Künstlerbuch
Künstlerbücher sind eigenständige Kunstwerke. Sie können als Originalarbeit von Künstlerhand geschaffen werden oder nach der Idee des Multiples in autorisierten Auflagen erscheinen.
Das Aufkommen der Künstlerbücher
Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts beginnen die Künstler der verschiedenen Kunstströmungen mit dem Medium Buch zu experimentieren. Sie entziehen dem Buch den Informationsgehalt und berauben es somit seiner Funktion. Das Künstlerbuch berichtet nicht mehr über Kunst, sondern wird selbst zum künstlerischen Ausdrucksmittel.
Egal, ob in kleiner nummerierter Auflage oder als Industrieprodukt in großer Serie entstehen Konzeptbücher, Objektbücher, Collagen, Leporellos, Textrollen, Hefte, Loseblattsammlungen, intermediale Schachteln oder was auch immer der Künstler als Buch definieren will.
Gerade die vielfältigen Möglichkeiten, in denen ein Buch erscheinen kann, sowie das Interaktive, also das in die Hand nehmen und Blättern, lassen den Umgang mit Künstlerbüchern zur intensiven Erfahrung werden.
Die Protagonisten
Zu den Protagonisten der Künstlerbücher zählen
- die Konzeptkünstler John Baldessari, Daniel Buren, Gilbert & George, Joseph Kosuth, Sol Lewitt, Richard Long, Edward Ruscha oder Lawrence Weiner;
- die Künstler der Pop art, z.B. Jim Dine, Allen Jones, Eduardo Paolozzi, Lucas Samaras, Claes Oldenburg oder Andy Warhol;
- die rund um den Kunstkritiker Pierre Restany gruppierten Noveaux Realistes, insbesondere Christo, Niki de Saint-Phalle und Daniel Spoerri;
- die Fluxus-Künstler Joseph Beuys, George Brecht, Robert Filliou, Al Hansen, Dick Higgins, Allan Kaprow, Milan Knizak, Jackson Maclow, Ben Vautier, Wolf Vostell oder Emmett Williams
und viele Künstler anderer Kunstströmungen und nicht so einfach einzuordnende Einzelgängern wie Dieter Roth und Marcel Broodthaers.
Abgrenzung zu Malerbüchern
Abzugrenzen vom Künstlerbuch sind von Künstlern illustrierte Bücher, z.B. die von Friedensreich Hundertwasser und Salvador Dali illustrierte Bibel, die von David Hockney mit vorzüglichen Radierungen illustrierten Six Fairy Tales der Brüder Grimm oder das von Walasse Ting herausgegebene Werk 1¢-Life. Auch Malerbücher, z.B. das mit farbenfrohen Scherenschnitten gestaltete Malerbuch Jazz von Henri Matisse werden nicht zu den Künstlerbüchern gezählt.