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Fokker F-27

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Fokker F-27
Fokker C-31A
Fokker C-31A
Typ 2-motoriges Verkehrsflugzeug
Entwurfsland

Niederlande Niederlande

Hersteller Fokker
Erstflug 24. November 1955
Indienststellung Juni 1958
Produktionszeit

1958 bis 1986

Stückzahl 586
Produktionsbeginn der F-27 bei Fokker (Filmausschnitt aus einer niederländischen Wochenschau von 1955)

Die Fokker F-27 Friendship ist ein Propeller-Verkehrsflugzeug des ehemaligen niederländischen Flugzeugherstellers Fokker.

Geschichte

Die Entwicklung begann in den 1950er-Jahren, um die Douglas DC-3 zu ersetzen. Das Ergebnis war ein Schulterdecker mit zwei Rolls-Royce Dart-Triebwerken und einer Druckkabine für anfangs 28 Passagiere. Der erste Prototyp flog am 24. November 1955. Der zweite Prototyp wurde im vorderen Bereich um etwa einen Meter verlängert, da sich das Flugzeug in der Flugerprobung als hecklastig erwiesen hatte. Das erste Serienmodell, die F-27-100, fasste 44 Passagiere und wurde 1958 an den Erstkunden, die irische Aer Lingus ausgeliefert. Mit einem stärkeren Motor entstand die F-27-200. Das bekannteste Modell F-27-500 erhielt einen 1,5 m längeren Rumpf und Platz für 52 Passagiere. Es flog erstmals im November 1967.

Briefmarke 1980

Im Jahr 1956 schloss Fokker einen Vertrag mit der US-amerikanischen Firma Fairchild zur Produktion und zum Vertrieb des Flugzeuges für den nordamerikanischen Markt. Die erste in den USA gebaute Fairchild F-27 flog am 12. April 1958.

In den frühen 1980er Jahren entwickelte der niederländische Hersteller mit der Fokker 50 einen Nachfolgetyp der F-27.

Die dritte Serienmaschine, ein Flugzeug der Serie F-27-100, steht heute als Ausstellungsstück im Aviodrome Museum im niederländischen Lelystad. Das Museum besitzt auch Teile des Prototyps.

Vor Curaçao, der größten Insel der ehemaligen Niederländischen Antillen, wurde im Februar 2007 bei dem ehemaligen Fischerort Westpunt eine ausgemusterte F-27 im Meer versenkt. Sie dient als künstliches Riff und stellt eine Attraktion für Taucher dar.

Troopship (F-27-300M) in extremem Tiefflug
Eine FH-227B auf dem Flughafen São Paulo-Congonhas, 1972

Versionen

  • F-27-100 – erste verkaufte Version des Flugzeugs mit Platz für 44 Passagiere
  • Fairchild F-27 – von Fairchild in Lizenz gebaute F-27-100 mit lediglich 40 Sitzplätzen, aber mit integrierter Fluggasttreppe im Heck sowie größeren Treibstofftanks und Bugradar
  • F-27-200 – Version mit stärkeren Motoren
  • F-27-200-MAR – Unbewaffneter Seeaufklärer
  • F-27-200-Maritime Enforcer – Bewaffnete Version der -200-MAR
  • F-27-300M – „Troopship“, Transportmaschine für die königliche niederländische Luftwaffe
  • F-27-300 – „Combiplane“, zivile Version der -300M
  • F-27-400 – „Combi“, mit einer seitlichen Frachttür
  • F-27-400M – „C-31A Troopship“, Militärversion der -400 für die U.S. Army
  • FH-227 – in mehreren Versionen von Fairchild-Hiller gebaute Fairchild F-27 mit einem um 1,83 m verlängerten Rumpf und nunmehr 56 Passagierplätzen sowie größerem Frachtbereich mit Frachttür
  • F-27-500 – nach Erscheinen der FH-227 zog Fokker nach und baute eine F-27 mit einem um 1,5 m verlängerten Rumpf und nunmehr 52 Passagierplätzen
  • F-27-500M – Militärversion der -500
  • F-27-500F – Version der -500 für den australischen Markt mit abgeänderten Türmaßen
  • F-27-600 – Frachtversion der -200 mit einer großen Frachttür
  • F-27-700100 mit einer großen Frachttür
Linker Motor mit vierflügeligem Propeller und in die Motorgondel einziehbarem Hauptfahrwerk des Troopships in der Sammlung des Militaire Luchtvaart Museums

Nutzung

Käufer

Eine Fokker F-27-500 der Maersk Air

Folgende Fluggesellschaften kauften die Fokker F-27 als Neuflugzeug (unvollständig):

Betreiber

Eine Fokker F-27-100 der Busy Bee of Norway
Verbreitung der Fokker F-27 nach Staaten (Stand 2006):
hellblau = zivile Betreiber
rot = militärische Betreiber
dunkelblau = sowohl zivile, als auch militärische Betreiber

Folgende Fluggesellschaften bzw. Streitkräfte betreiben oder betrieben die F-27:

Zwischenfälle

Von 1960 bis Mai 2017 wurden 176 Fokker F27 zerstört, 164 davon durch Unfälle. Bei diesen Unfällen gab es insgesamt 1592 Todesopfer.[1] Beispiele:

  • Am 25. Januar 1970 geriet eine F-27-200 der Royal Nepal Airlines (Luftfahrzeugkennzeichen 9N-AAR) nach einem Flug von Kathmandu, Nepal während des Endanflugs auf den Flughafen Delhi-Palam in ein schweres Gewitter mit Turbulenzen und schweren Fallböen. Die Piloten verloren die Kontrolle über das Flugzeug; es stürzte drei Kilometer östlich des Flughafens ab. Ein Crewmitglied kam ums Leben, alle anderen 22 Insassen überlebten.[2]
  • Am 23. September 1961 wurde eine Fokker F-27-100 der Türk Hava Yollari – THY (TC-TAY) 18 Kilometer vor dem Zielflughafen Ankara-Esenboğa in einen Berg geflogen. Bei diesem CFIT, Controlled flight into terrain, wurden von den 29 Insassen 28 getötet, alle 4 Besatzungsmitglieder und 24 Passagiere.[3]
  • Am 26. September 1972 rollte eine Fokker F-27-600 der Garuda Indonesia (PK-GFP), die zu einem Testflug vom Flughafen Jakarta-Kemayoran startete, beim Abheben in einer Höhe von 30 Metern plötzlich nach rechts und stürzte 90 Meter neben der Startbahn ins Gelände. Es befand sich nur eine dreiköpfige Besatzung an Bord, die bei dem Unfall getötet wurde.[4]
  • Am 7. September 1974 wurde eine Fokker F-27-600 der Garuda Indonesia (PK-GFJ), die von Jakarta-Kemayoran zu einem Inlandsflug gestartet war, im Landeanflug kurz vor dem Flughafen Bandar Lampung während eines Unwetters in ein Gebäude geflogen. Keine der 36 Personen an Bord überlebte.[5]
  • Am 20. Juli 1981 geriet eine Fokker F-27-600RF Friendship der Somali Airlines (6O-SAY) auf einem Flug von Mogadischu nach Hargeisa acht Minuten nach dem Start in extreme Turbulenzen, infolge derer sie in ein Flachtrudeln geriet, bei dem die strukturellen Belastungsgrenzen überschritten wurden. Ein Teil der rechten Tragfläche brach in der Luft ab, die Maschine stürzte anschließend zu Boden. Alle 50 Insassen starben (siehe auch Somali-Airlines-Flug 40)
  • Am 20. April 1985 verunglückte eine von der nicaraguanischen Fluggesellschaft Aeronica gekaufte F27-100 (YN-BZF) auf ihrem Überführungsflug von Europa nach Nicaragua etwa 280 Kilometer westlich des Flughafens Kulusuk in Grönland. Nach dem Auftanken in Kulusuk gab es Probleme mit dem Pumpen des Treibstoffs von den zusätzlichen Tanks zu den Triebwerken. Daher entschied sich die Besatzung zur Umkehr nach Kulusuk, konnte den Flugplatz aufgrund schlechten Wetters jedoch nicht finden. Bei der Notlandung im Schnee nahe einer Radarstation kamen von den fünf Besatzungsmitgliedern zwei ums Leben.[6]
  • Am 26. Mai 1988 stürzte eine F27-600 der dänischen Star Air (OY-APE) im Anflug auf den Flughafen Hannover-Langenhagen etwa 1 Kilometer westlich der Landebahn 09 ab. Während des Instrumentenanfluges bäumte sich die Maschine beim Ausfahren der Landeklappen in die Endstellung stark auf, wobei die Ladung nach hinten verrutschte. Die Frachtmaschine befand sich auf dem Weg von Flughafen Billund über Hannover nach Flughafen Nürnberg. Beide Piloten kamen uns Leben.[7]
  • Am 25. August 1989 verschwand eine F-27-200 der Pakistan International Airlines (AP-BBF) auf einem Flug von Gilgit nach Islamabad mit 54 Insassen. Vier Minuten nach dem Start wurde der letzte Funkspruch empfangen. Das Wrack der Maschine wurde bis heute nicht gefunden; ein Absturz im Himalaya gilt als wahrscheinlich.[8]
  • Am 12. Februar 1990 ereignete sich ein Unfall mit einer Fokker F-27-200 der TAM Linhas Aéreas (PT-LCG), bei dem drei Menschen starben. Ein Flugkapitän in Ausbildung hatte den Sinkflug auf den Flughafen Bauru zu spät eingeleitet. Der auf dem Flug mitfliegende Ausbilder verlangte, dass der Anflug trotz der zu großen Flughöhe und der zu hohen Fluggeschwindigkeit fortgesetzt wird. Als der Flugkapitän verunsichert war, übernahm der Ausbilder das Steuer. Die Maschine setzte zu spät auf der Landebahn auf. Beim anschließenden Durchstarten wurde die Maschine zu abrupt beschleunigt, woraufhin es zu Fehlzündungen kam, die Fokker wieder zu Boden ging und mit einem PKW kollidierte. Zwei Insassen des PKW und der Flugkapitän wurden getötet, während 40 Insassen der Maschine den Unfall überlebten (siehe auch Flugunfall der TAM Linhas Aéreas in Bauru 1990).
  • Am 24. Februar 1990 kam es an Bord einer Fokker F-27-600 der deutschen FTG (D-AELB) zu einem beidseitigen Triebwerksausfall und Abriss des rechten Motors von der Tragfläche. Die Besatzung hatte im Rahmen eines Übungsflugs zuvor den Strömungsabriss in Landekonfiguration geprobt, worauf die Motoren mit Überhitzung und Vibrationen reagierten. Die anschließende Notlandung auf einem Feld in der Nähe von Bergisch Gladbach, etwa 12 Kilometer nördlich des Startflughafens Köln/Bonn, glückte und die zweiköpfige Besatzung konnte sich in Sicherheit bringen, die Maschine jedoch brannte aus und musste abgeschrieben werden.[9]
  • Am 16. Juni 2004 überrollte eine F-27-200 der Pakistan International Airlines (AP-AUR) das Ende der 1768 m langen Landebahn des Flughafens Chitral und wurde irreparabel beschädigt. Alle 40 Insassen überlebten den Unfall.[10]
  • Am 10. Juli 2006 stürzte eine F-27-200 der Pakistan International Airlines (AP-BAL) kurz nach dem Start von Multan ab. Alle 45 Personen an Bord kamen ums Leben. Der Kapitän hatte den Start trotz eines Triebwerksschadens noch während des Startlaufs fortgesetzt; es kam zum Strömungsabriss. Der Triebwerksschaden selbst war durch Wartungsfehler verursacht worden.[11]

Technische Daten

Eine F-27-100 der Aer Lingus, die die erste Maschine dieses Typs erwarb (Manchester Airport, 1965)
Kenngröße Daten F-27-200
Besatzung
Passagiere
Länge 23,5 m
Spannweite 29,0 m
Höhe
Flügelfläche 70,00 m²
Flügelstreckung 12
Leermasse ? kg
max. Startmasse 19.050 kg
max. Reisegeschwindigkeit 483 km/h
Höchstgeschwindigkeit
Dienstgipfelhöhe 9935 m
Reichweite 1.468 km
Triebwerke 2 × Rolls-Royce Dart-Mk528-Turboprops

Siehe auch

Commons: Fokker F27 Friendship – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Unfallstatistik Fokker-F-27 Friendship, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 10. Juni 2017.
  2. Unfallbericht F-27 9N-AAR, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 11. November 2017.
  3. Unfallbericht F-27-100 TC-TAY, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 12. August 2019.
  4. Unfallbericht F-27-600, PK-GFP, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 1. März 2019.
  5. Unfallbericht F-28-1000, PK-GFJ, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 1. März 2019.
  6. Unfallbericht F-27 YN-BZF, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 27. Februar 2016.
  7. Unfallbericht F-27 OY-APE, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 27. Februar 2016.
  8. Unfallbericht F-27-200 AP-BBF, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 13. November 2018.
  9. Unfallbericht F-27-600 D-AELB. In: Aviation Safety Network. Abgerufen am 25. November 2018 (englisch).
  10. Unfallbericht F-27 AP-AUR, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 10. Juni 2017.
  11. Unfallbericht F-27 AP-BAL, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 10. Juni 2017.