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Titus Gebel

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Titus Gebel (1967 in Würzburg) ist ein deutscher Unternehmer, promovierter Jurist, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Deutsche Rohstoff AG und Geschäftsführer der Rhein Petroleum GmbH, sowie politischer Aktivist und Publizist.

Leben

Gebel promovierte an der Universität Heidelberg am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. Anschließend arbeitete er zunächst als Manager bei verschiedenen Unternehmen in der Biotechnologie-, Venture Capital- und Rohstoffbranche.[1]

Im Jahr 2006 gründete er zusammen mit Thomas Gutschlag die Deutsche Rohstoff AG, die er bis 2014 als CEO führte.[2] Die Gesellschaft beteiligte sich zunächst an Explorations- und Entwicklungsprojekten und baute später eine eigene Produktion auf, vor allem in Australien und den USA (Gold, Silber, Wolfram, Molybdän, Erdöl, Erdgas).[3] Seit 2010 ist die Deutsche Rohstoff AG an der Börse in Frankfurt gelistet[4] und erwirtschaftete im Jahr 2018 einen Jahresumsatz von 108 Millionen Euro.[5] Die Rhein Petroleum GmbH wurde 2007 gegründet, um aufgelassene Ölfelder in Süddeutschland wieder in Betrieb zu nehmen und hat die Produktionsphase erreicht.[6]

Heute ist Titus Gebel als Unternehmer und Fürsprecher für neuartige Sonderwirtschaftszonen tätig, insbesondere in Entwicklungsländern.[7] Er ist Gründer und Präsident des Unternehmens Free Private Cities Inc., Mitglied im Board des Seasteading-Instituts von Peter Thiel und Patri Friedman, sowie Partner von NeWAY Capital.

Freie Privatstädte

In seinem 2018 erschienen Buch Freie Privatstädte, modifiziert Gebel das Charter City Konzept Paul Romers, welches bislang keine Umsetzung fand. Dies führt Gebel auf fehlende Bereitschaft von Staaten zurück, Verwaltungsbeamte eines Drittstaates im eigenen Territorium hoheitliche Aufgaben erfüllen zu lassen.[8]

In einer sogenannten Freien Privatstadt bietet stattdessen ein privates Unternehmen den Bewohnern als „Staatsdienstleister“ Schutz von Leben, Freiheit und Eigentum in einem abgegrenzten Gebiet. Diese Leistung umfasst Sicherheits- und Rettungskräfte, einen Rechts- und Ordnungsrahmen sowie eine unabhängige Streitschlichtung. Die Bewohner zahlen einen vertraglich fixierten Betrag für diese Leistungen pro Jahr. Der Staatsdienstleister als Betreiber des Gemeinwesens kann den Vertrag später nicht einseitig ändern. Die sogenannten Vertragsbürger haben einen Rechtsanspruch darauf, dass er eingehalten wird und einen Schadensersatzanspruch bei Schlechterfüllung. Streitigkeiten zwischen ihnen und dem Staatsdienstleister werden vor unabhängigen Schiedsgerichten verhandelt, wie im internationalen Handelsrecht üblich. Ignoriert der Betreiber die Schiedssprüche oder missbraucht er seine Macht auf andere Weise, wandern seine Kunden ab und er geht in die Insolvenz.[9]

Ausdrücklich bezeichnet Gebel sein Konzept auch als Mittel zur Bewältigung von Migrationskrisen.[10]

Derzeit arbeitet Gebel mit Partnern daran, die weltweit ersten Freien Privatstädte zu verwirklichen, u.a. in Honduras.[11] Das Konzept wird vielfältig positiv in der Medienlandschaft besprochen, [12][13] aber auch als neokolonialistisch kritisiert.[14]

Veröffentlichungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Business Leaders Biography. In: marktscreener.com. Abgerufen am 27. August 2019.
  2. Martin W. Buchenau, Regine Palm: "Deutschlands geheimer Rohstoffriese. In: Handelsblatt, 27. August 2019.
  3. Daniela Schröder: Aufstieg einer Start-up-Firma: Rohstoff-Zwerg aus Heidelberg. In: Spiegel Online, 07. November 20011.
  4. Angaben zur Aktie bei Finanzen100.de
  5. Geschäftsbericht der Deutsche Rohstoff AG 2018.
  6. Christian Siedenbiedel: Jetzt wieder Öl aus Hessen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02. Januar 2018.
  7. Titus Gebel: Privatstadt heisst die neue Heimat. In: Neue Zürcher Zeitung, 10. Juni 2017.
  8. Titus Gebel: Freie Privatstädte. Aquila Urbis, Walldorf 2018, S. 186ff.
  9. Titus Gebel: Sind Sie ein Untertan?. In: Neue Zürcher Zeitung, 21. Juni 2016.
  10. Titus Gebel: Privatstadt heisst die neue Heimat. In: Neue Zürcher Zeitung, 10. Juni 2017.
  11. Titus Gebel: Markt des Zusammenlebens. In: Schweizer Monat, Ausgabe 1060 - Oktober 2018.
  12. René Scheu: Unsere Smartphones verbessern wir ständig In: Neue Zürcher Zeitung. 6.11.2018.
  13. Malte Fischer und Jan Guldner: Wenn das Leben ohne Staat möglich wird. In: Wirtschaftswoche, 17. Dezember 2017.
  14. Sebastian Mallaby: The Politically Incorrect Guide to Ending Poverty. In: The Atlantic, July/August 2010 Issue.