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Rosa Regàs

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Rosa Regàs Páges (*1933 in Barcelona) ist eine spanische Schriftstellerin. Sie arbeitete sowohl als Herausgeberin als auch als Übersetzerin für die Vereinten Nationen. Sie ist Gründerin des Verlages „La Gaya Ciencia“ und der Zeitschriften „Arquitectura Vis“ und „Cuadernos de la Gaya Ciencia“. Regàs veröffentlichte verschiedene Romane, Erzählungen, Berichte, Artikel und Reisebücher, wobei einige ihrer Werke mit Preisen ausgezeichnet wurden. Am 14. Mai 2004 wurde Regàs zur Direktorin der spanischen Nationalbibliothek ernannt.

Leben

„Im Frühjahr 1936 beginnt die letzte Phase der Republik. [...] Im Laufe des Jahres mehren sich aber die Unruhen im Land, und die politischen Attentate [...] sind von der Regierung nicht mehr zu verhindern. Schließlich führt die Ermordung des monarchistischen Abgeordneten José Calvo Sotelo (13. Juli) am 18. Juli 1936 zu einem schon lange vorbereiteten Militärputsch. Das ist der Beginn des fast drei Jahre währenden verheerenden Bruderkrieges [...]“.(Neuschäfer, Spanische Literaturgeschichte) Die „Verlierer“ des Bürgerkrieges, die auf Seiten der Republik gekämpft haben, verlassen das nun von Franco regierte Land. Mitten unter ihnen Familie Regàs. Sie fliehen ins benachbarte Frankreich. Dort besucht Rosa Regàs eine vom naturalistischen Weltbild geprägte Schule. Mit Beendigung des Bürgerkrieges kehrt die Familie jedoch wieder nach Spanien zurück. Von nun an besucht Rosa ein Kloster. Dort beginnt sie spanische Autoren, sowie russische und französische Klassiker des 19. Jahrhunderts zu lesen. Nach dem Abitur heiratet sie und zieht ihre ersten zwei Söhne groß; weiter entscheidet sie sich an der Universität von Barcelona zu studieren und graduiert erfolgreich in Philosophie. Während ihrer Studienzeit lernt sie spanische Dichter, wie José Agustín Goytisolo, Jaime Gil de Biedma, Gabriel Ferraté, kennen. Ihre literarischen Fähigkeiten erlangt sie beim Verlag «Seix Barral» von Carlos Barral, bei dem sie von 1964 bis 1970 arbeitet. In der Zwischenzeit zieht sie drei weitere Söhne groß. 1970 entschließt sich Rosa Regàs Seix Barral zu verlassen und ihren eigenen Verlag zu gründen: «La Gaya Ciencia». Den Namen wählt sie in Anlehnung an Nietzsche und in Erinnerung an ihre Studienzeit im Fach Philosophie. Innerhalb der folgenden Jahre verlegt sie kaum bekannte, sogar unbekannte Autoren, u.a. Juan Benet, Álvaro Pombo, María Zambrano, Manuel Vázquez Montalbán, Javier Marías, sowie Lyrik und eine Reihe von Literatur für Kinder. Weiter leitet sie zwei Zeitschriften: «Cuadernos de la Gaya Ciencia» und «Arquitectura Vis». 1983 beschließt sie ihren Verlag zu verkaufen, um am Ende des selbigen Jahres als Übersetzerin und zeitweilige Herausgeberin in den verschiedensten Städten der Welt (Genf, New York, Washington, Nairobi und Paris) für Organisationen der Vereinten Nationen zu arbeiten. 1987 schlägt ihr Carlos Trías vor ein Buch über Genf zu schreiben, ihrem damaligen Wohnsitz. Regàs nimmt im Fluge die Gelegenheit, an dem Buch zu arbeiten, wahr, zwingt sich jedoch gleichzeitig das Buch bis zu einem gewissen Zeitpunkt fertig geschrieben zu haben. 1991 erscheint ihr erster Roman «Memoria de Almator», der vom Kampf des landwirtschaftlichen Gewerbes erzählt. Eine Frau die ständig von ihren männlichen Bezugspersonen beschützt wird, begeht Selbstmord. An ihrem fünfzigsten Geburtstag bekommt sie für den Roman «Azul» den «Premio Nadal» verliehen. Von diesem Zeitpunkt an wird Regàs angeboten bei der Presse zu arbeiten und folglich erscheinen ihre Artikel in «El País» und verschiedenen Reisezeitschriften. Zur Zeit erscheint ihre wöchentlich Kolumne in «El Correo de Bilbao», welche auch in den Zeitschriften des «Grupo» veröffentlicht werden. Außerdem ist sie Mitarbeiterin bei «El Mundo», bei Meinungs- und Reisezeitschriften. 1994 wird Rosa Regàs zur Direktorin des «Ateneo de la casa de América» in Madrid. Zu Beginn des Jahres 2003 begibt sie sich zusammen mit Pedro Molina Temboury auf eine dreimonatige Reise, um Zentralamerika literarisch zu entdecken. Innerhalb kürzester Zeit erscheint ein Buch über die Erlebnisse ihrer Reisen. In all den Jahren bereiste Regàs Nord- und Südamerika, Afrika von Osten nach Westen, viele Länder Europas inklusive den Nordpol und einen großen Teil Asiens. Neben «Ginebra», das man für ein recht eigenartiges Buch über Reisen halten kann, schrieb sie «Viaje a la luz del Cham», welches von den Erfahrungen ihres Aufenthaltes (April, Mai und Juni 1993) in Syrien berichtet. Der folgende Roman war «Luna Lunera», die Geschichte von vier Kindern eines republikanischen Mannes und Enkel von Frankisten in der spanischen Nachkriegszeit. Für dieses Buch erhält Regàs 1999 den «Premio Ciutat de Barcelona». Der Roman ist als historisches Beweisstück Barcelonas anzusehen. Aus diesem Grund verleiht ihr die Stadt Barcelona – die Stadt ist zugleich Regàs Heimatstadt – den Städtepreis. Inzwischen erscheinen weitere Bücher, wie «Canciones de amor y de batalla y Otras canciones» und «Desde el mar», die durch die Presse gehen. 2001 gewinnt sie den «Premio Planeta» mit dem Roman «La Canción de Dorotea». Am 14. März 2004 wird Rosa Regàs zur Direktorin der Nationalbibliothek ernannt. Rosa Regás ist eine sehr zielstrebige und selbstbewusste Frau, was unverkennbar an ihrer Vita abzulesen ist. Sie ist politisch sehr engagiert und macht damit regelmäßig Schlagzeilen; so tritt sie z.B. für die von Israel unterdrückten Palästinenser ein. Innerhalb ihrer Arbeit in der Nationalbibliothek Spaniens erweitert sie das Repertoire der Bücher, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Mit einem entsprechenden Bibliotheksausweis kann man seitdem die Bücher bis zum Jahre 1931 konsultieren. Davor war es nur möglich die Bücher bis zum Jahre 1956 einzusehen. Somit tat sie einen gewaltigen Schritt in der „Aufklärungsarbeit“ der spanischen Geschichte.

Die Schriftstellerin

Ein Buch zu schreiben gehörte für Rosa Regàs schon als junges Mädchen zu den Dingen, die sie unbedingt in ihrem Leben verwirklichen wollte. Die Idee zum Roman „Luna Lunera“ entstand sehr früh, doch es dauerte mehr als ein halbes Jahrhundert, bis Rosa Regàs tatsächlich Schriftstellerin werden sollte. Ihre Schwäche für Bücher und Zeitschriften erkannte sie schon in der Klosterschule, wo auch die ersten Schreibversuche begannen. Nach der Schule immatrikulierte sie sich für Philosophie und verschaffte sich so durch den Kontakt zu spanischen Poeten wie Goytisolo oder Ferrater den ersten konkreten Zugang zur internationalen Poesie. Die wirkliche Erziehung durch die Literatur entstand allerdings während ihrer Arbeit im Editorial. Dort diverse spanische Poeten und Literaten zu hören und mit ihnen zu sprechen, empfand sie als das wertvollste Erleben und Erlernen der Literatur. Bereits mit etwa 22 Jahren probierte sich Rosa Regàs selbst an einer Novelle. Der Misserfolg lieβ sie daraufhin lange Jahre nicht schreiben. Die frühe Heirat, ihre Kinder, die Arbeit im eigenen Verlag und für verschiedene Zeitschriften sowie die Zeit mit ihren Freunden ließen ihr auch kaum Zeit, sich selber literarisch zu verwirklichen. Ihr fehlte die geistige Freiheit, die sie für das stets intensive Auseinandersetzen mit einer Sache benötigt hätte. 1970 gründete sie dann aus ideologischer Überzeugung gegen die machtökonomischen Missstände des damals vorherrschenden Verlagswesens ihren eigenen Verlag, den sie zu Ehren der vergessenen Studien der Philosophie Nietzsches „La Gaya Ciencia“ nannte. Sie widmete sich der Veröffentlichung vornehmlich wenig bekannter Autoren wie Juan Benet oder María Zambrano sowie einer Kollektion für Kinder (Moby Dick). Mit fast 50 Jahren war der Drang nach einer eigenen Veröffentlichung in Rosa Regás so groβ, dass sie ihren Verlag verkaufte und eine Arbeit suchte, die genug Geld zum Leben brachte und gleichzeitig genug Zeit zum Schreiben ließ. Die Umsetzung ihrer selbst gesteckten Ziele gestaltete sich allerdings schwieriger als gedacht. Auf Anfrage eines Verlegers begann so erst 1987 mehr oder weniger zufällig ihre Schriftstellerkarriere mit einem Buch über ihren damaligen Wohnort Genf. Der Anfang war gemacht, doch brauchte Rosa Regàs in der Folge viel Zeit und intensive Selbstbeobachtung, um zu erkennen, dass sie nicht nur schrieb, um eine Geschichte zu erzählen, sondern auch, um das zu erfahren, was sie wirklich sagen wollte. Nach vielen Bemühungen entstand daraus eine persönliche Schreibformel, die sie „tirar el pelo“ (etwa: an einem Faden ziehen) nannte. Charakteristisch dafür ist, dass, einmal mit den ersten Zeilen begonnen, sich alles andere im Laufe der Zeit ergibt - der Protagonist, seine Familie, seine Umgebung, jegliche Handlungen erschließen sich im Laufe der Zeit gleichermaßen wie das, was sie als Autorin ausdrücken will. So schaffte sie es, ihren ersten Roman „Memoria de Almator“ 1991 zu beenden und zu veröffentlichen. Sie war felsenfest davon überzeugt, mit „tirar el pelo“ das Geheimnis der Anfertigung eines literarischen Werkes gefunden zu haben. Daher schrieb sie so auch ihren zweiten Roman, „Azul“, zu dem sie eine Frau, die sie auf einer türkischen Insel sah, inspirierte. Um ihren lebenslangen Wunsch zu verwirklichen, musste sie allerdings erkennen, dass ihre Geheimformel ihr dabei nicht behilflich sein konnte. Schließlich war die Geschichte zu „Luna Lunera“, in der sie ihre Kindheitserinnerungen verarbeitete, schon seit mehr als 50 Jahren komplett in ihrem Kopf vorhanden.

Rosa Regàs über die Aufgabe der Schriftstellerin

Rosa Regàs wurde erst mit über 50 Jahren Schriftstellerin, doch hat sie eine sehr ausgeprägte Einstellung zu diesem Beruf. Dass sie erst so spät mit dem Schreiben anfing, hatte vor allem die fehlende geistige Freiheit als Grund, denn nur die besessene Beschäftigung mit dem eigenen Inneren gibt ihr als Schriftstellerin die Inspiration, um die nötige Aussagekraft in ihren Werken zu entwickeln. Dabei müssen die Gesetze der Natur nicht notwendigerweise eingehalten werden, zumal Literatur ohne eigene Welt keine Fiktion sei. Ein Schriftsteller sei immer auf der Suche nach einem unentdeckten Paradies, das tief in ihm stecke. Vergessene Gefühle, Wünsche, Verlangen soll er wieder hervorholen und sie auf seine Weise den Menschen zugänglich machen. Diese absolut unabhängig kreierte Welt aus Autonomien und eigenen Persönlichkeiten verwandelten die Leser dann in ihren eigenen Roman. Was in ihnen bleibt, sei die Größe des Kunstwerks, das der Autor geschaffen hat. Eine Gefahr sieht Rosa Regàs in der Selbstzufriedenheit. Sie führe zur ständigen Wiederholung und sei unvereinbar mit der lebenslang antreibenden Kraft eines Autoren, mit der die Distanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit immer weiter verringert werde, ohne jedoch völlig aufgelöst werden zu können. Mit der Gründung ihres eigenen Verlages, der Veröffentlichung unbekannter Autoren und der Öffnung des Zugangs der Literatur für Kinder stellt sich Rosa Regàs der Verantwortung für das Kulturgut Literatur. Der eigene Antrieb ist ihr dabei ungleich wichtiger als der finanzielle Aspekt, in dem sie die Gefahr sieht, ein Stück von sich selbst zu verkaufen.

Veröffentlichte Werke

1. Romane Memoria de Almator,1991 Azul,1994 Luna Lunera,1999 La canción de Dorotea,2001 Diario de una abuela de verano,2004 2. Reisebücher Ginebra,1998 Viaje a la luz del Cham,1995 España : una nueva mirada,1997 La cuina de l'ampurdanet, 1985 3. Kurzgeschichten/Erzählungen Pobre corazón,1996 Un alto en el camino. En: Relatos para un fin de milenio, 1998. A la sombra de los cipreses. En: Cuentos solidarios, 1999. Los funerales de la esperanza. En: Mujeres al alba,1999. La hija del penal. En: Orosia, 2002 Lo que esconde la guerra. En: La paz y la palabra, 2003 Hi havia una vegada , 2001 (Cuentos populares de Cataluña) Per un món millor, 2002 El valor de la protesta . El compromiso con la vida,2004 4. Artikel Canciones de amor y de batalla, 1995. Una revolución personal, 1997. Juan Benet. En: Retratos literarios , 1997. Desde el mar,1997. Más canciones , 1998. La creación, la fantasía y la vida, 1998. Sangre de mi sangre: la aventura de los hijos, 1999.

Auszeichnungen

1994 El Premio Nadal (Spanien)für ihr Werk „Azul“ Ältester und einer der renommiertesten Literaturpreise Spaniens, seit 1944 vom Verlag Destino in Barcelona für unveröffentlichte Roman-Manuskripte verliehen (18.000 Euro). Er wird an jedem 6. Januar verliehen an bedeutende Persönlichkeiten der spanischen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts

2000 Premio Ciudad de Barcelona für das Werk "Luna Lunera".

2001 Premio Planeta für das Buch „La canción de Dorotea“ Der Premio Planeta ist ein Literatur-Preis, welcher seit 1952 durch den Verlag Planeta verliehen wird. Der Preis ist mit 3000.000 Euro dotiert.

2005 Rosa Regàs und Pedro Molina Temboury gewannen den 8. Premio Grandes Viajeros. Dieser Preis wurde durch die Ediciones B e Iberia verliehen für die Arbeit mit dem Titel „Volcanos dormidos.“ Außerdem ist der Preis mit 30.000 Euros und einer Weltreise oder mehreren Flugreisen im Wert von 12.000 verbunden.

Literatur

  • Albert, Mechthild: Zur Bedeutung der weiblichen Memoria im aktuellen spanischen Roman, in : Hispanorama. Zeitschrift des Deutschen Spanischlehrerverbandes (DSV), Nr. 104, S. 16-20.
  • Neuschäfer, Hans-Jörg [Hrsg]: Spanische Literaturgeschichte, Stuttgart [u.a.]: Metzler, 2001.