Kap-Blessmull
Kap-Blessmull | ||||||||||||
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![]() Kap-Blessmull (Georychus capensis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Georychus | ||||||||||||
Illiger, 1811 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Georychus capensis | ||||||||||||
(Pallas, 1778) |
Der Kap-Blessmull, Eigentlicher Blessmull oder Kap-Mullratte (Georychus capensis) ist der einzige Vertreter der Gattung der Blessmulle (Georychus). Das Verbreitungsgebiet der Tiere ist auf Südafrika begrenzt. Wie alle Sandgräber leben sie unterirdisch und graben mit Hilfe ihrer auffälligen Schneidezähne Gangsysteme in den Boden. Sie leben im Gegensatz zu den Graumullen und dem Nacktmull nicht in Kolonien, sondern sind territoriale Einzelgänger, die sich vor allem von unterirdischen Wurzeln und Knollen ernähren.
Merkmale
Allgemeine Merkmale
Der Kap-Blessmulls erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 8,5 bis 23,1 Zentimetern bei den Männchen und 13,1 bis 18,1 Zentimetern bei den Weibchen, das Gewicht beträgt etwa 80 bis 270 Gramm.[1] Damit handelt es sich um eine mittelgroße bis große Art innerhalb der Sandgräber. Es ist nur ein kurzer Schwanz mit einer Länge von etwa 2 Zentimetern Länge vorhanden und die Hinterfußlänge beträgt 25 bis 30 Millimeter. Ein Sexualdimorphismus liegt nicht vor.[2]
Der Körper ist zylindrisch mit flachem Rücken. Er oberseits rotbraun bis braun gefärbt, die Bauchseite ist deutlich heller silbrig-grau gefärbt. Das Fell ist dicht und wollig. Der Stirnbereich und der Bereich unterhalb der Augen ist dunkelbraun bis schwarz, die Ohren und die Augen sowie die rosafarbene Nase sind von weißen Flecken umrandet, die eine auffällige Gesichtszeichnung bilden und auch die Lippen umfassen. Der Kopf ist groß und stumpf mit einer hufeisenförmigen Nase. Die Zähne sind sehr markant ausgeprägt, die Ohren bestehen nur aus einer runden Öffnung ohne Ohrmuscheln. Die Augen sind klein und schwarz mit einem großen weißen Augenring. Die Gesichtsschnurrhaare sind länger als die des Rumpfes und kurze steife Haare entspringen vom Mund, dem kurzen Schwanz und den Außenkanten der Füße.[2] Die Gliedmaßen sind kurz und kräftig, die Füße relativ groß mit ledrigen Sohlen. Vorderpfoten und Hinterpfoten sind in der Regel weiß. Der Schwanz ist rosa mit einer Reihe von groben weißen Haaren, die von ihm ausgehen.[1]
Das Genom besteht aus einem diploiden Chromosomensatz aus 2n=54 Chromosomen (FN=104).[1]
Schädelmerkmale
1 | · | 0 | · | 1 | · | 3 | = 20 |
1 | · | 0 | · | 1 | · | 3 |
Der Schädel erreicht eine Länge von etwa 38 bis 51 Millimeter, die Breite beträgt etwa 25 bis 37 Millimeter im Bereich der Jochbögen und 15 bis 18 Millimeter im Bereich des Hirnschädels. Er ist dorsoventral abgeflacht und ausgewachsene Tiere haben einen ausgeprägten Sagittal- und Nackenkämme. Der Jochbogen ist stark ausgezogen, das Infraorbitalfenster ist klein und abgerundet. Der Unterkiefer hat eine Länge von etwa 29 bis 42 Millimetern.[2]
Die Tiere besitzen im Oberkiefer und im Unterkiefer pro Hälfte einen zu einem Nagezahn ausgebildeten Schneidezahn (Incisivus), dem eine Zahnlücke (Diastema) folgt. Hierauf folgen je ein Prämolaren sowie drei Molaren. Insgesamt verfügen die Tiere damit über ein Gebiss aus 20 Zähnen. Die auffälligen Schneidezähne sind weiß, ungekerbt und hinter der Pterygoidregion verwurzelt. Molariforme Zähne sind vorhanden. Die Unterkiefer sind nicht ankylosiert, was die Trennung der Spitzen der Schneidezähne ermöglicht.[2]
Abgrenzung zu verwandten Arten
In der Größe und Gewicht ähnelt der Kap-Blessmull dem teilweise sympatrisch vorkommenden Damara-Graumull (Fukomys damarensis), unterscheidet sich von diesem jedoch deutlich durch die ausgeprägte Gesichtszeichnung. Zudem besitzt er keine Fühlhaare am Körper, wie diese beim Damara-Graumull vorkommen.[2]
Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet des Kap-Blessmulls ist auf das südliche Afrika beschränkt und er kommt nur in der Republik Südafrika vor. Er ist dabei in Teilen der Provinzen Westkap und Ostkap sowie in isolierten Populationen in KwaZulu-Natal und Mpumalanga verbreitet.[1] Die Verbreitung ist auf Gebiete mit mittelfeuchten Böden und meist mit jährlichen Niederschlagsmengen über 500 Millimetern eingegrenzt, in einigen Gebieten, etwa Nieuwoudtville, Citrusdal, Moorreesburg und Worcester, kann diese jedoch niedriger sein. Das Verbreitungsgebiet reicht nach Norden bis Nieuwoudtville in der Nordkap-Provinz und nach Osten über Port Elizabeth bis Bathurst.[3]
Durch Fossilfunde wird angenommen, dass die Art früher eine viel breitere Verbreitung hatte, die sich während des Quartär verkleinerte. Die Populationen in den Provinzen Mpumalanga und KwaZulu-Natal könnten daher geografische Relikte sein.[3] Im südlichen KwaZulu-Natal entlang der Grenze zu Lesotho und im zentralen Mpumalanga gibt es mehrere weitere isolierte Subpopulationen der Art.[3]
Lebensweise

Die Tiere legen ihre Baue dicht unter der Erdoberfläche an. Das Verbreitungsgebiet des Kap-Blessmulls sind semiaride Zonen in Südafrika mit bevorzugt lockerem und sandigem Boden. Seine Nahrung besteht aus Wurzeln, Zwiebeln und Knollen.
Systematik
Phylogenetische Systematik der Sandgräber und des Nacktmulls[4]
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Der Kap-Blessmull wird als eigenständige und einzige Art den Blessmullen (Georychus) zugeordnet. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung stammt von Peter Simon Pallas, der ihn 1778 in seinem Werk „Novae species Quadrupedum e Glirium ordine, cum illustrationibus varies complurium ex hoc ordine Animalium“ als Mus capensis vom Kap der guten Hoffnung in Südafrika beschrieb und den Mäusen zuordnete.[5] 1811 beschrieb Johann Karl Wilhelm Illiger die Gattung Georychus und ordnete ihn in diese ein.[1][2]
Innerhalb der Art werden aktuell keine Unterarten unterschieden.[1][6]
Der wissenschaftliche Name der Gattung, Georychus, bedeutet Erdbeweger und leitet sich von der unterirdisch grabenden Lebensweise ab. Der Artname capensis deutet auf die Typuslokalität am Kap der guten Hoffnung hin.[2]
Gefährdung und Schutz
Der Kap-Blessmull wird von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) als „nicht gefährdet“ (Least Concern, LC) eingestuft und die Bestände werden als stabil eingeschätzt. Begründet wird dies durch das regelmäßige Vorkommen mit stabilder Population, bestandsgefährdende Risiken sind nicht bekannt.[3] In der Region um Kapstadt kommt die Art regional mit Bestandsdichten von mehr als 30 Individuen pro Quadratkilometer vor. In den montanen Lebensräumen in KwaZulu-Natal und Mpumalanga wurden natürlich fragmentierte Subpopulationen identifiziert, möglicherweise gibt es weitere Zwischenpopulationen, die bislang nicht entdeckt wurden.[3]
Der Kap-Blessmull wird teilweise als Landwirtschafts- und Gartenschädling eingestuft. Die Art kommt in mehreren südafrikanischen Naturschutzgebieten vor und ist dadurch geschützt, so lebt sie in der Westkap-Provinz im West-Coast-Nationalpark an der Saldanha Bay und in KwaZulu Natal in den Schutzgebieten Kamiesberg und Mgeni Vlei.
Belege
- ↑ a b c d e f R.L. Honeycutt: „Cape Mole-Rat Georychus capensis“ In: Don E. Wilson, T.E. Lacher, Jr., Russell A. Mittermeier (Herausgeber): Handbook of the Mammals of the World: Lagomorphs and Rodents 1. (HMW, Band 6), Lynx Edicions, Barcelona 2016; S. 367–368. ISBN 978-84-941892-3-4.
- ↑ a b c d e f g Nigel C. Bennett, Sarita Maree, Chris G. Faulkes: Georychus capensis. Mammalian Species 799, 9 August 2006; S. 1–4 doi:10.1644/799.1
- ↑ a b c d e Georychus capensis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2019. Eingestellt von: S. Maree, J. Visser, N.C. Bennett, J. Jarvis, 2008. Abgerufen am 23. September 2019.
- ↑ Colleen M. Ingram, Hynek Burda, Rodney L. Honeycutt: Molecular phylogenetics and taxonomy of the African mole-rats, genus Cryptomys and the new genus Coetomys Gray, 1864. Molecular Phylogenetics and Evolution 31 (3), 2004; S. 997–1014. doi:10.1016/j.ympev.2003.11.004
- ↑ Peter Simon Pallas: Novae species Quadrupedum e Glirium ordine, cum illustrationibus varies complurium ex hoc ordine Animalium. W. Walther, Erlangen 1778; S. 172–174. (Google Books)
- ↑ Georychus capensis. In: Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference. 2 Bände. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4.
Literatur
- Rodney L. Honeycutt: „Cape Mole-Rat Georychus capensis“ In: Don E. Wilson, T.E. Lacher, Jr., Russell A. Mittermeier (Herausgeber): Handbook of the Mammals of the World: Lagomorphs and Rodents 1. (HMW, Band 6), Lynx Edicions, Barcelona 2016; S. 367–368. ISBN 978-84-941892-3-4.
- Nigel C. Bennett, Sarita Maree, Chris G. Faulkes: Georychus capensis. Mammalian Species 799, 9. August 2006; S. 1–4 doi:10.1644/799.1
Weblinks
- Georychus capensis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2019. Eingestellt von: S. Maree, J. Visser, N.C. Bennett, J. Jarvis, 2008. Abgerufen am 23. September 2019.