Afroamerikaner
Als Afroamerikaner werden Amerikaner, insbesondere US-Amerikaner, afrikanischer Herkunft bezeichnet.
Überblick
Auch wenn sich im Verlauf der Jahrhunderte Vermischungen ergeben haben, ist die Mehrheit unter ihnen jedoch nach wie vor weitaus überwiegend afrikanischer Herkunft. Zu Zeiten von Sklaverei und Segregation galten alle Menschen mit 'einem Tropfen schwarzen Blutes' als schwarz. Damals wurden diese als Negro oder Colored bezeichnet, wobei mit Colored ursprünglich allerdings nur Mischlinge gemeint waren und der Begriff dann 'beschönigend' ausgeweitet wurde. In den letzten Jahren wurde die rassistische Zuschreibung der sogenannten 'One-Drop-Rule' jedoch zunehmend hinterfragt und von politischen Bewegungen der Mischlinge bloßgestellt.
Auch die Bezeichnung Afro-American wurde inzwischen ersetzt. African-American ist die gesellschaftlich konsensuale, gebräuchliche Begrifflichkeit. Dieses Konzept geht von der Zugehörigkeit zu einer afrikanischen Diaspora aus. In der US-amerikanischen gesellschaftspolitischen Diskussion wird die Bezeichnung in ähnlichem Kontext wie black gebraucht, der Begriff Negro als rassistische Zuschreibung nicht mehr verwendet.
Abgrenzung
Die Nachfahren ehemaliger Sklaven aus Lateinamerika und der Karibik, obwohl ebenfalls schwarzafrikanischer Herkunft, werden dagegen oft als Lateinamerikaner eingeordnet. Auch ist nicht allgemein anerkannt ab wie vielen Vorfahren Menschen als "europäisch" / "weiß", "farbig" oder "afroamerikanisch" / "schwarz" angesehen werden.
Gruppen von Nachfahren entflohener schwarzafrikanischer Sklaven, die ebenfalls oft nicht als afroamerikanisch gelten, sind
- die Garifuna in Mittelamerika, die durch Vermischung mit Kariben entstanden sind
- die Maroons der Karibik und Surinames / Guyanas, die in abgelegenen Gebieten eigenständige afrikanische Gemeinschaften aufgebaut haben
- die Schwarzen Seminolen (black seminole) in Florida und Oklahoma, die den spanischen Kolonialherren entwichen sind und sich als eigenständige Gruppe dem Indianer-Volk der Seminolen anschlossen.
Geschichte der Afroamerikaner
Seit 1619 wurden Afrikaner gekauft und per Schiff in den amerikanischen Süden gebracht. 1807 wurde der Import von Sklaven formal verboten, aber das Verbot wurde kaum beachtet. 1860 lebten in den USA 3,5 Millionen versklavte Afroamerikaner in den südlichen Bundesstaaten und 500.000 freie Afroamerikaner im ganzen Land. Die Sklaverei war sehr umstritten. Das Anwachsen des Abolitionismus kulminierte in der Wahl Abraham Lincolns zum Präsidenten der USA und war einer der Gründe für die Sezession der Konföderierten Staaten von Amerika, die den amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) auslöste.
Die Emancipation Proclamation von 1862 erklärt alle Sklaven in der Konföderation für frei; sie enthielt Ausnahmen für alle Sklaven in den Territorien, die sich nicht losgesagt hatten. Auf diese Weise wurde kein Sklave unmittelbar befreit, da das US-Recht über die konförderierten Staaten zu diesem Zeitpunkt faktisch keine Wirkung hatte. Das Thirteenth Amendment to the United States Constitution (1865) befreite alle Sklaven, auch die in den Staaten, die sich nicht abgespalten hatten. Während der Reconstruction erhielten Afroamerikaner im Süden das Recht zu wählen und öffentliche Ämter inne zu haben, sowie eine Reihe anderer Rechte, die ihnen vorher verweigert worden waren. Nach dem Ende der Reconstruction 1877 entzogen die weißen Landbesitzer den Schwarzen mit einer Vielzahl von Maßnahmen wieder das Wahlrecht, worin sie auch durch Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes unterstützt wurden. Sie errichteten ein System der Segregation der Rassen und terrorisierten die Schwarzen mit Gewalt einschließlich Lynchjustiz. Den schwarzen Landarbeitern und Pächtern ging es kaum besser als vor dem Bürgerkrieg.
Die verzweifelte Lage der Afroamerikaner im Süden löste die Great Migration, die große Wanderungsbewegung im frühen 20. Jahrhundert aus. Sie führte zusammen mit dem Anwachsen der intellektuellen und kulturellen Elite im Norden zu einer Erstarken des Kampfes gegen die Gewalt und die Diskriminierung gegen Afroamerikaner. Eine der wichtigsten der neu entstehenden Gruppen war die National Association for the Advancement of Colored People. Sie führte einen langen juristischen Kampf, um die Segregation zu beenden, der in der Entscheidung des obersten Gerichtshofs Brown vs. Board of Education (1954) kulminierte. Danach war die Rassentrennung in Schulen verfassungswidrig.
Der Fall Brown vs. Board of Education war ein Meilenstein in der Geschichte der Bürgerrechtsbewegung. Sie war Teil einer langfristigen Strategie um die Jim Crow - Segregation im öffentlichen Erziehungswesen, in Hotels, in öffentlichen Verkehrsmitteln, in der Arbeitswelt und beim Wohnungsbau zu beenden und Afroamerikanern die Möglichkeit, das in der Verfassung garantierte Wahlrecht auch tatsächlich ausüben zu können, zu sichern. Die Bewegung erreichte in den 1960ern unter Führern wie Dr. Martin Luther King, jr., Whitney Young und Roy Wilkins, Sr ihren Höhepunkt. Zur gleichen Zeit sprach sich der Sprecher der Nation of Islam Malcolm X und später Stokely Carmichael von der Black Panther Party für black power aus. Die Ideen des schwarzen Nationalismus und des Panafrikanismus fanden breite Unterstützung unter einem Teil der Afroamerikaner. Die Bürgerrechtsbewegung führt zu einem Anwachsen der schwarzen Mittelschicht während sich die Lebensbedingungnen der armen Mehrheit spätestens seit Ende der 70er Jahre rasch wieder verschlechterten. Afroamerikaner stellten einen überproportional hohen Anteil an der rasch wachsenden Zahl der Gefangenen in den Gefängnissen und war besonders stark von dem Rückgang der Realeinkommen in den unteren Einkommensschichten betroffen.
Statistiken
Verteilung der afroamerikanische Bevölkerung nach einer Erfassung der United States Census Bureau im Jahre 2000
Region | Absolute Anzahl | Verteilung der afroamerikanischen US-Bevölkerung |
---|---|---|
Südstaaten | 19.528.231 | 53,6 % |
Mittlerer Westen | 6.838.669 | 18.8 % |
Nordosten | 6.556.909 | 18,0 % |
Westen | 3.495.625 | 9,6 % |
Entwicklung der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA
Jahr | Anzahl | Anteil der US-amerikanischen Bevölkerung |
---|---|---|
1790 | 757,208 | 19.3% |
1800 | 1,002,037 | 18.9% |
1810 | 1,377,808 | 19.0% |
1820 | 1,771,656 | 18.4% |
1830 | 2,328,642 | 18.1% |
1840 | 2,873,648 | 16.8% |
1850 | 3,638,808 | 15.7% |
1860 | 4,441,830 | 14.1% |
1870 | 4,880,009 | 12.7% |
1880 | 6,580,793 | 13.1% |
1890 | 7,488,788 | 11.9% |
1900 | 8,833,994 | 11.6% |
1910 | 9,827,763 | 10.7% |
1920 | 10.5 Millionen | 9.9% |
1930 | 11.9 Millionen | 9.7% |
1940 | 12.9 Millionen | 9.8% |
1950 | 15.0 Millionen | 10.0% |
1960 | 18.9 Millionen | 10.5% |
1970 | 22.6 Millionen | 11.1% |
1980 | 26.5 Millionen | 11.7% |
1990 | 30.0 Millionen | 12.1% |
2000 | 34.6 Millionen | 12.3% |
Bekannte Afroamerikaner
- Frederick Douglass - ein ehemaliger Sklave, kraftvollster US-amerikanischer Anti-Sklaverei-Sprecher
- Harriet Tubman - half 350 Sklaven aus dem Süden zu entkommen; wurde als "Schaffnerin" der "Underground Railroad" bekannt
Bildende Künstler
- Bill Traylor, naiver Maler und Zeichner
- Eugene James Martin, Maler
- Jean Michel Basquiat, Graffiti-Künstler
Bürgerrechtsaktivisten
- Angela Davis, Soziologin
- W.E.B. Du Bois Soziologe, Historiker, Schriftsteller
- Ralph Bunche, Diplomat, Friedensnobelpreis 1950
- Martin Luther King, Pastor
- Malcolm X
- Thurgood Marshall, Jurist
- Rosa Parks
- A. Philip Randolph, Gewerkschafter
Feministinnen
- Spike Lee
- Oscar Micheaux
- Mario van Peebles
- John Singleton
- Julie Dash
- Allen und Albert Hughes
- Bill Duke
- Charles Burnett
- Carl Franklin
- F. Gary Gray
- Antoine Fuqua
- William Greaves
- Gordon Parks sen.
- Gordon Parks jun.
- Kasi Lemmons
- Marlon Troy Riggs
Musiker
- Usher, R & B Sänger
- Marian Anderson, Opernsängerin
- Louis Armstrong, Trompeter und Sänger
- Harry Belafonte, Sänger
- Ray Charles, Sänger
- John Coltrane, Jazzsaxofonist
- Miles Davis, Jazztrompeter
- Duke Ellington, Komponist und Bandleader
- Ella Fitzgerald, Sängerin
- Aretha Franklin, Soulsängerin
- Dizzy Gillespie, Trompeter
- Billie Holiday, Sängerin
- Michael Jackson, R & B Sänger
- Thelonius Monk, Jazzpianist
- Jessye Norman, Opernsängerin
- Charlie Parker, Jazzsaxofonist
- Max Roach, Schlagzeuger
- Bessie Smith, Sängerin
- Archie Shepp, Jazzsaxofonist
- Sarah Vaughan, Jazzsängerin
- Cecil Taylor, Free Jazz Pianist
- 50 Cent, Sänger/Rapper
- Jay-Z, Rapper
- DMX, Rapper, Schauspieler
- Ja Rule, Rapper, Schauspieler
- Nas, Rapper
- 2pac, Rapper (†13.09.1996)
- The Notorious B.I.G., Rapper († 9. März 1997)
- P. Diddy, Rapper; Produzent
- Snoop Dogg, Rapper
- Dr. Dre, Rapper; Produzent
- The Game, Rapper
- Fabolous, Rapper
- Too Short, Rapper
- Young Joc, Rapper
- Lenny Kravitz, Musiker, Sänger, Produzent
Politiker
- David Dinkins, erster schwarzer Bürgermeister von New York City
- Barack Obama, Senator von Illinois
- Colin Powell, General und Außenminister
- Condoleezza Rice, Präsidentenberaterin und Außenministerin
Schauspieler
- Halle Berry
- Lena Horne
- Samuel L. Jackson
- Hattie McDaniel
- Sidney Poitier
- Paul Robeson
- Will Smith
- Cuba Gooding Jr.
- Denzel Washington
- Danny Glover
- Eddie Murphy
- Whoopi Goldberg
- Martin Lawrence
- Wesley Snipes
- Don Cheadle
- Jada Pinkett
- Vivica A. Fox
- Angela Bassett
- Forest Whitaker
- Laurence Fishburne
- Lisa Bonet
- Bill Cosby
- Ving Rhames
- Morgan Freeman
- Regina King
- Jamie Foxx
- James Earl Jones
- John Amos
- Pam Grier
- Louis Gossett Jr.
- Carl Weathers
- Michael Clarke Duncan
- Damon Wayans
- Bernie Mac
Schriftsteller
- Maya Angelou
- James Baldwin
- Amiri Baraka
- Gwendolyn Brooks
- Charles Chesnutt
- Paul Laurence Dunbar
- Ralph Ellison
- Chester Himes
- Langston Hughes
- Zora Neale Hurston
- Nella Larsen
- Audre Lorde
- Toni Morrison
- Ishmael Reed
- Alice Walker
- August Wilson
- Harriet E. Wilson
- Richard Wright
Sportler
- Muhammed Ali, Boxer
- Arthur Ashe, Tennisspieler
- Maurice Ashley, erster und bislang einziger afroamerikanischer Schachgroßmeister
- Joe Louis, Boxer
- Michael Jordan, Basketballspieler
- Jesse Owens, Leichtathlet, Olympiasieger 1936
- Mike Tyson, Boxer
- Tiger Woods, Golfspieler
- Wilma Rudolph, Leichtathletin
Unternehmer
- John H. Johnson - Verleger
- Oprah Winfrey - Talkshow-Moderatorin
Sonstige
- Marcus Garvey, Begründer der sogenannten "back-to-Africa"-Bewegung
- Booker T. Washington
Literatur
John Hope Franklin, Alfred A. Moss, Jr. , Von der Sklaverei zur Freiheit. Die Geschichte der Schwarzen in den USA, Propyläen Taschenbuch, Berlin, 1999
Siehe auch
- Afroamerikanische Literatur
- Afrodeutsche
- Afrokanadier
- Afrokolumbianer
- Afro-Lateinamerikaner
- Afrika und die deutsche Sprache
- Herbert Aptheker
- Blues
- Bürgerrechtsbewegung
- Deutschamerikaner
- Buffalo Soldier
- Roots (Roman)
- Funk
- Garifuna
- Harlem Renaissance
- Jazz
- Gerda Lerner
- Maroons
- Ragtime
- Rap
- Schwarze Seminolen
- Soul
- Zambo