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Stadland (Landschaft)

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Wappen Deutschlandkarte
Stadland (Landschaft)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Stadland (Landschaft) hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 25′ N, 8° 24′ OKoordinaten: 53° 25′ N, 8° 24′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Wesermarsch
Höhe: 1 m ü. NHN
Fläche: 114,14 km2
Einwohner: 7634 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 67 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 26935, 26936, 26937
Vorwahlen: 04732 (Rodenkirchen) 04737 (Schwei) 04734 (Seefeld) 04731 (Kleinensiel)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: BRA
Gemeindeschlüssel: 03 4 61 009
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Am Markt 1
26935 Stadland
Website: www.stadland.de
Bürgermeister: Boris Schierhold (parteilos)
Lage der Gemeinde Stadland (Landschaft) im Landkreis Wesermarsch
KarteZwischenahner MeerBremenBremerhavenDelmenhorstLandkreis AmmerlandLandkreis CloppenburgLandkreis CuxhavenLandkreis FrieslandLandkreis OldenburgLandkreis OsterholzLandkreis WittmundOldenburg (Oldenburg)WilhelmshavenBerneBrake (Unterweser)ButjadingenElsflethJade (Gemeinde)LemwerderNordenhamOvelgönneStadland
Karte
Braker Tief, ein zarter Rest des Lockfleths
Die Friesischen Seelande um 1200, orange: Rüstringen

Stadland ist eine Gemeinde im Landkreis Wesermarsch im nordwestlichen Niedersachsen. Sitz der Gemeinde ist Rodenkirchen.

Geographie

Lage

Die Gemeinde Stadland deckt sich zum großen Teil mit der gleichnamigen historischen Landschaft. Sie gehört zu der Halbinsel Butjadingen zwischen Unterweser und Jadebusen, der flachsten Gegend Deutschlands mit Höhen zwischen 1,2  über und 0,8 Meter unter NN. Lediglich eine einzige natürliche „Erhebung“ am Westrand des nördlich benachbarten Butjadingen erreicht 2 Meter über NN. Während das Marschland von jeher sehr tief lag, war das Niveau der Hochmoore im Südwesten des Stadlands bis zu ihrer Kultivierung bis zu vier Meter höher als jetzt, so dass sie bei Deichbrüchen nicht mit überflutet wurden. Die Siedlungen lagen vorzugsweise auf Warften.

Geologie

Als es von Mitte des 14.bis Anfang des 16. Jahrhunderts ein Weserdelta[2][3][4] mit Mündungsarmen zum Jadebusen gab, war das Stadland eine Insel. Seit der Clemensflut von 1334 wurde es südwestlich durch die bei Elsfleth von der Weser in Richtung Jade abzweigende Liene vom Festland getrennt, nördlich durch die beiderseits von Nordenham abzweigenden Flüsse Ahne und Heete von Butjadingen, damals also ebenfalls einer Insel. Seit der Marcellusflut von 1362 wurde das Stadland dann noch diagonal durch das bei Brake abzweigende Lockfleeth durchschnitten. Hauptmündungsarm der Weser war auch vor und während der Zeit des Weserdeltas immer die Unterweser. Nach der Eroberung des Gebietes durch den Oldenburger Grafen Johann V. wurde sehr bald begonnen, die Mündungsarme abzudeichen, aber erst 1643 waren Stadland und Butjadingen wieder gänzlich Teil des Festlandes.

Heute wird das ganze Stadland durch ein Netz von Kanälen und Gräben entwässert, deren Wasserstand durch Pumpwerke an den Deichen von Unterweser und Jadebusen reguliert wird. Die Grenze von deren Einzugsgebieten ist hier in vielen Bereichen unscharf. Alle Deiche der Halbinsel zwischen Jadebusen, Unterweser und unterer Hunte werden vom II. Oldenburgischen Deichband[5] in Stand gehalten.

Nachbargemeinden

Die Gemeinde Stadtland grenzt im Nordwesten an die Gemeinde Butjadingen und im Nordosten an die Stadt Nordenham. Im Osten grenzt sie an die Unterweser und im Westen an den Jadebusen. Im Südosten liegt die Stadt Brake, im Süden die Gemeinde Ovelgönne und im Südwesten die Gemeinde Jade. Alle Umlandgemeinden gehören zum Landkreis Wesermarsch.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde besteht aus den Orten Rodenkirchen, Schwei, Seefeld und Kleinensiel. Ursprünglich waren die Ortsteile eigenständige Gemeinden; diese wurden jedoch in den 1970er-Jahren zusammengefasst.

Rodenkirchen ist mit rund 4.000 Einwohnern der größte Ort der Gemeinde sowie Schul- und Sportzentrum und Sitz der Gemeindeverwaltung. Der Name, den der Ort im Jahre 1244 erhielt, bedeutet in etwa „Kreuzigungskirche“ und ist auf die St.-Matthäus-Kirche im Ortskern zurückzuführen, in der sich bedeutende Holzschnitzereien (Altar und Kanzel) von Ludwig Münstermann befinden. Auf einem Bauernhof in Brunswarden bei Rodenkirchen wurde die niederdeutsche Dichterin Alma Rogge geboren („Wo ik her kaam, weiht de Wind...“).

Schwei hat rund 1.500 Einwohner. Den Mittelpunkt des Ortes bildet die St.-Secundus-Kirche; sowohl der Altar der Kirche als auch Kanzel und Taufsteindeckel wurden von Ludwig Münstermann gestaltet. Zu der ehemaligen Gemeinde Schwei zählen die Bauerschaften Norderschwei, Kötermoor, Süderschwei, Schweieraußendeich, Schweieraltendeich, Schweierfeld und Schwei-West.

Seefeld entstand im Jahre 1643 durch Eindeichungen und Landgewinnung. Der Ort ist vor allem durch die Landwirtschaft geprägt. Das kulturelle Zentrum bildet die Seefelder Mühle, das Wahrzeichen des Ortes, wo jährlich über 50 Veranstaltungen stattfinden. Die Ortschaft Reitland, die zu Seefeld gezählt wird, ist eine Hochburg für die friesischen Sportarten Boßeln und Klootschießen.

Einfahrt in den Wesertunnel bei Kleinensiel

Kleinensiel ist mit ca. 800 Einwohnern der kleinste Ort der Gemeinde. In den Medien ist der Ort bekannt durch das nahegelegene Kernkraftwerk Unterweser, welches zur E.ON AG gehört und mit über 1.300 Megawatt eines der leistungsstärksten Atomkraftwerke ist. Bereits im 11. Jahrhundert bestand im Ortsteil Kleinensiel eine Fährverbindung zur anderen Weserseite nach Dedesdorf. Diese wurde im Januar 2004 nach dem Bau des Wesertunnels eingestellt. Die nächste feste Landquerung über die Weser befindet sich am Rand der Bremer Innenstadt.

Geschichte

Im frühen Mittelalter gehörte das Stadland zum friesischen Stammesgebiet. Um 1200 bildeten sich die Bauernrepublik Stadland heraus, die ebenso wie das nördlich benachbarte Butjadingen als Teil des Gaues Rüstringen zum Bündnis der Sieben friesischen Seelande gehörte. Im 14. Jahrhundert kam es zu mehreren katastrophalen Sturmfluten mit Tausenden von Toten und erheblichen Landverlusten. Das Stadland wurde zur Insel im damals vorübergehend bestehenden Weserdelta. Mächtige Nachbarn versuchten, das Land an der Unterweser in ihre Hand zu bekommen: der Erzbischof von Bremen, die Freie Reichsstadt Bremen und die Grafschaft Oldenburg. Im Januar 1514 eroberte Graf Johann V. von Oldenburg das Stadland mit Unterstützung des Bremer Erzbischofs und Zustimmung der Welfen (Johann bekam es als welfisches Lehen.). Seitdem gehörte es bis 1945 zum oldenburgischen Staatsverband, dann zum niedersächsischen Regierungsbezirk Oldenburg.

1875 erhielt Rodenkirchen seinen ersten Bahnanschluss durch die Verlängerung der Bahnlinie Hude-Elsfleth bis Nordenham. 1913 kam eine Ostwestverbindung von Rodenkirchen über Schwei nach Varel hinzu, die aber 1958 stillgelegt wurde. Bei der niedersächsischen Gebietsreform von 1974 wurden die damaligen Gemeinden Rodenkirchen, Schwei, Seefeld sowie Kleinensiel, das vorher zu Esenshamm gehörte, zur Gemeinde Stadland zusammengefasst.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat der Gemeinde Stadland besteht aus 20 Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für eine Gemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 7.001 und 8.000 Einwohnern.[6] Die 20 Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2011.

Stimmberechtigt im Gemeinderat ist außerdem der hauptamtliche Bürgermeister Boris Schierhold.

Die letzte Kommunalwahl vom 11. September 2011 ergab das folgende Ergebnis:[7]

Partei  Anteilige Stimmen  Anzahl Sitze  Veränderung Stimmen  Veränderung Sitze
SPD 34,57 % 7 -8,42 % -2
CDU 39,93 % 8 -1,22 % 0
Bündnis 90/Die Grünen 12,26 % 2 +3,97 % 0
WPS 8,31 % 2 +3,37 % +1
Linke 3,57 % 1 +3,57 % +1

Die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 2011 lag mit 53,96 %[7] etwas über dem niedersächsischen Durchschnitt von 52,5 %.[8] Zum Vergleich – bei der vorherigen Kommunalwahl vom 10. September 2006 lag die Wahlbeteiligung bei 56,49 %.

Bürgermeister

Hauptamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Stadland ist der parteilose Boris Schierhold. Er begann seine Verwaltungslaufbahn als Auszubildender im Stadlander Rathaus und war vor seiner Wahl zum Bürgermeister als Kämmerer der Gemeinde Stadland tätig. Die aktuelle Amtszeit endet am 31. Oktober 2014.

Stadlander Wappen

Wappen

Das Wappen der Gemeinde ist gespalten und links geteilt.

Blasonierung: Rechts in Blau ein stehender silberner Friesenkrieger mit aufrechtstehendem silbernen Friesenspeer in der Rechten, einem silbernen buckelbewehrten Rundschild über dem (verdeckten) linken Arm und einem Schwert an der linken Seite. Links oben in Blau drei fliegende silberne Möwen, schräg unten in Blau ein silbernes dreiblättriges Kleeblatt.[9]

Städtepartnerschaften

Seit 1990/1991 besteht eine offizielle Partnerschaft mit dem französischen District du Petit Caux in der Normandie. Der District du Petit Caux umfasst das Gebiet zwischen Dieppe und Criel-sur-Mer bzw. Le Tréport. Die Unterzeichnung des deutschen Teils der Partnerschaftsurkunde fand am 13. Oktober 1990 in Rodenkirchen statt. Am 25. Mai 1991 wurde im District du Petit Caux der französische Teil der Partnerschaftsurkunde unterschrieben.[10] Durch gegenseitige Besuche von Schulklassen und Privatpersonen wird diese Partnerschaft in jedem Jahr bekräftigt.

Die Ev.-luth. Kirchengemeinde Schwei unterhielt eine langjährige Partnerschaft mit der St.-Johannes-Kirchengemeinde in Hoyerswerda/Niederschlesien. Dieser Partnerschaft war zu DDR-Zeiten von großer Bedeutung.

Friesendenkmal in Rodenkirchen

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten

Regelmäßige Veranstaltungen

Der Roonkarker Mart

In Rodenkirchen findet jährlich Ende September der Jahrmarkt „Roonkarker Mart“ statt.

Sport

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaftliche Schwerpunkte liegen in der Landwirtschaft und im Tourismus. Die Wohnqualität in der Gemeinde ist hoch, was nicht zuletzt durch neue Siedlungsgebiete belegt werden kann. Trotz günstiger Verkehrsanbindungen bleibt die Neuansiedlung von größeren Betrieben aufgrund fehlender Nachfrage aus. Wie in der gesamten Wesermarsch ist die Arbeitslosenquote relativ hoch.

Verkehrsanbindung

Hauptverkehrsstraßen sind die Bundesstraßen B212 und B437, zu der auch der Wesertunnel gehört. Über die Bundesstraßen sind die Autobahnen A27 und A29 erreichbar. Somit sind mit dem Auto die Städte Oldenburg (Oldenburg), Wilhelmshaven, Bremen und Bremerhaven innerhalb einer Stunde erreichbar. Die geplante Bundesautobahn A22 wird voraussichtlich über Gemeindegebiet verlaufen.

Per Bahn ist die Gemeinde Stadland durch die Bahnstrecke Hude–Nordenham verbunden: Haltepunkte sind die Bahnhöfe in Rodenkirchen und Kleinensiel. Zudem bestehen Verbindungen per Bus mit den Städten Oldenburg, Wilhelmshaven und Bremerhaven.

Touristisches Radverkehrsnetz

Durch Stadland führt ein Teil des Weser-Radweges und der Deutschen Sielroute (Radfahrerwegenetz). Örtliche Gastronomieunternehmen und private Fremdenverkehrszimmer laden zu Übernachtungen oder Ruhepausen ein. Eine Besonderheit bietet das „Melkhus“ an der Schäferei Beckumersiel: Hier können in den Sommermonaten allerlei Milchprodukte verköstigt werden.

Persönlichkeiten

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022, Stand 31. Dezember 2023 (Hilfe dazu).
  2. Politische Bildung: Das Land Oldenburg, Seiten 11 u. 27-30: Geschichte von Jadebusen und Weserarmen
  3. Landverluste und Deichbau in der heutigen Wesermarsch
  4. www.geschichtsatlas.de: Sturmfluten und langfristige Änderungen der Küstengewässer
  5. Wasserwirtschaft im Landkreis Wesermarsch (PDF)
  6. Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) in der Fassung vom 17. Dezember 2010; § 46 – Zahl der Abgeordneten, abgerufen am 4. April 2012
  7. a b Gemeinde Stadland – Gesamtergebnis Gemeinderatswahl 2011, abgerufen am 4. April 2012
  8. www.ndr.de: Abwärtstrend bei Wahlbeteiligung gestoppt, abgerufen am 4. April 2012.
  9. Hauptsatzung der Gemeinde Stadland, abgerufen am 4. April 2012
  10. Der Freundeskreis Petit Caux, abgerufen am 4. April 2012
Commons: Stadland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien