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Motael

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Motael
Santo-António-Kirche in Motael
Daten
Fläche 0,77 km²[1]
Einwohnerzahl 5.039 (2015)[1]
Chefe de Suco Cornelio de Aráujo Lopes
(Wahl 2009)
Aldeias Einwohner
Bee Dalan 2010
Boa Morena 1308
Halibur 1146
Hura 481
Lirio 94
Der Suco Motael liegt im Norden des Verwaltungsamts Vera Cruz.
Palapasot (Osttimor)
Palapasot (Osttimor)
Palapasot
Koordinaten: 8° 33′ S, 125° 34′ O

Motael (ehemals 20 Maio)[2] ist ein osttimoresischer Suco, der einen Stadtteil der Landeshauptstadt Dili bildet. Seit 2004 gehört Motael zum Verwaltungsamt Vera Cruz, davor zu Dom Aleixo.

Geographie

Motael
Orte Position[3] Höhe
Aitarak 8° 32′ 56″ S, 125° 33′ 57″ O m
Bairo Alto 8° 33′ 18″ S, 125° 34′ 7″ O m
Bebora 8° 33′ 12″ S, 125° 33′ 56″ O m
Farol 8° 33′ 12″ S, 125° 34′ 7″ O m
Palapasot 8° 32′ 59″ S, 125° 34′ 9″ O m

Der Suco gehört zum Zentrum der Hauptstadt. An der Stelle, wo sich die Bucht von Dili noch einmal etwas in das Land hineinschiebt, liegt Motael am westlichen Ende der kleinen Bucht. Südlich liegen die Sucos Colmera und Vila Verde und westlich die Sucos Bairro Pite und Kampung Alor, die zum Verwaltungsamt Dom Aleixo gehören. Der Westgrenze folgt in der Regenzeit der Fluss Maloa.[4] Vor der Gebietsreform 2015 hatte Motael eine Fläche von 0,55 km².[5] Nun sind es 0,77 km².[1] Von Colmera und Vila Verde erhielt Motael das Gebiet zwischen der Avenida Nicolau Lobato im Norden, dem Fluss Maloa im Westen, der Rua da Catedral im Osten und der Avenida Dom Ricardo da Silva. Zudem ging der Landstreifen von Colmera zwischen der Bucht und der Avenida Marginal an Motael, so dass Motael nun im Osten bis an den Suco Bidau Lecidere (Verwaltungsamt Nain Feto) reicht.[6]

Motael teilt sich in vier Stadtviertel: Aitarak im Nordwesten, Palapasot im Nordosten, Bebora im Südwesten und Farol (Parol) im Südosten.[7] Farol (portugiesisch für Leuchtturm) war am Ende der Kolonialzeit das Wohnviertel der europäischstämmigen Bevölkerung Dilis. Der 2015 zu Motael zugeschlagene Abschnitt besteht aus dem Westen des Stadtteils Bairo Alto und dem Norden von Vila Verde und Mata Doro.[6]

Im Suco befinden sich die fünf Aldeias Bee Dalan, Boa Morena, Halibur, Hura und Lirio.[8]

Einwohner

Im Suco leben 5.039 Einwohner (2015), davon sind 2.567 Männer und 2.472 Frauen. Die Bevölkerungsdichte beträgt 6.537,3 Einwohner/km². Im Suco gibt es 773 Haushalte.[1] Fast 92 % der Einwohner geben Tetum Prasa als ihre Muttersprache an. Minderheiten sprechen Resuk, Rahesuk, Makasae, Makalero, Idaté, Fataluku oder Tetum Terik.[9] Der Ortsname „Motaél“ stammt aus dem Mambai und bedeutet „Flussmündung“. Er ist ein Beleg dafür, dass in der Region von Dili ursprünglich Mambai statt Tetum gesprochen wurde.[10]

Geschichte

Der Liurai von Motael und seine Familie (1903)
Der Liurai überwacht Bauarbeiten (1903)
Karte von 1908, auf der nachträglich Motael eingezeichnet wurde

Den Namen erhielt der Stadtteil vom timoresischen Reich, das über die Region herrschte, als die Portugiesen die Hauptstadt ihrer Kolonie 1769 hierher verlegten. Schon vorher hatten hier Jesuiten erfolgreich Kinder zum Christentum bekehrt und dem Liurai von Motael christianisierte Soldaten aus Larantuka überlassen, zum Schutz vor muslimischen Überfällen. Als treuer Verbündeter stellte Dom Alexandre, der Liurai von Motael, den Portugiesen das nötige Land und Bauholz für die Gründung Dilis zur Verfügung. Zudem sicherte er ihnen auch Männer und Pferde zur Verteidigung zu. Mit der Zeit wurde Motael zu einer starken Macht innerhalb der Kolonie Portugiesisch-Timor.

1810 bis 1812 war der Liurai von Motael sogar einer der führenden Mitglieder des Conselho Governativo, die anstelle des fehlenden Gouverneurs die Kolonie regierten. 1867 half Motael den Portugiesen die Rebellion von Vemasse niederzuschlagen. 1887 wurde als einer der Verantwortlichen für die Revolte der Moradores, der Liurai von Motael, Lucas Martins, verhaftet und schließlich in Goa vor Gericht gestellt. Im Verlauf der Revolte war der Gouverneur Alfredo de Lacerda Maia ermordet worden.

Das Haus des Herrschers lag im heutigen Stadtviertel von Motael, nahe dem heutigen Hafen. Südöstlich befand sich der Regierungssitz des Gouverneurs, wo heute der Jardim 5 de Maio liegt.[11]

Während der indonesischen Besatzung Osttimors (1975 bis 1999) wurde der Timorese Sebastião Gomes am 27. Oktober 1991 von indonesischen Sicherheitskräften angeschossen und verblutete in der Kirche Santo António de Motael. Bei seinem Begräbnis kam es zu einer Demonstration für die Unabhängigkeit Osttimors. Folge war ein Massaker an den Demonstranten durch indonesische Sicherheitskräften, das sogenannte Santa-Cruz-Massaker.

2006 wurde bei der Kirche von Motael ein Lager aufgebaut, um Flüchtlingen nach den Unruhen in Osttimor 2006 eine Unterkunft zu bieten.

Politik

Cornelio de Aráujo Lopes.jpg (2017)

Bei den Wahlen von 2004/2005 wurde Cornelio de Aráujo Lopes zum Chefe de Suco gewählt[12] und 2009 in seinem Amt bestätigt.[13]

Bauwerke und Einrichtungen

Der Leuchtturm von Motael an der Av. de Motael

Im Suco Motael stehen mehrere sehenswerte Bauwerke. Die Kirche Santo António de Motael (auch Kirche von Motael) im portugiesischen Stil ist die älteste, bestehende Kirche in Osttimor, auch wenn das Gebäude 1955 nach der Schlacht um Timor im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut werden musste.[14] Ein großes Kirchengebäude, die Igreja Hosana der Evangelischen Kirche Osttimors (Igreja Protestante iha Timor Lorosa'e), wurde im Oktober 2014 an der Avenida D.Ricardo da Silva von Xanana Gusmão eingeweiht.[15] An der Südostspitze des Sucos liegt der Jardim 5 de Maio (Garten 5. Mai) mit dem Integrationsdenkmal.[16] Zwischen Park und Kirche steht das 1953 erbaute Gebäude Messe para Funcionários Solteiros, ein ehemaliges Wohnheim für ledige Kolonialbeamte, mit einem mit roten Ziegeln gedeckten Walmdach.[17]

Im Zentrum von Motael liegt die Grundschule (Escola Primaria Farol),[18] am Nordostufer eine Station der Nationalpolizei Osttimors und am Nordufer der Leuchtturm Motaels; Nicht in Farol, wie man es vom Namen her erwarten könnte, sondern in Aitarak. Gegenüber befindet sich in einer 2003 mit koreanischer Hilfe renovierten Kolonialvilla das Ministerium für Tourismus[19] westlich die Autoridade Nacional do Petróleo e Minerais (ANPM) und östlich die thailändische Botschaft. Die Küste an der Bucht von Dili nimmt der Hafen von Dili ein, der wichtigste des Landes.[7] Er soll durch einen neuen Hafen in der Bucht von Tibar ersetzt werden, der sich gerade im Bau befindet.

Gegenüber der Kirche Santo António befindet sich der Jardim Motael mit dem Denkmal für das Santa-Cruz-Massaker (auch Estátua da Juventude). Im Norden liegt, südlich des Tourismusministeriums, an der Rua dos Direitos Humanos der Jardim Borja.

An der nun zu Motael gehörenden Westseite der Rua da Catedral liegt das Gericht der Gemeinde Dili. In Farol befinden sich die Sitze von USAID und der Comissão Anti-Corrupção (CAC).

Siehe auch

Commons: Motael – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015, abgerufen am 23. November 2016.
  2. Timor-Leste: Poverty in a Young Nation (Memento vom 25. Dezember 2010 im Internet Archive) (PDF; 1,2 MB)
  3. Atlanten der zwölf Gemeinden und der Sonderverwaltungsregion Osttimors, Stand 2019 (Memento vom 17. Januar 2021 im Internet Archive) (Direcção-Geral de Estatística DGE).
  4. Timor-Leste GIS-Portal (Memento vom 30. Juni 2007 im Internet Archive)
  5. Direcção Nacional de Estatística: Population Distribution by Administrative Areas Volume 2 English (Memento des Originals vom 5. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dne.mof.gov.tl (Zensus 2010; PDF; 22,6 MB)
  6. a b Ministerium für Staatsverwaltung und Territorialmanagement: Karte des Verwaltungsamts Vera Cruz (Memento des Originals vom 10. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.estatal.gov.tl, abgerufen am 1. April 2017.
  7. a b UNMIT: Timor-Leste District Atlas version02, August 2008 (Memento des Originals vom 3. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/unmit.unmissions.org (PDF; 448 kB)
  8. Jornal da Républica mit dem Diploma Ministerial n.° 199/09 (Memento vom 3. Februar 2010 im Internet Archive) (portugiesisch; PDF; 323 kB)
  9. Ergebnisse des Zensus 2010 für den Suco Motael (tetum; PDF; 8,1 MB)
  10. Geoffrey Hull: The placenames of East Timor, in: Placenames Australia (ANPS): Newsletter of the Australian National Placenames Survey, Juni 2006, S. 6 & 7, (Memento des Originals vom 14. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.anps.org.au abgerufen am 28. September 2014.
  11. Architectural Heritage of Portuguese Origin, Karte auf S. 16, abgerufen am 3. Juni 2016.
  12. Secretariado Técnico de Administração Eleitoral STAE: Eleições para Liderança Comunitária 2004/2005 – Resultados (Memento vom 4. August 2010 im Internet Archive)
  13. Secretariado Técnico de Administração Eleitoral STAE: Eleições para Liderança Comunitária 2009 – Resultados (Memento vom 4. August 2010 im Internet Archive)
  14. Tony Wheeler, Xanana Gusmao, Kristy Sword-Gusmao: East Timor. Lonely Planet, London 2004, ISBN 1-74059-644-7
  15. Gedenktafel vor dem Gebäude (portugiesisch).
  16. Timor Tourism: Statue of Integration (Memento des Originals vom 24. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/timor-tourism.tl, abgerufen am 24. November 2015.
  17. Património de Influência Portuguesa: Messe para Funcionários Solteiros, abgerufen am 18. Dezember 2016.
  18. Liste der Wahllokale zu den Parlamentswahlen in Osttimor 2007 (PDF; 118 kB)
  19. Gedenktafel am Gebäude (auf Portugiesisch und Englisch)
 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap