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Weleda (Unternehmen)

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Die Weleda AG mit Hauptsitz in Arlesheim, Schweiz ist eine in über 30 Ländern tätige Unternehmensgruppe, die Arzneimittel, Diätetika und Körperpflegemittel entwickelt, produziert und vertreibt. Weleda hat eine anthroposophische Unternehmensphilosophie.

Unternehmensgeschichte

Die Weleda AG entstand in den 1920er Jahren aus den Firmen Futurum Konzern AG (Arlesheim, Schweiz) und Der Kommende Tag A.G. (Stuttgart). 1922 wurden erstmals Heilmittel der Weleda AG angemeldet. Zwei Jahre später wurde der Name Weleda markenrechtlich geschützt.

Seit den 1980er Jahre geriet das Unternehmen in der deutschen Öffentlichkeit in die Kritik, weil es dem KZ-Arzt und Himmler-Protégé Sigmund Rascher eine „naturheilkundliche Frostschutzcreme“ geliefert hatte. Rascher, der Lösungen für die Probleme von ins Meer abgestürzten Wehrmachtspiloten suchte, setzte die Weleda-Creme im Rahmen von Unterkühlungsversuchen an Häftlingen im Konzentrationslager Dachau ein. Obwohl die Firma Weleda Sigmund Rascher unter seiner Münchner Privatadresse belieferte und von der Verwendung der Creme aufgrund der Geheimhaltungsstufe der Versuche Raschers keine Kenntnis hatte[1], entschuldigte sich das Unternehmen Ende der 1990er Jahren schriftlich bei der Aktion Kinder des Holocaust (AKdH) und sicherte dem Historischen Seminar der Universität Basel die Möglichkeit einer wissenschaftlichen Aufarbeitung durch eine Öffnung seiner Firmenarchive zu.

Der ehemalige Leiter des Heilpflanzenanbaus bei der Weleda AG in Schwäbisch Gmünd, Franz Lippert, war für die Heilkräuterversuchsanlage der SS beim Konzentrationslager Dachau verantwortlich.[2] Lippert hatte die Stelle bei der Weleda AG im Herbst 1940 aufgegeben und trat im September 1941 seine Stelle in Dachau an, wo er bis zum März 1945 blieb. In seiner 1999 erschienenen Untersuchung zur Rolle der Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus zieht der Historiker Uwe Werner zur Ehrenrettung Lipperts eine Reihe von Aussagen ehemaliger KZ-Häftlinge heran, die von Lipperts Tochter gesammelt wurden und seinen humanen Umgang mit den ihm unterstellten Häftlingen belegen. Ein nach Kriegsende gegen Lippert eingeleitetes Verfahren wurde eingestellt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Uwe Werner, Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus, S. 361.
  2. Zu Lipperts Arbeit in Dachau vgl. Uwe Werner, Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus, S. 330ff.

Literatur

  • Uwe Werner: Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus: (1933–1945), München 1999, ISBN 3-486-56362-9 – vgl. dazu die Rezension von Rainer Hering auf der geschichtswissenschaftlichen Mailingliste H-Soz-u-Kult, online abrufbar, sowie die Rezension von Jens Heisterkamp: Schatten der Vergangenheit: Anthroposophen und ihre Institutionen im Nationalsozialismus, in: info3, online abrufbar.
  • Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer, Frankfurt am Main 1997 – vgl. dazu die Rezension von Götz Aly: In der Geisterbahn des Fortschritts, in: Berliner Zeitung vom 6. September 1997, online abrufbar über das Textarchiv der Berliner Zeitung.