Zum Inhalt springen

Rosskastanien

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Juli 2006 um 15:04 Uhr durch Alma (Diskussion | Beiträge) (Rosskastanie in der Heilkunde). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Rosskastanien
Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Divisio: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Vorlage:Classis: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Vorlage:Subclassis: Rosenähnliche (Rosidae)
Vorlage:Ordo: Seifenbaumartige (Sapindales)
Vorlage:Familia: Seifenbaumgewächse (Sapindaceae)
Vorlage:Genus: Rosskastanien
Wissenschaftlicher Name
Aesculus

Die Rosskastanien (Aésculus) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Seifenbaumgewächse (Sapindaceae) mit rund 15 Arten in Nordamerika, Europa und Asien. Früher wurden sie zusammen mit der im tropischen Amerika vorkommenden Gattung Billia in eine eigene Familie Rosskastaniengewächse (Hippocastanaceae) gestellt.

Rosskastanien sind sommergrüne Bäume oder Sträucher. Sie blühen in endständigen Thyrsen und tragen im Herbst grüne, mehr oder weniger bestachelte Kapselfrüchte, die für den Menschen ungenießbar sind. Kastanienfrüchte enthalten zwischen 3% und 8% eines als Aescin (auch: „Aesculin“) bezeichneten Gemisches von Saponinen, an dem das ß-Aescin mit etwa 40% den größten Teil stellt. In unreifen Früchten liegt der Saponingehalt noch etwas höher, und auch die grünen Fruchtschalen enthalten Aescin, das bei übermäßigem Verzehr zu Erbrechen und Lähmungserscheinungen führen kann, andererseits in der richtigen Dosis eingesetzt in der Heilkunde seit langem bekannte positive Wirkungen zeigt.

Arten (Auswahl)

Rosskastanien sollten nicht mit der Edelkastanie (Castanea sativa) verwechselt werden. Trotz einiger ähnlicher Merkmale gehören Edelkastanien (Castanea) zur Familie der Buchengewächse, Rosskastanien (Aesculus) hingegen sind Seifenbaumgewächse. Die beiden Gattungen sind nicht miteinander verwandt.

Besonderheiten

Den Namen Rosskastanien haben sie, weil die Früchte an Pferde verfüttert wurden. Auch heute noch werden sie an Schalenwild verfüttert. Ein weiterer möglicher Namensursprung könnte daher kommen, dass die Narbe an der Stelle, wo das Blatt mit dem Zweig verbunden war, wie ein Pferdehuf mit Nägeln aussieht.

Den hellen Fleck auf der "Kastanie", dem Rosskastaniensamen, nennt man auch Nabelfleck.

Die Samen der Rosskastanie werden außerdem gerne zum Basteln verwendet. Insbesondere beim Kreieren von Kastanienmännchen bringt der Nabelfleck Individualität in das Geschaffene.

Schädlinge

Geschädigte Rosskastanie

Mit der Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella) ist in den letzten Jahren ein gefährlicher Schädling aus dem südosteuropäischen Raum eingewandert (Neozoon), der insbesondere die Gewöhnliche Rosskastanie befällt. Der erste Befall von Rosskastanien in Deutschland wurde bereits Anfang der 90er Jahre in Bayern dokumentiert. Bei stark betroffenen Bäumen fallen die Blätter bereits im Frühsommer ab. Das Überleben der Rosskastanien ist allerdings trotz des frühen Blattfalles gesichert, da bis zu diesem Zeitpunkt bereits ausreichend Reservestoffe für den Austrieb des nächsten Jahres gebildet wurden. Es ist noch nicht geklärt, ob der Baum auf Dauer geschwächt wird.

Rosskastanie in der Heilkunde

Die Phytotherapie kennt die Rosskastanie als wirksames Mittel bei Krankheiten, die mit einer erhöhten Durchlässigkeit der Blutgefäße einhergehen. Dazu gehören Venenleiden vielerlei Art wie Varizen (Krampfadern), Schmerzen und Schweregefühle in den Beinen, nächtliche Wadenkrämpfe sowie Juckreiz und Schwellungen; weitere Anwendungsfelder sind Venenstauung, Venenentzündung, venöse Durchblutungsstörungen und Stauungsödeme, Fuß- und Beingeschwüre (Ulcus cruris), Hämorrhoiden, Schwellungen und Entzündungen nach Verletzungen oder Operationen, Thrombosen (Blutgerinnsel).

Verwendet werden verschiedene Wirkstoffe aus den Samen (Früchten). Die aus medizinischer Sicht wichtigste Substanz darunter ist das Saponinglykosid Aescin (auch: „Aesculussaponin“ oder „Aesculin“), das heute vor allem in extrahierter Form angeboten wird, weitere in den Kastanien enthaltene Stoffe sind Stärke, Zucker, Eiweißstoffe und Flavone. Dieser Wirkstoff-Komplex regt den Kreislauf an, fördert die Durchblutung, steigert die Blutumlauf-Geschwindigkeit und den venösen Rückfluss. Rosskastanien-Extrakte erhöhen die Elastizität der Venen, verbessern die Abdichtung der Venenwände und schützen allgemein die Gefäße. So verhindern sie, dass Flüssigkeit aus den Gefäßen in das umliegende Gewebe austritt, tragen aber auch zur Rückbildung bereits vorhandener Wasseransammlungen bei, wodurch Schwellungen zurückgehen und Schmerzen und Beschwerden wie Schwere- und Spannungsgefühle oder Kribbeln in den Beinen nachlassen können. Außerdem wirkt der Extrakt schwach krampflösend und entzündungshemmend.

Äußerlich wird Rosskastanienextrakt zur Haut- und Haarpflege verwendet und kommt in vielen Badezusätzen, Shampoos und Cremes verschiedener Hersteller zum Einsatz.

Dosierung und Anwendung

Eine Tagesdosis sollte bei etwa 100 mg Aescin liegen, was der Einnahme von zwei Mal täglich 250-312,5 mg Extrakt mit einem Aescin-Gehalt von je 40-50 mg als Retardtablette oder -kapsel entspricht.

Die heutigen industriell erzeugten Extrakte sind, sofern die verordnete Dosierung eingehalten wird, im allgemeinen gut verträglich, nur in Einzelfällen können Juckreiz, Übelkeit oder Magenbeschwerden auftreten. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind nicht bekannt. Doch wie bei allen Naturheilmitteln kann der Gehalt des medizinisch aktiven Wirkstoffes abhängig von verschiedenen Faktoren wie der Ernte der Heilpflanze, dem gewählten Extraktionsverfahren und der Sorgfalt des Herstellers beim Produktionsprozess stark variieren. Deshalb sollte man sich den Rosskastanien-Extrakt entweder vom Arzt verschreiben lassen oder beim Kauf den Apotheker fragen.

Verwechselungsgefahr mit der Edelkastanie

Die Rosskastanie sollte nicht mit der Edelkastanie verwechselt werden, deren Früchte für die Menschen - im Gegensatz zu den Früchten der Rosskastanie - essbar sind. Trotz einiger ähnlicher Merkmale sind Rosskastanie und Edelkastanie nicht näher verwandt. Während die Edelkastanie zusammen mit Buche und Eiche zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae) gehört - in Asien und Nordwestamerika gibt es sogar Übergangsformen zwischen Eiche und Esskastanie - zählt die Rosskastanie zu den Rosengewächsen.

Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zwischen einer Rosskastanie und einer Edelkastanie ist, dass sie völlig verschiedene Früchte haben (siehe Bilder).

Commons: Rosskastanien – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien