Benutzer:Karlderkahle/Papenius
Die Familie Papenius (auch Papenio, latinisiert von Pape oder Papen) war eine Orgelbauerfamile in Deutschland, die im Gebiet des Harzes, in Nordthüringen, Ostniedersachsen und Westbrandenburg wirkte.
In drei Generationen sind nach heutigem Forschungsstand ca. 24 Orgeln (davon 20 größtenteils bis heute erhalten) errichtet worden.

Wirkungsbereich
Die Wurzeln der Familie sind wahrscheinlich um Nordhausen am Harz zu finden. Ab ca. 1662 ist Georg Benedict Papenius († 6. Juni 1709 in Nordhausen) als Orgelbauer dort vermerkt.
Werk

Erste Generation
Vom Begründer der Dynastie Georg Benedict Papenius († 6. Juni 1709) sind kaum Werke erhalten bzw. bekannt, sicher ist nur, dass er um 1662 eine Orgelwerkstatt in Nordhausen besaß.
Seine nachweisbaren Kinder waren:
- Johann Conrad Papenius (* 23. Dezember 1662 in Nordhausen; † 15. Dezember 1733); Verheiratet am 8. Juli 1690 mit Maria Margaretha Trefort, wurde als „Senator“ beigesetzt.
- Johann Georg Papenius (* 28. Juli 1668 in Nordhausen; † vor 1745); führte die Orgelbaufirma seines Vaters weiter.
- Adam Heinrich Papenius (* in Nordhausen); Am 7. Januar 1710 in der Bürgerrolle von Nordhausen als „Orgelmacher“ eingetragen.
Werkliste
Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal. Eine Kursivierung zeigt an, dass die betreffende Orgel nicht mehr erhalten ist.
Jahr | Ort | Gebäude | Bild | Manuale | Register | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|
1662 | Bielen | Dorfkirche | II | mehrfach umgebaut erhalten; eine der ältesten Orgeln in Thüringen[1] | ||
1680-1682 | Dittichenrode | St.-Marien-und-Anna-Kirche | [2]; Umbau 1699 durch Benedict Papenius, 1894 abgebaut, in der neuen Orgel wurde kein altes Material wieder verwendet. |
Zweite Generation

Über Adam Heinrich Papenius ist bisher nicht weiter bekannt, außer dass 1710 er als Orgelmacher erwähnt wird.
Johann Georg Papenius heiratete am 30. Juni 1691 in Kleinleinungen Dorothea Elisabeth Maken und hat auch dort längere Zeit gewohnt. Fünf seiner insgesamt zehn Kinder wurden hier geboren. Im Jahre 1695 baute er in der Sankt-Martini-Kirche des Ortes ein kleines Orgelwerk, für das er 16 Reichstaler in bar und dreieinhalb Acker Land am Buchberg erhielt. 1701 ist die Familie nach Stolberg gezogen. Wie eine Hausinschrift zeigt, wohnte sie in der Rittergasse 24. Die Kirchenbücher bezeugen das weitere Wachsen der Familie bis zum Jahr 1711. Im Jahre 1720 erhielt er von Chistian zu Sachsen-Weißenfels das Privileg in Sachsen-Querfurt und in Thüringen (weißenfelsische Gebiete westlich von Querfurt) Orgeln bauen zu dürfen. Wann und wo Johann Georg starb, ist bisher nicht bekannt. Einen Hinweis auf ein Todesjahr vor 1745 gibt nur die Sterbeeintragung seiner Witwe. Sie wurde am 7. Februar 1745 in Stolberg beerdigt.
Seine fünf in Kleinleinungen geborenen Kinder waren:
- 23. Mai 1692 Julius Heinrich Caspar (Taufe am 30. Juni)
- 13. Juli 1694 Geburt der Tochter Anna Elisabeth (stirbt am Tag darauf)
- 05. Februar 1695 Geburt der Tochter Margaretha Elisabetha
- 10. Oktober 1697 Geburt des Sohnes Johannes Adolarius Papenius. Dieser Sohn setzte die Orgelbautradition fort.
- 07. Januar 1700 Geburt der Tochter Maria Elisabeth
Werkliste
Jahr | Ort | Gebäude | Bild | Manuale | Register | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|
1695 | Kleinleinungen | I/P | 6 | Erste von Johann Georg Papenius erbaute Orgel[3]. Kirche wurde vor 1819 wegen Baufälligkeit abgerissen und die Orgel ist verschollen. | ||
nach 1696 | Pölsfeld | St. Moritz (St. Mauricius) | I/p | 8 | 1728 erfolgte durch Zacharias Hildebrandt der Neubau der Orgel unter Verwendung der vorhandenen vier Register mit weiteren Registern ohne Pedal. Später wurde weitere Änderungen vorgenommen. Durch die Firma Eule aus Bautzen erfolgte 1982 die letzte Instandsetzung.[4] | |
1700 | Großleinungen | St. Michaelis | I/P | 13 | [5]; Orgel nicht mehr erhalten | |
1700 | Kindelbrück | St. Ulrich | [6] | |||
1701–1703 | Stolberg (Harz) | St. Martini | II/P | 28 | Die Endabnahme der Orgel verzögert sich viele Jahre. Erst am 16. Juli 1735 nimmt Johann Christian Credius den Orgelumbau ab.[7][8] | |
1703 | Bösenrode | St. Nicolai | [9] | |||
1708 | Schlewecke | Dorfkirche | 9 | [10] | ||
1713 | Tilleda | St. Salvator | II/P | 18 | Die Orgel ist eine barock verkleidete mechanische Schleifladenorgel, die 2 Manuale und 18 Register besitzt. Der Einbau des Orgelprospekts erfolgte zeitgleich mit dem Einbau des Altars. Eine Kuriosität ist das Register Vogelgeschrey, bei dem in einem mit Wasser zu füllenden Behälter kleine Orgelpfeifen "blubbern".
Um 1820 baute der Orgelbauer Scheidler aus Bennungen die Orgel teilweise um und erneuerte den Blasebalg. Die Orgel litt lange Zeit unter der schlechten Dachisolierung war seit etwa 1970 nicht mehr spielbar, bis sie 1998 grundlegend saniert wurde. Fast 80% aller Teile sind noch original in der Substanz des Orgelbaus von 1713[11]. Bei der Restaurierung 1998 wurde die Jahreszahl 1713 im Orgelgehäuse entdeckt. Auf der Orgel wurde 2018 eine CD mit Werken Johann Sebastian Bach und Johann Ludwig Krebs eingespielt.[12] | |
1718 | Roßla | St. Trinitatis | II/P | 34 | [13] | |
1719 | Nemsdorf | St. Georg | [14] | |||
1722 | Mücheln | Sankt-Jakobi | [15] | |||
1729 | Nordhausen | St. Nikolai | Koppeln: II/I, III/I, I/P, zwei Sterne | 42 | Die Kirche und Orgel wurden am 3. April 1945 vollständig durch einen Luftangriff zerstört. Der Prospekt war mit Ranken und barockem Blattwerk verziert, die Figuren zweier Paukenschläger befanden sich über den Pfeifenerkern, die Figuren König Davids mit Harfe und seiner Frau mit kleiner Pauke standen links und rechts der Klaviatur. Putten und Engel mit Lauten, Posaunen und Trompeten waren Teil des Prospekts. |
Dritte Generation
Johann Adolarius Papenius (* 10. Oktober 1697; † 10.01. 1776 Halberstadt) der das Handwerk von seinem Vater Johann Georg Papenius erlernte und ist zwischen 1737 und 1760 nachweisbar. Er arbeitete wahrscheinlich bis 1738 in der Werkstatt seines Vater, eine erste Erwähnung existiert 1737–1739 zur Reparatur der Kirche in Berßel. Er verzog ca. 1740 nach Halberstadt. Wie viele Orgeln der spätere Halberstädter tatsächlich baute, ist nicht bekannt. Wie in seiner Zeit üblich, verfügten die Papenius-Orgeln über die damals typische „gleich schwebende Schwingung“, die dem Zeitgeschmack zum Opfer fielen.
Werkliste
Jahr | Ort | Gebäude | Bild (wenn nicht vorhanden dann Bild der Kirche) | Manuale | Register | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|
1742 | Roklum | Marienkirche | II/P | 17 | Planung der Generalüberholung ab 2018[16] | |
1742 | Werlaburgdorf | Dorfkirche | II/P | mechanische Traktur, Schleifladen. 1764 und 1775 Reparaturen durch unbekannten Orgelbauer, 1812/1814 durch Johann Friedrich Ernst Hüsemann (Wolfenbüttel), 1821 und später durch Bernhard Berger (de la Rivoire) (Peine), 1875–1883 durch Georg Breust (Goslar). Die Orgel wurde 1886 durch Heinrich Vieth (Celle) umgebaut.[17] | ||
1742 | Klein Quenstedt | Dorfkirche | Dokumentation der Orgel im Jahre 1989[18] | |||
1745 | Danstedt | St. Udalrici | II/P | 24 | Prospekt mit Prospektpfeifen erhalten, 1886–1888 Neubau der Orgel durch Friedrich Ladegast[19] | |
1747 | ursprünglich Hordorf | St. Stephanus | ![]() |
II/P | 20 | Die Orgel wurde von 1746 bis 1747 für die Dorfkirche in Hordorf bei Oschersleben gebaut. Im Jahre 1832 wurde durch Wilhelm Boden aus Halberstadt eine geringfügige Umdisponierung vorgenommen. Wahrscheinlich 1917 wurden die Prospektpfeifen abgegeben. 1974 trug die Firma VEB Schuke Orgelbau aus Potsdam die Orgel aus der einsturzgefährdeten Kirche in Hordorf ab und baute sie im jetzigen Brandenburgischen Orgelmuseum in der St. Marienkirche in Bad Belzig im nördlichen Querhaus wieder auf. Dabei wurde die Originaldisposition von 1747 wieder hergestellt. Die Prospektpfeifen Principal 8′ wurden ersetzt und die Holzpfeifen Subbass 16′, die der Holzwurm beschädigt hatte, unter Verwendung der Kerne erneuert. 1979 wurde das rekonstruierte und restaurierte Instrument wieder eingeweiht. 2014 wurde es durch Schuke auf ein neugebautes Podest umgesetzt und gereinigt. |
1751 | Hedersleben | Kloster St. Gertrudis | 1826 Übernahme der Orgel in das Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg aus der Kirche des (sakularisierten) Klosters[20] | |||
1755 | Adersleben | St. Nikolauskirche | Umbau im Jahre 1872 durch Wilhelm Bergen, Halberstadt; System: II/P Schleifladen, mechanische Traktur[21] | |||
1756 | Aspenstedt | St. Urbanii | Datei:Papenius Aspenstedt.jpg | II/P | 15 | Prospekt und Prospektpfeifen erhalten, 1901 Neubau durch Ernst Röver, in den 1990er Jahren Renovierung durch Hüfken Orgelbau[22] |
1757 | Badersleben | St. Sixti | [23] | |||
1760 | Huysburg | Kloster | Datei:Papenius Huysburg.jpg | II/P | 27 | Das Orgelprospekt mit Rokokoskulpturen musizierender Engel auf mehrfach geschwungener und auch an der Unteransicht geschnitzter Empore fertigte der Halberstädter Bildhauer Joseph Bartholdi. Durch unsachgemäße Restaurierung im 19. Jahrhundert stark beschädigt, wurde 1983 durch die Orgelbaufirma Eule aus Bautzen die Orgel mit einem neuen Werk mit 27 Registern ersetzt. |
? | Dingelstedt | St. Stephani | Datei:Papelius Dingelstedt - 1.jpg | Gehäuse vermutlich von Papenius, 1880 Neubau durch Hülle, 1917 Abgabe der Zinn-Prospektpfeifen und Ersatz durch Zinkpfeifen, 2014/2015 Restaurierung der Orgel durch Orgelbauer Martin Lodahl (Dingelstedt) u.a. Einbau neuer Prospektpfeifen aus Zinn[24] |
Schüler und weitere Familenmitglieder, die im Orgelbau tätig waren
- Johannes Michael Papenius aus Halberstadt reinigte 1742 die Christoph Treutmann-Orgel der St.Levin-Kirche in Harbke und veränderte die Stimmung ... insonderheit, da die Temperatur nach alter Art sehr unreine, selbiger abgeholfen und nach jetziger Art eine reine Stimme hineingebracht ...
- Johann Christoph Mockert lebte von ca. nach 1698 bis 1770 in Roßleben. Er war Geselle bei dem hochfürstlichen Orgelbauer H.(?) Papenius zu Weißenfels und Stolberg im Jahre 1719.
- Johann Christoph Wiedemann
- Johann Michael Schlesier
- Christoph Jesse
Trivia
In Bad Belzig wurde 2018 auf der dortigen Papenius-Orgel das Fussball-WM-Spiel Deutschland-Schweden musikalisch begleitet.[25]
Literatur
- Uwe Pape, Alfred Schirge: Die Orgelbauerfamilie Papenius und ihre Schüler. Pape, Berlin 2005, ISBN 3-921140-68-4.
- Uwe Pape: Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2009, ISBN 978-3-921140-86-4, S. 213–214.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Pape: Lexikon norddeutscher Orgelbauer. 2009, S. 213.
- ↑ Artikel mit Nennung der Orgel
- ↑ Neuigkeiten über Papenius
- ↑ Beschreibung der Kirche in Pölsfeld
- ↑ Artikel mit Nennung der Orgel
- ↑ Jakob Adlung: Musica Mechanica Organoedi., Birnstiel, Berlin, 1768, S. 247.
- ↑ Uwe Pape, Alfred Schirge: Die Orgelbauerfamilie Papenius und ihre Schüler, Pape, 2005, S. 58ff.
- ↑ Beschreibung der Stolberger Orgel
- ↑ Beschreibung der Kirche in Bösenrode
- ↑ Manfred von Webern: Zum 300-jährigen Jubiläum der Schlewecker Kirche. Schlewecke, 2008.
- ↑ https://www.pfarrbereich-rossla.de/tilleda/kirche-st-salvator/ beschreibung der Kireche in Roßla
- ↑ https://www.pfarrbereich-rossla.de/tilleda/ Information zur Kirche Tilleda
- ↑ http://jubal.bplaced.net/media/files/tilleda.pdf Erwähnung der Papenius-Orgel zu Roßla
- ↑ Hinweis auf Papenius-Orgel in Nemsdorf bei Orgelbau Rühlmann
- ↑ Beschreibung der Kirche in Mücheln
- ↑ Artikel über Restauration der Rokumer Orgel
- ↑ Beschreibung der Kirche Werlaburgdorf
- ↑ Behrens, Michael: Dokumentation über die Papenius-Orgel (1742) in Klein-Quenstedt bei Halberstadt. Geschichte, Bestand, Situation. In: Ars musica. Jb. Kultur und Forschungsstätte Michaelstein, 1989, S. 89.
- ↑ Beschreibung der Orgel in Danstedt
- ↑ Beschreibung der Geschichte der Konzerthalle Magdeburg
- ↑ Beschreibung der Orgel in Adersleben
- ↑ Beschreibung der Orgel in Aspenstedt
- ↑ Geschichte der Kirche Badersleben
- ↑ Beschreibung der Orgel in Dingelstedt
- ↑ Musikalische Begleitung eines WM-Spiels auf einer Papenius-Orgel