Benutzer:A.M.A./Thelema
Beginn
Also hier ist die (noch) alte Version :). Bin mal gespannt, was rauskommt. --.א.מ.א 17:48, 12. Jul 2006 (CEST)
Thelema
Thelema (griechisch: Θελημα) bedeutet Wollen, Wille, Gebot, Verlangen, Gelüst oder Intention.
Der Begriff Thelema
Thelema im klassischen Griechisch
Als Vorläufer unseres heutigen Willensbegriffs wird von der Altphilologie das griechische "boule" angesehen, nicht etwa "thelo" oder "thelema".
Es gibt im Griechischen vor allem 2 Worte für Willen, die im Neuen Testament (NT) z.T. austauschbar verwendet werden, thelema und boule.
Bei der Übersetzung des griechischen Alten Testaments (AT), der Septuaginta (LXX), ins Lateinische wurden "boule" und "thelema" mit "voluntas" (Wille) übersetzt. Dadurch ging die unterschiedliche Bedeutung beider Begriffe verloren.
- Boule heißt Wille, Absicht, Ratschluss, Vorhaben (also ein Wille mit Zweck).
- Thelema ist im klassischen Griechisch anscheinend sehr selten gebraucht worden, es gibt nur eine Handvoll Belege, frühester bei Antiphon (5.Jh.).
In der griechischen Übersetzung des AT, der Septuaginta (LXX), in Alexandria im 3./2. Jh. gemacht, taucht thelema 51mal auf. Im NT wird thelema 62 mal gebraucht, davon zweimal im Plural (Thelemata).
Das Verb thelo taucht schon sehr früh auf (Homer, frühe attische Inschriften) und hat dort die Bedeutung von bereit sein, belieben, geneigt sein, wünschen, wollen, entscheiden und begehren (Homer Od 3, 272 auch im geschlechtlichen Sinn).
Aristoteles sagt in der Schrift "de plantis", dass anders als bei den Pflanzen, die keine epithymia (Begierde) haben, das Ziel unseres (menschlichen) Willen die Wahrnehmung ist (Übersetzung des Autors). Der Lexikar erklärt, Aristoteles habe hier epithymia und thelema ausgewechselt, und "das Letzte (also thelema) solle ganz neutral, nicht irgendwie sittlich bestimmt, die begehrende Triebkraft beim Menschen bezeichnen".
Thelema im Koiné
Im Neuen Testament wird Gottes Wille stets und ausschließlich mit dem Wort thelema (θέλημα) (zumeist im Singular) bezeichnet, wie der Theologe Federico Tolli anhand des Theologischen Wörterbuch zum NT von 1938 aufzeigt. Dieser führt als Beleg u.a. das Vaterunser Jesu an: „γενηθήτω τό θέλημα σου ώς έυ ουρανώ καί έπί γής“ („dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“). In gleicher Weise wird der Begriff beim Apostel Paulus und dem Kirchenlehrer Ignatius von Antiochia verwendet. Für Tolli ergibt sich daraus, dass die genuine Idee von Thelema den Lehren Jesu nicht widerspricht Vorlage:Lit.
Die Bezeichnung „Thelemit“ bei Rabelais
Das griechische Thelema ist der Ursprung des Begriffes Thelemit. Dieser Begriff taucht zum erstenmal bei François Rabelais, einem französischen Mönch, Priester, Philosophen und Humoristen des 16. Jahrhunderts in seinem klassischen Werk Gargantua auf. Dort wird das Wort Thelemit verwendet, um die Bewohner eines Art „Anti“-Klosters zu beschreiben, die Abtei von Thélème. Das Wort Thelemiten (Thelemites) erscheint ebenfalls im Buch des Gesetzes und wird als Selbstbezeichnung der Anhänger Thelemas verwendet.
Thelema als religiöses System
Entstehung
Thelema als eigenständiges philosophisch-religiöses System entwickelte sich durch Aleister Crowleys Liber AL vel Legis oder Buch des Gesetzes. Der Begriff Thelema taucht dort erstmals in Verbindung mit der Idee eines damit verbundenen transzendenten Gesetzes auf: „The word of the Law is Thelema.“, „Das Wort des Gesetzes lautet Thelema.“ AL 1:39. Diese Stelle befindet sich unmittelbar einen Vers vor der ersten eigenen Thelema-Interpretation des Buchs des Gesetzes: „Tu was du willst, soll das ganze Gesetz sein.“ AL I:40. Crowley gab an, dieses Buch wurde ihm am 8., 9. und 10. April 1904 in Kairo durch Aiwaz diktiert.
Lehre
Die zentrale Lehre dieses Systems liegt darin, den eigenen „wahren Willen“ zu erkennen und zu leben. Das wird durch folgende Sätze aus dem Liber Legis zusammengefasst:
- „The word of the Law is Θελημα.“
„Das Wort des Gesetzes ist Θελημα.“ (AL I:39) - „Do what thou wilt shall be the whole of the Law.“
„Tu was du willst, soll sein das ganze Gesetz.“ (AL I:40) - „(..) thou hast no right but to do thy will.“
„(..) Du hast kein Recht als Deinen Willen zu tun.“ (AL I:42) - „Love is the Law, love under will.“
„Liebe ist das Gesetz, Liebe unter dem Willen.“ (AL I:57) - „There is no law beyond Do what thou wilt.“
„Es gibt kein Gesetz (im) jenseits Tu' was du willst.“ (AL III:60)
Der wahre Wille ist ein mystisches Konzept. Von etlichen Interpreten wird angenommen, dass man bei der Ausführung des wahren Willens vom ganzen Universum unterstützt wird und dass zwei wahre Willen nie gegensätzlich sein können. Daraus folgt, dass man, um dem eigenen wahren Willen zu folgen, jeden anderen wahren Willen respektieren muss. Dies wird mit „Liebe ist das Gesetz“ beschrieben. Crowley selbst hat nie über diese Konsequenzen geschrieben, sondern die Durchsetzung des Wahren Willen konsequent gefordert. Die Meinungen der Anhänger weichen voneinander ab, ob man den eigenen wahren Willen kennen oder lediglich durch den Erfolg im Leben beurteilen kann.
Nach Meinung vieler Anhänger dieser Lehre betont Thelema persönliche Freiheit (ausgewogen durch disziplinierte Verantwortung), die angeborene Göttlichkeit eines jeden Menschen („Every man and every woman is a star“, zu dt. „Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern“, AL I:3). Nach einer anderen Lesart betont Thelema nur die persönliche Freiheit ohne disziplinierte Verantwortung, ohne Mitleid und Achtung des Anderen. Diese Ansicht wird vor allem durch die letzten beiden Kapitel des Liber Al vel Legis unterstützt, in welchen vermehrt ein aggressiver Sprachstil und Flüche verwendet werden.
Das Ausleben von Thelema ist üblicherweise, jedoch nicht notwendigerweise, mit der Ausübung von „Magie“ verbunden. Soweit der wahre Wille als Wille Gottes gesehen wird, ist es nach Crowleys "Liber Librae" dann Aufgabe des Thelemiten mit dem Willen von Gott zu verschmelzen. Jedoch wird ein Glaube in Thelema nicht vorgeschrieben. Es ist dem einzelnen überlassen wo dieser seinen wahren Willen findet. Crowley drückte dies in dem Motto seiner Publikation "The Equinox" aus: "Die Methoden der Wissenschaft, das Ziel der Religion!" (siehe dazu auch Magick).
thelemitische Organisationen
Eine Anzahl von Organisationen folgen den Lehren Thelemas. Hauptsächlich sind dies die Orden Astrum Argenteum (A∴A∴), die verschiedenen Abspaltungen und Neugründungen des Ordo Templi Orientis (O∴T∴O∴) und die den O∴T∴O∴s angegliederten Gnostisch Katholischen Kirchen. Es existieren andere Gruppen, die von den Methoden Thelemas inspiriert wurden, die Lehren Crowleys jedoch in abgewandelter Form übernommen haben, wie die Illuminaten von Thanateros und der Temple of Set. Der Orden Fraternitas Saturni und ähnliche Gruppen akzeptieren Thelema, ergänzen es jedoch um den Satz „Mitleidlose Liebe!“. Die in Deutschland heimische Thelema Society stützt sich nur auf das „Liber AL vel Legis“ - unter dem ursprünglichen Titel „Liber L vel Legis“ - und lehnt alle sonstigen Lehren und Schriften Aleister Crowleys ab.
Da in viele dieser Organisationen ein hierarchischer Aufbau vorzufinden ist, ziehen es viele Menschen die sich von Thelema angesprochen fühlen vor, diesen Gruppen nicht beizutreten. Zum Einen liegt dies daran, daß der in derartigen Organisationen gepflegt elitäre Anspruch leicht abschreckend wirken kann, zum Anderen lässt der hierarchische Aufbau dieser Gruppen und die von ihnen häufig gepflegte Arkandisziplin eine genaue Einschätzung der Absichten solcher Gruppen nur schwer zu.
Die thelemische Feste
Das Liber AL vel Legis zählt im Abschnitt Hadit (AL II:37-43) eine Reihe von größeren und kleineren Festen auf. Viele dieser Feste lassen sich aus dem Leben Aleister Crowleys, des „Propheten von Thelema“, nicht ableiten, oder sie sind direkt auf das Leben des einzelnen Thelemiten bezogen („42. A feast every day in your hearts in the Joy of my rapture! 43. A feast every night unto Nu, and the pleasure of uttermost delight!“ „42. Ein Fest jeden Tag in euren Herzen in der Freude meines Entzückens! 43. Ein Fest jede Nacht für Nu, und den Genuss allerhöchster Wonne!“). Aus diesem Grund lassen sich nur wenigen thelemischen Festen bestimmte Daten zuordnen.
Eines dieser Feste mit bestimmbarem Datum ist das Fest der Niederschrift des Buches des Gesetzes (AL II:38). Dieses Fest erstreckt sich über drei Tage, beginnend am 8. April und endend am 10. April. Es markiert auch den Beginn der thelemischen Zeitrechnung, nach der das Jahr 1904 ev. (era vulgaria) dem thelemischen Jahr 1 N.Ä. (Neues Äon) entspricht. Auch die Äquinoktien (AL II:40), also die Tagundnachtgleichen, besitzen dem Buch des Gesetzes zu Folge einen hohen Stellenwert.
Ende von Thelema
Anders als in Religionen, die auf dem ewigen Fortbestand ihrer spirituellen Wahrheit beruhen, kündigt das Liber AL vel Legis auch das Ende von Thelema an: "(...) another king shall reign; and blessing no longer be poured To the Hawk-headed mystical Lord!" „ein anderer König wird herrschen; und dem Falkenköpfigen Mystischen Herrn wird nicht länger Segen zufließen!“ (AL III:34) Crowley nimmt an, dass das nächste Äon das der Maat sei, der Göttin der Gerechtigkeit. Aus diesem Grund war er auch der Meinung, dass man schon jetzt nach der Gerechtigkeit, als Ideal, streben soll.[1]
Kritik
Unter anderem durch die Lehre vom Thelema wurde Aleister Crowley vorgeworfen, Satanist zu sein. Die Interpretationen der thelemischen Lehre mit satanistischer Zuweisung reduziert den Satz „Tu was du willst" auf ethische Beliebigkeit. Dabei wird die Crowleysche Gleichsetzung von „Agape“ (Liebe) und „Thelema“ (Wille) ignoriert. Verfechter der satanistischen Interpretation argumentieren in diesem Zusammenhang mit den letzten beiden Kapiteln des Liber AL.
Siehe auch
Quelle
- ↑ Crowley Kommentar zu AL III:1
Literatur
- Aleister Crowley: The Book of the Law / Liber AL vel Legis (englisch), ISBN 0-87728-334-6
- Aleister Crowley, Edward A. Crowley: Das Buch des Gesetzes, Liber AL vel Legis, Kersken-Canbaz Verlag 1992, ISBN 3-89423-000-2
- Andreas Ludwig: Aleister Crowley’s Scientific Illuminism. Magie und Mystik als angewandte Psychologie zur Transformation des Menschen, Tectum-Verlag, Marburg 2005, ISBN 3-8288-8869-0
- Federico Tolli: THEΛEMA im Spannungsfeld zwischen Christentum , Logentradition und New Aeon, Edition Araki, 2004, 113 S., ISBN 3-96149-35-6 (Interdisziplinäre Arbeit)