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Uri Avnery

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Uri Avnery (* 10. September 1923 in Beckum als Helmut Ostermann) ist ein israelischer Journalist, Schriftsteller und Friedensaktivist. Er war in drei Amtsperioden, für insgesamt zehn Jahre, Knesset-Abgeordneter (1965-1969, 1969-1973, 1979-1981).

Biografie

1933 wanderte Avnery nach Palästina aus und war von 1938 bis 1942 Mitglied der rechts-zionistischen militärischen Untergrundorganisation Irgun. Im Palästinakrieg 1948 wurde er als israelischer Soldat schwer verwundet. 1950 bis 1990 war er Herausgeber und Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Haolam Haseh. 1993 war er Gründungsmitglied von Gush Shalom (Israelischer Friedensblock), einer linksgerichteten israelischen Friedensinitiative.

Als betonter Vertreter der Trennung von Staat und Religion widersetzt er sich dem orthodoxen Einfluss auf das religiöse und politische Leben in Israel.

Am 13. September 2003 begab er sich als „Menschlicher Schutzschild“ zum belagerten palästinensischen Präsidentensitz in Ramallah. Mit ihm wollten 30 Friedensaktivisten, zu denen auch die Knesset-Mitglieder Issam Mahoul und Ahamad Tibi sowie der alte Meretz-Aktivist Latif Dori und der Historiker Teddy Katz gehörten, nach eigener Aussage die „Absichten von Premierminister Sharon durchkreuzen“ und versuchten die von ihnen befürchtete „Ermordung Arafats, ausgeführt von Soldaten unter dem Befehl der israelischen Regierung“ zu verhindern.

Kritik

Kritiker werfen Avnery vor, mit dieser Aktion und mit vielen Äußerungen in Interviews und Presseerklärungen die Politik Arafats zu rechtfertigen: "Die Friedensbewegung auf der palästinensischen Seite wird von Yassir Arafat geführt. Er ist die Friedensbewegung.", so Avnery in einem Interview der Zeitschrift konkret (Heft 6, Juni 2002, S. 3). Im selben Gespräch antwortete Avnery auf eine Frage nach dem Mord an so genannten Kollaborateuren in den Palästinensergebieten: „Natürlich gab es Morde an Kollaborateuren. Kollaborateure sind Verräter. [...] Wer seine Kameraden an eine feindliche Besatzung ausliefert, ist nach den Spielregeln militärischer Verbände, zumal im Untergrund, ein Verräter und wird umgebracht. [...] Ich war ein Terrorist, als ich ein junger Mann war. [...] Auch wir haben unsere Kollaborateure umgebracht, die unsere Kameraden an die englische Kolonialregierung ausgeliefert haben.“ Solche Dinge seien selbstverständlich schrecklich und grundsätzlich zu verurteilen, in kriegerischen Zeiten finde jedoch eine Verrohung bei allen Beteiligten statt. Unter anderem deshalb sei es doch so wichtig für den Frieden zu kämpfen: „Ich habe in den letzten 71 Jahren meines Lebens keinen einzigen Tag des Friedens erlebt. Ich hoffe und glaube, dass ich den Frieden noch erlebe.“ (Uri Avnery am 10. Juni 2005 in Salzburg)

"...die Wahrnehmung israelischer Linker in Deutschland von unangemessenen Pauschalisierungen geprägt. So mußte selbst der Möllemann-Anhänger Shraga Elam[1] einräumen: “Ich muss darauf hinweisen, dass wir im israelischen Kontext eher von einem Friedenslager, als von einer Linken sprechen können. Denn trotz einer relativ langen sozialistischen Tradition haben sich die israelischen Linken seit 1967 immer mehr auf die Fragen der Besatzung und der Friedenspolitik konzentriert, wogegen die traditionellen linken Inhalte zumeist vernachlässigt wurden. Dementsprechend wurden die Grenzen zwischen links und rechts verwischt. So werden prominente FriedensaktivistInnen, wie etwa der Publizist Uri Avnery, welcher ein brennender Antisozialist ist, irrtümlicherweise als Linke bezeichnet.” -zit.nach Leo Bauer "Selbstbewusste Nation für den Rest" in Gruppe.Internationale.Webteam[2] Reader#03 "Krieg oder Frieden?"[3] p.11

Auszeichnungen

Veröffentlichungen

  • 1945 Der Terrorismus, die Kinderkrankheit der Hebräischen Revolution, Broschüre, hebräisch.
  • 1947 Krieg oder Frieden im Semitischen Raum, Broschüre, hebräisch.
  • 1949 In den Feldern der Philister, Kriegstagebuch, hebräisch, spanisch, jiddisch, Bestseller, 12 Auflagen.
  • 1950 Die Kehrseite der Medaille, Kriegserinnerungen, hebräisch (wurde wegen der Beschreibung von Greueltaten boykottiert).
  • 1961 Das Hakenkreuz, Analyse des Aufstiegs des Nationalsozialismus in Deutschland, zum Anlass des Eichmannprozesses, hebräisch.
  • 1968 Israel ohne Zionisten, Geschichte des israelisch-arabischen Konfliktes, Plädoyer für eine arabisch-israelische Staatengemeinschaft, englisch, hebräisch, deutsch, französisch, italienisch, dänisch, holländisch, spanisch, Deutsche Ausgabe: Bertelsmann, Spiegel-Serie, 239 Seiten.
  • 1969 1 gegen 119, Uri Avnerys Reden in der Knesset, redigiert von Amnon Zichroni, hebräisch.
  • 1988: Mein Freund, der Feind, persönliche Aussage über die Kontakte mit der PLO, englisch, hebräisch, französisch, deutsch, italienisch, deutsche Ausgabe: Dietz Verlag. Vorwort von Bruno Kreisky, 416 Seiten, ISBN 3801201309
  • 1991: Lenin wohnt hier nicht mehr, politischer Reisebericht über die ehemalige Sowjetunion, DDR, Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei, mit Fotos von Rachel Avnery, hebräisch.
  • 1991: Wir tragen das Nessosgewand, Israel nach dem Golfkrieg, deutsch, 126 Seiten, Dietz Verlag, Bonn, ISBN 3801230406
  • 1995: Zwei Völker, Zwei Staaten, deutsch; Gespräche mit Uri Avnery; Vorwort von Rudolf Augstein. 193 Seiten Palmyra Verlag, ISBN 393037806X
  • 1996: Die Jerusalem-Frage, 1996, deutsch; Uri Avnery und Azmi Bischara im Gespräch mit 11 israelischen und palästinensischen Persönlichkeiten, 311 Seiten, Palmyra Verlag, ISBN 3930378078
  • 2003: Ein Leben für den Frieden, Klartexte über Israel und Palästina. Broschiert, 298 Seiten, Palmyra Verlag, ISBN 3930378507