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Schatzschiff

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Als Schatzschiffe wurden die größten jemals gebauten Segelschiffe bezeichnet, die im frühen 15. Jahrhundert unter der Herrschaft von Kaiser Yongle in China gebaut wurden. Diese Schiffe waren bis zu 120 Meter lang und bis zu 50 Meter breit und trugen 9 Masten.

Zheng Hes Flotte auf einem Holzschnitt des 17. Jhds.

Chinesische Hochseeschiffe

Neben den flachbödigen Dschunken sind seit der Song-Dynastie (960-1279 A.D.) große, hochseetaugliche Schiffe bekannt, die viele Konstruktionsmerkmale mit Dschunken teilen. Im Unterschied zu den Dschunken verfügten diese Schiffe über einen V-förmigen Rumpf und hatten einen Kiel. 1973 wurde in Quanzhou das Wrack eines solchen Schiffes gefunden, das wahrscheinlich um 1270 gesunken ist. Zwei Lagen Zedernholz-Beplankung in Kraweel-Bauweise erstrecken sich über die 13 Abteilungen entlang des noch fast 33 m langen Kiels. Im Laderaum des Wracks befanden sich noch Gewürze und Dufthölzer, die aus Ostafrika stammen.

Der bislang einzige archäologische Fund, der auf die Existenz der riesigen Schatzschiffe hindeutet, wurde 1963 in den Ruinen der Ming-Schiffswerften in Nanjing ausgegraben. Es handelt sich um einen 13 m langen Achtersteven (rudderpost) aus Pinienholz, an dem das Steuerruder des Schiffes befestigt war.

Bauweise

Bezüglich der Konstruktion der Schatzschiffe ist die Quellenlage dünn. Beschreibungen der Schiffe tauchen in Reiseberichten des chinesischen Übersetzers Ma Huan über die Fahrten des Admirals Zheng He auf. Auch in Texten über den Ming Kaiser Yongle (1402-1424) finden die Schiffe Erwähnung. Abbildungen, z.B. auf Holzdrucken, sind erst aus späteren Jahrhunderten erhalten.

Schatzschiffe waren demnach 120-130 m lang und bis zu 50 m breit. Die Überwasserkonstruktion erinnerte mit hochgezogenen Aufbauten an Bug und Heck stark an das Aussehen von überdimensionierten Dschunken. Der Bug bestand aus einem dreieckigen Spiegel, der mit aufgemalten Augen verziert war und wahrscheinlich unter der Wasseroberfläche in den Kiel überging. Im Gegensatz zu zeitgenössischen, europäischen Schiffen hatten Schatzschiffe (nach Dschunken-Art) etwa ein Dutzend wasserdichter Abteilungen. Diese Querschotten nahmen die gesamte Rumpfhöhe ein und hatten keine Luken, sodass jede Abteilung nur von oben zugänglich war. Diese Bauweise machte den Schiffskörper sehr stabil und sicher. Das Gewicht eines solchen Schiffes wird auf 10.000 t geschätzt. Die Takelage bestand nach chinesischer Tradition aus Masten mit Luggersegeln aus roter Seide, die mit Bambushölzern verstärkt waren. Die bis zu neun Masten standen nicht in einer Reihe hintereinander, sondern teilweise nebeneinander oder diagonal versetzt.

Bewaffnet waren die Schiffe mit 24 Bronzekanonen.

Die Expeditionen des Zheng He

Bekanntheit erlangten die Schatzschiffe durch die sieben Fahrten des Admirals Zheng He von 1405 bis 1433, die unter anderem nachweislich bis Afrika und an verschiedene Küsten es Indischen Ozeans führten.

Siehe Hauptartikel: Zheng He

Das Ende der Schatzschiffe

Das Ende der staatlichen Hochseeflotte kam 1435 mit dem Tod des Kaisers Xuande. Die nachfolgenden Kaiser wandten sich den schwerwiegenden inneren Problemen des Reiches (Mongoleninvasionen und Naturkatastrophen) zu und sahen zu den immensen Kosten, die die Flotte verschlang, keinen konkreten Gegenwert. Immerhin mussten für ein einziges Schatzschiff gleich mehrere Wälder gefällt werden. Im anhaltenden Kampf gegen die Wokou erklärte Kaiser Hongzhi 1500 den Bau von Schiffen mit mehr als zwei Masten zum Verbrechen und 1525 verfügte Kaiser Jiajing gar die Vernichtung aller hochseetauglichen Schiffe, was aber weitesgehend nicht befolgt wurde. Kaiser Longqing hob 1567 sämtliche Restriktionsedikte wegen der mangelhaften Umsetzung und der negativen Folgen für die chinesischen Handelsbeziehungen wieder vollständig auf.