Gottfried Weber (Fußballspieler)
Gottfried Weber (* 6. August 1914 in Dresden; † 1982 in Berlin) war ein deutscher Fußballtorwart und bis heute einziger gehörloser Profifußballer. Er wurde als Torwart des Dresdner FC Deutscher Pokalsieger (1938/39 und 1939/40) und Deutscher Meister (1943 und 1944) und hütete das Tor 1951/52 für die BSG Einheit Pankow in der höchsten Spielklasse Oberliga des DDR-Sportausschusses. Weber wurde zudem mehrmals in die Fußballer-Weltauswahl der Gehörlosen gewählt.
Sportliche Laufbahn
Weber war als 1937 Torwart der 1. Mannschaft des Dresdner SC unter Kapitän und Nationalspieler Helmut Schön, dem späteren DFB-Trainer (1964-78). Mit dem Dresdener SC gewann Weber in den Spielzeiten 1938/39 und 1939/40 im vereinseigenen Ostragehege vor durchschnittlich mehr als 60.000 Zuschauern den Deutschen Pokal (damals Tschammerpokal) sowie 1943 und 1944 die Deutsche Meisterschaft (letzter gesamtdeutscher Deutschermeister vor Ende des Zweiten Weltkriegs). Nach dem Krieg spielte er zunächst bei Chemie Eilenburg [1], wechselte dann nach Berlin und stand zum ersten Mal am 9. Dezember 1951 im Tor der Betriebssportgemeinschaft (BSG) Einheit Pankow. Er löste damit den bisherigen Stammtorwart Helmut Ostermann ab. Die Fußballmannschaft der BSG Einheit war im Sommer 1951 ins Leben gerufen worden, um als zweiter Ost-Berliner Vertreter an der DS-Oberliga teilzunehmen. Dies war eine politische Entscheidung zur Aufwertung des sportlichen Charakters der „Hauptstadt der DDR“ gewesen. Einheit Pankow war ohne sportliche Qualifikation als zusätzliches 19. Team anstelle des zuvor abgestiegenen VfB Pankow zur Saison 1951/52 in die Oberliga aufgenommen. Die Mannschaft bestand aus einigen ehemaligen VfB-Spielern und zahlreichen Neulingen. Auch im Laufe der Saison wurden weitere neue Spieler verpflichtet, unter ihnen Weber. Bei seinem Debüt hatte Einheit nach 16 Spieltagen noch keinen Sieg errungen und ein Torverhältnis von 9:22 erreicht. Er wurde nach seinem ersten Einsatz (Motor Zwickau – Einheit Pankow 4:0) sofort zum Stammtorwart, konnte aber den Niedergang der Pankower nicht aufhalten. Am Ende der Saison war die BSG Einheit nach 36 Punktspielen nur auf fünf Siege gekommen und hatte ein Torverhältnis von 38:94 erzielt. Auf Webers Konto kamen dabei 72 Gegentreffer. Als Tabellenletzter stieg die BSG Einheit Pankow aus der Oberliga ab und der fast 38-jährige nahm seinen Abschied vom leistungsbezogenen Fußball.
Leben
Weber verlor aufgrund einer schweren Erkrankung im Säuglingsalter sein Gehör und war im Schulsystem der Weimarer Republik (wie bis 2002, dem Jahr der offiziellen Anerkennung der Gebärdensprache als eigenständige Sprache) zum Erlernen der Deutschen Lautsprache gezwungen. Durch seine herausragenden sportlichen Leistungen und ungewöhnlichen Reflexe wurde er für den Fußball-Sport entdeckt und als Torhüter beim Dresdner FC ausgebildet und entging nach 1933 als Sportler nicht nur dem Euthanasieprogramm der NS-Diktatur, dem auch viele Gehörlose zum Opfer fielen, sondern auch dem Einzug in die Deutsche Wehrmacht nach zu Kriegsbeginn.
Weber ist Vater des vielfach international ausgezeichneten Komponisten, Gitarristen, Regisseurs und Autors Helmut Oehring (* 1961 als Helmut Weber), der seinem Vater u.a. 2003 mit der Kammermusik GOTTFRIED W. Größter Torhüter aller Zeiten ein musikalisches Denkmal setze.
Literatur
- Deutsches Sportecho: Jahrgänge 1951–1952. ISSN 0323-8628.
- Andreas Baingo, Michael Horn: Die Geschichte der DDR-Oberliga. 2. Auflage. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2004, ISBN 3-89533-428-6, S. 336.
- Helmut Oehring: Mit anderen Augen. Vom Kind gehörloser Eltern zum Komponisten (btb/luchterhand 2011).
Verweise
- ↑ Die neue Fußball-Woche, Berlin (Ost), 3. Jahrgang 1951, Nrn. 48 (Seite 14) und 50 (Seite 18)
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Weber, Gottfried |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Fußballtorhüter |
GEBURTSDATUM | 6. August 1914 |
GEBURTSORT | Dresden |
STERBEDATUM | 20. Jahrhundert oder 21. Jahrhundert |
STERBEORT | Berlin |