Essay
Das Essay (vom lateinisch exigium = Probe, Versuch) als literarische Form oder Gattung verdanken wir dem französischen Autor Michel de Montaigne (1532 - 1592). 1580 schrieb er seine ersten Essais: Über Macht und Herrschaft, Über das Alter, Über die Ähnlichkeit der Kinder mit ihren Vätern und mehr. Die erste deutsche Gesamtübersetzung seiner Essais erschien im Jahre 1998.
Montaigne ging davon aus, dass jeder Mensch nur subjektiv sein kann, dass eine Beschreibung oder Abhandlung gar nicht erst den Anspruch einer Objektivität erheben kann und dass solche literarische Äußerung dann korrekterweise als ein Versuch zu bezeichnen sei. Seine Vorbilder hat er schon in der Antike gefunden, Pluttarch, Seneca, seine Nachfolger waren zahlreich, in Frankreich, später in England (Francis Bacon), in Deutschland Leibnitz nur als Beispiel, es waren weltweit viele, die sich zum Essay bekannten. Die Kirchen sahen die Essais nicht gerade gerne, die Bekenntnis zur Subjektivität und der Zweifel an der absoluten Wahrheit widersprachen der offiziellen Lehrmeinung.
Essay war auch die bevorzugte literarische Form der Moralisten und Aufklärer, die Enzyklopädisten adaptierten die ursprünglich literarisch, philosophische Form zum wissenschaftlichen Still. Im Gegensatz zur einer Abhandlung versucht ein Essay gar nicht erst möglichst viele objektive Nachweise zu liefern und definitive Antworten zu liefern.
Die Fragestellung und die entsprechende These, die jedes Essay auszeichnet, werden beantwortet, doch nicht als die einzig mögliche Antwort. Ein gutes Essay endet theoretisch mit noch mehr neuen Fragen, denn viele seine Erkenntnisse und Forderungen werden nur so weit dargebracht, dass der Leser sie selbst assoziiert und als eigene Gedanken betrachten kann, nicht als eine aufdoktrinierte Lehrmeinung (als Dogma).
Ein Essay ist demzufolge immer subjektiv und bekennt sich auch dazu. Es eignet sich daher auch besonders für wissenschaftliche Arbeiten. Ein Essay zeichnet sich durch eine gewisse Leichtigkeit, Verständlichkeit und einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert. Ein Essay ist befreit von vielen Zitaten, Fußnoten und Randbemerkung, es ist schlicht in der Gliederung und auch die Sprache und Wortwahl sollte entsprechend sein.
Sein Thema sollte ganz klar von Anfang an ersichtlich sein und den Leser wie ein roter Faden ungekünstelt durch den ganzen Text begleiten. Statt zahlreiche Synonyme wählt man lieber einen geringeren Wortschatz, jeder neuer Begriff wird auch eingeführt und vorgestellt. Handlungen werden chronologisch erzählt und Zitate deutlich als solche gekennzeichnet. Auch der Umfang eines Essay ist eher knapp, das macht es übersichtlich und gut verständlich.
- nota bene
- eigentlich wäre das Essay die ideale Form für Wikipedia, nur das mit der Subjektivität und dem neutralen Standpunkt müsste wohl noch ein wenig besser verstanden werden.