Lotte B. Prechner
Lotte B. Prechner (* 1. Juni 1877 in Ueckermünde als Lotte Bertha Stein; † 10. Oktober 1967 in Portici bei Neapel) war eine deutsche Malerin, Graphikerin und Bildhauerin des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit.
Leben
Lotte B. Prechner wurde am 1. Juni 1877 als Lotte Bertha Stein in Ueckermünde in Pommern geboren. Als Tochter eines Tabakfabrikanten verbrachte sie Ihre Kindheit zunächst auf dem elterlichen Gut in Mecklenburg, bevor sie in Berlin ihre Schulausbildung absolvierte. Ebendort begann sie im Anschluss ein Studium der Philosophie, dass sie jedoch zugunsten einer künstlerischen Laufbahn rasch abbrach. Etwa ab 1901 – sie war zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem jüdischen Zahnarzt Hermann Prechner verheiratet und Mutter einer Tochter – besuchte Lotte B. Prechner Kurse an der Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins sowie den Akademien Julian und Colarossi in Paris. Nach Aufenthalten in Florenz und Rom setzte sie ihre Ausbildung schließlich an den Kunstgewerbeschulen in Düsseldorf und Köln fort, wo sie Schülerin von Alexe Altenkirch wurde. 1915 reiste Prechner mit einer Genehmigung des belgischen Gouverneurs nach Brüssel, um im Kriegsgebiet zu malen. Sie war eine der wenigen Frauen, die von der obersten Heeresleitung die Erlaubnis dazu erhalten hatte. Fortan dominierten sozialkritische Themen das Oeuvre der Künstlerin, die sich insbesondere auf dem Gebiet der Holz- und Linolschnitte in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg einen Namen machte und rasch Einzug in Museen und Privatsammlungen im Rheinland hielt. In Köln, wo Prechner mit ihrer Familie seit ca. 1907 lebte, stellte sie nun regelmäßig in den Räumen des Kunstvereins aus. Darüber hinaus wurde sie Mitglied im „Reichsverband der bildenden Künstler Deutschlands“, dem „Pommerschen Künstlerbund“, dem „Verein der Künstlerinnen zu Berlin“ sowie dem „Jungen Rheinland“ und später auch der „Rheinischen Sezession“. In deren Umkreis lernte sie zu Beginn der 1920er Jahre Otto Dix kennen, mit dem sie fortan eine intensive Freundschaft verband. Lotte Prechner nahm zwischen 1921 und 1928 mehrfach an Ausstellungen des Jungen Rheinland teil und stellt in dieser Zeit auch in der Galerie von Johanna Ey in Düsseldorf aus. 1929 wurde Prechner Mitglied der Rheinischen Sezession und war noch im selben Jahr auf der Jubiläumsausstellung der Künstlervereinigung vertreten. Während der 1920er Jahre unternahm Lotte B. Prechner zahlreiche Studienreisen nach Berlin, Prag, Budapest, Rom und Wien. Von 1926 bis 1927 lebte sie erneut für ein Jahr in Paris. Prechner begann sich in dieser Zeit wieder stärker für Malerei und Bildhauerei zu interessieren – 1928 entstand mit dem Gemälde "Epoche" eines der Hauptwerke der Künstlerin. Ein geplanter Umzug nach Berlin Anfang der 1930er Jahre fand – vermutlich aus finanziellen Gründen – nicht statt. Unter dem Druck der Nationalsozialisten emigrierte die Familie 1938 nach Brüssel, nachdem 1937 Prechners Aquarell "Die Gebeugten" als „entartet“ aus der Sammlung des Wallraff-Richartz Museums in Köln entfernt worden war. In Belgien erlag Hermann Prechner im April 1945 einem Krebsleiden. Lotte B. Prechner kehrte daraufhin nach Kriegsende nicht wieder nach Deutschland zurück, sondern pendelte fortan zwischen Brüssel und Portici bei Neapel, wo sie mit ihrer Tochter und deren italienischen Mann lebte. Prechner, die bis ins hohe Alter künstlerisch tätig blieb, starb am 10. Oktober 1967 im Alter von neunzig Jahren in Portici.
Literatur
- Lotte B. Prechner 1877–1967. Monographie und Werkverzeichnis, hg. v. Margarethe Jochimsen und Frank Günter Zehnder, mit einem Werkverzeichnis von Martina Padberg, erschienen anlässlich der der Ausstellung "Lotte B. Prechner 1877–1967, Gemälde, Graphik, Skulpturen" im August Macke Haus, Bonn (28. März bis 7. Juni 1998), Goethe-Institut Brüssel (1. Oktober bis 30. Oktober 1998) und Haffmuseum Ueckermünde (10. September bis 27. November 1998), Köln: Wienand Verlag, 1998.
- Werner Doede, Lotte B. Prechner, Recklinghausen 1966
- Anke Münster, Lotte B. Prechner, in: Rheinische Expressionistinnen. Trude Brück, Lisa Hartlieb-Rilke, Fifi Kreutzer, Marie von Malachowski, Olga Oppenheimer, Lotte B. Prechner, Marta Worringer, hg. v. Verein August Macke Haus e.V. anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im August Macke Haus in Bonn, Bonn 1993, S. 126–138.
- Anke Münster, Alexandra Povòrina und Lotte B. Prechner. Zwei Künstlerinnen im Köln der 20er Jahre, in: Kölner Museums-Bulletin, 1/1994, S. 28–35.
- Jens-Henning Ullner, „…ein nicht gewöhnliches Talent“ Die Künstlerin Lotte B. Prechner, in: Das Junge Rheinland – „Zu schön, um wahr zu sein“, hg. v. Kay Heymer und Daniel Cremer, Ausst.-Kat. Kunstpalast, Düsseldorf, Köln: Wienand Verlag, 2019, S. 228–238.
Personendaten | |
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NAME | Prechner, Lotte B. |
ALTERNATIVNAMEN | Bertha, Lotte (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Malerin, Graphikerin und Bildhauerin des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit |
GEBURTSDATUM | 1. Juni 1877 |
GEBURTSORT | Ueckermünde |
STERBEDATUM | 10. Oktober 1967 |
STERBEORT | Portici bei Neapel |