Lips Tullian
Lips Tullian
Lips Tullian, behauptete Elias Erasmus Schönknecht zu heißen, tatsächlicher Name aber unbekannt, Anführer der >>Schwarzen Garde<< einer Räuberbande in Sachsen, Geburtsjahr unbekannt, † 8. März 1715 bei Alt-Dresden durch Enthauptung; deutscher Räuber
Werdegang
Das Leben des Lips Tullian ist bis zu dem Zeitpunkt zu dem er als Räuber unter diesem Namen bekannt wird, noch immer in undurchdringliches Dunkel gehüllt. Hieß er nun wirklich Elias Erasmus Schönknecht oder etwa Phillip Mengstein? War er tatsächlich in Straßburg als Sohn eines kaiserlichen Leutnants geboren worden, oder hatte er es im Militärdienst bis zum Wachtmeister gebracht und mußte nur aufgrund eines Duells den Dienst quittieren?
Wirklich verläßliche Angaben finden sich erst ab dem Jahr 1702. Zu dem Zeitpunkt soll er etwa 30 Jahre alt gewesen sein. In jener Zeit trieb er in Prag und Umgebung sein Unwesen; brach in Kirchen ein und überfiel Kramläden.
Im November des selben Jahres verlegte er seinen "Wirkungskreis" nach Sachsen wo er auch sogleich verhaftet wurde. Er wurde in der als ausbruchsicher geltende Festung in Dresden eingekerkert, wo es ihm aber offenbar nicht gefiel, denn schon nach kurzer Zeit gelang ihm der Ausbruch. Trotzdem verbrachte Tullian den größten Teil seiner Räuberlaufbahn im Gefängnis bzw. in Festungshaft, zum Teil sogar an die Mauer geschmiedet um ihn an der Flucht zu hindern.
In Sachsen wurde er Mitglied einer Räuberbande deren Führung er dann übernahm. Auch gab er der Bande einen Namen: Die Schwarze Garde, unter dem sie fortan in Sachsen berüchtigt wurde. Im Tharandter Wald, im Tännichtgrund bei Naundorf, besaß die Bande, die zeitweise eine Stärke von 60 Mann erreichte, einen Unterschlupf.
Tullian selbst wird man dort aber nur selten angetroffen haben, nicht nur weil er des öfteren wegen kleinerer Vergehen hinter Schloß und Riegel saß, sondern weil er das Wohlleben liebte. Er "residierte" mit seiner Geliebten Marianne zumeist in Dresden, aber auch in anderen Städten Sachsens, wo er den wohlhabenden Kavalier spielte. Hier suchten ihn von Zeit zu Zeit seine Hauptleute auf um von ihm Instruktionen zu neuen Räubereien entgegenzunehmen, die er in seiner Bürgerrolle ausgekundschaftet hatte. - Ab und an schien ihm aber das Wohleben zu viel zu werden und er führte seine Bande höchstpersönlich zu neuen Taten.
Zeitweilig dehnte 'Die Schwarze Garde' ihren Wirkungskreis bis nach Thüringen, zum Harz, in die Lausitz und nach Prag aus. Ab etwa 1710 plünderte er mit seinen Kumpanen Kirchen und Häuser in der Gegend von Freiberg bis zum Müglitztal aus.
Das Ende
Im Jahr 1711 erregte Lips Tullian die Aufmerksamkeit eines Wächters am Freiburger Stadtor. Zwar konnte er ihn noch erstechen, wurde aber schließlich überwältigt und kam in Festungshaft. Zwei Jahre später 1713 wurde ein Ausbruchversuch entdeckt welcher auf seine Rädelsführeschaft schließen ließ. Nach tagelangen 'peinlichem' Verhör und einer Dauerfesselung legte er schließlich ein umfassendes Geständnis ab welches zur Verhaftung des größten Teils seiner Bande und beteiligter Hehler führte. - Die letzten Bandenmitglieder konnten aber erst 1718 dingfest gemacht werden.
Im Oktober 1714 sprach der Schöppenstuhl zu Leipzig über Tullian und seine Hauptleute das Urteil: sie sollten mit dem Rad vom Leben zum Tode gebracht werden. Das Urteil wurde später vom Landesfürsten in Enthauptung gemildert.
Die Hinrichtung selbst fand unter großer Beteiligung der Bevölkerung, etwa 20.00, und August des Starken am 8. März 1715 vor dem Schwarzen Tor Altendresdens statt.
Literatur
Danker, Uwe Räuberbanden im Alten Reich um 1700, Suhrkamp-Verlag
Boehnecke,H. Sarkowicz, H. Sachsens böse Kerle, Eichborn-Verlag