Brandau (Modautal)
Brandau Gemeinde Modautal
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Koordinaten: | 49° 44′ N, 8° 44′ O |
Höhe: | 320 (319–375) m ü. NHN |
Fläche: | 6,89 km²[1] |
Einwohner: | 1286 (31. Dez. 2018)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 187 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1977 |
Postleitzahl: | 64397 |
Vorwahl: | 06254 |
Brandau (im lokalen Dialekt: Brenne)[3] ist der größte Ortsteil der Gemeinde Modautal im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg und Sitz der Gemeindeverwaltung.
Geographie
Brandau liegt im vorderen Odenwald. Im Ort treffen sich die Landesstraßen 3099 und 3102. Westlich von Brandau befindet sich ein Ehrenfriedhof für Kriegstote vieler Nationen.
Geschichte
Das Dorf wird im Jahre 1346 erstmals urkundlich erwähnt, als Heinrich von Rodenstein seinen Besitz in Brandau wiedereinlöslich an Graf Wilhelm von Katzenelnbogen verkauft. 1392 wird Brandau unter den Katzenelbogischen Lehnsgütern geführt. 1480 wird Brandau als hessisches Lehen an die Vettern Erkinger und Hans von Rodenstein ausgegeben. 1565 fallen nach dem Tode des Philipp Kalb von Reinheim die Kalbschen Lehen an Hessen heim. Ende des 16. Jahrhunderts steht das Dorf den Herren von Rodenstein Mosbach und Kalb zu, wogegen der Landgraf von Hessen die hohe Landes- und centbare Obrigkeit innehat.[1] Brandau lag im Gerichtsbezirk der Cent Ober-Ramstadt. Die Cent war in sogenannte „Reiswagen“ eingeteilt, denen jeweils ein Oberschultheiß vorstand, die dem Centgrafen unterstellt waren. Dieser Bezirk hatte einen Frachtwagen (Reiswagen) einschließlich Zugtiere und Knechten für Feldzüge bereitzustellen. Brandau gehörte zum „Brandauer Reiswagen“, dem auch noch die Orte Neunkirchen, Allertshofen, Hoxhohl, Herchenrod, Lützelbach, Ernsthofen, Neutsch, Klein-Bieberau und Webern angehörten. Die gesamte Cent Ober-Ramstadt war dem Amt Lichtenberg zugeteilt. Diese Einteilung bestand noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.[4]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Brandau:
»Brandau (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt 3 1⁄4 St. von Reinheim, auf zwei Seiten eines Wiesengrundes an dem Modaubach, hat 86 Häuser und 573 Einw., die bis auf 3 Reform. alle lutherisch sind. Unter denselben sind 20 Bauern, 36 Handwerker und 23 Taglöhner. Man findet 2 Mahlmühlen und 2 Ziegelhütten. – In den Jahren 1346 und 1347 verpfändeten Heinrich und Erkinger von Rodenstein ihr ganzes Eigenthum an diesem Orte an Wilhelm II., Grafen von Katzenellenbogen. Diese Pfandschaft ist indessen nie abgelößt worden. Die Rodensteiner, die Kalben von Reinheim und die Mosbach von Lindenfels, waren zugleich Gerichtsherrn. Das Dorf hatte 1440 über 20 Hubenleute; hier war eine eigene Kapelle, welche später verfallen war, und 1824 verkauft wurde.«[5]
Gebietsreform
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden am 31. Dezember 1971 die Gemeinden Lützelbach und Neunkirchen auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Brandau eingegliedert. Am 1. Januar 1977 erfolgte kraft Landesgesetz der Zusammenschluss mit der am 1. April 1971 gebildeten Gemeinde Modautal und weiteren Gemeinden zur neuen Gemeinde Modautal.[6] Für Brandau wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Brandau.
Historische Namensformen
In den historischen Dokumenten ist der Ort im Laufe der Jahrhunderte mit wechselnden Schreibweisen belegt:[1] Branda (1346); Branda (1403); Brandau (1405); Brandaw (1423); Brandauwe (1424); Brandauwe (1457); Brandau (1750).
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Brandau lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8][9]
- 1457: Rodensteiner Mark
- vor 1479: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Katzenelnbogen, Obergrafschaft Katzenelnbogen
- ab 1479: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Obergrafschaft Katzenelnbogen
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Obergrafschaft Katzenelnbogen, (1787): Amt Lichtenberg, Cent Ober-Ramstadt, Brandauer Reiswagen
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Fürstentum Starkenburg, Amt Lichtenberg
- ab 1806: Großherzogtum Hessen, Fürstentum Starkenburg, Amt Lichtenberg
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Lichtenberg
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Reinheim (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Lichtenberg) und Verwaltung)
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Dieburg
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1866: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Darmstadt (Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen aufgelöst.)
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt
- am 1. Januar 1977 zur Gemeinde Modautal
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg in dem die Landkreise Darmstadt und Dieburg im Zuge der Gebietsreform in Hessen aufgingen.
Gerichte
Die zuständige Gerichtsbarkeit der ersten Instanz war:[1]
- vor 1821: Zentgericht: Ober-Ramstadt
- ab 1821: Landgericht Lichtenberg
- ab 1848: Landgericht Reinheim
- ab 1879: Amtsgericht Reinheim
- ab 1968: Amtsgericht Darmstadt
Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1440: über 20 Hubenleute |
• 1629: 55 Hausgesessene |
Brandau: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2018 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1829 | 573 | |||
1834 | 569 | |||
1840 | 610 | |||
1846 | 651 | |||
1852 | 639 | |||
1858 | 614 | |||
1864 | 684 | |||
1871 | 720 | |||
1875 | 775 | |||
1885 | 771 | |||
1895 | 750 | |||
1905 | 687 | |||
1910 | 701 | |||
1925 | 698 | |||
1939 | 693 | |||
1946 | 1.119 | |||
1950 | 1.045 | |||
1956 | 929 | |||
1961 | 950 | |||
1967 | 1.035 | |||
1970 | 1.037 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2007 | 1.326 | |||
2010 | 1.358 | |||
2011 | 1.374 | |||
2015 | 1.324 | |||
2018 | 1.290 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Gemeinde Modautal:[10]; Zensus 2011[11] |
Religionszugehörigkeit
• 1829: | 570 lutheranische (= 99,48 %), 3 reformierte (= 0,52 %) Einwohner[5] |
• 1961: | 766 evangelische (= 80,63 %), 171 katholische (= 18,00 %) Einwohner[1] |
Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke
- Die wasserbetriebene Mühle, die Neumühle, die das größte Mühlrad im vorderen Odenwald hat
- Einzige Turmuhr mit nur einem Zeiger (auf dem alten Rathaus)
- Der mit Kupferblech verkleidete Turm der Kriegsgräberstätte mit Opfern der beiden Weltkriege auf dem Geisberg
Regelmäßige Veranstaltungen
Literatur
- Literatur über Brandau In: Hessische Bibliographie[13]
- Suche nach Brandau (Odenwald). In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
- Brandau. In: Webauftritt der Gemeinde Moduatal.
- Brandau, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Brandau, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 23. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 28. Mai 2018.
- ↑ 0Zahlen und Fakten. In: Webauftritt der Gemeinde Modautal. Abgerufen im Juli 2019.
- ↑ Darmstädter Echo, Donnerstag, 10. September 2015, S. 21
- ↑ Ferdinand Dieffenbach: Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S. 254 (online bei Google Books).
- ↑ a b Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, S. 23 (Online bei Google Books).
- ↑ Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. II 330–334) vom 26. Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 318, § 9 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 36 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im Februar 2019.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Band 1. Darmstadt 1866, S. 43 ff. (online bei Google Books).
- ↑ Haushaltspläne 2017 bis 2019 (Vorbericht: Einwohner – Statistik). (PDF) In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, S. 30 ff, abgerufen im Juli 2019.
- ↑ Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt
- ↑ Darmstädter Echo, Donnerstag, 10. September 2015, S. 21
- ↑ Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren! Info: Bitte auf