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Adnan Menderes

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Adnan Menderes (*1899 in Aydın; † 17. September 1961 auf der Insel İmralı) war türkischer Politiker und Ministerpräsident mehrerer Regierungen.

Menderes war Jurist und Landwirt. Seit 1936 war er Mitglied der türkischen Nationalversammlung. 1946 war er Mitbegründer der Demokratischen Partei, deren Vorsitzender er 1950 wurde; im selben Jahr gelang der Partei der Wahlsieg und Menderes wurde Ministerpräsident, als der er die Türkei fast 10 Jahre führte - auch Präsident Celâl Bayar und Außenminister Fuat Köprülü gehörten der Demokratischen Partei an. In dieser Zeit erlebte das Land einen raschen Aufschwung, der auf dem neuen Wirtschaftsliberalismus und starker ausländischer Unterstützung, speziell der USA beruhte. Die Türkei trat unter Menderes 1952 auch der NATO bei.

Der Premier versäumte, das Wachstum zu dämpfen; eine fragwürdige Staatsführung führte zu Wirtschaftskrisen und starken sozialen Spannungen, welche die Regierung Adnan Menderes nutzte, um dem Volk einen Sündenbock zu präsentieren. In der Nacht vom 6. auf den 7. September 1955 kam es daraufhin zu staatlich inszenierter und gelenkter Massengewalt im ganzen Land, die sich in schweren Pogromen an den nichtmuslimischen Minderheiten (Griechen, Juden, Armenier, Aramäer) entluden. Die fanatisierte Bevölkerung setzte allein in Istanbul 72 orthodoxe Kirchen und mehr als 30 christliche Schulen in Brand. Danach schändete sie christliche Friedhöfe, Gebeine der Geistlichkeit, verwüstete rund 3.500 Wohnhäuser, 110 Hotels, 27 Apotheken und 21 Fabriken und mehr als 4.000 Geschäfte. Mord, Vergewaltigung und schwerste Misshandlung gingen mit dem der Zerstörungswut einher. So wurden beispielsweise christliche Priester zwangsbeschnitten. Die Polizei blieb dabei untätig. Bis heute hat sich keine türkische Regierung zu diesem Pogrom bekannt. Ein der Folgen war, dass nahezu 100.000 Angehörige der griechischen Minderheit das Land verließen.

General Sabri Yirmibesoglu, ehemaliger Vorsitzender des Kriegssonderamtes, gab zu den Geschehnissen folgende Erklärung ab: "Die Ereignisse vom 6./7. September gehen auf das Konto des Kriegssonderamtes. Ihre Organisation war außerordentlich und sie haben ihren Zweck erfüllt."

Die Opposition der Republikanischen Volkspartei griff die Missstimmung gegen die Politik der Demokraten auf, insbesondere nachdem Menderes im April 1960 mit einem Ermächtigungsgesetz die bürgerlichen Freiheiten massiv einschränkte. Gestürzt wurde die Regierung Menderes dann allerdings am 27. Mai durch einen Militärputsch, wobei seiner Regierung Korruption, Wahlfälschung und Autoritarismus vorgeworfen wurden. Die Vorwürfe stammten größtenteils aus Hand der Militärführung. Menderes wurde vom Militär vor Gericht gestellt, zum Tode durch den Strang verurteilt und am 17. September 1961 hingerichtet.

Heute genießt Menderes in der Türkei durchaus Ansehen, so ist z.B. der internationale Flughafen von Izmir und die Universität von Aydın nach ihm benannt.

Politische Stationen von Adnan Menderes

  • Mai 1950 bis 1954 Ministerpräsident als Nachfolger von Şemsettin Günaltay ; seine Partei DP war bis dahin in der Opposition,
  • Mai 1954 bis Mai 1960 in insgesamt 5 Regierungen. In dieser Zeit entfernt sich Menderes vom Kemalismus. Ihm werden Wahlfälschungen und autoritäre Regierung vorgeworfen.
  • Am 27. Mai 1960 wird seine Regierung aufgrund dieser Vorwürfe vom Militär unter General Cemal Gürsel gestürzt, und zahlreiche Regierungsmitglieder werden vor Gericht gestellt.
  • Im September 1961 werden die Todesurteile an Menderes sowie den Ministern Zorlu und Polatkan vollstreckt.
  • Ende 1961 folgt wieder eine Zivilregierung unter dem Kemalisten İsmet İnönü, unter dem 1963 die Assoziation mit der EG in Kraft tritt.

Siehe auch

Literatur

  • The Mechanism of Catastrophe: The Turkish Pogrom Of September 6-7, 1955, And The Destruction Of The Greek Community Of Istanbul, ISBN: 0974766038


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