Kopfbuche bei Gremsheim

Die so genannte Kopfbuche bei Gremsheim am Heber, nördlich von Bad Gandersheim in Niedersachsen, gilt als größte existierende Süntelbuche. Bei einer Baumhöhe von 14 m und einem Kronendurchmesser von 24 m übertrifft sie vor allem mit ihrem gewaltigen Stammumfang von 600 cm alle anderen Exemplare dieser Rotbuchen-Variation.
Der Name Kopfbuche beruht auf der irrigen Annahme, dass der Baum in früheren Zeiten regelmäßig beschnitten ("geköpft") wurde wie eine Kopfweide und deshalb Krüppelwuchs zeigt.
Das Naturdenkmal mit der Kennung ND NOM 235 Gremsheim steht ca. 100 m vom Waldrand entfernt auf einer privaten Ackerfläche, von deren regelmäßiger Düngung der Baum seit Jahrzehnten profitiert. Seine Wachstumskraft liegt weit über dem Durchschnitt der Rotbuchen. Der durchschnittliche Jahreszuwachs seines Stammdurchmessers beträgt 9,6 mm.

Noch bis zum Jahr 1876 existierte am Westrand des Hebers ein kleiner Bestand von knapp 10 Süntelbuchen. Bei der Neuaufteilung der Acker- und Waldflächen im Zuge der Verkoppelung wurden die wegen ihrer Krummwüchsigkeit nicht nutzbaren Bäume bis auf das heutige Naturdenkmal gefällt. Es ist nicht bekannt, ob es sich bei dieser Baumgruppe um ein natürliches Vorkommen oder eine Pflanzung handelte. Die Chroniken des 1000 Jahre alten Dorfes Gremsheim und seiner Nachbarorte Mechtshausen und Altgandersheim geben keinen Aufschluß darüber.
Der Landschaftsmaler Wilhelm Busch, von 1899 bis 1908 in Mechtshausen wohnhaft, scheint den eindrucksvollen Baum nicht gekannt zu haben. Erst 1930 veröffentlichte der Altgandersheimer Pastor Bechler einen bebilderten Bericht in einer Braunschweiger Heimatschutzzeitschrift. Er schätzte das Baumalter auf 300 bis 400 Jahre und berichtete von einer Sanierung des von Insekten ausgehöhlten Stammes. (Lit.: Bechler 1930)

In 10 m Entfernung zum Altbaum wurde 1993 eine junge Süntelbuche gepflanzt als Nachfolgerin für die alte „Kopfbuche“, die 2001 aufwendig saniert und mit einer Kronensicherung versehen wurde. Dabei wurde nach genauer Untersuchung ein Alter von 205 Jahren festgestellt. Die Vermutung, der bereits gespaltene Stamm bestünde aus zwei Bäumen, konnte widerlegt werden. (Lit.: Gruber 2002)
Seit im Herbst 2004 ein Starkast herausbrach, klafft ein 25 qm großes Loch auf der Nordseite der zeltartigen Baumkrone. Zudem ist im Juni 2006 oberhalb des nach Südwesten gehenden Hauptstammes ein erheblicher Teil der Hauptkrone weggebrochen. Ein schneller endgültiger Zerfall des einmaligen Naturdenkmals ist aber nicht zu befürchten, denn das Sterben einer alten Buche kann sich über Jahrzehnte erstrecken. Da fast ausschließlich veredelte Süntelbuchen nachgepflanzt werden, stirbt mit der Gremsheimer "Kopfbuche", nach der "Tilly-Buche" am Süntel und der "Kanzelbuche" auf dem Stromberg, eins der letzten großen wurzelechten Exemplare dieser Art.
Literatur
- Bechler: "Die Kopf- oder Deckbuche bei Gremsheim". In: "Braunschweigische Heimat", Heft 4, 21. Jg., 1930.
- Prof. Dr. Franz Gruber: "Die ‚Teufelsbuche’ von Gremsheim". In: Land&Forst, Heft 25, 2002.