Vorsfelde
Vorsfelde Stadt Wolfsburg
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Koordinaten: | 52° 27′ N, 10° 50′ O |
Höhe: | 63 m |
Einwohner: | 12.815 (Format invalid) |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 |
Postleitzahl: | 38448 |
Vorwahl: | 05363 |
Lage in Wolfsburg
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Vorsfelde ist ein Ortsteil von Wolfsburg im östlichen Niedersachsen. Der Ort ist ein historisch gewachsenes Ackerbürgerstädtchen, das etwa vier Kilometer von der Stadtmitte entfernt am Fluss Aller, dem Mittellandkanal und dem Feuchtgebiet Drömling liegt. Der 1145 als Varesfelt erstmals urkundlich erwähnte und planmäßig gegründete Ort war seit dem Mittelalter als Flecken der Zentralort des Vorsfelder Werders.
Durch Verleihung der Stadtrechte am 11. Oktober 1955 war Vorsfelde bis zur niedersächsischen Gemeindereform am 1. Juli 1972 eine eigenständige Stadt im Landkreis Helmstedt. Seither ist der Ort ein Stadtteil von Wolfsburg[2] und neben Fallersleben ein Subzentrum der City.
Geographie
Vorsfelde befindet sich im Nordosten der Stadt Wolfsburg. Es grenzt an die Stadtteile Reislingen, Allerpark (Sonderbezirk), Teichbreite, Tiergartenbreite, Velstove, Wendschott und Neuhaus sowie an die Gemeinde Danndorf und damit an den Landkreis Helmstedt.
Der Stadtteil liegt im Süden des Vorsfelder Werders, wo die Obere Allerniederung in das Feuchtgebiet Drömling mit dem Naturschutzgebiet Wendschotter und Vorsfelder Drömling übergeht. Naturräumlich zählt Vorsfelde zur Südheide und bildet den Abschluss der südlichen Ostheide. Der Ort am Werderrand ist der südlichste Punkt der gesamten Lüneburger Heide.
Die B 188, die Aller sowie der Mittellandkanal teilen den Stadtteil in das kleinere Vorsfelde-Süd mit Wohn-, Misch- und Gewerbegebieten sowie dem historischen Stadtkern mit nördlich gelegenen Wohn- und Mischgebieten (Vorsfelde-Mitte und -Nord). In der Allerniederung zwischen Vorsfelde und der Stadtmitte von Wolfsburg liegt der Allersee.
Geschichte
→ Hauptartikel: Geschichte von Vorsfelde
Gründung


Vorsfelde war eine planmäßige mittelalterliche Stadtgründung um 1130 als zentraler Ort des Vorsfelder Werders. Vorläufersiedlung war das Dorf Achtenbüttel am Fuße des Werders, nach dem heute ein Weg in der Nähe der Altstadtschule benannt ist („Achtenbüttelweg“). Vorsfelde diente als östlicher Vorposten in einem Gebiet, in dem vermutlich zeitgleich slawische Wenden in Rundlingen sich als Siedler nieder ließen. Vorsfelde entstand unmittelbar an der Aller am südlichen Fuße des Vorsfelder Werders, einer 80 km² großen und erhöhten Geestplatte. Der Ort lag an einer seichten Furt, durch die seit dem Mittelalter eine Handels- und Heerstraße führte. Hier war ein Passieren des Aller-Urstromtals möglich.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Vorsfelde im Jahr 1145 in einer päpstlichen Bulle als Varesfelt durch Papst Lucius II. in Rom. Der Begriff Varesfelt beruht auf dem Ausdruck var für einen Platz, an dem man einen Fluss überquert oder landet. In Verbindung mit -felde für Feld war es eine waldfreie Stelle. Die Ortsbezeichnung trifft die damaligen geographischen Gegebenheiten, denn hier durchquerte ein Handelsweg die Aller an einer seichten Furt. Bis 1400 lautete der Ortsname noch Varsfelde, danach wandelte sich bei einem Lautwandel das a in o und damit zu Vorsfelde.
Ein Geschlecht derer von Vorsfelde als niederes, weniger begütertes Ministerialengeschlecht, in welfischen Diensten, tauchte erstmals 1217 durch einen Gottfried von Vorsfelde auf. Ihre Besitzungen und Rechte bestanden im Raum von Vorsfelde bis Vechelde, Helmstedt und Königslutter. Der letzte Vertreter war Heinrich von Vorsfelde, der als Vikar am St.-Blasius-Stift in Braunschweig zuletzt im Jahr 1478 Erwähnung fand.
Der erste Stadtplan von 1761 zeigt 125 Häuser. Bei der Ortsgründung waren es fünfzig gleich große Grundstücke. Aufgebaut ist der Ort nach dem Zwei-Straßen-Prinzip. Ursprünglich gab es nur die heutige Lange Straße und die heutige Amtsstraße, die ein langgestrecktes Oval bildeten. Unterteilt wurde der Stadtkern von der Kattenstraße und der Kirchstraße (heute: An der Propstei). Die vier Ortsausgänge hießen Oberes Thor, Meynthor, Wolfsburger Thor und Dammthor; wobei eigentliche Torbauten nicht nachgewiesen sind. Da Vorsfelde Marktrecht hatte, gab es mehrere Plätze zum Abhalten eines Marktes. Kleinvieh und Federvieh sowie Schweine wurden im Schweinewinkel angeboten, einer platzartigen Einbuchtung in der Langen Straße. An der Meinstraße lag der Rossmarkt, auf dem Vieh und Pferde gehandelt wurden.
Größere Feuersbrünste gab es 1604, 1780 und 1798. Die meisten der heutigen Häuser im historischen Stadtkern entstanden im 18. und 19. Jahrhundert. Es sind in der Mehrzahl zweigeschossige Fachwerkbauten auf einem steinernen Sockel.
Befestigungsanlagen

Im Stadtbild finden sich heute keine sichtbaren Spuren mittelalterlicher Befestigungsanlagen. 1946 suchte der Braunschweiger Landesarchäologe Alfred Tode anhand alter Karten in den Drömlingswiesen nach einem mittelalterlichen Burgstall. Er fand den Burgwall Vorsfelde etwa 900 Meter östlich vom mittelalterlichen Stadtkern (nahe der Sudammsbreite) und führte eine archäologische Ausgrabung durch. Dabei wurden unter anderem Palisaden-Befestigungen gefunden. Sie gehörten zu einem Wehrturm im Stil einer Motte mit benachbartem Burgwall auf einer Sandinsel in der Allerniederung. Die Anlage wurde dem Frühmittelalter des 11. Jahrhunderts zugeordnet. Es handelte sich aber nicht um die in Überlieferungen als Altes Haus bezeichnete Vorsfelder Burg, die sich wahrscheinlich innerhalb des Ortes befunden haben soll. Sie wurde 1218 erstmals als Castrum erwähnt und ist als slot (Schloss) bezeichnet. Möglicherweise befand sie sich auf dem Grundstück des früheren Amtshauses in der Amtsstraße, worauf die dortige Flurbezeichnung In den Burgäckern deutet. Noch heute gibt es eine grabenartige Vertiefung hinter den Grundstücken der oberen westlichen Amtsstraße.
Orts- und Einwohnerentwicklung



Die Bewohner Vorsfeldes waren seit dem Mittelalter überwiegend Ackerbürger, die etwas Vieh und Land besaßen, aber auch Handwerk und Handel ausübten. In Vorsfelde als dem Hauptort für die zeitweise 18 Dörfer auf dem Vorsfelder Werder gab es eine wirtschaftliche Entwicklung. Der Flecken war Verwaltungs-, Gerichts-, Markt- und Kirchenort.
Zu ersten Industrieansiedlungen im völlig ländlich geprägten Vorsfelde kam es ab 1871. Grund war der Anschluss an das Eisenbahnnetz mit der Lehrter Bahn zwischen Hannover und Berlin. An der Bahnstrecke rund ein Kilometer südlich des Ortes wurde auf freiem Feld ein Bahnhofsgebäude errichtet, um das herum Fabriken (Kartoffelflocken, Konserven, Brauerei, Molkerei) entstanden. Hieraus bildete sich die heutige Vorsfelder Südstadt. Der ab 1936 südlich des Ortes vorbeiführende Mittellandkanal brachte der Bevölkerung Arbeit, der Ort blieb aber ohne eigenen Hafen.
Jahr | Einwohnerzahlen |
---|---|
1663 | 263 |
1781 | 871 |
1848 | 1.502 |
1890 | 1.762 |
2. Dezember 1895 ¹ | 1.753 |
1. Dezember 1900 ¹ | 1.820 |
16. Juni 1925 ¹ | 1.881 |
16. Juni 1933 ¹ | 1.896 |
17. Mai 1939 ¹ | 2.102 |
1946 | 3.291 |
1950 | 4.479 |
25. September 1956 ¹ | 5.739 |
6. Juni 1961 ¹ | 7.291 |
1966 | 10.993 |
27. Mai 1970 ¹ | 11.252 |
1Einwohnerzahl laut Volkszählung vom…
Zugehörigkeiten
Vorsfelde gehörte seit seiner Gründung im 12. Jahrhundert zum Gebiet des späteren Herzogtums Braunschweig-Lüneburg. In den ersten Jahrhunderten nach der Ortsgründung wechselten Stadt und Burg Vorsfelde laufend ihre Lehnsbesitzer. Vorsfelde und der Vorsfelder Werder waren wegen ihrer Grenzlage über zwei Jahrhunderte zwischen den welfischen Herzögen der Linien Braunschweig und Lüneburg, den Markgrafen von Brandenburg und den Erzbischöfen von Magdeburg hart umkämpft.
Ab 1389 herrschte über den Ort die Adelsfamilie derer von Bartensleben. Nach Erlöschen ihres Geschlechts 1742 fielen Vorsfelde und der Vorsfelder Werder als erledigtes Lehen an das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel als Teilfürstentum des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg heim. Das Herzogtum richtete noch 1742 das Amt Vorsfelde ein und ließ bis 1918 den Vorsfelder Werder mit nahezu 15 Dörfern von hier aus verwalten.
Seit 1833 gehörte Vorsfelde zum braunschweigischen Landkreis Helmstedt, der nach dem Zweiten Weltkrieg zum Land Niedersachsen kam. Am 11. Oktober 1955 erhielt der Ort die Stadtrechte. Die Stadt Wolfsburg gemeindete Vorsfelde am 1. Juli 1972 mit anderen Orten seines Umlandes ein. Danach gab es einen Ortsrat, und die große Finanzkraft von Wolfsburg ließ wichtige Infrastruktureinrichtungen, wie das Schulzentrum Im Eichholz, und weitere Baugebiete entstehen.
Politik
Wappen


Das Vorsfelder Wappen zeigt auf silbernem Grund einen rechtsspringenden schwarzen Keiler über grünem Boden. Es ist ein redendes Wappen, bei dem das Wildschwein den Namensteil Vor im Ortsnamen Vorsfelde vergegenständlicht, Dat vor ist ein Begriff aus dem Niederdeutschen und steht für ein mageres Schwein. Das Wappenbild in der heutigen Form tauchte erstmals um 1740 auf. Es entstand aus dem Vorsfelder Ortssiegel, auf dem ein springendes Wildschwein bereits 1483 nachweisbar ist. Dass das Wappen die Gestalt eines Wildschweins hat, dürfte auch mit der Häufigkeit von Schwarzwild in den nahen Drömlingswäldern zusammenhängen.
Seit 1952 steht ein leibhaftiges Wappentier als ausgestopfter Keiler in einem Schaukasten im früheren Vorsfelder Rathaus (heute Verwaltungsstelle Stadt Wolfsburg). Das Tier wurde vom damaligen Bürgermeister im Drömling erlegt.
Ortsbürgermeister

Politisch wird der Stadtteil durch den Ortsrat Vorsfelde vertreten. Ortsbürgermeister ist seit 2001 Günter Lach (CDU), der von 2009 bis 2017 auch dem Deutschen Bundestag angehörte.
Frühere Gemeinde- und Stadtdirektoren
Nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Eingemeindung nach Wolfsburg:
von | bis | Name |
---|---|---|
1946 | 1951 | Franz Schulze |
1951 | 1958 | Karl Willgerodt |
1958 | 1970 | Paul Rother |
1971 | 1972 | Rudolf Grommelt |
Frühere Bürgermeister
Von Anfang des 20. Jahrhunderts bis zur Eingemeindung nach Wolfsburg[3]:
von | bis | Name |
---|---|---|
1907 | 1925 | Wilhelm Schulze |
1925 | 1933 | Franz Schulze |
1933 | 1945 | Max Valentin |
1945 | 1946 | Franz Schulze |
1946 | 1948 | Fritz Weiberg |
1948 | 1952 | Emil Sturm |
1952 | 1956 | Max Valentin |
1956 | 1958 | Fritz Weiberg |
1958 | 1961 | Max Valentin |
1961 | 1964 | Fritz Weiberg |
1964 | 1972 | Max Valentin |
Wirtschaft und Infrastruktur
1985 beauftragte die Stadt Wolfsburg den Architekturprofessor Friedrich Spengelin aus Hannover mit der Erstellung eines Bebauungsplanes für die Vorsfelder Innenstadt. Auslöser waren Planungen zum Bau von Einzelhandelsmärkten in Innenstadtnähe. Der Entwurf wurde Spengelin-Konzept genannt und ab 1988 größtenteils umgesetzt. Es nahm den Durchgangsverkehr aus der Innenstadt heraus und leitete ihn über Umgehungsstraßen ab. Ein wichtiger Punkt des Konzeptes war die Schaffung von zusätzlichem Parkraum für Geschäftskunden in der Innenstadt. Die zwischen Aller und der Straße An der Meine geplante vierspurige „Drömlingsallee“ von der Allerbrücke zur Meinstraße wurde nicht realisiert.
Unternehmen
Die Sparkassen-Funktion in Vorsfelde wird seit dem 1. Januar 2008 von der Braunschweigischen Landessparkasse wahrgenommen, die zur NORD/LB gehört. Die Marktführerschaft der NORD/LB im Gebiet des früheren Herzogtum Braunschweig, in dem auch Vorsfelde lag, ist geschichtlich bedingt. Vorsfelde, das von 1742 bis 1918 zum Herzogtum Braunschweig gehörte, befindet sich daher nicht im Geschäftsgebiet der Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg. Die Volksbank Vorsfelde eG ging auf das Jahr 1881 zurück,[4] im Jahr 2000 ging sie in der Volksbank Wolfsburg eG auf.
Straßenverkehr
Beim Straßenverkehr ist der Ort mittlerweile stark vom Durchgangsverkehr entlastet. Bei Schichtwechsel des Volkswagen-Werks rollten früher tausende Kraftfahrzeuge von Berufs-Pendlern auf der B 188 durch den Ort. Die erste Umgehungsstraße war ein 1,2 Kilometer langer Abschnitt der B 188 im Bereich der Altstadt (von An der Meine bis Wolfsburger Straße), der am 26. November 1968 eröffnet wurde. Seit den 1990er Jahren und dem Beginn des 21. Jahrhunderts entlasten weitere Umgehungsstraßen den innerstädtischen Verkehr großräumig.
Bahnverkehr


Durch den Stadtteil verlaufen in Ost-West-Richtung die Lehrter Bahn und die Schnellfahrstrecke Hannover–Berlin als Verbindung Hannover – Berlin. Der Lehrter Bahn als wichtiger Ost-West-Magistrale verdankt Vorsfelde seinen 1871 eingerichteten Eisenbahnanschluss. Um den Bahnhof entstanden damals auf freiem Feld Fabriken (Kartoffelstärke, Konserven, Molkerei), woraus sich die Vorsfelder Südstadt entwickelte. Nach 1945 war das im Zonenrandgebiet liegende Vorsfelde Grenzbahnhof für Güterzüge in die damalige Sowjetzone und spätere DDR. Die Bahnstrecke passierten auch Personenzüge des Interzonenverkehrs. Das Nordostende der ursprünglich nach Oebisfelde führenden Bahnstrecke Schandelah–Oebisfelde wurde 1955 wegen der Innerdeutschen Grenze nach Vorsfelde verlagert, so dass die Strecke vollständig in der Bundesrepublik lag. 1978 wurde der Bahnhof Vorsfelde für den Personenverkehr geschlossen, war aber bis zum Mauerfall 1989 weiterhin wichtig für den Güterverkehr. 1991 wurde der Bahnhof auch für den Güterverkehr geschlossen. Das ehemalige Bahnhofsgebäude kam in Privatbesitz und ist heute durch eine Lärmschutzwand von der Bahnstrecke abgetrennt.
Schiffsverkehr
Durch den Stadtteil führt im Bereich der Allerniederung der Mittellandkanal. Nahezu parallel verläuft die Aller.
Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Uelzen besitzt in Vorsfelde am Mittellandkanal eine Außenstelle. Der Schiffsverkehr wird in den Häfen Wolfsburgs abgefertigt.
Postwesen
Zur Entwicklung des Postwesens in Vorsfelde siehe: Postroute Braunschweig–Calvörde
Öffentliche Einrichtungen
- Wasserverband Vorsfelde und Umgebung: Wasserversorgung und Abwasserentsorgung für 56 Orte im Umkreis von bis zu 30 Kilometer
Bildung


Nordwestlich der historischen Altstadt liegt das Schulzentrum Vorsfelde . Das Schulzentrum besteht aus einer Hauptschule, einer Realschule, einem Gymnasium, das seit 2012 Phoenix-Gymnasium heißt, sowie der Zweigstelle einer Förderschule für Körperbehinderte. Der erste Bauabschnitt des Schulzentrums mit zwölf Klassenräumen war 1965 fertiggestellt und beherbergte anfangs die Realschule. Weitere Vergrößerungen erfolgten um 1969, 1976 und seit 2011.
Die Hauptschule, die Realschule sowie das Gymnasium fusionierten ab dem Schuljahr 2009/2010 mit den Schulen des ehemaligen Schulzentrums Kreuzheide. Am Standort Vorsfelde sind ab dem Schuljahr 2012/2013 alle Schulen vereint. Seit der Fusion gibt es in Vorsfelde auch eine gymnasiale Oberstufe.
Außerdem befinden sich in Vorsfelde drei Grundschulen:
- Grundschule Heidgarten in Vorsfelde-Nord von 1967.
- Grundschule Altstadt in Vorsfelde-Mitte von 1871 und 1955.
- Grundschule Moorkämpe in Vorsfelde-Süd von 1959.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Altstadtkern

Der Vorsfelder Ortskern besteht aus einer Altstadt mit einem geschlossenen Bestand an restaurierten Fachwerkgebäuden und wenigen Neubauten. Straßenbelag und Straßenbeleuchtung wurden bei der Innenstadtsanierung 1999/2000 komplett erneuert und im historischen Stil hergestellt.
Auf dem Dach eines rund 300 Jahre alten Fachwerkhauses in der Langen Straße im Ortskern hat seit 1860 jeweils ein Storchenpaar sein Nest. Es handelt sich um die älteste durchgehend bewohnte Niststelle im Wolfsburg Raum. Als Nahrungsgrundlage dient das nahe gelegene Feuchtgebiet des Drömlings.[5]
Bauwerke

Die ältesten Gebäude sind das Scharfrichterhaus von 1607 in der Meinstraße 14 und das Imkerhaus von 1590 in der Amtsstraße 9. Das Imkerhaus, bekannt auch als Imkersches Haus, ist das älteste Vorsfelder Wohngebäude. Es wurde vom Bürgermeister und Kornhändler Hans Kriegeisen erbaut. Seit 1880 ist es im Besitz der im Ort alteingesessenen Familie Imker. Bereits 1896 fiel es bei der Inventarisierung der Kunstdenkmäler im Landkreis Helmstedt wegen seines außergewöhnlichen Baustils auf. Es ist ein Wohn- und Speicherhaus, das das mitteldeutsche Ernhaus mit dem norddeutschen Hallenhaus (Niedersachsenhaus) vereint. Bereits 1920 wurde es zum Baudenkmal erklärt.
Ein weiteres altes Gebäude ist das Haus Lütcherath (1798) an der Ecke Kattenstraße/Amtsstraße, dessen Vorgängerbau der Knochenhauermeister Johann Heinrich Ernst Lüthcherath (1700–1774) erbaute. Er gehörte einer seit Ende des 17. Jahrhunderts in Vorsfelde ansässigen Familie an. Nachdem das Haus beim großen Ortsbrand von 1780 zerstört worden war, erfolgte 1798 ein Wiederaufbau des Ackerbürgerhauses mit auffälligem Mansarddach.
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Das Imkerhaus oder auch Imkersche Haus, Vorsfeldes ältestes Wohngebäude von 1590, um 1900
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Fachwerkhäuser der Amtsstraße (1986), links das Imkerhaus
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Haus Lütcherath mit Mansarddach Ecke Kattenstraße/Amtsstraße von 1798
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Scharfrichterhaus von 1607
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St.-Petrus-Kirche im Ortszentrum
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Ehemaliges Armenhaus am Oberen Tor von 1865
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Früheres Gebäude der Altstadtschule von 1871
Amtsgericht

Zum 1742 eingerichteten Amt Vorsfelde gehörte ein 1755 bebautes Amtsgrundstück in der Amtsstraße 35, das nach dem Brand von 1798 im Jahre 1801 ein neu erbautes Gerichtsgebäude erhielt. Neben dem Gericht steht ein rotes Backsteingebäude, das früher als Gefängnis diente und heute vom DRK genutzt wird. Das Gerichtsgebäude war bis zur Eingemeindung durch die Stadt Wolfsburg 1972 Amtsgericht. Nach einer Nutzungsphase als Sitz Wolfsburger Behörden wurde es ab 1987 örtlichen Vereinen zur Verfügung gestellt. Das Haus wurde in „Ludwig-Klingemann-Haus“ umbenannt zur Erinnerung an den Arbeiterführer, USPD- und SPD-Ortsvorsitzenden Ludwig Klingemann. Der vor 1933 in den Gemeinderat und Kreistag gewählte Sozialdemokrat wurde 1942 von Nationalsozialisten ermordet.
Kirchen

- St.-Petrus-Kirche (vermutl. ab 1135 als Kapelle) – evangelisch-lutherisch
Das in zentraler Lage im Altstadtkern gelegene Gotteshaus ist unter den Wolfsburger Kirchen das größte Gebäude mit mittelalterlicher Bausubstanz. Es entstand als einschiffige Saalkirche mit einem querrechteckigen Turm und könnte anfangs auch als Wehrkirche gedient haben. Die Entstehungszeit der Kirche wird im 14. bis 15. Jahrhundert vermutet, wo die St.-Petrus-Kirche bereits zentrale Kirche des Vorsfelder Werders war und später Patronatskirche des Adelsgeschlechts derer von Bartensleben, von denen sich 13 Zinksärge noch heute in der Gruft befinden. - Johanneskirche – evangelisch-lutherisch
Die nach dem Evangelist Johannes benannte Kirche in Vorsfelde-Süd wurde 1967 an der Schlesierstraße errichtet, nachdem sich die Einwohnerzahl der Südstadt in der Nachkriegszeit durch Wohnungsneubauten erheblich vergrößert hatte. Die Architekten der Kirche, Heinz Röcke und Klaus Renner aus Braunschweig, entwarfen damals auch das Römisch-Germanische Museum in Köln. Zunächst wurden neben Kirche und Gemeindezentrum auch Pfarrhaus und Küsterhaus erbaut. Der ursprünglich geplante Glockenturm sowie ein Jugendhaus wurden nicht realisiert. Am 31. Januar 1967 wurde das Richtfest gefeiert, und am 5. November 1967 folgte die Einweihung.[7] 1972 wurde die Kirche um einen Glockenturm mit drei Glocken bereichert. Ihre aus einem Krankenhaus in Hamburg stammende Orgel verfügt über 13 Register. Das Bild neben dem Kreuz an der Rückwand des Altarraums zeigt Jesus Christus mit seinem Lieblingsjünger Johannes. Weitere sieben Bilder zeigen Ich-bin-Worte Jesu. Partnergemeinde ist die Kirchengemeinde in Kloster Neuendorf. - St.-Michael-Kirche – römisch-katholisch
1950 wurde im Norden von Vorsfelde ein Pfarrhaus mit Gemeindesaal erbaut, 1952 entstand daneben die nach dem Erzengel Michael benannte Kirche. - Neuapostolische Kirche
Die in den 1980er Jahren erbaute Kirche wurde 2007/2008 geschlossen und später abgerissen. Heute befindet sich auf dem ehemaligen Kirchengrundstück Obere Tor 26 das Gebäude eines Bestattungsunternehmens.
Sport
Der Stadtteil verfügt über eine Reihe von Sportvereinen. Hauptsächlich auf Fußball ausgerichtet ist der SSV Vorsfelde von 1921 mit seiner Spielstätte im Drömlingstadion am Mittellandkanal. Der Verein nahm in den 1990er Jahren zwei Mal an der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals teil. Der MTV 1862 e.V. Vorsfelde ist breitensportorientiert und bietet unter anderem Handball, Judo, Ju-Jutsu sowie ein vereinseigenes Fitness- und Gesundheitscenter. Weiterhin gibt es den Vorsfelder Tennis-Verein.
Vereine/Gruppen (Auswahl)
Verein/Gruppe | Gründung | Mitglieder | Stand |
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Männergesangverein |
1843 | 221 | 1995 |
Schützenbrüderschaft | 1846 | 210 | 2012 |
Männerturnverein (MTV 1862 e.V.) | 1862 | 5300 | 2011 |
Freiwillige Feuerwehr | 1866 | 900 | 1995 |
Keglerklub | 1867 | 16 | 1995 |
Kyffhäuserkameradschaft | 1873 | 350 | 1995 |
Evangelische Frauenhilfe St. Petrus | 1910 | 85 | 1995 |
Spiel- und Sportverein Vorsfelde (SSV) | 1921 | 600 | 1995 |
Reit- und Fahrverein Vorsfelde | 1921 | 400 | 1995 |
Vorsfelder Tennisverein | 1926 | 200 | 1995 |
Deutsches Rotes Kreuz | 1937 | 1.200 | 1993 |
LandFrauenverein Vorsfelde und Umgebung | 1946 | 587 | 2014 |
Angel- und Gewässerschutzverein Vorsfelde | 1946 | 650 | 1992 |
Kleintierzuchtverein F 435 | 1948 | 41 | 1995 |
Sozialverband | 1948 | 410 | 1995 |
Pommersche Landsmannschaft | 1950 | 50 | 1995 |
Gemischter Chor | 1950 | 160 | 1989 |
Verein für Heimatpflege, Natur- und Tierschutz | 1952 | 207 | 1995 |
Siedlergemeinschaft Vorsfelde | 1954 | 200 | 1993 |
Fanfaren- und Hörnerzug "Elche" | 1955 | 162 | 1993 |
DLRG | 1965 | 687 | 2015 |
Shantychor "Drömlingsänger" | 1980 | 65 | 2009 |
Ehemalige Vereine (Auswahl)
Verein | Gründung | Aufgelöst |
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Bürgerverein | 1845 | 1853 |
Landwirtschaftlicher Amtsverein | 1930 | |
Pferdeversicherungsverein | 1950 | |
Schweinekassenunterstützungsverein | 1892 | etwa 1960 |
Ziegenzuchtverein | 1970 | |
Milchkontrollverein | 1968 | |
Arbeiterturnverein | 1918 | 1933 |
Radfahrverein | 1898 | 1940 |
Imkerverein | 1938 | 1973 |
Reservistenkameradschaft | 1962 | |
Verband deutscher Soldaten | 1950 | etwa 1985 |
Kleingartenverein Behrendorfer-Wiesen | 1962 | 2010 |
Regelmäßige Veranstaltungen
- Osterfeuer
- Schützenfest
- Kyffhäuser Sommerfest
- Eberfest
- Eberlauf
- Stadtlauf
- Drömlingmesse
- Weihnachtsmarkt
Kunst im Stadtbild
- Kinder auf dem Laufbalken (1962) von Maximilian Stark (Gifhorn) - am Ütschenpaul
- Gib mir meinen Ball (1980) von Harald Isenstein (Kopenhagen) - an der St.-Petrus-Kirche (Kopie; das Original steht seit 1990 im Klinikum Wolfsburg)
- Denkmal im Schweinewinkel, Lange Straße, zur Erinnerung an die früheren Kleinvieh- und Schweinemärkte
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Kinder auf dem Laufbalken
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Skulptur: Gib mir meinen Ball
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Denkmal im „Schweinewinkel“
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Die Stadt Vorsfelde verlieh vor ihrer Eingemeindung nach Wolfsburg 1972 zwei Personen das Ehrenbürgerrecht.
- Fritz Weiberg (1900–1977), 1965, Landrat (SPD) im Landkreis Helmstedt
Er war zeitweise Bürgermeister und setzte sich als Landrat im Helmstedter Kreistag für Vorsfelder Belange (Wohnungsbau, Allersee, Wasserversorgung, Zonengrenzbezirk) ein. - Max Valentin (1902–1979), 1971, Bürgermeister (DP)
Er war von 1933 bis 1945 und zeitweise zwischen 1952 und 1971 Bürgermeister. Der Sohn eines Vorsfelder Landwirts kehrte nach dem Besuch einer höheren Schule in Braunschweig zurück. Er begleitete die Entwicklung des Ortes langjährig.
Weitere Ehrenbürgerin aus Vorsfelde nach der Eingemeindung:
- Käthe Schmidt (1928–2004), 2001, engagiert beim Deutschen Roten Kreuz und Begründerin des „Wolfsburger Mittagstisches“, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes.
Nach den Ehrenbürgern sind Straßen in Vorsfelde benannt.
Söhne und Töchter von Vorsfelde
- Heinrich Ebeling (1840–1913), Altphilologe
- Paul Zimmermann (1854–1933), Historiker
- Walter Lerche (1901–1962), Jurist
- Günter Lach (* 1954), Politiker
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Johann Balthasar Lüderwald (1722–1796), Theologe, Superintendenten und Pastor primarius in Vorsfelde
- Theodor Wilhelm Heinrich Bank (1780–1843), Konsistorialrat in Vorsfelde
- August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798–1874), Dichter, weilte häufig beim Vorsfelder Bürgermeister Carl Grete
- Wilhelm Hille (1803–1880), Superintendent in Vorsfelde
- Diedrich Speckmann (1872–1938), Schriftsteller und Hauslehrer in Vorsfelde
- Walter Justus Jeep (1878–1964), Pfarrer in Vorsfelde
- Ludwig Klingemann (1887–1942), Arbeiterführer, Gemeinderatsmitglied und NS-Opfer
- Rolf Nolting (1926–1995), Architekt und Politiker, besuchte die Realschule in Vorsfelde
- Irmela Hammelstein (1942–1995), Vorsfelder Ortsratsmitglied und Landtagsabgeordnete
Literatur
- Vorsfelde. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 16, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 287.
- Wilhelm Spangenberg: Vorsfelder Chronik. Vorsfelde 1975.
- Erhard Kühlhorn: Historische-Landeskundliche Exkursionskarte von Niedersachsen, Blatt Wolfsburg. Hildesheim 1977, ISBN 3-7848-3626-7.
- Otto Sroka: Schönes Vorsfelde. Vorsfelde 1980.
- Konrad Hecht: Vorsfelde und Fallersleben – Zur Frage der Erhaltung und Pflege zweier alter Kleinstädte im Gebiet der heutigen Stadt Wolfsburg. Wolfsburg 1975.
- Johann Dietrich Bödeker: Das Land Brome und der obere Vorsfelder Werder. Geschichte des Raumes an Ohre, Drömling und Kleiner Aller. Braunschweig 1985, ISBN 3-87884-028-4.
- Geschichte Vorsfeldes Band 1. Stadtarchiv Wolfsburg, Wolfsburg 1995, ISBN 3-929464-01-2.
- Geschichte Vorsfeldes Band 2. Matthias Brodtmann, Wolfsburg 1995, ISBN 3-929464-02-2
- Geschichte Vorsfeldes Band 3. Arbeitskreis zur Geschichte Vorsfeldes, Vorsfelde 1995.
- Heinz Burghard: Historische Bürgerhäuser. In: Historische Bauten im Raum Gifhorn-Wolfsburg. Gifhorn 1992.
Weblinks
- Beschreibung des Vorsfelder Wappen
- 360°-Panoramafotos von Vorsfelde (darunter NordLB, Ütschenpaul, Eichholzschule, Heidgartenschule, Altstadtschule, Kötherwiesen im Drömling, Industriegebiet Ost, Ehrenfriedhof, Roßplatz)
- Fotosammlung vom Altstadtkern von Vorsfelde mit Kirche, Rathaus, Luftbild
- 20 Fotos aus Vorsfelde
- Historische Fotoaufnahmen von Vorsfelde beim Bildarchiv Foto Marburg
Einzelnachweise
- ↑ Statistik der Stadt Wolfsburg (PDF), abgerufen am 22. März 2016
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 221.
- ↑ Werner Strauß: Stationen der Infrastrukturentwicklung. In: Matthias Brodtmann (Hrsg.): Geschichte Vorsfeldes - Der Wandel des Ortes im 20. Jahrhundert. Stadtarchiv Wolfsburg, Wolfsburg 1995, ISBN 3-929464-02-0.
- ↑ Neueröffnung der Geschäftsstelle in Vorsfelde auf Internetpräsenz der Volksbank BraWo, abgerufen am 22. Januar 2017.
- ↑ Storch landet wieder in Vorsfelde in: Wolfsburger Allgemeine Zeitung vom 23. Februar 2015
- ↑ Marcel Glaser: Undemokratische Heldenverehrung oder mahnendes Gedenken gegen den Krieg? Über den gegenwärtigen Umgang mit Kriegerdenkmalen am Beispiel des Ehrenmals in Vorsfelde, Bericht über die Veranstaltung am 9. Oktober 2014 am Phoenix-Gymnasium in Wolfsburg-Vorsfelde, 500 kb, pdf
- ↑ Dieter Polte: Ein Konzert zum 50. Kirchweihfest. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 7. November 2017.