Khanat Buchara
Das Khanat Buchara war ein Staat im heutigen Usbekistan, ein Nachfolgestaat des Usbeken-Khanats.
Gründung
Mohammed Scheibani war 1488 bis 1500 als Herrscher des Usbeken-Khanats Vasall der Mogul-Khane, die ihm vorher bei seinen Feldzügen in Transoxanien geholfen hatten. Danach gewann er an Unabhängigkeit und zog gegen die timuridischen Nachfolgestaaten wie Samarqand und Buchara. Scheibanis Hauptgegner waren der Timuride Babur und der persische Schah Ismail. 1506 wurde aus dem Usbeken-Khanat das Khanat Buchara.
Konflikte mit Babur

Zum Zeitpunkt von Muhammad Scheibanis Tod 1510 unterstanden die Gebiete der Usbeken verschiedenen Statthaltern, so dass Babur in seiner Autobiografie wiederholt von den „Sultanen der Usbeken“ redet:
- In Samarkand saß Muhammad Temür, Scheibanis Sohn
- in Buchara Ubaidullah b. Mahmud, sein Neffe
- in Taschkent Suyunitsch, ein Onkel und das Heer unterstand Jani Beg, einem Vetter.
Die Khane einigten sich auf den Ältesten, Kütschküntschi (reg. 1510–1530), einen Onkel Muhammad Scheibanis als neuen Oberherrscher. Als tatkräftigste Fürsten erwiesen sich Ubaidullah und Jani Beg.
1511/12 rückte Babur mit persischer Hilfe nach Buchara und Samarkand vor. Er fand aber diesmal wegen des Fehlverhaltens der Perser keinen Rückhalt in der Bevölkerung, und außerdem verfügten die Usbeken nach wie vor über ein halbwegs intaktes Heer. Nach der Niederlage bei Gadschdiwan 1512 zog Babur nach Afghanistan ab und gründete 1526 das Mogulreich.
Diese persische Episode hatte ein Nachspiel: Da die Bevölkerung des Landes Choresm (mit den Städten Urgentsch und Chiwa) die Perser selbständig aus dem Land warf, regierte dort in Folge eine unabhängige Dynastie unter Ilbars (reg. 1512–25). Ilbars war zwar ein Scheibanide, aber aus einem anderen Zweig der Familie und seine Nachkommenschaft stand nicht mehr unbedingt im Bündnis mit dem Oberherrscher. Dadurch entstand das unabhängige Khanat Chiwa.
1533 bis 1539 herrschte Ubaidullah b. Mahmud, der Neffe Muhammad Scheibanis. Er führte den Krieg mit dem Iran fort. Er war auch ein Amateurgelehrter und Dichter. Es gelang Ubaidullah jedoch nicht, Schah Tahmasp (reg. 1524–76) zu besiegen: seine fünf Offensiven in Chorassan waren letztlich erfolglos, z. B. verlor er im September 1528 die Schlacht von Turbet-i-Scheich Dscham, da die Iraner über Artillerie verfügten. Außerdem waren seine Befehlshaber im Gegensatz zu ihm an einer dauerhaften Besetzung Chorassans nicht interessiert: Ihnen reichte die Plünderung des Landes. Umgekehrt sah der Schah in den osmanischen Türken seinen Hauptfeind, und deswegen blieben diese Kriege trotz ihrer Verheerungen ergebnislos.
Als Kütschküntschis Sohn Abu Said (reg. 1530–33) starb, wurde Ubaidullah der neue Oberherrscher der Usbeken. Vom Scheibanidenfürsten Choresms besiegt, starb er aber 1539 und mit seinem Tod brachen 17 Jahre lang andauernde Machtkämpfe unter den diversen Usbekenfürsten aus. Erst mit den Regierungsantritten von Pir Muhammad (reg. 1556–1561), seinem Bruder und seinem Neffen Abdullah b. Iskandar (*1533 / reg. 1556/83–1598) in Buchara und Samarkand ordneten sich die Fürsten wieder unter. Abdullah schaltete dann die rivalisierenden Familien schrittweise aus und eignete sich ihre Besitzungen an.
Die lange Regierungszeit von Abdullah (II.) galt als „gute alte Zeit“ der Usbeken. Er förderte wie zuvor die Timuriden die höfische Miniaturmalerei und die Baukunst, so dass ihm die meisten Großbauten des Landes zugerechnet wurden und auch viele andere Annehmlichkeiten (Lehranstalten, Gärten usw.).
Um 1600 wurden die Usbeken allmählich sesshaft und siedelten sich in den Städten an. Abdullah war ein großer Bauherr, aber auch ein orthodoxer Muslim, der eine Zeit geistiger Stagnation einleitete, während sich die Derwischorden weiter ausbreiteten. Am Ende seiner Regierungszeit schwächten die Pest 1590/91 und verlorene Kriege 1595/98 das Land. Bei Letzterem verbündeten sich die Iraner mit dem bedrohten Fürsten von Choresm und entrissen Abdullah II. Chorassan endgültig, und auch die Kasachen nutzten ihre Chance und drangen bis Buchara vor.
Mit dem Tod von Abdullahs Sohn und Vetter wechselte die Dynastie 1598/99 zu den aus dem Khanat Astrachan stammenden Dschaniden (1599–1785). Der Astrachaner Prinz Yar Muhammed (ein Nachkomme Orda Khans) nach der Eroberung der Stadt Astrachan durch Zar Iwan den Schrecklichen 1554 geflohen und hatte seinen Sohn mit der Tochter Iskanders (reg. 1561–1583) verheiratet. Die Söhne dieser Beziehung erbten mit dem Aussterben der Scheibaniden 1599 den Thron. 1602/03 zwang der neue Khan Baqi Muhammad (reg. 1599–1605) die iranischen Safawiden zum Rückzug aus Balch, und damit endeten die persisch-usbekischen Auseinandersetzungen um Chorassan erst einmal.
Um 1723 flüchteten große Gruppen von Kasachen nach Buchara und Samarqand: Ihr Volk wurde damals von den Dschungaren an den Rand der Existenz gebracht.
Im Juli/September 1740 griffen die Perser unter Nadir Schah an. Der Khan Abu'l Faiz wollte sich auf Rat des Mangitenclans unterwerfen, aber der Adel zwang ihn zum Krieg. Nadir Schah siegte mit Hilfe seiner überlegenen Artillerie und zog als Sieger in Buchara ein und verzichtete auf eine Plünderung. Abu'l Faiz musste sich als Vasall bekennen und ein Heiratsbündnis schließen.
Übergang zum Emirat
1753 übernahm Muhammad Rahim Bi, der von Nadir Schah abhängig war, die Herrschaft in Buchara; damit endete die Herrschaft der Dschaniden. Muhammad Rahim Bi begründete die Mangit-Dynastie und führte bereits anstelle „Khan“ den neuen Titel „Emir“ ein[1].
Die Herrscher beriefen sich nun auf Islamische Prinzipien anstatt auf die dschingisidische Abstammung. Buchara war nun einer der wenigen Staaten in Zentralasien, die nicht von den Dschingisiden oder Timuriden regiert wurde.
Ab 1785 folgte Schah Murad, der den offiziellen Übergang zum Emirat vollzog.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ https://www.researchgate.net/publication/242753381_Einfuhrung_in_die_Ethnologie_Zentralasiens, S. 68f, abgerufen am 8. Oktober 2019