Neue Kadampa-Tradition
Die Neue Kadampa Tradition (NKT) ist ein anerkannter gemeinnütziger Verein [1] und eine weltweite buddhistische Organisation, die 1991 von Geshe Kelsang Gyatso in England gegründet wurde. Im Jahre 2003 wurden die Worte "International Kadampa Buddhist Union" dem Namen hinzugefügt. Seitdem ist sie unter dem Namen Neue Kadampa Tradition - International Kadampa Buddhist Union (NKT-IKBU) bekannt.
Die NKT ist nicht unumstritten und ihre Gründung ist von Kontroversen gekennzeichnet.
Gründer und Entstehungsgeschichte
Geshe Kelsang Gyatso ist ein tibetischer Lehrer, buddhistischer Mönch und Gelehrter, der am Gelugpa Kloster Sera studierte. Lama Thubten Yeshe und Lama Zopa Rinpoche, zwei Gelug Tulkus, besuchten ihn 1976 in Mussourie, Indien und luden Geshe Kelsang nach England ein.[2] Lama Yeshe bat ihn an einem seiner FPMT-Zentren, dem Manjushri Institute in Ulverston[3], England zu lehren. Dazu wurde der Rat des Dalai Lamas eingeholt[4]. 1977 kam Geshe Kelsang in Ulverston mit seinem Übersetzer an und begann das Allgemeine Programm zu unterrichten.[5]
Gemäß der NKT erfolgte die Einladung mit Hilfe von Trijang Rinpoche[6][7], dem Hauptlehrer Geshe Kelsangs und Lama Yeshes. Geshe Kelsang erklärte später, dass Trijang Rinpoche ihn gebeten habe, nach England zu gehen, um Shantideva’s "Leitfaden für die Lebensweise eines Bodhisattva", Chandrakirti’s "Leitfaden für den Mittleren Weg" und Lamrim zu unterrichten und dann zu entscheiden, ob es irgendeinen Nutzen hätte zu bleiben.[8]
Lama Thubten Yeshe, der spiritueller Leiter des Manjushri Instituts war, lud 1979 einen weiteren Gelug Gelehrten, Geshe Jampa Tekchok, ein. Dieser sollte ein 12jähriges Geshe Studienprogramm im Manjushri Institute lehren, das von Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama geprüft und bestätigt worden war. 1982 wurde Geshe Jampa Tekchok zum Abt vom Kloster Nalanda in Frankreich berufen und danach zum Abt vom Kloster Sera, Indien. Von 1982 bis 1990 wurde deshalb das Geshe Studienprogramm von Geshe Konchog Tsewang geleitet.[9]
Geshe Kelsang gab im Allgemeinen Programm auch tantrische Einweihungen, die es im Geshe Studienprogramm nicht gab. Dadurch wurden die Teilnehmer enger an Geshe Kelsang gebunden, als die Schüler im Geshe Studienprogramm an Geshe Jampa Tekchok bzw. Geshe Konchog Tsewang. Später warfen FPMT Studenten Geshe Kelsang "zynische Manipulation" von Studenten und "Herstellen ihrer Gefolgschaft und Ergebenheit" mittels der Praxis des Guru-Yoga vor.[10]
Nachdem Geshe Kelsang seine Lehrtätigkeit 1977 am Manjushri Institute aufgenommen hatte, begannen er und seine Schüler parallel dazu, eigene Zentren, wie z.B. das Madhyamaka Centre in York (1979) und das Instituto Dharma in Menorca, Spanien, (1981) zu gründen. Insgesamt waren es bis 1990 15 Zentren, die in England und Spanien gegründet wurden.[11]
Mit der Gründung des Zentrums in York 1979 entwickelte sich ein Konflikt zwischen Lama Yeshe und Geshe Kelsang.[12] Geshe Kelsang wurde gebeten zurückzutreten, so dass ein anderer Geshe, der mehr den FPMT Zielen verpflichtet ist, seine Funktion übernehmen kann.[12] Aber viele Studenten Geshe Kelsangs schrieben daraufhin Bittbriefe und baten Geshe Kelsang zu bleiben und sie zu unterrichten. Auf der Basis dieser Bittbriefe, entschied sich Geshe Kelsang, nach eigener Aussage, zu bleiben.[12] Seit 1981 bestand dann schließlich die Geschäftsleitung des Manjushri Institute hautsächlich aus engen Schülern Geshe Kelsangs, die als die "Priory Group" bekannt waren.[12] Nach Kay's Forschungen zur NKT wurde die Priory Group zunehmend unzufrieden mit der Art der zentralen Organisation der FPMT-Führung und fühlte sich von ihr nicht verstanden und übergangen.[12] Der Konflikt konnte nicht wirklich gelöst werden und Lama Yeshes Versuche, seine Autorität über das Zentrum zurückzugewinnen, blieben erfolglos. 1983 entwickelte sich dann ein offener Konflikt zwischen der Priory Group und der FPMT-Administration.[12] Dieser Konflikt wurde im Februar 1984 durch das Büro Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama in London mediert.[12] Allerdings blieb der Konflikt letztlich weiterhin ungelöst. Lama Yeshe starb im März 1984, und seine Vision, die er mit dem Manjushri Institute verband, konnte keine Früchte tragen. Schließlich verlor auch die FPMT das Interesse und sah die Lösung der Situation als einen "fruchtlosen Fall".[12]
Seitdem entwickelte sich das Manjushri Institute hauptsächlich unter der Führung Geshe Kelsangs und die FPMT wurde in der Zentrumswerbung nicht mehr erwähnt.[12] Obwohl sich die beteiligten Seiten in den folgenden Jahren noch viele Male trafen, konnte keine Einigung erzielt werden, die beiden Seiten gerecht wurde. Nach Kay war "die Entschlossenheit von Geshe Kelsang und der Priory Group sich von der Mutterorganisation (FPMT) zu trennen kompromisslos, eine Position, die sich in den folgenden Jahren noch mehr verhärtete."[12]
Geshe Kelsang führte von 1987-1990 ein Drei-Jahres-Retreat in Dumfries, Scotland durch und bat Geshe Losang Pende vom Ganden Shartse Kloster das Allgemeine Programm in seiner Abwesenheit zu lehren, während Geshe Konchog Tsewang fortfuhr, das Geshe Studienprogramme am Manjushri Institute (Conishead Priory) zu lehren. Verschiedene Lamas, einschließlich Lama Zopa Rinpoche, wurden immer noch eingeladen. Speziell der Besuch von Lama Zopa Rinpoche 1988 "ist bedeutsam, da er die fortgesetzte Hingabe der Studenten zu diesem Lama und ihren Wunsch die Negativität, die aus der Spaltung mit der FPMT in der Vergangenheit entstand, hinter sich zu lassen, zum Ausdruck bringt."[13] 1988 und 1990 besuchte auch der Onkel von Geshe Kelsang, Ven. Choyang Duldzin Kuten Lama - das Orakel von Dorje Shugden - das Manjushri Institute. Vor dieser Zeit waren Song Rinpoche, Geshe Lhundup Sopa, Geshe Rabten, als auch andere Lamas, wie Ajahn Sumedho und Thich Nhat Hanh Gäste und lehrten am Manjushri Institute.
Geshe Kelsang vertrat im Gegensatz zu Lama Yeshe einen exklusiven Ansatz in der Praxis des Buddhismus und teilte den offenen und andere Dinge mit einschließenden Ansatz Lama Yeshes nicht. Er kritisierte Lama Yeshes Ansatz im Manjushri Institute und sah eine zunehmende Korruption der Geluglehren, durch einen offenen, andere Ansätze mit einschließenden Ansatz, wie ihn Lama Yeshe und der Dalai Lama vertrat. Für ihn bestand die Gefahr, dass dadurch die Tradition der Gelugpas verunreinigt würde und degenerierte. Für diesen exklusiven Ansatz steht traditionell auch die Dorje Shugden Praxis, die zu dieser Zeit vom Dalai Lama öffentlich als sektiererisch gebranntmarkt wurde und von der er dringend abriet.
Mit der Zeit änderte sich durch den stark exklusiven Ansatz Geshe Kelsangs, die hochflammende Polarisation um die Dorje Shugden Praxis - die Geshe Kelsang im Gegenzug immer mehr betonte - und den befürchteten "Mischmasch" der Traditionen die Wahrnehmung Geshe Kelsangs von sich selbst und seinen Zentren gegenüber der Gelug Schule auf dramatische Weise und er entwickelte die Überzeugung, dass er die Tradition von Je Tsongkhapa nur dadurch auf reine Weise aufrecht erhalten könne, indem er sich "von der degenerierten Welt des Tibetischen Buddhismus, besonders der Gelug Schule, trennt."[14] "Diese wahrgenommene Degeneration dehnte sich bis zu den höchsten Lamas der Gelug Schule aus und so wurde schließlich auch die Verehrung des Dalai Lama aktiv unterbunden."[14] "Diese Perspektive verhärtete sich sogar noch mehr und die entscheidende Veränderung scheint sich kurz nachdem er 1990 aus dem Retreat kam, vollzogen zu haben, als er begann neue und radikale exklusivistische Standpunkte und Handlungsdirektiven in seinen Zentren zu etablieren. Er kam zu dieser Zeit zur Überzeugung, dass ihm eine zentrale Rolle bei der Bewahrung von Tsongkhapas Tradition in der modernen Zeit zukam."[15]
Durch diese verhärtete, exklusivistische Perspektive wurde Inhalt der neue Zentrumspolitik in den Zentren Geshe Kelsangs, dass sich seine Schüler nur noch auf ihn als alleinigen spirituellen Lehrer (Wurzel-Lama) verlassen sollen und nur noch seine Bücher lesen sollten - um seine Lehren, die er als identisch mit den denen von Tsongkhapa sieht, rein zu halten und nicht zu vermischen. Um dies umsetzen zu können schuf er u.a. das Lehrerausbildungsprogramm und beauftragt ihm ergebene Schüler, seine Bücher zu lehren. Aus dieser Perspektive wird verständlich, dass er sich 1990 gegen das Geshe Studienprogramme aussprach[16], stattdessen sein eigenes neues Studienprogramm empfahl und dadurch das Geshe Studienprogramm untergrub. 1991 ging dann Geshe Konchog Tsewang, der bis 1990 das Geshe Studienprogramm leitete, zurück an das Gyuto Kloster in Indien. Die berühmte Bibliothek des Manjushri Institutes, mit über 3000 Büchern, zusammengetragen von Lama Yeshes Schülern und Manjushri Institute Bewohnern, lies er konsequenter Weise auflösen und entfernen, einschließlich Bücher der Gelug Schule.[17] Ebenso wurden alle Bilder des Dalai Lamas entfernt, der von Geshe Kelsang als eine Person wahrgenommen wurde, die den reinen Dharma zerstört und sich als alleiniger Führer aller tibetisch-buddhistischen Traditionen etablieren wolle.[18][19]
Gründung der Neuen Kadampa Tradition
"Durch das erfolgreiche Ausnutzen einer Gesetzeslücke fiel schließlich das Anwesen des Manjushri Institute unter die alleinige Kontrolle der Priory Group."[12] Innerhalb eines Jahres entwickelte die Priory Group, hauptsächlich bestehend aus den engsten Schülern Geshe Kelsangs, eine neue Satzung[20], die als Grundlage für die Gründung der NKT im Jahre 1991 diente. Das Manjushri Institute wurde umbenannt in Manjushri Mahayana Buddhist Centre.[12]
David N. Kay kommentiert dieses Ereignis wie folgt:
- So war die Gründung der NKT im Jahre 1991 schließlich ein schismatisches Ereignis, das die formale Trennung von Geshe Kelsang und seines Netzwerkes von Zentren von der degenerierten religiös-politischen Welt des tibetischen Gelug Buddhismus markiert. Dieses wurde durch seinen radikal-exklusiven Glauben angespornt, dass die Gelug Schule nun selbst eine Hauptbedrohung für die Fortsetzung der Tradition von Tsong Khapa in der modernen Welt geworden ist, und dass er die Reinheit der Lehren nur dadruch schützen könne, indem er alle Verbindungen mit ihr durchschneidet. In Bezug auf seine Kritik an der Praxis und den Überzeugungen der Gelugpas ist er fest im exklusiv orientierten Strang der Gelug Tradition verwurzelt, vor allem wie sie durch Phabongkha Rinpoche repräsentiert wurde. Die Tatsache, dass der Gelug Exklusivismus zum Extrem führte, eine neue und unabhängige religöse Bewegung zu gründen kann als Neuerung gesehen werden oder als Abweichen von der Tradition.[21]
Das Manjushri Mahayana Buddhist Centre wurde Hauptsitz der Neuen Kadampa Tradition und wurde später in Manjushri Kadampa Meditation Centre umbenannt.
Mit der Gründung der Neuen Kadampa Tradition (NKT) durch Geshe Kelsang Gyatso, konnte er seine eigene Schule des Buddhismus gründen, die nach seiner Ansicht „generell den Lehren und dem Beispiel Je Tsongkhapas folgt“[6] und gab damit seinen Schülern mit der Gründung der NKT eine neue Identität. Gleichzeitig konnte sich so die NKT von der tibetisch-buddhistischen Tradition, der Gelugpas, aus der Geshe Kelsang stammt, abnabeln und unterscheiden. Dadurch schuf er die Basis, dass die NKT eine westliche, von den lebenden Autoritäten des tibetischen Buddhismus unabhängige Organisation wurde, deren "spirituelle Autorität später ausschließlich auf ihn konzentriert werden konnte".[22]
Die NKT beschrieb sich selbst als “vollständig unabhängige buddhistische Tradition mit keinerlei politischer Zugehörigkeit“[23], "die besonders für die Bedürfnisse und Wünsche der modernen westlichen Welt geeignet ist"[6].
Kay kommentiert dies wie folgt:
- Indem die Bewegung so definiert wird, behauptet sie nicht nur einfach, dass sie den Buddhismus, angepasst für den Westen repäsentiert, sondern ist bestrebt, die eigene Trennung von der tibetischen Gelug Schule zu unterstreichen und betont die Ansicht, dass nun der Westen - via NKT - der Beschützer und Hüter der reinen Tradition Tsong Khapas in der modernen Welt ist. Vom Standpunkt der NKT aus, hat Geshe Kelsang eine einzigartige Rolle in der Übertragung der reinen Lehren Tsong Khapas gespielt und es wird jetzt geglaubt, dass die Organisation und Studienstrukturen, die er im Westen schuf, eine Tradition beschützt und bewahrt, die im ursprünglichen östlichen Kontext quasi untergegangen ist.[21]
Die NKT beschrieb die Rolle Geshe Kelsangs im Westen wie folgt:
- "Die Menschen nennen Je Tsongkhapa den Zweiten Buddha, nicht weil er Buddha Shakyamuni ersetzt hat, sondern weil er die essentiellen Lehren des Buddha wiederhergestellt hat und aufzeigte, wie man sie in unreinen Zeiten praktizieren kann. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, müssen wir sagen, dass Geshe Kelsang Gyatso der Dritte Buddha ist, weil er nochmals die essentielle Reinheit von Buddhas Lehre wiederherstellte und zeigte, wie man sie in extrem unreinen Zeiten praktiziert."[24]
Heutzutage wird Geshe Kelsang Gyatsos Präsentation des Buddhismus von der NKT als Kadampa Buddhismus bezeichnet, sie päsentieren sich wie folgt:
- "Kadampa-Buddhismus ist eine altehrwürdige Tradition, die den Menschen überall auf der Welt seit Jahrhunderten Buddhas Unterweisungen und Meditationsübungen zugänglich macht. Um ein Fahrzeug für die Förderung des Kadampa-Buddhismus in der Welt zu schaffen, hat Geshe Kelsang Gyatso die Neue Kadampa Tradition, die Internationale Union der Kadampa-Buddhisten, gegründet. Sie ist eine Vereinigung von buddhistischen Zentren und Praktizierenden, die ihre Inspiration und Anleitung aus dem Beispiel der alten Kadampa-Meister ziehen und ihre Unterweisungen aus den Präsentationen von Geshe Kelsang Gyatso erhalten. Die Neue Kadampa Tradition (NKT) ist eine internationale Nonprofit-Organisation, die in England als gemeinnütziger Verein registriert ist."[25]
Die NKT betrachtet und päsentiert sich zudem als Nachfolger bzw. die Fortsetzung der alten Kadampa Tradition des Meisters Atisha. Dies macht sie dadurch deutlich, dass sie ihre Präsentation Kadampa Buddhismus nennt und den Kadampa Buddhismus mit der altehrwürdigen Kadampa Traditon (10. Jahrhundert in Tibet) gleichstellt:
- Kadampa Buddhismus ist eine Schule des Mahayana-Buddhismus, die von dem großen indischen buddhistischen Meister Atisha (982-1054 v.C.) gegründet wurde...Die großen Kadampa-Lehrer sind nicht nur für ihre große Gelehrtheit bekannt, sondern auch für ihre spirituelle Praxis von unglaublicher Reinheit und Aufrichtigkeit...Sie verbreitete sich über einen Großteil Asiens und jetzt über viele Länder der westlichen Welt...Durch die Aktivitäten und Widmungen des angesehenen buddhistischen Meisters, des Ehrwürdigen Geshe Kelsang Gyatso, hat sich der Kadampa-Buddhismus in den vergangenen Jahren in vielen Ländern verbreitet. Geshe Kelsang hat unermüdlich daran gearbeitet, den Kadampa-Buddhismus weltweit zu verbreiten, indem er ausführliche Unterweisungen gegeben, viele tiefgründige Texte über Kadampa-Buddhismus geschrieben und die Neue Kadampa Tradition, die Internationale Vereinigung der Kadampa-Buddhisten, gegründet hat.[26]
Alle Zentren der NKT und ausschließlich NKT Zentren sind Mitglieder der Neuen Kadampa Tradition, Internationale Vereinigung der Kadampa-Buddhisten.
Wachstum und Verbreitung
Die Neue Kadampa Tradition wuchs rasch. Nach eigenen Angaben gründete sie bis zum Jahre 2005 weltweit über 900 Zentren und Gruppen [27], unter anderem in Europa, Asien, Nord-, Zentral- und Südamerika und Südafrika.
Davon sind ca. 200 Zentren als eigenständige Vereine mit festem Wohnsitz organisiert und werden innerhalb der NKT als Hauptzentren bezeichnet. Die meisten Orte jedoch (ca. 700) sind vorübergehend angemietete Räume oder auch Räume in Wohnungen von NKT Anhängern. Diese werden von der NKT als Zweigzentren bezeichnet.
In den Hauptzentren ist meist ein NKT-Lehrer ansässig und es wird dort mindestens eines der drei NKT Lehrprogramme angeboten. Meist wohnen dort auch Anhänger der NKT als Mieter.
In den Zweigzentren werden monatlich oder wöchentlich Meditationen oder Vorträge angeboten. Sie dienen vor allem dazu, Buddhismusinteressierten einen Kontakt zur NKT zu verschaffen.
Das enorme und schnelle Wachstum der NKT führt David N. Kay auf einen "missionarischen Drang"[28] zurück. Er führt aus:
- "NKT Studenten in Großbritannien, die Geshe Kelsangs 'Lehre der vom Glück Begünstigten' begegneten haben die Verantwortung 'dabei zu helfen, seine kostbaren Lehren in jede Ecke dieser Welt zu verbreiten' [29]". Dies wird erreicht "indem Zentren im Ausland aufgebaut werden und dort unterrichtet wird, indem seine Bücher gesponsort werden und in nicht-englische Sprachen übersetzt werden oder einfach indem das Wachstum der Zentren finanziell unterstützt wird."[28]
Weiter erklärt Kay:
- "gemäß NKT Literatur heißt es, während alle (drei) Buddha Shakyamuni, Tsong Khapa und Geshe Kelsang 'den selben Dharma in dieser Welt eingeführt haben' , ist der außerordentliche Beitrag des Letzteren 'die Strukturen zu schaffen, die sicher stellen, dass sich dieser kostbare Dharma auf der ganzen Welt verbreiten wird' [30]. Als ein anderes Schlüsselelement des Wachstums der Organisation wird ihre Veröffentlichungsaktivität betrachtet. Da einer der häufigsten Wege, wie Menschen auf die NKT aufmerksam oder von ihr angezogen werden, das Lesen der Bücher Geshe Kelsangs ist, wird es als unbedingt notwendig erachtet, sie in jeder Sprache zu veröffentlichen und zu ermöglichen, dass man sie 'in jedem Buchladen auf der Welt erhält' [31]."[28]
Die Bücher von Geshe Kelsang und die religösen Texte der NKT werden im deutschsprachigen Raum vom Tharpa Verlag veröffentlicht, in englischen Sprachraum von Tharpa Publications.
Ein weiteres bedeutendes Element in der Öffentlichkeitsarbeit der NKT stellt das Internet dar. So schuf die NKT bereits frühzeitig umfangreiche und attraktive Internetpräsenzen, die inhaltlich aufeinander abgestimmt sind. Die Öffentlichkeitsarbeit wird als insgesamt hoch professionell betrachtet.
Um das Gründen neuer Zentren zu unterstützen hat die NKT einen "New Centres Development Fund"[6] geschaffen. Aus diesem Fond werden nach der Gründung neuer Zentren, Miete und Kosten für die NKT Lehrer bezahlt, bis die NKT Studenten vor Ort die Kosten übernehmen.
Zu den Aktivitäten der NKT gehört auch das Errichten von NKT-Tempeln. Diese "Tempel für den Weltfrieden" bzw. "Buddhistische Kadampa Tempel"[32] entstanden in Großbritannien und ebenso in Kanada, den USA und Spanien. Zur Zeit entstehen Tempel in Brasilien, Australien und Italien. Auch in Deutschland ist ein NKT-Tempel geplant. "Die Vision ist, in jeder größeren Stadt der Welt einen Kadampa-Tempel zu bauen."[32]
Überlieferungslinie
Gemäß der NKT sind die wichtigsten Lehrer ihrer Überlieferungslinie:
- Buddha Shakyamuni
- Atisha
- Je Tsongkhapa
- Pabongka Rinpoche
- Kyabje Trijang Dorjechang
- Geshe Kelsang Gyatso
Lehrgrundlagen und Lehrprogramm
Die Lehre der NKT basiert auf einer Auswahl von Gelug Lehren, die Geshe Kelsang Gyatso für seine Schüler lehrt und in Büchern zusammenfasst. Studiert werden ausschließlich Bücher und Erklärungen Geshe Kelsangs. Während früher NKT Studenten angehalten wurden, keine anderen Texte zu lesen, gab Geshe Kelsang in den letzten Jahren die Erlaubnis, auch andere als seine eigenen Texte lesen zu können.
Die NKT setzt ihren Schwerpunkt auf die Praxis des Lamrim und die Praxis der Wertschätzung anderer. Die NKT betrachtet ihre Präsentationsform als der modernen westlichen Kultur angepasst und praktiziert eine Vereinigung von Sutra und Tantra.
Geshe Kelsang Gyatso hat drei Studienprogramme geschaffen:
- Das Allgemeine Programm,
- Das Grundlagenprogramm und
- Das Lehrerausbildungsprogramm.
Eines oder mehrere dieser Programme kann man an allen Zentren der Neuen Kadampa-Tradition studieren. Als Lehrer in der NKT sind ausschließlich Schüler Geshe Kelsangs zugelassen. Sie sind verpflichtet am Lehrerausbildungsprogramm teilzunehmen.
Ordination
NKT Mönche und Nonnen erhalten 10 Gelübde von Geshe Kelsang Gyatso.
Die Ordination in der NKT ist mit der Rabjung (tib.) Ordination im indo-tibetischen Buddhismus vergleichbar. Diese ist eine Lebensverpflichtung und wird für ein oder zwei Jahre gehalten, bis man die nächste Ebene der Ordination nimmt. Die nächsten Ebenen der Ordination sind dann die Novizen Ordination und die volle Ordination, wie sie vom Buddha in der Vinaya und den Pratimoksha Sutras dargelegt wurden. Die Rabjung Ordination ist nicht Teil der Pratimoksha, deshalb wird sie eher als eine Übergangsordination betrachtet und traditionell eher Kinder-Mönchen oder Mönchs- und Nonnenanwärtern gegeben. Die Novizen-Ordination und die volle Ordination wird in der NKT nicht gegeben, so dass die vollständige Vinaya mit ihren demokratischen Sangharegeln und Ritualen in der NKT nicht präsent ist. Die vollständige Vinaya wird im Buddhismus auch als "die Essenz der Lehre" beschrieben.
Geshe Kelsang argumentiert dagegen, dass er die 10 Gelübde für NKT Ordinierte (Mönche und Nonnen) schuf, damit die NKT Ordination passend für das Leben in der modernen westlichen Welt ist und dass ein geschickter Praktizierender lernen kann, die Vinaya in die 10 Gelübde einzubringen. Die ersten fünf Gelübde der NKT Ordination sind in Einklang mit den Regeln für Novizen (gemäß der Pratimoksha), die weiteren fünf sind verschieden von ihnen. Geshe Kelsang bemerkte in der Vergangenheit, dass der Lamrim, wie er ihn in seinem Buch Freudvoller Weg lehrt, auch als die Vinaya für NKT Prktizierende verstanden werden könne.
Gemäß NKT leben in der Neuen Kadampa Tradition über 450 Mönche und Nonnen.[33]
Rezeption der Neuen Kadampa Tradition
Rezeption innerhalb der internationalen buddhistischen Gemeinschaft
Die NKT erhielt mit den von ihnen über die SSC (Dorje Shugden Supporter Community) organisierten weltweiten Demonstrationen gegen die Stellungnahmen und Empfehlungen des Dalai Lamas zur Dorje Shugden Praxis internationale Aufmerksamkeit, sowohl von der internationalen Presse als auch von Buddhisten. Unter Buddhisten stieß vor allem die von der NKT entfaltete verzerrende Polemik und die Anschuldigungen gegenüber dem Dalai Lama - einer unter Buddhisten und Nicht-Buddhisten hoch respektierten Persönlichkeit - auf Ablehnung und Gegenkritik. Von der NKT wurde dem Dalai Lama auf Plaketen vorgeworfen zu lügen ("Bitte Dalai Lama verbreite keine Lügen"), Schaden anzurichten ("Your smile charms, your action harms"), intolerant zu sein und die Religionsfreiheit zu untergraben. Geshe Kelsang beschuldigte den Dalai Lama dabei öffentlich mit seinem "Verbot der Shugden Praxis" sich "als alleiniger Führer aller tibetischen Traditionen" etablieren zu wollen "um das spirituelle Leben aller Praktizierenden des tibetischen Buddhismus kontrollieren zu können".[34]
- "15 Äbte und Lehrer (Geshes) aus Geshe Kelsangs ursrünglichen Kloster, Sera Je Dratsang (jetzt in Südindien) schrieben daraufhin einen offenen Brief gegen Kelsang, schlossen ihn aus der Gemeinschaft aus, nannten ihn einen Apostaten und verglichen ihn mit Mohammed von Gazni."[35].
Innerhalb der internationalen buddhistischen Gemeinschaft ist die NKT weitgehend isoliert und wenig anerkannt. Das liegt sowohl an der Ablehnung durch buddhistische Autoritäten - so zählen zu den Kritikern der NKT so bekannte Größen wie der Dalai Lama[36] oder Namkhai Norbu Rinpoche[37], als auch an der islolatorischen Tendenz der NKT, die ihre Zuflucht auschließlich auf Geshe Kelsang Gyatso - als ihren Spirituellen Führer (Spiritual Guide), seine Bücher, seine Zentren, seine Ordination, seine Lehrer und Anhänger baut. Zudem werden andere Bücher, traditionelle Ordensangehörige, wie Novizen (tib. Getsul) und vollordinierte Mönche (tib. Gelong, pali: Bhikkhu) und Nonnen, oder buddhistische Lehrer, wie Geshes oder Rinpoches in ihren Zentren als Quellen geistiger Inspiration bzw. buddhistischer Autorität nicht akzeptiert. Tulkus sind nach NKT Satzung nicht zugelassen. Weitere Gründe für die kritische Distanz sind:
- Die Handlungsweisen Geshe Kelsangs wurde häufig als fanatisch empfunden.[38]
- Die Machtstrukturen und Vorgehensweisen innerhalb der Organisation führten zum Vorwurf der Sekte bzw. des Kults[39]
- Vereinfachung der Ordinationslinie und damit einhergehend eine Abspaltung von der buddhistisch-monastischen Gemeinschaft (Sangha) und ihrer demokratisch angelegten korrektiven Möglichkeiten
- Praxis der umstrittenen "Schutzgottheit" Shugden
Rezeption unter den Anhängern der Neuen Kadampa Tradition
Anhänger der NKT schätzen besonders die klare und systematische Präsentation des NKT Studien- und Lehrprogramms und empfinden Geshe Kelsang und die NKT Präsentation als hoch inspirierend. Die meisten Studenten der NKT können die Kritik an der NKT nicht nachvollziehen und sind für die klare, einfach verständliche und schnörkellose Präsentation sehr dankbar. Gegenwärtige Schüler Geshe Kelsangs, die erst in jüngerer Zeit auf ihn bzw. die NKT stießen haben kein oder kaum ein Gewahrsein für die Historie der NKT und "gehen davon aus, dass die Gründung der NKT schon immer die Absicht von Geshe Kelsang war, da er ein 'erleuchtetes Wesen' ist".[40] Während Geshe Kelsang in den 1990er Jahren als "Dritter Buddha" betrachtet wurde wird er in den letzten Jahren von ihnen als "Manifestation Je Tsongkhapas" und "vollendeter" bzw. "voll verwirklichter" Meditationsmeister verehrt. "Das ausschließliche Verlassen auf Geshe Kelsang, zu dem innerhalb der NKT ermutigt wird, wird von seinen Texten abgeleitet mit der Behauptung, sie seien 'Schriften, eine Emanation des Geistes des heiligen Wesens' [41]."[42]
Die NKT beruft sich darauf, dass mit Geshe Kelsang Gyatsos Kommentar zum Lamrim (Buch: "Der freudvolle Weg") und zweier Texte zur Geistesschulung (tib. Lodschong), dem Vajrayana Mahamudra (das Tantra von Heruka/Vajrayogini) und einem Kommentar zur Natur des Geistes (tib. Lorig), die essentiellen Punkte der Überlieferung präsent sind und bezeichnet seine 19 Bücher als: "vollständigste und systematischste Präsentation des buddhistischen Pfads zur Erleuchtung, die in irgendeiner westlichen Sprache erhältlich ist."[43] Zudem machen sie geltend, dass die Praxis von Shugden wesentlich vom tibetischen Lama Pabongkha Rinpoche und dem Lehrer Geshe Kelsangs - Kyabje Trijang Dorjechang, der auch der jüngere Tutor des Dalai Lamas war - betont und etabliert wurde und somit auch Inhalt der NKT ist.
Rezeption im deutschsprachigen, buddhistischen Raum
Der Antrag zur Aufnahme in die DBU durch das Dipankara Zentrum in Berlin, ein NKT-Hauptzentrum in Deutschland mit ca. 15 Zweigzentren, wurde von den Mitgliedern der DBU nicht akzeptiert und im Jahre 2000 abgelehnt. "Die Schweizer SBU hat die Gruppe von Geshe Kelsang zwar aufgenommen, sie aber in ihren Rechten beschnitten. Die NKT darf bei den buddhistischen Eidgenossen keine Vertreter in den Vorstand entsenden. In Österreich hat die NKT um eine Aufnahme in die ÖBR nicht einmal angesucht, zu deutlich war signalisiert worden, dass diese kaum wahrscheinlich sei."[36]
Weblinks
Pro
- Hauptseite der Neuen Kadampa Tradition (deutsche Version)
- Webseite der Neuen Kadampa Tradition für den deutschsprachigen Raum
- Darstellung der BBC (englisch)
Kontra
- The Independent, London: Battle of the Buddhists by Andrew Brown
- The Guardian - London: Special Report - Shadow boxing on the path to Nirvana
- Cult Information Centre (CIC) London - some articles
Allgemeine Links
- Ken Jones: "Many Bodies, One Mind": Movements in British Buddhism (englisch)
- Internal conflicts in Tibetan Buddhist sect, by Mike Wilson
- Spiritual Split by Colman Jones
Quellen
- ↑ www.kadampa.org [1]
- ↑ Tibetan and Zen Buddhism in Britain: Transplantation, Development and Adaptation by David N. Kay, London and New York, ISBN 0-415-29765-6, S. 56,57
- ↑ The Manjushri Institute charity registration number: 271873, Trust Deed, July 1976, 1
- ↑ Kay S. 56,57
- ↑ Kay S. 56,57
- ↑ a b c d Modern Day Kadampas - NKT Broschüre, siehe [2]
- ↑ Daniel Cozort, The Making of Western Lama in "Buddhism in the Modern World", ISBN 0195146980, S.247
- ↑ Modern Day Kadampas - NKT Broschüre siehe [3]
- ↑ Kay S. 53,56,77
- ↑ Kay S.38, 83
- ↑ Daniel Cozort, The Making of Western Lama, S.230
- ↑ a b c d e f g h i j k l Kay S. 61,62,63,64
- ↑ Kay page 73
- ↑ a b Kay page 59
- ↑ Kay page 76
- ↑ Kay page 77
- ↑ Kay page 67
- ↑ Geshe Kelsang Gyatso, public post at Google Groups, Dec 1 1997, [4]
- ↑ Letter From Geshe Kelsang Gyatso to Chris Fynn, 19 December 1997
- ↑ The New Kadampa Tradition, charity registration number: 2758093, Oktober 1992 "designed to study and experience Geshe Kelsang's presentation of Buddhism" (Kay S. 233
- ↑ a b Kay pages 88,89
- ↑ Kay Seite 74, siehe Zitate von NKT Quellen: S. 84, 95, 97
- ↑ NKT Broschüren vor Juni 2006 and NKT-Internetseiten ([5], [6])
- ↑ NKT magazine Full Moon, Spring 1995, Gen Kelsang Thubten, Nachfolger von Geshe Kelsang zu dieser Zeit
- ↑ Offizielle NKT Webseite, Stand July, 2006 [[7]]
- ↑ Kadampa Tradition, von der offiziellen NKT Webseite, Stand July, 2006 [[8]]
- ↑ www.kadampa.com [9]
- ↑ a b c Kay S. 95,96
- ↑ NKT Magazin Full Moon, Nr. 8 Herbst 1993
- ↑ NKT Magazin Full Moon, Nr. 6, Winter 1992
- ↑ NKT Magazin Full Moon, Nr. 7, Frühling 1993
- ↑ a b Offizielle NKT Tempel-Seite, [10]
- ↑ www.kadampa.com [11]
- ↑ Geshe Kelsang Gyatso, öffentliches Post auf Google Groups, 1. Dez. 1997, [12]
- ↑ Michael von Brück: Religion und Politik im Tibetischen Buddhismus, ISBN 3466204453, © Kösel Verlag, München 1999, Seite 159
- ↑ a b “Ursache und Wirkung“, No. 56, Seite 73
- ↑ u.a. "A Spirit of the XVII Secolo", Raimondo Bultrini, Dzogchen Community published in Mirror, January 2006
- ↑ Kay S. 38, 83, "Chökor", Buddhistisches Magazin des Choedzong e.V., Erklärung der DBU zur NKT aus dem Jahre 1998
- ↑ Kay S. 38, 83, “Ursache und Wirkung“, No. 56, Seite 73,77, Sera Expulsion Letter; The Guardian, July 6, 1996 [13], Newsweek, April 28, 1997 [14]
- ↑ Kay S. 83
- ↑ NKT Magazin Full Moon, Winter 1995
- ↑ Kay S.94
- ↑ Werbung des Tharpa Verlages