Joachim Wundrak

Joachim Wundrak (* 28. Mai 1955 in Kerpen) ist ein Generalleutnant a. D. der Luftwaffe der Bundeswehr. Für die AfD kandidiert er bei den Wahlen im Oktober 2019 für das Amt des Oberbürgermeisters von Hannover.[1][2][3]
Militärische Laufbahn
Ausbildung und erste Verwendungen
Wundrak trat am 1. Oktober 1974 in die Bundeswehr ein und absolvierte die Grundausbildung im Luftwaffenausbildungsregiment 2 in Budel in den Niederlanden. Die weitere Offiziersausbildung durchlief er an der Offizierschule der Luftwaffe in Neubiberg. Ab 1976 studierte Wundrak Elektrotechnik an der Universität der Bundeswehr München. Er schloss das Studium 1980 als Diplom-Ingenieur ab.
Von 1980 bis 1982 wurde Wundrak bei der Verkehrsfliegerschule der Lufthansa in Bremen zum Transportflugzeugführer ausgebildet und anschließend zum Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf versetzt. Wundrak flog dort Dornier Do 28 und Transall C-160. 1986 wurde er als Hörsaalleiter zur Offizierschule der Luftwaffe versetzt, bevor er ab 1987 wiederum in einer fliegerischen Verwendung, diesmal als Kommandant auf der Transall, beim Lufttransportgeschwader 62 eingesetzt wurde. Von 1988 bis 1990 nahm Wundrak am 33. Generalstabslehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg teil.
Dienst als Stabsoffizier
Im Anschluss an den Generalstabslehrgang war Wundrak bis 1992 Dezernatsleiter A3a im Lufttransportkommando in Münster. Einer Verwendung als Staffelkapitän der 1. Staffel des Lufttransportgeschwaders 63 in Hohn bei Rendsburg folgte ein Einsatz als Referent für den Lufttransport im Führungsstab der Luftwaffe von 1994 bis 1995 und danach eine Verwendung als Adjutant des Inspekteurs der Luftwaffe bis 1998.
1998 kehrte Wundrak nach Wunstorf zurück und führte als Kommodore bis 2000 das Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf. Anfang 2000 leitete er auch das deutsche Kontingent der „Operation Atlas Response/Silent Promise“ in Maputo (Mosambik) während einer Flutkatastrophe. Danach ging er von 2000 bis 2002 als Verbindungsoffizier zum Permanent Joint Headquarters (Northwood Headquarters) der britischen Streitkräfte. Von 2002 bis 2004 war er Referatsleiter im Führungsstab der Luftwaffe. In den Jahren 2004 bis 2006 war er Stabsabteilungsleiter V im Führungsstab der Streitkräfte.
Dienst als General
Ab 2006 war Wundrak der Deputy Director European Air Group in High Wycombe in Großbritannien und vom 1. April 2008 bis 30. Juni 2009 im Führungsstab der Luftwaffe eingesetzt.[4] vom 1. Juli 2009 bis 31. März 2012 war Wundrak dann Stellvertreter des Befehlshabers im Luftwaffenführungskommando. Am 1. April 2012 wurde Wundrak Nachfolger von Dieter Naskrent als Kommandeur des Kommandos Operative Führung Luftstreitkräfte in Kalkar sowie in Personalunion des Combined Air Operations Center in Uedem. Mit Ablauf des 30. Juni 2013 wurde das Kommando offiziell aufgelöst und das Zentrum Luftoperationen aufgestellt, dessen erster Kommandeur Wundrak wurde.[5] Diesen Dienstposten übergab er zum 24. September 2018 an Generalleutnant Klaus Habersetzer und trat nach 44 Dienstjahren mit Ablauf jenen Monats in den Ruhestand.
Auslandseinsätze
- 8. August 2008 bis 31. März 2009 EUFOR, Chef des Stabes, Sarajevo, Bosnien-Herzegowina
- 21. Februar 2011 bis zum 7. Dezember 2011 ISAF Deputy Chief of Staff Air ISAF Joint Command, Kabul, Afghanistan
Politiker
Wundrak, der nach eigenen Angaben früher die SPD gewählt und Helmut Schmidt geschätzt habe,[6] trat 2008 in die CDU ein und verließ die Partei bereits 2014, nach eigenen Angaben wegen der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung, über die er durch seine dienstlichen Kontakte zur Bundespolizei frühzeitig im Bilde gewesen sei.[7] Im Januar 2018 trat er der AfD bei. Die Parteimitgliedschaft wurde erst nach seinem Ausscheiden aus den Streitkräften öffentlich bekannt, als er sich im Juli 2019 um den Posten des Oberbürgermeisters in Hannover bewarb. Die Hannover-AfD nominierte ihn im Sommer 2019 als ihren Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl am 27. Oktober 2019.[8][6]
Wundrak wirft Bundeskanzlerin Angela Merkel vor, ihre Politik sei „antideutsch“, womit er sich nicht allein auf die Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik bezieht. In Bezug auf Migranten und Journalisten vertritt er AfD-typische Ansichten. EU-Strukturen bezeichnet er als undemokratisch, das Europaparlament sei ein „Pseudoparlament“, die Europäische Union dränge die Nationalstaaten in den Hintergrund. Wundrak ist allerdings nach eigener Aussage „nicht grundsätzlich gegen die EU“. Deutschland betrachtet er als nur eingeschränkt souverän, wofür er sich auf ein breites Meinungsspektrum von den sogenannten Reichsbürgern bis hin zu Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble beruft, die er laut Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung in einem Referat vor der Hannover-AfD vor seiner Nominierung zusammenfassend in einem Satz nannte.[6] Für besonders gefährlich hält er die Europäische Zentralbank und den Europäischen Gerichtshof. Deutschland werde durch sie zu einer bloßen Gebietskörperschaft degradiert und habe seine Souveranität bereits „weitgehend aufgegeben“. Rechtsextreme Tendenzen in seiner Partei hält er für ein Produkt der Presseberichterstattung, der Partei werde ein „Rechtsextremismus-Problem angehängt“. Die Probleme Hannovers, das er nach dem Rücktritt von Oberbürgermeister Stefan Schostok wegen des Vorwurfs der Untreue in Filz und Abhängigkeit versunken sieht, sieht er im verschmutzten öffentlichen Raum, Schulproblemen und Kriminalität. Er bezeichnet sich als „sehr zukunftsorientiert“ und lehnt die „Klimahysterie“ ab. Seiner Ansicht nach müsse eine U-Bahn schon dem Begriffe nach unterirdisch verlaufen, weshalb er die komplette Untertunnelung der Stadtbahn Hannover wieder andenken möchte. Konkretere kommunalpolitische Vorstellungen thematisiert er bislang noch selten.[6][7]
Ehrungen
Wundrak ist Träger des Bundesverdienstkreuzes.[6]
An der Zeremonie seiner Verabschiedung mit einem Großer Zapfenstreich auf dem historischen Marktplatz der Stadt Kalkar am 25. September 2018 nahmen Hunderte Zuschauer teil.[9]
Privates
Wundrak ist verheiratet und hat einen Sohn sowie eine Tochter.
Literatur
- Manfred Sadlowski (Hrsg.): Handbuch der Bundeswehr und der Verteidigungsindustrie 2011/2012 Bernard & Graefe, 18. Auflage, Bonn 2011, ISBN 3-7637-6289-2.
Einzelnachweise
- ↑ Florian Gathmann, Matthias Gebauer, Severin Weiland: Bundeswehr – Die AfD und ihr Drei-Sterne-General. In: https://www.spiegel.de/. Der Spiegel, 26. Juli 2019, abgerufen am 29. Juli 2019.
- ↑ Jahrelang am Niederrhein stationiert – Ehemaliger Luftwaffengeneral tritt für die AfD an. In: https://rp-online.de/. Rheinische Post, 25. Juli 2019, abgerufen am 28. Juli 2019.
- ↑ hannover.de: Informationen zur Wahl, Wer kandidiert?
- ↑ Personalveränderungen in militärischen Spitzenstellen. BMVg Presse- und Informationsstab, 4. März 2008, archiviert vom am 15. Juni 2008; abgerufen am 4. April 2016.
- ↑ Bundesministerium der Verteidigung, Presse- und Informationsstab: Personalveränderungen in militärischen und zivilen Spitzenstellen. Bundeswehr, 10. Juli 2013, abgerufen am 11. Juli 2013.
- ↑ a b c d e Peter Burghardt: Der Ex-Offizier, der für die AfD kandidiert. In: Süddeutsche Zeitung. 31. Juli 2019, abgerufen am 15. September 2019.
- ↑ a b Reinhard Bingener: Wie ein General nach rechts abbog. In: FAZ. 15. September 2019, abgerufen am selben Tag.
- ↑ Ludwig Krause: Ehemaliger Luftwaffengeneral tritt für die AfD an. In: Rheinische Post. 25. Juli 2019, abgerufen am 15. September 2019.
- ↑ Anja Settnik: Großer Zapfenstreich für den General. In: Rheinische Post, 26. September 2018, abgerufen am 15. September 2019.
Personendaten | |
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NAME | Wundrak, Joachim |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher General und stellvertretender Befehlshaber des Luftwaffenführungskommandos |
GEBURTSDATUM | 28. Mai 1955 |
GEBURTSORT | Kerpen |