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Aal Kirke

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Aal-Kirche

Die evangelisch-lutherische Aal-Kirche (dänisch: Aal Kirke, bis 2010 Ål Kirke) ist eine Kirche in Oksbøl im Kirchspiel Aal Sogn.

Gebäude und Geschichte

Die Kirche wurde in mehreren Bauabschnitten errichtet, wobei das Kirchenschiff der älteste Teil ist. Durch archäologische Untersuchungen wurde dieser Abschnitt auf das Ende des 10. Jahrhunderts datiert.[1] Später wurde die Kirche dreimal erweitert. Dabei entstand der Chor im Osten, eine Sakristei an der Nordseite und um das Jahr 1200 eine Kirchenvorhalle im Süden. Über letztere gelangten früher die männlichen Kirchenbesucher in das Gebäude, während der heute zugemauerte Fraueneingang im Norden lag. Auch vor diesem lag früher eine Vorhalle.

Der untere Teil der Kirchenmauern besteht aus Granitquadern, während der obere Teil aus Tuffsteinen aufgemauert wurde. Diese Steine stammen aus dem Gebiet um Andernach und kamen per Schiff nach Dänemark.[2] Im 14. Jahrhundert wurde das Kirchenschiff nach Westen erweitert und die Kirche erhielt einen Turm, etwa ein Drittel höher als heute und mit einem flachen Dach. Da der Turm Schäden durch Setzung des Bodens und Frost erlitt, wurde er 1767 verkleinert. Die Turmspitze ist von einem Reiher gekrönt, welcher über die Dörfer der Kirchgemeinde wachen soll. 1908 wurde der heutige Haupteingang im Turm erbaut.

An den Außenwänden der Kirche gibt es einige Besonderheiten. An der Vorhalle im Süden befinden sich in den Granitquadern drei sehr alte Kreuze. Das erste befindet sich auf der Seite mit der Tür, während die anderen beiden in die Steine der Ostseite eingehauen wurden. An der Südseite des Chores befindet sich eine auf dem Kopf stehende Runeninschrift mit der Bedeutung „Blomae“, ein Männername, möglicherweise vom Steinmetz.

Das Dach ist mit Blei gedeckt, eine verzierte Bleiplatte auf der Vorhalle weist mit der Inschrift „K B 1978“ auf Arbeiten in diesem Jahr hin.

Kircheninnenraum

Chor

Chor der Kirche

Altar

Altar mit Fenster

Der Altar besteht aus Granit und war früher mit bemalten Holztäfelungen versehen.[3] Auf dem Altar befand sich früher ein um 1450 entstandener, dreiflügeliger Schrankaltaraufsatz. Dieser wurde wegen seines schlechten Erhaltungszustandes 1886 demontiert und befindet sich heute im dänischen Nationalmuseum. Der heutige Altarschmuck aus dem Jahr 2000 stammt von Erik Heide, einem aus Øster Jølby stammenden Bildhauer. Er zeigt den Einzug Jesus am Palmsonntag in Jerusalem.

Fenster hinter dem Altar

An der Ostwand des Chores befinden sich drei Fenster. Das 1971 zu Ostern geweihte farbige Glasmosaik mit dem Titel „Ein Hymnus auf Ostern“ stammt vom Maler Urup Jensen.[4] Das dafür benutzte Glas wurde ursprünglich für Marc Chagall gefertigt, der 1962 die Fenster für die Synagoge der Jerusalemer Hadassah–Universitätsklinik schuf. Jensen nutzte von Chagall nicht benötigte Reste dieses Glases.

Holzreliefs

Gesamtansicht

Im mittleren Chortrakt hängen an der Nordwand 14 um das Jahr 1450 gefertigte Holzreliefs.[5] Diese waren ursprünglich am Schrankaltaraufsatz angebracht und wurden vom Lüneburger Hans Snitger dem Älteren geschnitzt.

Der Zyklus folgt dem traditionellen Bildprogramm des Marienlebens. In der Figurengruppe Mariä Heimsuchung ist ein Kopf verloren gegangen und wurde später von einem Schnitzer in einem deutlich abweichenden Stil ergänzt; dabei erhielt Elisabet ein Männergesicht mit Bart.

Kruzifix

Das Kruzifix an der Nordwand des Chores wurde vom Künstler Skjold–Lund geschaffen. Vorbild war ein früher in der Kirche aufgestelltes Triumphkreuz Dieses ältere Kreuz entstand zwischen 1200 und 1225.[6] Erhalten ist davon nur die Christusfigur, welche sich heute im dänischen Nationalmuseum befindet. Das alte Kreuz hatte quadratische Endplatten mit den Symbolen der Evangelisten.

Taufbecken

In der Mitte des Chores befindet sich ein schlichtes, tonnenförmiges Taufbecken aus Granit. Aufgrund von Farbpigmenten an der Außenseite wird davon ausgegangen, dass dieses früher bemalt war.[7] Es ist eines der ältesten Taufbecken in diesem Teil Dänemarks.

Wappenschilde auf dem Chorgewölbe

Auf dem Gewölbe im Chor sind vier Wappenschilde aufgemalt. Dabei handelt es sich um die Ahnen der Herren von Hesselmed.[8] Das Wappen ganz links gehört der Familie Juel. Die Jahreszahl 1558 weist auf die Bestattung der sterblichen Überreste des im Jahr 1553 verstorbenen Jens Juel hin. Das Wappen ganz rechts gehört zur Familie Rosenkrantz.

Hauptschiff

Fresken

Die etwa 1200–1225 entstandenen romanischen Fresken im Kirchenschiff unterscheiden sich thematisch sehr stark. Im oberen Bereich der Nord- und Südseite befinden sich Szenen aus dem Leben des Nikolaus von Myra, während unterhalb der roten Borte Reiterkämpfe dargestellt sind.

Reiterkampfszene
Nordwand

Ganz links ist eine Szene dargestellt, in der Nikolaus eine Taufe vornimmt. Rechts davon folgt eine Darstellung der Legende von den drei Scholaren, welche von einem Herbergswirt ermordet wurden. Im Tympanonfeld über der früheren Tür zur Frauenvorhalle sieht man einen Löwen. Weiter rechts sieht man dann, wie Nikolaus die Scholaren wieder zum Leben erweckt. Im nächsten Bild sieht man Nikolaus einem bettlägerigen Mann einen Geldbeutel geben. Dargestellt wird Nikolaus` Mitgiftspende, mit der er ermöglicht, dass der alte Mann seine drei Töchter verheiraten kann und nicht zu Prostituierten machen muss. Das letzte Bild zeigt König David mit Psalter und einem Saiteninstrument.

Auf der unteren Seite der Wand sieht man links mit Schwert und Schild bewaffnete Soldaten. Rechts davon ist ein Posten mit einer Fahne bei einem Turm abgebildet. Im weiteren Verlauf wird ein König mit einem Soldaten in einem Haus. Noch weiter rechts wird eine Schlacht von berittenen Soldaten gezeigt.

Südwand

Über der Kanzel sieht man zwei Szenen. Links sieht man drei Männer, die in Richtung einer links davon stehenden, heiligen Person schauen. Rechts davon sieht man einen Heiligen, der seine Hand über einer, am Totenhemd erkennbar, wieder belebte Person hält.

Über der Tür zur ehemaligen Männervorhalle sieht man, wie Nikolaus zum Bischof geweiht wird. Der amtierende Bischof salbt ihn und setzt ihm die Bischofsmütze auf den Kopf. Im Tympanonfeld steht, wie auf der Nordseite, ein Löwe.

Ostwand mit Durchgang zum Chor

Links oben werden vier Personen dargestellt, die in das Paradies aufgenommen wurden. Darunter soll in der Nische die Jungfrau Maria dargestellt sein, und rechts von ihr der Erzengel Gabriel. Rechts oben sieht man vier nackte Personen im Fegefeuer, die um Aufnahme ins Paradies bitten. Ein dazu passendes Bild, in der darunter befindlichen Nische, ist nicht erhalten. An der Stelle des heutigen Durchgangs zum Chor befand sich ursprünglich ein Triumphkreuz.

Herrschaftsplätze

Ganz östlich im Kirchenschiff stehen auf beiden Seiten Bänke mit an den Seiten angebrachten Bankenden, welche die geschnitzten Initialen und Wappen von E(Elsebe) S(Skave) 1580 und F(Vicent) I(Juel) 1580 enthalten.[9] Diese Plätze waren über Jahrhunderte den Besitzern des Herrensitzes Hesselmed vorbehalten.

Kanzel

Die Kanzel wurde von Jens Olufsen aus Varde gefertigt und 1637 in der Kirche aufgestellt.[10] Auf den Feldern sind Moses mit den beiden Gesetzestafeln, die vier Evangelisten, sowie den segnenden, einen Kreuzapfel tragenden Jesus. Ursprünglich besaß die Kanzel einen Schalldeckel. Von diesem ist nur ein kleiner Teil mit der Inschrift »H(er) / Peder Cl/avsøn / Sogne/ prest / 1637« erhalten, welcher an einer Bank im Chor angebracht wurde.

Orgel

Die im Westen der Kirche errichtete Orgelkanzel stammt aus der Zeit um 1918.[11] Zu dieser Zeit befand sich dort eine 1905 gebraucht gekaufte und von der Firma I. Starup & Søn zusammengestellte Orgel. 1961 baute die Firma Frobenius Orgelbau die aktuelle Orgel für die Kirche. Während des Einbaus wurde auch die Orgelkanzel umgebaut und erneuert. Die Orgel hat 13 Register, zwei Manuale und Pedal.

Literatur

  • Aal Kirke, Oksbøl, 2012 (in der Kirche ausliegende Broschüre)
  • Nationalmuseum Kopenhagen: Danmarks Kirker, Ribe Amt Band 16, ÅL KIRKE Seiten: 1293–1348, Kopenhagen, 1984
Commons: Aal-Kirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Aal Kirke S. 11
  2. Aal Kirke S. 14
  3. Aal Kirke S. 14
  4. Aal Kirke S. 14
  5. ÅL KIRKE; PDF Seite 29–34 (im Buch Danmarks Kirker, Ribe Amt Band 16 S. 1321–1326)
  6. ÅL KIRKE; PDF Seite 38–41 (im Buch Danmarks Kirker, Ribe Amt Band 16 S. 1330–1333) mit Fotos des alten Kruzifixes
  7. ÅL KIRKE; PDF Seite 36–37 (im Buch Danmarks Kirker, Ribe Amt Band 16 S. 1328–1329)
  8. Aal Kirke S. 13
  9. ÅL KIRKE; PDF Seite 44–45 (im Buch Danmarks Kirker, Ribe Amt Band 16 S. 1336–1337)
  10. ÅL KIRKE; PDF Seite 41–44 (im Buch Danmarks Kirker, Ribe Amt Band 16 S. 1333–1336)
  11. ÅL KIRKE; PDF Seite 47 (im Buch Danmarks Kirker, Ribe Amt Band 16 S. 1339)

Koordinaten: 55° 37′ 53,2″ N, 8° 16′ 53,4″ O