WDR Computerclub
Der WDR Computerclub im Westdeutschen Rundfunk war eine der ersten deutschen Fernsehsendungen, die sich mit den Themen Computer und Technik im Allgemeinen beschäftigte. Sie wurde auf zahlreichen dritten Programmen des deutschen Fernsehens ausgestrahlt.
Vorläufer der Sendung wurden ab 1981 unter dem Titel eff-eff ausgestrahlt. Seit Januar 1983 wurde der Computerclub von Wolfgang Back und Wolfgang Rudolph moderiert. Ein weiterer Mitbegründer war Ulrich Rohde. Der Name der Sendung leitet sich von einem ursprünglich zeitgleich initiierten echten Computerclub ab, der aber damals aus rechtlichen Gründen nicht weiter verfolgt wurde. Grund dafür dürfte der tendenziell kommerzielle Charakter des Vorhabens gewesen sein, der mit einem öffentlich-rechtlichen Sender nicht vereinbar war.
Die Sendungen hatten ihren Schwerpunkt auf Unterhaltung und Information. Das Publikum konnte sich ebenfalls beteiligen. Es wurden auch kuriose Selbstbauprojekte und Basteleien vorgestellt. In der Frühzeit war eher der Heimcomputer und BTX das Zentrum der Bemühungen, später rückten der IBM-PC und andere Personalcomputer stärker in den Mittelpunkt. Regelmäßig wurden aktuelle Fachbücher vorgestellt.
Sendeformate
Bis 1988 gab es den Know How ComputerClub, mit ca. 30 Minuten Sendedauer, danach folgte bis 1996 der ComputerClub mit ca. 45 Minuten Sendedauer gefolgt von ComputerClub Classic, Online, Praxis, Report, mit ca. 30 Minuten Sendedauer. Insgesamt wurden 400 Ausgaben ausgestrahlt.
Manche Sendungen wurden auch von Messen ausgestrahlt, darunter von der CeBIT in Hannover, der Hobbytronik in Dortmund, der Frankfurter Buchmesse, der Nürnberger Spielwarenmesse, der Photokina in Köln und der Systems in München.
Drei Sondersendungen, die so genannten Computernächte, wurden live aus dem Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn ausgestrahlt. Am 5./6. Dezember 1998 fand anlässlich der 250. Sendung die erste Computernacht statt, die zweite folgte am 11./12. Dezember 1999, und die dritte fand am 3./4. November 2001 zum 20-jährigen Jubiläum des Computerclubs statt.
Ein offenes Geheimnis war, dass einige der Moderatoren auch im Besitz einer Amateurfunklizenz sind, was gelegentlich zur Einbeziehung von Funk-Themen ins Konzept führte. Bei einer langen Nacht konnten zum Beispiel über 150 per digitalem Amateurfunk angebundene private Funkstationen als Zuseher registriert werden.
Ein kleiner technischer Höhepunkt zum Ende der Serie war die Nutzung eines Rechenclusters der GMD zur Erzeugung eines computergenerierten Studios, das in Echtzeit berechnet und sogar auf die jeweiligen Kamerapositionen und Zoomeinstellungen angepasst wurde.
In der Juli-Sendung des Jahres 1995 war Konrad Zuse, der Erfinder des Computers, zu seinem bevorstehenden 85. Geburtstag als prominenter Interviewpartner vertreten.
Die Januar-Sendung des Jahres 1997 zum Thema 25 Jahre Mikroprozessor widmete sich dem Rückblick auf die Geräte der Computeranfänge. Auch der Know-How-Computer wurde unter Mitwirkung von Ulrich Rohde nochmals vorgestellt. In dieser Sendung war Ted Hoff, der Erfinder des Mikroprozessors, als prominenter Interviewpartner vertreten.
Von August 1994 bis Juli 1998 wurde auch eine CD namens Computer-Club-Digital produziert. Sie enthielt ein Video der Sendung und aktuelle Software. Auch diese neue Art der Vermittlung von Informationen gehörte zu den Innovationen der Sendung. Am Anfang waren es mehr als 20.000 Interessenten, die diese absolut neue Form zur weiteren Informationsgewinnung nutzten.
Projekte und Innovationen
KNOW-HOW-COMPUTER
Wie man richtig programmieren kann, ohne einen elektronischen Computer zur Verfügung zu haben, zeigte der als pädagogische Hilfe gedachte Know-How-Computer, der von Wolfgang Back und Ulrich Rohde entwickelt wurde. Der "Computer" arbeitete auf Papier, als Informationseinheiten wurden Streichhölzer verwendet. Nur 5 Befehle reichten aus, um alle mathematischen Funktionen darstellen zu können. Dieser Übungscomputer auf Papier wurde damals in über 200.000 Exemplaren verschickt und gehörte somit zu den Computern mit der weitesten Verbreitung. Eine Implementierung als Computerprogramm ist auf Wolfgangs Back Homepage erhältlich
Photozellen-Scanner
Durch Aufsetzen einer einzelnen Reflexleuchtdiode in den Stift eines Plotters wurde dieser zweckentfremdet und zu einem Scanner erweitert. Die Scan-Ergebnisse waren damals technisch akzeptabel und ermöglichten dem versierten Bastler die Nutzung eines ansonsten damals für den Heimgebrauch unerschwinglich teuren Geräts zur Bildabtastung. In einer anderen Realisierung bildete man einen Trommelscanner mittels eines Plattenspielers, einer ausgedienten Schallplatte und Pappröhrchen nach
VIDEODAT
Schon sehr früh sendete man während der Fernsehsendung Computerprogramme mit, zunächst als Tonsignal, das mit einem handelsüblichen Kassettenrekorder auf Compact-Cassette aufgenommen und dann mit der Datasette des Homecomputers eingelesen werden konnte.
Während der Übertragung dieses "Hard-Bit-Rocks" war keine weitere Moderation möglich. Seit dem 7. Januar 1986 wurde mit einem neuen Verfahren, dem so genannten Videodat die Software während der kompletten Sendung mit ausgestrahlt. Ein kleiner Bildschirmausschnitt (unterhalb der Austastlücke am oberen Bildschirmrand) übertrug die Bytes als schwarz/weiße Kästchen. Die Datenmenge betrug ca. 50 Bytes/sec. In einer halben Stunde kamen somit immerhin knappe 90 KB zusammen. Durch weitere Veränderungen wurde die Datenmenge im Laufe der Zeit auf 200 Bytes/sec 1988 und 10 Kbits/sec 1993 gesteigert. Auch der Fernsehsender ProSieben sendet seit 1990 ein so genanntes Channel Videodat mit 15 Kbits/sec. Voraussetzung für den Empfang des Signals war ein so genannter Videodatdekoder oder eine TV-Karte mit entsprechender Software wie z.B. 'Multidec'.
KOMCOM
Ein früher Meilenstein wurde mit der Installation des KOMCOM gesetzt. KOMCOM hieß KOMmunikations COMputer und war quasi eine der ersten Mailboxen in Deutschland für die private Nutzung. Nach über 3 Millionen Anrufen seit 1984 wurde der Rechner 1995 vom Netz genommen, nachdem das Internet eine solche Kommunikationsform überflüssig gemacht hatte.
BTX
Der Computerclub war auch einer der größten Anbieter von BTX - Software, die über Jahre hinweg vom Publikum zum beliebtesten BTX-Programm gewählt wurde. Zu der damaligen Zeit war Telesoftware noch ein wahres Abenteuer: am Anfang wurden die Programme per Hand vom Bildschirm abgeschrieben. Später wurde ein automatisches Ladeverfahren entwickelt.
LALLUS
Das Projekt Lallus war eine Schaltung, die per Telefon bedient wird und sehr universell eine Vielzahl von Geräten steuern und regeln kann. Da alle gesendeten Befehle und Zustände von der Elektronik zurückgesprochen wurden, erhielt die Schaltung den Namen Lallus von "reden, lallen". Das Gerät wurde sehr bekannt und von vielen Zuschauern nachgebaut.
Ende einer Epoche
Nach 22 Jahren wurde der Computerclub zum Bedauern des Stammpublikums im Jahr 2003 abgesetzt. Es gab unter anderem verschiedene Online-Petitionen an die Verantwortlichen des WDR mit der Bitte um Erhaltung der Sendung. Die letzte Sendung wurde am 22. Februar 2003 im WDR ausgestrahlt.
Die meist im Vordergrund stehenden Moderatoren versuchten sich nach dem Ende der letzten Sendung mit einem neuen, weniger technikintensiven Sendekonzept bei ihrem Stammsender weiter zu betätigen. Mittlerweile ist Wolfgang Back jedoch pensioniert und hat auf seiner Homepage [1] erstmals mit Ranga Yogeshwar abgerechnet, der im Zuge der Absetzung bereits von vielen Fans der Sendung kritisiert worden war.
Neuanfang
Am 24.07.2006 produzierten Wolfgang Rudolph und Wolfgang Back den ComputerClub 2. Das ist eine 30 minütige Audiosendung der beiden und frei im Internet erhältlich:
Zitate
- ... und am Schluss behalten wir ein Bit über! (typisches Abschluss-Motto jeder Sendung)
Weblinks
- WDR-Computerclub-Webpräsenz
- Videodat
- ComputerClub Digital aus dem MultiTec Verlag
- Konrad Zuse Internet-Archiv mit Simulation der Z1 und Z3
- www.wolfgang-back.com private Homepage des Moderators Wolfgang Back
- www.wolfgangrudolph.de private Homepage des Moderators Wolfgang Rudolph