Zum Inhalt springen

Ringzug

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Juli 2006 um 10:51 Uhr durch 84.162.132.34 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Ringzug.JPG
Der Ringzug am Haltepunkt Donaueschingen Mitte/Siedlung
Datei:HzL.jpg
Ringzug zwischen Trossingen Bf. und Trossingen Stadt

Der 3er-Ringzug ist ein Schienen-Nahverkehrskonzept der Landkreise Schwarzwald-Baar-Kreis, Tuttlingen und Rottweil, das zum 1. September 2003 eingeführt wurde und seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2004 in seiner heutigen Form betrieben wird. Die drei Landkreise haben einen gemeinsamen Zweckverband Ringzug Schwarzwald-Baar-Heuberg (ZVR) gegründet, der seit 1. Januar 2006 für den Ringzug auch die Aufgabe des Eisenbahnverkehrsunternehmens (EVU) übernommen hat. Im März 2006 wurde der Ringzug von Pro Bahn als vorbildliches Nahverkehrssystem mit dem "Fahrgastpreis 2006" ausgezeichnet.

Bezeichnung "Ring"zug

Die Bezeichnung "Ringzug" wurde deshalb gewählt, weil die Streckenführung des Ringzugs von Immendingen über Tuttlingen und Rottweil nach Donaueschingen fast einem Ring entspricht. Der Zug fährt also fast im Kreis. Dieser "Ring" ist zurzeit (2006) aber noch unvollständig, denn in der Lücke Immendingen - Donaueschingen fährt der Ringzug mit einer Ausnahme frühmorgens nicht. Dies hat zur Folge, dass erstens die Kernstadt Geisingen nicht direkt an den Ringzug angeschlossen ist, und es zweitens bis auf den frühmorgendlichen Ringzug keine direkte Ringzugverbindung von Tuttlingen nach Donaueschingen gibt. Neben diesen "Ring"strecken besteht der Ringzug aber ebenfalls aus Strecken die nicht zum "Ring" beitragen, so aus der Trossinger Eisenbahn von Trossingen Bahnhof nach Trossingen Stadt, der Bregtalbahn-Strecke von Donaueschingen nach Bräunlingen, der Wutachtalbahn-Strecke von Immendingen nach Zollhaus-Blumberg sowie dem Donautalbahn-Abschnitt Tuttlingen - Fridingen.

Ebenfalls wird die Bezeichnung "3er Ringzug" verwendet, die darauf hinweist, dass sich drei Landkreise am Projekt Ringzug beteiligen.

Geschichte

Ausgangslage Mitte der 1990er Jahre

Mitte der 1990er Jahre lag die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg und so Teile des heutigen Ringzug-Gebietes im Kreuzungsgebiet vierer überregionalen Schienenverkehrsverbindungen. Auf dem Schwarzwaldbahn-Abschnitt Villingen-Donaueschingen verkehrten im 2-Stunden-Takt InterRegio-Züge der Relation Hamburg - Konstanz. Auf der Gäubahn verkehrten D-Züge von Stuttgart über Zürich nach Italien, die im Abschnitt Rottweil - Tuttlingen auch das Gebiet des heutigen Ringzug-Gebietes erschlossen. Außerdem gab es die überregionalen Nahverkehrszüge Ulm - Tuttlingen - Donaueschingen Neustadt (Schwarzwald) sowie die Züge Rottweil - Villingen - Doanueschingen - Neustadt (Schwarzwald). Nimmt man diese überregionalen Schienenverbindungen zusammen ergab sich zwischen Tuttlingen, Rottweil, Villingen-Schwenningen, Donaueschingen und Tuttlingen ein Ring, auf dem es zwar überregionalen Verkehr bis nach Hamburg und Oberitalien gab, dem aber der Schienennahverkehr mit Feinerschließungsfunktion völlig abhanden gekommen war.

Auf dem 28 Kilometer langen Gäubahn-Abschnitt zwischen Tuttlingen und Rottweil gab es so beispielsweise nur noch den Bahnhof Spaichingen, an dem überhaupt noch Züge hielten. Selbst in der 7500 Einwohner-Gemeinde Aldingen hielt kein Zug der mehr. Die Trossinger Eisenbahn sollte nach Beschluss des Trossinger Gemeinderats von 1996 sogar ganz stillgelegt werden. Auf der Wutachtalbahn von Immendingen nach Waldshut gab es lediglich noch einen Museumsbahn-Verkehr, der nördliche Abschnitt war sogar ganz stillgelegt. Schon seit den 1970er Jahren war die Bregtalbahn von Donaueschingen nach Furtwangen ohne Personenverkehr. Der Abschnitt Bräunlingen - Furtwangen war sogar ganz abgebaut, ebenso wie die Heubergbahn von Spaichingen nach Reichenbach am Heuberg abgebaut war und bis zum heutigen Tag abgebaut ist. Lediglich im Donautal wurde mit dem 1990 gestarteten "Donautalbahn-Konzept" des Landkreises Tuttlingen eine Rückverlagerung eines Teils des Schülerverkehrs auf die Schiene erreicht. Ansonsten war der Nahverkehr der Region weitgehend auf Schülerbeförderung per Bus ausgerichtet.

Politische Entscheidungen auf dem Weg zum Ringzug 1995-2001

Im Januar 1995 präsentierte der Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg die Verkehrsstudie "Integraler Taktfahrplan Bus und Bahn für die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg". Diese Studie schlug vor, einen integralen Taktfahrplan in der Region einzuführen und so Schienen- und Busverkehr miteinander zu verknüpfen. Rückgrat dieses neuen Verkehrskonzepts sollte eine Art "Ringzug" sein. Ein Jahr später, im Januar 1996 beschlossen die Landräte der Kreise Tuttlingen, Rottweil sowie Schwarzwald-Baar in der so genannten "Trossinger Vereinbarung" das erarbeitete Konzept umzusetzten. Der in Spaichingen, und so in der Region, wohnenede ehemalige Ministerpräsident Erwin Teufel sicherte als Verteter des Landes Baden-Württemberg zu, das neu einzuführende Nahverkehrssystem großzügig fördern zu wollen.

Nachdem die Kreistage sich nach der Trossinger Vereinbarung mit dem Konzept befaßt hatten, stimmten alle drei Kreistage dem Konzept 1999 zu. Daraufhin begann das Land Baden-Württemberg mittels einer Preisanfrage, nach einem Betreiber für das Ringzug-System zu suchen. Unter mehreren eingegangenen Angeboten verschiedener Eisenbahnverkehrsunternehmern, darunter auch ein Angebot der Deutschen Bahn AG, setzte sich Ende 1999 schließlich die Hohenzollerische Landesbahn mit ihrem Angebot durch. 2001 wurde mit dem Finanzierungsvertrag mit dem Land Baden-Württemberg abgeschlossen und im Dezember 2001 der Zweckverband Ringzug ins Leben gerufen.

Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und Verzögerung des Ringzug-Starts 2001-2003

Strecken

Betrieb

Die Betriebsführung erfolgt durch die Hohenzollerische Landesbahn. Hierfür wurden 20 Dieseltriebwagen Stadler Regio-Shuttle RS1 beschafft und ein Betriebswerk in Immendingen neu gebaut.

Das Ringzugsystem beinhaltet die Verknüpfung des Schienenpersonennahverkehrs mit den Buslinien, durch die die abseits der Schiene liegenden Gemeinden erschlossen werden. Verknüpfungsbahnhöfe sind zum Beispiel Bräunlingen Bf, Donaueschingen Bf, Brigachtal-Klengen, Brigachtal-Kirchdorf, Villingen (Schwarzw), Schwenningen a.N., Rottweil und Tuttlingen.

Um das Ringzugsystem auch in tariflicher Hinsicht attraktiver zu machen, wurde zum Start des Ringzugs eine enge tarifliche Kooperation zwischen dem Verkehrsverbund Schwarzwald-Baar, TUTicket und Verkehrsverbund Rottweil geschaffen, die es den Fahrgästen ermöglicht, sich über die Verbundgrenzen hinweg mit nur einem Fahrschein in der gesamten Region Schwarzwald-Baar-Heuberg zu bewegen. Der Ringzug hat sich in den ersten drei Betriebsjahren als attraktives und pünktliches Verkehrssystem in der Region etabliert und befördert an Schultagen zwischen 12.000 und 12.500 Fahrgäste täglich.

Literatur

  • Zweckverband Ringzug Schwarzwald-Baar-Heuberg (Hrsg.), Der 3er Ringzug: Eine Investition für die Zukunft der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, (Villingen-Schwenningen: ohne Verlag, 2006).