Donald Stellwag

Donald Stellwag (* 1957) ist ein deutsches Opfer eines Justizirrtums. Der Hausmeister aus Lauf bei Nürnberg hat wegen eines im Dezember 1991 in Nürnberg stattgefundenen Bankraubes, der ihm angelastet wurde, acht Jahre zu Unrecht im Gefängnis gesessen.

Stellwag wurde verdächtigt, weil er nach den Fotos der Überwachungskamera vom Tatort dem Täter sehr ähnlich sah. Im Juli 1993 wurde er in Untersuchungshaft genommen. Ausschlaggebend für seine Verurteilung im Jahr 1994 war ein anthropologisches Gutachten von Dr. Cornelius Schott. Dieser meinte, Donald Stellwag auf dem Foto anhand seiner Ohren als Täter identifizieren zu können. Trotz der Aussage von acht Personen, die bezeugen konnten, dass sich Stellwag zum Zeitpunkt der Tat über 300 Kilometer vom Tatort entfernt in Sachsen aufgehalten hatte, wurde er aufgrund dieses Gutachtens verurteilt.

Eine vorzeitige Entlassung auf Bewährung kam nicht in Frage, da Stellwag als Vorraussetzung dafür ein Geständnis hätte ablegen müssen. Der wirkliche Täter wurde zwei Wochen nach der Haftentlassung Stellwags im Juli 2001 festgenommen. Zwischenzeitlich wurde gegen Stellwag wegen eines weiteren Bankraubes ermittelt, den er während der Haftzeit begangen haben soll, obwohl er die Justizvollzugsanstalt Straubing zu diesem Zeitpunkt nachweislich nicht verlassen hatte. Diese Tat wurde dann dem Täter zugeordnet, der auch schon den Überfall beging, der irrtümlich Stellwag angelastet wurde. Der wirkliche Täter hat 2001 beide Überfälle gestanden.

Donald Stellwag, der während seiner Haftzeit an einem Gehirntumor erkrankte, ist seit seiner Entlassung erwerbsunfähig und lebt seitdem in einem Wohnheim für entlassene Strafgefangene. Es wurde ihm eine Haftentschädigung von ca. 60.000 D-Mark gewährt, von denen ihm jedoch nur ca. 39.000 ausgezahlt und der Rest - den Gesetzen entsprechend - für die Verköstigung in der Justizviollzugsanstalt einbehalten wurde.

Stellwag hat als soziales Engagement seit 2001 einen Buchverleih für Strafgefangene aufgebaut.

Der Fall stieß auf ein großes Medieninteresse. Ein Dokumentarfilm von Angela Graas wurde im April 2002 vom WDR-Fernsehen gesendet. Im Mai 2005 trat Donald Stellwag zusammen mit seinem Rechtsanwalt bei der TV-Talkshow Menschen bei Maischberger (Moderatorin: Sandra Maischberger) auf.

Neben Donald Stellwag wurden laut eines Berichts des WDR noch zwei weitere Personen aufgrund von Schott-Gutachten unschuldig verurteilt.

Weblinks

• Video: Donald Stellwag mit Anwalt bei Maischberger
• WDR: Donald Stellwag - Ein Opfer der Justiz
• WDR: Bilderdeuter im Zwielicht