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Herrliche Zeiten (1950)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Film
Titel Herrliche Zeiten
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1950
Länge 95 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Erik Ode
Drehbuch Günter Neumann
Fritz Aeckerle
Produktion Comedia-Filmgesellschaft, München-Berlin
(Alf Teichs,
Heinz Rühmann)
Musik Werner Eisbrenner
Kamera Fritz Arno Wagner
Schnitt Walter Wischniewsky
Besetzung

Herrliche Zeiten ist ein in Gestalt einer historischen Nummernrevue gehaltener und aus historischen Dokumentarfilmaufnahmen zusammengestellter Kompilationsfilm, der ein halbes Jahrhundert deutscher Geschichte (1900 bis 1950) umfasst. Willy Fritsch führt durch die kleine Rahmenhandlung und spricht die verbindenden Texte, die Günter Neumann schrieb. Fritschs Schulze ist der archetypische „kleine Mann aus dem Volke“, „der blind den Versprechen der jeweiligen Machthaber anhängt und immer wieder unverdrossen „herrliche Zeiten“ ersehnt.“[1] Regie bei der Rahmenhandlung führt Erik Ode.

Handlung

Basierend auf den berühmten Worten Kaiser Wilhelm II. "Ich führe euch herrlichen Zeiten entgegen" führt ein gutgläubiger und letztlich sehr naiver Musterdeutscher namens August Schulze ab der Silvesternacht 1899/1900 durch 50 Jahre deutsche Geschichte mit all ihren Aufs und Abs. In jedem Jahrzehnt zieht Schulze, eingekleidet in den unterschiedlichsten Anzügen und Uniformen, einmal kurz Bilanz und schaut in die Zukunft, so als wenn genau dieses Jahr die Gegenwart wäre … und liegt mit seinen Einschätzungen und Prognosen regelmäßig schief, denn „dieser Durchschnittsdeutsche ist einer, der alles genau weiß. Und immer weiß er es besser. Ihm kann man nichts vormachen“.[2] Sein Standardspruch lautet: „Denken Sie an meine Worte!“[2] Und so passieren die Großen der Weltgeschichte ebenso wie die großen Übeltäter und Narren diese Zeitrevue mit zwei verheerenden Weltkriegen im Mittelpunkt; von Erzherzog Franz Ferdinand, Kaiser Franz Joseph, den Hauptmann von Köpenick und Asta Nielsen über King George V., Zar Nikolaus, Adolf Hitler und Winston Churchill bis hin zu Charlie Chaplin, Greta Garbo, Benito Mussolini, Aristide Briand, Friedrich Ebert, Josef Stalin und Buster Keaton. Die Zeitrevue endet mit Ansicht der Ruine des Reichstagsgebäudes.

Produktionsnotizen

Herrliche Zeiten wurde 1949 vorbereitet und in mühseliger Vorarbeit[3] zusammengestellt.[2] im Frühjahr 1950 vollendet. Die Premiere fand am 26. Mai 1950 in Berlin statt. Die Herstellungskosten betrugen geschätzt 300.000 DM.[2] Wenige Tage nach der Premiere musste die produzierende Filmfirma Comedia-Film von Alf Teichs und Heinz Rühmann Konkurs anmelden.

Kritiken

Der Film fand, zumindest in Berlin (West) bei Presse und Publikum großen Zuspruch und war dort ein beträchtlicher Kassenerfolg.[2]

In der Zeit war folgendes zu lesen: „Einen spannenden Film aus dem Material der Archive zu machen – diese Absicht wäre von vornherein gescheitert, wenn Günther Neumann nicht mit der begleitenden Figur des normalen Zeitgenossen Schultze, der, teils ganz unsichtbar, teils aus der Seligkeit des Familienfotoalbums gewichtig heraustretend, die Bilderfolgen konferierend zueinander fügte. Diese Conference, die Willy Fritsch mit schöner Selbstverleugnung spricht und darstellt, macht Neumanns Film zu mehr als einem Album der Reminiszenzen. Es geht heiter, lächerlich, grotesk, aber nicht minder ernst und nachdenklich in diesem Film zu, und die Selbstgespräche, die Neumann seinen Normal-Zeitgenossen halten läßt, sind im ganzen eine traurige Bilanz über die Abwesenheit der Vernunft, die in diesem halben Jahrhundert das bestimmende Faktum gewesen ist.“[4]

„Dokumentarisches Filmmaterial aus der Welt- und Filmgeschichte von 1900 bis 1950 wird mit einer kleinen Spielhandlung zu einer tragikomischen, kabarettistisch kommentierten Zeitsatire ohne allzuviel Biß zusammengefaßt. (…) In der allzu knappen, auch beliebigen Zusammenstellung des historischen Materials bietet der Film einen gewissen Unterhaltungs-, aber einen nur begrenzten Informationswert.“

Auszeichnungen

  • Prädikat Kulturell wertvoll der Freien und Hansestadt Hamburg
  • Silberner Lorbeer (1950) der 1949 von David O. Selznick gestifteten Silber- und Goldlorbeer-Preise „für den besten, der Völkerverständigung dienenden Film in deutscher Sprache“[6]

Einzelnachweise

  1. Herrliche Zeiten in: Deutsches Historisches Museum. Berlin zur Kaiserzeit
  2. a b c d e Curt Riess: Das gibt’s nur einmal. Das Buch des deutschen Films nach 1945. Henri Nannen Verlag, Hamburg 1958, S. 235 ff.
  3. Günter Neumann musste unter erschwerten Bedingungen – infolge des Krieges waren zahlreiche Filmdokumente verbrannt, anderweitig zerstört oder von Sowjetsoldaten geraubt – die später verwendeten Filmschnipsel zusammensuchen
  4. Kritik in Die Zeit vom 1. Juni 1950
  5. Herrliche Zeiten im Lexikon des internationalen Films, abgerufen am 1. Juli 2019
  6. Dr. Alfred Bauer: Deutscher Spielfilm Almanach. Band 2: 1946–1955, S. 118 f.