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Beginenhaus bei St. Wolfgang (Heilbronn)

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Das Beginenhaus bei St. Wolfgang von Heilbronn war eine gotisches Steinhaus mit Treppengiebel und stand an der Lammgasse 15/Ecke Wolgangsgasse 20. Die Schwestern lebten nach der üblichen Beginenregel hatten eine "Mutter", als Vorsteherin und verwendeteten alle Einkünfte zum gemeinsamen Nutzen. Ihre Aufgabe war es arme Kranke zu pflegen. Das Haus der Beginen lag bei einer gotischen Kapelle, die dem Heiligen Wolfgang geweiht war. Daher wurden die Beginen auch Schwestern zu St. Wolfgang genannt.

Beginenhaus

Geschichte

1383 wird das Beginenhaus zum ersten mal anläßlich einer "Stiftung der willigen Armen" und zum zweiten mal konreter 1465 erwähnt. Das Beginenhaus gehörte von Anfang an der Stadt. Am 5. Mai 1511 starb Ludwig Gerach, Altbürgermeister, und vermachte den Schwestern " der willigen Armen bei St. Wolfgang" Geld und eine silberne Schale. Das Beginenhaus hat 1513 als Pfleger den Altbürgermeister Hans Berlin und den Bürger Johannes Baldermann. Im Bauernkrieg war das Beginenhaus einer der wenigen Häuser die nicht von den Bauern behelligt wurden, sondern es hieß " die Beginen in der Lichtensterner Gasse in Heilbronn solles alles haben, was ihnen die Leute geben, wenn sie zu den Kranken gehen". Die Beginen handelten nach dem Wort "ein reiner Gottesdienst vor Gott ist es die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal zu besuchen und die armen Kranken zu pflegen" Die Bürgermeister Nenninger und Neyffer erlaubten den "Schwestern bei St. Wolfgang" ohne Tracht in weltlicher, d. h. in grauer oder schwarzer Kleidung die Kranken zu pflegen.

Das Haus gehörte zuerst Johann David Feyerabend, später dem Bürgermeister Gottlob Moriz Christian von Wacks, und bildete lange einen Mittepunkt des geistigen und gesellschaftlichen Lebens der Stadt. Im 19. Jhdt war in diesem Anwesen das Bankenhaus Rümelin.[1]

Beschreibung

Das zur Lammgasse orientierte Vordergewäude war ein mehrstöckiges Steinhaus mit gotischen Filengiebel. Das Gebäude soll über eine eigene Kapelle verfügt haben, die dem hl. Nikolaus geweiht war.[2]. Das Beginenhaus verfügte über einen Hof, der nördlich an die Kapelle St. Wolfgang grenzte.


Wolfgangskapelle

Geschichte

Die Wolfgangskapelle wird zum ersten Mal 1486 genannt. 1507 gab es einen Streit bzgl. Restaurierung oder Abbruch der Kapelle wegen Baufälligkeit. Man entschied sich 1527 jedoch für eine Restaurierung bzw. einen Umbau der Kapelle. Vom 16. bis 18. Jhdt wird die Kapelle als Zeughaus, danach als Wohnhaus benutzt. 1844 wird die ehemalige Kapelle als Gaststätte verwendet, wobei der Inhaber des Gebäudes, der Bäcker Johann Berrett, eine Zwischendecke in das Kirchenschiff einziehen läßt, das Gebäude aufstockt und im ersten Obergeschoß seine Gasstube einrichtet. Bei der Renovierung 1844 geht endgültig der sakrale Charakter der Kapelle verloren. 1848 wird die Gaststätte des Johann Berrett zentraler Treffpunkt der Heilbronner Demokraten von 1848 und wird daher auch als "Revolutionshalle" bezeichnet. Damit ging die Kapelle in die Heilbronner Arbeiterbewegung ein. Ab 1915 heißt die Gaststätte "Wirtschaft zum tapferen Schwaben".

Beschreibung

Die Wolfgangskapelle soll Anfang des 15. Jhdts im gotischen Stil erbaut worden sein. Betreten werden konnte die Kapelle von der Lammgasse aus, wo sich das Eingangsportal der Wolfgangskapelle befand. Zwei Fenster befanden sich in den beiden Seitenwänden der Kapelle, die etwa 12,30 bzw. 11,10 meter lang waren.Die Giebelseiten hingegen waren 7,70 bzw. 7,80 meter breit und hatte jeweils ein Fenster.[3] 6 Meter war die Kapelle bis zum Dachgesims hoch.Die Wände der Kapelle waren in Zweischalenbauweise ausgebildet und hatten einen Durchmesser von 80 bis 90 cm.

1904 war noch das Altarbild aus St. Wolfgang[4] von 1517 erhalten[5]



Reliefs

Ein Halbrelief wurde nach dem Krieg an eine Hauswand in der Wolfgangsgasse angebracht und erinnert an den Namensgeber der Gasse.

Literatur

  • Dumitrache, Marianne und Simon M. Haag: „Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg. Bd. 8.: Heilbronn.“ Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2001 (ISBN 3-927714-51-8)
  • Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. Bd. 1: Fotos von 1860 bis 1944., Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 1966

Quellen

  1. Schmolz/ Weckbach: Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild Seite 36 Nr.39.
  2. Dumitrache, Seite 119, Nr. 128 "Beginenhaus II/Paterizierhaus abgegangen, Lammgsse 15 und Innehnof"
  3. Dumitrache, Seite 111, Nr. 73 " Wolfgangskapelle/Zeughaus/Wirtshaus Revolutionshalle, zum tapferen Schwaben, abgegangen, Lammgasse 19."
  4. statist. Landesamt Beschreibung des Oberamts Heilbronn "Kapellen"
  5. mit einer Beschreibung histor. Verein Heilvonn III, S. 32.