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Afroamerikaner

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Als Afroamerikaner werden Amerikaner, insbesondere US-Amerikaner, afrikanischer Herkunft bezeichnet.

Überblick

Auch wenn sich im Verlauf der Jahrhunderte Vermischungen ergeben haben, ist die Mehrheit unter ihnen jedoch nach wie vor weitaus überwiegend afrikanischer Herkunft. Zu Zeiten von Sklaverei und Segregation galten alle Menschen mit 'einem Tropfen schwarzen Blutes' als schwarz. Damals wurden diese als Negro oder Colored bezeichnet, wobei mit Colored ursprünglich allerdings nur Mischlinge gemeint waren und der Begriff dann 'beschönigend' ausgeweitet wurde. In den letzten Jahren wurde die rassistische Zuschreibung der sogenannten 'One-Drop-Rule' jedoch zunehmend hinterfragt und von politischen Bewegungen der Mischlinge bloßgestellt.

Auch die Bezeichnung Afro-American wurde inzwischen ersetzt. African-American ist die gesellschaftlich konsensuale, gebräuchliche Begrifflichkeit. Dieses Konzept geht von der Zugehörigkeit zu einer afrikanischen Diaspora aus. In der US-amerikanischen gesellschaftspolitischen Diskussion wird die Bezeichnung in ähnlichem Kontext wie black gebraucht, der Begriff Negro als rassistische Zuschreibung nicht mehr verwendet.

Abgrenzung

Die Nachfahren ehemaliger Sklaven aus Lateinamerika und der Karibik, obwohl ebenfalls schwarzafrikanischer Herkunft, werden dagegen oft als Lateinamerikaner eingeordnet. Auch ist nicht allgemein anerkannt ab wie vielen Vorfahren Menschen als "europäisch" / "weiß", "farbig" oder "afroamerikanisch" / "schwarz" angesehen werden.

Gruppen von Nachfahren entflohener schwarzafrikanischer Sklaven, die ebenfalls oft nicht als afroamerikanisch gelten, sind

Geschichte der Afroamerikaner

Seit 1619 wurden Afrikaner gekauft und per Schiff in den amerikanischen Süden gebracht. 1807 wurde der Import von Sklaven formal verboten, aber das Verbot wurde kaum beachtet. 1860 lebten in den USA 3,5 Millionen versklavte Afroamerikaner in den südlichen Bundesstaaten und 500.000 freie Afroamerikaner im ganzen Land. Die Sklaverei war sehr umstritten. Das Anwachsen des Abolitionismus kulminierte in der Wahl Abraham Lincolns zum Präsidenten der USA und war einer der Gründe für die Sezession der Konföderierten Staaten von Amerika, die den amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) auslöste.

Die Emancipation Proclamation von 1862 erklärt alle Sklaven in der Konföderation für frei; sie enthielt Ausnahmen für alle Sklaven in den Territorien, die sich nicht losgesagt hatten. Auf diese Weise wurde kein Sklave unmittelbar befreit, da das US-Recht über die konförderierten Staaten zu diesem Zeitpunkt faktisch keine Wirkung hatte. Das Thirteenth Amendment to the United States Constitution (1865) befreite alle Sklaven, auch die in den Staaten, die sich nicht abgespalten hatten. Während der Reconstruction erhielten Afroamerikaner im Süden das Recht zu wählen und öffentliche Ämter inne zu haben, sowie eine Reihe anderer Rechte, die ihnen vorher verweigert worden waren. Nach dem Ende der Reconstruction 1877 entzogen die weißen Landbesitzer den Schwarzen mit einer Vielzahl von Maßnahmen wieder das Wahlrecht, worin sie auch durch Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes unterstützt wurden. Sie errichteten ein System der Segregation der Rassen und terrorisierten die Schwarzen mit Gewalt einschließlich Lynchjustiz. Den schwarzen Landarbeitern und Pächtern ging es kaum besser als vor dem Bürgerkrieg.

Die verzweifelte Lage der Afroamerikaner im Süden löste die Great Migration, die große Wanderungsbewegung im frühen 20. Jahrhundert aus. Sie führte zusammen mit dem Anwachsen der intellektuellen und kulturellen Elite im Norden zu einer Erstarken des Kampfes gegen die Gewalt und die Diskriminierung gegen Afroamerikaner. Eine der wichtigsten der neu entstehenden Gruppen war die National Association for the Advancement of Colored People. Sie führte einen langen juristischen Kampf, um die Segregation zu beenden, der in der Entscheidung des obersten Gerichtshofs Brown vs. Board of Education (1954) kulminierte. Danach war die Rassentrennung in Schulen verfassungswidrig.

Der Fall Brown vs. Board of Education war ein Meilenstein in der Geschichte der Bürgerrechtsbewegung. Sie war Teil einer langfristigen Strategie um die Jim Crow - Segregation im öffentlichen Erziehungswesen, in Hotels, in öffentlichen Verkehrsmitteln, in der Arbeitswelt und beim Wohnungsbau zu beenden und Afroamerikanern die Möglichkeit, das in der Verfassung garantierte Wahlrecht auch tatsächlich ausüben zu können, zu sichern. Die Bewegung erreichte in den 1960ern unter Führern wie Dr. Martin Luther King, jr., Whitney Young und Roy Wilkins, Sr ihren Höhepunkt. Zur gleichen Zeit sprach sich der Sprecher der Nation of Islam Malcolm X und später Stokely Carmichael von der Black Panther Party für black power aus. Die Ideen des schwarzen Nationalismus und des Panafrikanismus fanden breite Unterstützung unter einem Teil der Afroamerikaner. Die Bürgerrechtsbewegung führt zu einem Anwachsen der schwarzen Mittelschicht während sich die Lebensbedingungnen der armen Mehrheit spätestens seit Ende der 70er Jahre rasch wieder verschlechterten. Afroamerikaner stellten einen überproportional hohen Anteil an der rasch wachsenden Zahl der Gefangenen in den Gefängnissen und war besonders stark von dem Rückgang der Realeinkommen in den unteren Einkommensschichten betroffen.

Statistiken

Verteilung der afroamerikanische Bevölkerung nach einer Erfassung der United States Census Bureau im Jahre 2000

Region Absolute Anzahl Verteilung der afroamerikanischen US-Bevölkerung
Südstaaten 19.528.231 53,6 %
Mittlerer Westen 6.838.669 18.8 %
Nordosten 6.556.909 18,0 %
Westen 3.495.625 9,6 %


Entwicklung der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA

Jahr Anzahl Anteil der US-amerikanischen Bevölkerung
1790 757,208 19.3%
1800 1,002,037 18.9%
1810 1,377,808 19.0%
1820 1,771,656 18.4%
1830 2,328,642 18.1%
1840 2,873,648 16.8%
1850 3,638,808 15.7%
1860 4,441,830 14.1%
1870 4,880,009 12.7%
1880 6,580,793 13.1%
1890 7,488,788 11.9%
1900 8,833,994 11.6%
1910 9,827,763 10.7%
1920 10.5 Millionen 9.9%
1930 11.9 Millionen 9.7%
1940 12.9 Millionen 9.8%
1950 15.0 Millionen 10.0%
1960 18.9 Millionen 10.5%
1970 22.6 Millionen 11.1%
1980 26.5 Millionen 11.7%
1990 30.0 Millionen 12.1%
2000 34.6 Millionen 12.3%

Bekannte Afroamerikaner

Bildende Künstler

Bürgerrechtsaktivisten

Feministinnen

Musiker

Politiker

Schauspieler

Schriftsteller

Sportler

Unternehmer

Sonstige

Literatur

John Hope Franklin, Alfred A. Moss, Jr. , Von der Sklaverei zur Freiheit. Die Geschichte der Schwarzen in den USA, Propyläen Taschenbuch, Berlin, 1999

Siehe auch