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Benutzer:Monandowitsch/Vorarbeiten II

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Die Überrest der Stadtmauer entlang der Schulgasse

Die ehemalige Volkacher Stadtbefestigung umgibt die Altstadt des unterfränkischen Volkach als zweifache Ringmauer mit Türmen, Toren und Grabenresten. Bis heute haben sich weite Teile der Anlage erhalten, die bereits seit dem 14. Jahrhundert nachzuweisen ist.

Geschichte

Erste und Zweite Befestigung (bis um 1540)

Die Entstehung der Volkacher Stadtbefestigung ist eng mit der Entwicklung der Kernstadt verbunden. In der Mitte des 13. Jahrhundert stieg Volkach schleichend zu einer Gemeinde städtischen Charakters auf, erstmals im Jahr 1258 wurde die Bezeichnung „civitas“, also Stadt, verwendet. Die Statusveränderung ging mit einer wirtschaftlichen Aufwertung der Gemeinde einher, die sich insbesondere in der Abhaltung eines Zentralmarktes in der Stadt zeigte. Gleichzeitig stieg auch das Schutzbedürfnis der Bürger an.

Der Faulturm, Volkacher Salbuch folio 388r

Wahrscheinlich entstanden um die Zeit des Aufstiegs zur Stadt auch die ersten Mauern um Volkach. Sie nutzten das Relief um die Siedlung gut aus und bezogen auch den Volkachbach in die Ummauerung mit ein. Die ersten Mauern waren standortgleich mit den heute noch vorhandenen Überresten der Befestigung, da die Stadt Volkach in Mittelalter und Früher Neuzeit keine Erweiterung ihres Areals erfuhr. Die Befestigungshoheit über die Stadt übten die Fürstbischöfe von Würzburg aus, die Bürger waren verpflichtet die Anlagen zu unterhalten.

Während die erste Mauer um Volkach wohl vor allem aus den Baustoffen Holz und Erde errichtet worden war, wird zu Beginn des 14. Jahrhunderts bereits ein Nachfolgerbau greifbar. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Volkacher Befestigung in einer Urkunde von 1328, in der von einem Acker vor dem „oberen Tor“ die Rede ist. Die Mauer war wohl um 1300 aus Bruchstein gebaut worden und schloss mit zwei Toren im Süden und Nordwesten ab. 1375 erwähnte man die Mauer am Bauhof des Domkapitels.[1]

Erstmals künstlerisch dargestellt wurden die Befestigungen im sogenannten Volkacher Salbuch des Niklas Brobst von Effelt. Brobst beschreibt in dem 1504 entstandenen Werk die Verfassung der damals unter mehreren Herren aufgeteilten Stadt. Die Rechte und Pflichten ihrer Bürger wurden mit Illustrationen verdeutlicht. Neben den beiden Toren tauchte im Salbuch auch die Stadtmauer auf, die hier aus einfachen Rechteckblöcken aus Sandstein gemauert schien.

Verantwortlich für die Stadtmauer war der sogenannte Torwart, der die Schlüssel für die beiden Tor aufbewahrte und für das abendliche Schließen der Befestigung verantwortlich war. Er musste dem Bürgermeister Volkachs einen Eid leisten.[2] Daneben wurden auch die vielen Türme der Ringmauer von der Stadtgemeinschaft genutzt. So war der sogenannte „Faulturm“ das Stadtgefängnis, wo mutmaßliche Verbrecher auf ihren Prozess warteten.

Dritte Stadtbefestigung (bis um 1804)

Etwa 250 Jahre hielt die erste, steinerne Stadtbefestigung. Ab 1540 begann man damit, die Anlage zu erneuern. Treibende Kräfte dieses Unternehmens waren die Fürstbischöfe von Würzburg, die ab 1520 die alleinige Herrschaft über Volkach hatten und den hinzugewonnene Stadt sichern wollten. Vor allem Julius Echter von Mespelbrunn, der ab 1573 in Würzburg regierte, investierte viel in die Volkacher Befestigung. Bis 1611 flossen von seiner Seite 9927 Gulden in die Anlage, der Rat der Stadt schoss zusätzlich einen dreistelligen Betrag zu.

Die ersten Elemente der neuen Stadtmauer entstanden im Jahr 1540. Im Jahr 1568 wurden die Zwingermauern vom Handwerker Hans Friedel verpanzert. 1573 mauerte ein gewisser Hans Geiger die Mauer am Gaibacher Tor neu und 1591 wurden Mauern zwischen dem Faulturm und dem Anwesen des Peter Schön vollständig neu errichtet. Der Rat investierte im Jahr 1608 Geld in den Wiederaufbau der Mainseite mit ihren acht Türmen. Vorher waren bereits die beiden Tortürme erneuert und mit Vorwerken ausgestattet worden.[3]

Die Tortürme wurden mit diesen Vorbauten neuerlich verstärkt und man unterstrich ihre Doppelfunktion. Sie sollten zum einen, wie der Rest der Befestigung, militärische Angreifer abwehren, zum anderen aber sorgten sie als Nadelöhre für das Funktionieren des Handels in der Stadt und die Einnahme des Zolls für den Stadtherren. Als dritter Turm, der allerdings nicht zur Stadtbefestigung zählte, erfüllte auch der Kirchturm der Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus wichtige Verteidigungsaufgaben. Hier wohnte der Türmer, der den Rundblick über Volkach hatte.[4]

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war die Stadtmauer allerdings bereits wieder weitgehend renovierungsbedürftig und musste Stück für Stück mühsam ausgebessert werden. Zwar wurde 1633 noch, mitten im Dreißigjährigen Krieg, das Obere Tor ausgebessert und 1644 erneuerte man die Mauer vom Unteren Tor bis zum sogenannten Hammeltürmchen, allerdings hielt die Mauer den neueren Geschützen nicht mehr stand und verlor ihre bisher elementare militärische Schutzfunktion. Schweden und Kroaten eroberten die Stadt kampflos.

Nach dem langen Krieg war es dem Stadtrat nicht mehr möglich viel Geld in den Erhalt und die notwendige Modernisierung der Mauer zu investieren. Bereits während des Dreißigjährigen Krieges waren die Stadtgräben als Weideland für das Vieh der Volkacher genutzt worden, in einigen, verbliebenen Wasserstellen wurde noch Fischfang betrieben. Die Tümpel, die vom Wassergraben übrig geblieben waren, waren der Herd für Krankheiten. Die Drachensage im Volkacher Stadtgraben der mit seinem faulen Atem die Leute krankmacht hat hier wohl ihren Ursprung.

Im Jahr 1760 wurden die Gräben endgültig zugeschüttet, vermessen und als Gartenland an die Bürger der Stadt verpachtet. Im 18. Jahrhundert begann man auch die geschlossene Bebauung der Altstadt bis an die Zwingeranlagen der Befestigung heranzuführen, sodass die beiden Zwingergassen im Osten der Altstadt entstanden. Die Volkacher begannen auch, kleine Pforten in die Stadtmauer zu brechen. Dies wurde vom Magistrat der Stadt jedoch häufig wieder rückgängig gemacht.[5]

Auflösung der Befestigung

Noch immer war die Stadt offiziell lediglich über das Untere und das Obere Tor zu betreten. Erst der große Stadtbrand von 1804, bei dem ein ganzes Viertel der mittelalterlichen Altstadt in Flammen aufging, führte zu einem Umdenken der Verantwortlichen. Das wohl bereits vorher inoffiziell genutzte Weihertor im Westen der Altstadt wurde nun geöffnet, zusätzlich entstand im Nordosten das Zeilitzheimer Tor. Beide Zugänge dienten dazu, die Löschwasserversorgung sicherzustellen.[6]

Neben der Feuergefahr war die Stadtbefestigung für den anwachsenden Verkehr ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zum Hindernis geworden. Am 23. September 1870 wurde deshalb das Vorwerk des Unteren Tores abgerissen, das Vorwerk des Oberen Tores folgte ein Jahr später. Die Tortürme selbst standen ebenfalls zur Diskussion, wobei auch vonseiten des Denkmalschutzes zunächst ein Abriss diskutiert wurde. Erst 1904 verzichtete der Stadtrat endgültig auf den Abriss der beiden stadtbildprägenden Türme.

Inzwischen hatte man weitere Breschen in die Befestigung geschlagen. 1875 entstand die Verbindung Eiergasse-Gerolzhofen, die die heutige Spitalstraße mit den neuentstehenden Stadtgebieten im Osten verband. Im Jahr 1913 löste man die Engstelle am Oberen Tor durch den Durchbruch des sogenannten St. Joseftors als Fußgängerpassage auf. 1930 riss man das dem Unteren Tor benachbarte Hebammenhaus ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden schließlich weitere Durchgänge in der Weinstraße und durch das Rösserhaus auf der rechten Seite des Oberen Tores.[7]

Der Verlauf der ehemaligen Volkacher Stadtbefestigung bildet heute die Begrenzung des Ensembles Altstadt Volkach. Daneben wurden einzeln erhaltene Elemente vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als Baudenkmäler eingeordnet. Untertägige Vorgängerbauten werden als Bodendenkmäler geführt. Häufig sind einzelne Türme und Mauerreste in moderne Baulichkeiten eingebaut worden.

Tore

Sommeracher Tor

Gaibacher Tor

Zeilitzheimer Tor

Weihertor

St. Josefstor

Weitere erhaltene Reste

Grabengärten

Literatur

  • Gerhard Egert: Große Brände in Volkach im 19. Jahrhundert. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Unsere Mainschleife. 1978–1992. Volkach 2008. S. 157–163.
  • Gerhard Egert: Stadt und Pfarrei Volkach am Main (Ein Beitrag zur Stadtgeschichte Frankens). Teil I. Das städtische Territorium von den Anfängen bis zum Ende des Alten Reiches 1803. Diss. Volkach und Würzburg 1964.
  • Gerhard Egert: Von der Villa (Dorf) zur Civitas (Stadt) Volkach. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Volkach. 906–2006. Volkach 2006. S. 7–10.
  • Herbert Meyer: Das Obere Tor und sein Vorwerk. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Unsere Mainschleife. 1978–1992. Volkach 2008. S. 184–186.
  • Herbert Meyer: Feuer am oberen Tor. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Unsere Mainschleife. 1993–2007. Volkach 2008. S. 346–351.
  • Herbert Meyer: Tor und Türme im alten Volkach. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Volkach. 906–2006. Volkach 2006. S. 112–118.
  • Günther Schmitt: Alte Volkacher Gärten in und vor der Stadt. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Unsere Mainschleife. 2008–2017. Volkach 2018. S. 175–181.
  • Günther Schmitt: Häuserchronik der Stadt Volkach als Spiegel des Bürgertums. Vom Ende des 17. Jahrhunderts bis heute (= Volkacher Hefte Bd. 19). Volkach 2017.
Commons: Volkacher Stadtbefestigung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Egert, Gerhard: Stadt und Pfarrei Volkach am Main. S. 64.
  2. Meyer, Herbert: Türme und Tore im alten Volkach. S. 115 f.
  3. Egert, Gerhard: Türme und Tore im alten Volkach. S. 116.
  4. Meyer, Herbert: Türme und Tore im alten Volkach. S. 112.
  5. Egert, Gerhard: Stadt und Pfarrei Volkach am Main. S. 66.
  6. Egert, Gerhard: Große Brände in Volkach im 19. Jahrhundert. S. 157.
  7. Schmitt, Günther: Häuserchronik der Stadt Volkach. S. 34.