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Pinisi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Pinisis im Hafen von Makassar

Der Pinisi (indones. Kapal Phinisi) ist ein Schiffstyp der Konjo, eines indonesischen Volkes der Bugi-Makassar auf der Insel Sulawesi. Die Konjo bauten die ersten dieser Schiffe nach dem Vorbild der holländischen Pinasse, mit der die einstigen Kolonialherren die Inselwelt eroberten.

Die Konjo bauen ohne Plan oder Vorlage, ohne Konstruktionsskizzen oder Zeichnungen; ihr Wissen wird seit jeher mündlich weitergegeben. Kein Pinisi gleicht daher dem anderen, zudem wird der Rumpf asymmetrisch angelegt. Dies, so die Konjo, mache das Schiff stark. Tatsächlich kann der Pinisi weite Strecken über offenes Meer zurücklegen, bis hin nach Australien oder Madagaskar. Genutzt werden Sie jedoch hauptsächlich als Fischei- und Handelsboote in den Gewässern der einheimischen Inselwelt.

Pinisis sind 30 bis 35 m lange Handels- und Frachtschiffe mit einer Ladekapazität von bis zu 200 und sogar 350 Tonnen.

Ursprünglich waren die Pinisis mit Lateinersegeln geriggt. Seit dem 19. Jhd. werden, nach Schonerart, Gaffelsegel europäischen Zuschnitts an zwei bis zu 30 m hohe Masten gefahren. Ein überlanger Klüverbaum ergänzt das Rigg. Der untere Teil des Fockmastes ist ein Dreibein, gebildet von drei Masten, die in Höhe der Saling zusammengehalten werden. Zwei dieser Masten stehen dabei mit den Füßen leicht vor dieser Mastkonstruktion. Eine oben aufgesetzte Stenge zum tragen des Toppsegels verlängert den Mast. Die Gaffel bleibt permanent am Mast. Ihr Anstellwinkel wird durch ein spezielles Fall geändert. Das Schonersegel wird baumlos gefahren und nur bei achterlichen Winden mit einer Stange ausgebaumt.

Abbildung: Zeichnung einer Pinisi

Die Pinisis sind mit zwei Seitenrudern ausgerüstet, die bei achterlichen Winden von jeweils einem Steuermann bedient werden. Bei Am-Wind- und Raumschotkurs wird nur das Leeruder benutzt.

Der traditionelle Bootsbauplatz ist der Strand von Tanah Beru im Süden Sulawesis. Als Baumaterial wird Teak- und Eisenholz verwendet. Der Rumpf des Pinisis wird nach der Muschelschalenmethode gebaut. Zuerst wird die Außenschale des Schiffes aus Planken zusammengesetzt und mit Holznägeln zusammengehalten. Dann werden die Spanten, in einem Abstand von ca. 20 cm eingesetzt und ebenfalls mit Holznägeln befestigt. Den vorderen Schiffsabschluß bildet ein Vorsteven, der den Bug weit nach vorn ragenden läßt. Der Pinisi besitzt am Ende des oftmals mit großen Heckaufbauten versehenen Achterschiffs ein Spiegelheck. Das Unterwasserschiff ist achtern so weit hochgezogen, dass das Heck aus dem Wasser ragt.

Pinisis werden mit verschiedensten pastelligen Farben bunt bemalt.

Moderne Pinisis werden seit den 70er Jahren des 20. Jh. mit Motoren ausgestattet, was einen teilweisen Rückbau des Riggs zur Folge hat.

Indonesien besitzt durch die, neben anderen Segelschifftypen, ca. 800 lastfahrenden Pinisis wahrscheinlich die größte Segelschiffflotte der Welt. Viele Pinisineubauten werden heute zur Beförderung westlicher Touristen benutzt und deshalb mit modernster Schiffstechnik und kompfortabler Inneneinrichtung versehen.