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Karfreitagsgefecht

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Karfreitagsgefecht
Teil von: Krieg in Afghanistan
Datum 2. April 2010
Ort Bei Isa Khel in der Provinz Kunduz
Ausgang Schwere Verluste auf Seiten der Bundeswehr, Propagandaerfolg der Terroristen
Konfliktparteien

Deutschland Deutschland
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Afghanistan Afghanistan

Afghanistan Islamisches Emirat 1997 Taliban
Islamische Bewegung Usbekistans

Truppenstärke

unbekannt

mindestens 70–80 Terroristen

Das Karfreitagsgefecht war eine militärische Auseinandersetzung im Rahmen des Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan zwischen der Bundeswehr und den radikal-islamischen Taliban, unterstützt durch die Islamische Bewegung Usbekistans, in Afghanistan am 2. April 2010 bei dem u. a. drei deutsche Soldaten fielen. Dies führte in Deutschland zu einer kurzzeitigen erhöhten öffentlichen Aufmerksamkeit für den Einsatz.

In der Liste der Zwischenfälle der Bundeswehr in Afghanistan wird das Gefecht unter der AOR-Nummer N187 aufgeführt.

Hintergrund

Das vorherige Geschehen wird hauptsächlich in den Artikeln zur deutschen Beteiligung in Afghanistan sowie zur ISAF-Operationsführung im Raum Kunduz behandelt.

Verlauf des Gefechtes

Am Karfreitag des Jahres 2010 hatten Soldaten des Fallschirmjägerbataillons 373 aus Seedorf den Auftrag, Sprengfallen (IED) aufzuklären und zu beseitigen.

Gegen 13 Uhr Ortszeit wurden die 34 Fallschirmjäger von 30 bis 40 Aufständischen aus dem Hinterhalt heraus mit massivem Beschuss angegriffen. Dabei wurden früh drei Soldaten verwundet, zwei davon schwer, darunter der Stabsgefreite Robert Hartert. Durch den Kompaniechef wurde Verstärkung angefordert, woraufhin sich eine Reservekompanie aus dem Feldlager Kundus in Bewegung setzte.

Mit Aufklärungsdrohnen der Typen Luna und KZO wurde das Gefecht beobachtet. Auch Kampfflugzeuge der US-Streitkräfte befanden sich über dem Gefechtsfeld, konnten aber aufgrund der Gefahr des Eigenbeschusses nicht eingreifen. Die verwundeten deutschen Soldaten wurden von US-Hubschraubern des Typs Black Hawk unter Beschuss in einer heißen Landezone aufgenommen und in das deutsche Einsatzlazarett in Kundus ausgeflogen.

Beim Versuch, sich vom Feind zu lösen, geriet ein Dingo um ca. 14:50 Uhr in eine Sprengfalle. Durch diese wurden vier Fallschirmjäger verwundet (drei davon schwer), darunter auch Hauptfeldwebel Nils Bruns und Hauptgefreiter Martin Augustyniak.

Parallel dazu griffen ca. 40 Aufständische um 15:35 Uhr ein nahes Lager der afghanischen Polizei an, dieser Angriff konnte jedoch abgewehrt werden.

Im weiteren Verlauf des Gefechtes der deutschen Fallschirmjäger mit den Aufständischen wurden vier weitere Soldaten verwundet. Erst nach acht Stunden Gefecht konnte die Reservekompanie die Fallschirmjäger ablösen, welche daraufhin in das Feldlager Kundus zurückkehrten. Dieses wurde gegen 21:50 Uhr erreicht. Im Laufe des Gefechtes wurden durch die Soldaten der Bundeswehr über 25.000 Schuss abgegeben.[1]

Im Rahmen der sogenannten Operation Tür wurden die Türen des zerstörten Gefechtsfahrzeuges vom Typ Dingo am 9. September 2011 durch Panzergrenadiere einer Kampfeinheit der Task Force Kunduz III (Ausbildungs- und Schutzbataillon) in Isa Khel geborgen und am Ehrenhain der 2. Infanteriekompanie im Feldlager Kundus aufgestellt.[2]

Verluste

Hauptfeldwebel Nils Bruns (35 Jahre), Stabsgefreiter Robert Hartert (25) und Hauptgefreiter Martin Augustyniak (28) fielen im Karfreitagsgefecht.

Zudem wurden sechs Soldaten der afghanischen Armee in ihren zivilen Fahrzeugen durch Eigenbeschuss eines Schützenpanzers Marder der Reservekompanie getötet, als sie Anhaltesignale der deutschen Soldaten nicht beachteten, welche während des Anmarschs einen weiteren Angriff durch Terroristen fürchteten.

Auszeichnungen

Ralf Rönckendorf (2 v. l.), Jason Lacrosse (2 v. r.) und Maik Mutschke (1 v. r.) im September 2012
Die Ehrenkreuze für die Black-Hawk-Besatzungen

Die Soldaten Mario Kunert, Philipp Oliver Pordzik, Ralf Rönckendorf, Maik Mutschke, Robert Hartert und Martin Kadir Augustyniak wurden für ihren Einsatz mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit ausgezeichnet.[3]

Nils Bruns, Ulrike Hödel und Gerhard Haben erhielten aufgrund ihrer herausragenden Leistungen das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold in besonderer Ausführung.[4]

Auch den US-amerikanischen Soldaten Robert Mcdonough, Steven Husted, Jason Lacrosse, Nelson Visaya, Jason Brown, Sean Johnson, Eric Wells, Travis Brown, William Ebel, Antonio Gattis, Steven Shumaker, Matthew Baker, Todd Marchese und Gregory Martinez wurde diese Auszeichnung aufgrund ihrer herausragenden Leistungen verliehen.[5][6]

Verweise

Einzelnachweise

  1. bezogen auf die Kräfte in Stärke 34 – 3 + 4 Ausfälle bei 3 MG und 31 G36 eine durchschnittliche Schussanzahl von über 700 Schuss
  2. Marcel Bohnert & Andy Neumann: Panzergrenadiere im Kampfeinsatz in Afghanistan, in: Freundeskreis der Panzergrenadiertruppe (Hrsg.): Panzergrenadiere. Eine Truppengattung im Wandel der Zeiten, Munster u. a. 2016, ISBN 3-933802-35-0, S. 43ff.
  3. BMVg.de: Ehrenkreuze für Tapferkeit und Einsatzmedaillen Gefecht verliehen. In: www.bmvg.de. Abgerufen am 26. März 2016.
  4. Sanitätsdienst Bundeswehr: Aushändigung Ehrenkreuz. In: www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de. Abgerufen am 26. März 2016.
  5. Gemeinsam gekämpft: Deutsch-amerikanisches Wiedersehen nach überstandener Gefahr. In: www.deutschesheer.de. Abgerufen am 26. März 2016.
  6. Fourteen U.S. Army Europe aviators to receive Bundeswehr medal for valor. In: www.eur.army.mil. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. September 2015; abgerufen am 26. März 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eur.army.mil