am Max-Planck-Institut für Astrophysik ähnliche Modelle für die Anwendung bei Schwarzen Löchern, Dunkler Materie und Quasaren entwickelt.[2] Seit 1996 ist sie an diesem Institut tätig, wo sie seit 2003 den Status eines C3-Gruppenleiters innehatte. Seit 2013 ist sie Direktorin am MPI für Astrophysik.
Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Untersuchung der Beziehung zwischen den theoretischen Modellen der Strukturentstehung im Universum und den Eigenschaften der beobachteten leuchtenden Galaxien.[3]
Kontroverse wegen Machtmissbrauch
Im Februar 2018 veröffentlichte das Nachrichtenmagazin Spiegel Online einen Bericht über Fälle von Machtmissbrauch durch Spitzenwissenschaftler gegenüber untergebenen Nachwuchsforschern am MPI für Astrophysik. Insbesondere wurde der Fall einer Professorin genannt, der vorgeworfen wurde, Doktoranden und Postdoktoranden gemobbt zu haben.[4] Ende Juni 2018 wurde durch einen Beitrag im Onlinemagazin Buzzfeed bekannt, dass es sich bei der Professorin um Kauffmann gehandelt hatte. Zu den Vorwürfen von Mobbing kamen in dem Beitrag Anschuldigungen rassistischer Ausfälle hinzu. Die Vorwürfe wurden durch Ausschnitte aus E-Mails untermauert. Zu den Anschuldigungen gegen sie nahm Kauffmann Anfang Juli 2018 im Fachmagazin Nature Stellung und räumte ein, ihr Führungsstil in der Vergangenheit sei nach heutigen Maßstäben inakzeptabel gewesen („Regarding ‚bullying‘ — I am of the generation that was subjected to very high pressure supervision. I realize that this has now become unacceptable.“), sie habe diesen jedoch seither grundlegend geändert und sei weiter bestrebt, ihren Kommunikationsstil zu verbessern.[5] Nach ähnlichen Berichten aus anderen Bereichen (MeToo) schloss sich an diese Berichterstattung eine generelle Diskussion über Machtmissbrauch in der Wissenschaft an.[6][7]
Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)
- 1997: Otto-Hahn-Medaille
- 2002: Heinz Maier-Leibnitz-Preis[2]
- 2007: Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis[3]
- 21. April 2010: Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Kauffmann, G., White, S. D. M. und Guiderdoni, B.: Formation and Evolution of Galaxies in Merging Dark Matter Halos, Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 264, 201, 1993.
- Kauffmann, G., Nusser, A. und Steinmetz, M.: Galaxy Formation and Large Scale Bias, Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 286, 795, 1997.
- Kauffmann, G. und Charlot S.: Chemical Enrichment and the Origin of the Colour-Magnitude Relation of Elliptical Galaxies in a Hierarchical Merger Model, Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 294,708,1998.
- Kauffmann, G. und Haehnelt, M.G.: A Unified Model for the Evolution of Galaxies and Quasars, Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 311, 576, 2000.
- Kauffmann, G., Heckman,T.M., Tremonti,C., Brinchmann, J., Charlot, S., White, S.D.M., Ridgway,S.E. and 6 coauthors: The host galaxies of active galactic nuclei, Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 346, 1055, 2003
- Kauffmann, G. und T.M. Heckman: Feast and Famine: regulation of black hole growth in low-redshift galaxies, Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 397, 135, 2009.
Mitgliedschaften (Auswahl)
- seit 2009: Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- seit 2010: Mitglied der Leopoldina
- seit 2012: Mitglied der National Academy of Sciences der USA
Weblinks
- Mitarbeiter-Seite am Max-Planck-Institut
- Laudatio für den Heinz Maier-Leibnitz-Preis (PDF; 16 kB)
- Curriculum vitae. In: DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft. Abgerufen am 6. November 2019.
Einzelnachweise
- ↑ Kauffmann, Guinevere. Max-Planck-Institut für Astrophysik, abgerufen am 6. November 2019.
- ↑ a b Dr. Guinevere Kauffmann – Heinz Maier-Leibnitz-Preisträgerin 2002. Deutsche Forschungsgemeinschaft, 9. November 2009, abgerufen am 27. April 2019.
- ↑ a b Prof. Dr. Guinevere Kauffmann - Gottfried Wilhelm Leibniz-Preisträgerin 2007. Deutsche Forschungsgemeinschaft, 11. Dezember 2009, abgerufen am 27. April 2019.
- ↑ Kristin Haug: Machtmissbrauch an Hochschulen: „Ihr Verhalten war unvorhersehbar, und ich hatte Angst und Stress“. In: Spiegel Online. 27. Februar 2018, abgerufen am 15. Juli 2018.
- ↑ Alison Abbott: Max Planck astrophysicist at centre of bullying allegations speaks up. In: nature.com. 6. Juli 2018, abgerufen am 14. Juli 2018 (englisch).
- ↑ Marc Scheloske: Macht und Machtmissbrauch in der Wissenschaft. In: spektrum.de. 30. Oktober 2018, abgerufen am 24. April 2019.
- ↑ Anant Agarwala, Anna-Lena Scholz: Macht Schluss damit. In: zeit.de. 8. November 2018, abgerufen am 24. April 2019.
Personendaten | |
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NAME | Kauffmann, Guinevere |
ALTERNATIVNAMEN | Kauffmann, Guinevere Alice Mei-Ing (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Astrophysikerin und Leibnizpreisträgerin |
GEBURTSDATUM | 26. Dezember 1968 |
GEBURTSORT | Kalifornien |
- Astrophysiker
- Astronom (20. Jahrhundert)
- Astronom (21. Jahrhundert)
- Leibnizpreisträger
- Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande
- Mitglied der Leopoldina (21. Jahrhundert)
- Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- Mitglied der National Academy of Sciences
- Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft
- Geboren 1968
- US-Amerikaner
- Frau