Permafrost

Permafrost – auch Dauerfrostboden – ist das ganze Jahr hindurch gefroren. Permafrost ist somit „Boden, Sediment oder Gestein, welches in unterschiedlicher Mächtigkeit und Tiefe unter der Erdoberfläche mindestens zwei Jahre ununterbrochen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt aufweist“.[1] Permafrostforschung ist Gegenstand der Periglazialforschung.
Verbreitung

Permafrostböden bilden sich dort, wo die Jahresdurchschnittstemperatur −1 °C und der Jahresniederschlag 1000 Millimeter nicht übersteigt. Die großen Permafrostareale der Erde liegen daher in den Polargebieten mit den arktischen und antarktischen Tundren, in großen Teilen der borealen Nadelwaldgebiete, aber auch in sämtlichen Gebieten, die die Voraussetzungen für Permafrost erfüllen, wie etwa Hochgebirge. Als Permafrostzone bezeichnet man „das zirkumpolare Gebiet ewiger Gefrornis, das die Tundra der Nordkontinente, die großen Waldgebiete sowie offshore Zonen des Meeresbodens umfasst“.[2][3][4]
Geographisch gesehen handelt es sich um große Teile Nordkanadas, Alaskas, Grönlands und Ostsibiriens. Etwa 20 bis 25 % der Landflächen der Erde sind in der Permafrost-Zone. Die Permafrost-Zone ist aber nicht zu 100 % der Fläche von Permafrost unterlagert, sondern besteht aus Zonen kontinuierlichen (>90 Flächenprozent), diskontinuierlichen (>50–90 Flächenprozent), sporadischen (>10–50 Flächenprozent) und isolierten (<10 Flächenprozent) Permafrosts. Grönland liegt zu 99 %, Alaska zu 80 %, Russland zu 50 %, Kanada zu 40 bis 50 % und China bis zu 20 % in der Permafrost-Zone.[5] Nach Süden reichen einige Permafrostgebiete bis in die Mongolei. Permafrost dringt dabei unterschiedlich tief in den Untergrund: In Sibirien erreicht der Permafrost Tiefen von bis zu 1500 Meter, in Skandinavien sind es lediglich ca. 20 Meter. Gründe dafür liegen in der großen Kontinentalvergletscherung der letzten Eiszeit (Weichsel-Kaltzeit). Sibirien war nie in größerem Maße vergletschert. Daher war der Boden permanent der Kaltluft ausgesetzt, so dass er bis in sehr tiefe Lagen gefrieren konnte. Dagegen war Skandinavien durch die mächtigen Eisschilde im Untergrund mehr oder weniger isoliert, wodurch der Permafrost nicht so tief eindringen konnte.
Permafrostareale gibt es auch in Hochgebirgsregionen, wie beispielsweise den Alpen. Sie sind während der letzten Eiszeit (Würm-Kaltzeit) entstanden als der Boden stellenweise bis in mehrere 1000 Meter Tiefe gefror. Neben diesen fossilen Permafrostgebieten in den Alpen findet heute – wenn auch nur in sehr geringem Umfang – auch rezente Permafrostneubildung statt (zum Beispiel durch das Zurückweichen eines isolierend wirkenden Gletschers oder Blockgletschers, wodurch der Boden direkt der Kaltluft ausgesetzt ist und sich Permafrost neu bilden kann, sofern die Voraussetzungen dafür erfüllt sind). Andererseits bewirkt ein Anstieg der mittleren Lufttemperatur ein Auftauen von Permafrostboden in den Alpen, dem die Wasserfassung (für Trinkwasser und Wasserkraft) der Richterhütte auf 2.374 m Höhe in den Zillertaler Alpen 2015 zum Opfer fiel.[6] Auch das Sonnblick-Observatorium ist auf lange Sicht gefährdet.
In der Südhemisphäre gibt es Permafrostböden, außer in der Gebirgsregion der Anden, noch auf knapp 50.000 km2 gletscherfreien Flächen in der Antarktis.[7] Demnach hat Permafrost dort nur eine relativ geringe Ausdehnung, begünstigt durch die Tatsache, dass weniger als 1 Prozent der dortigen Landmasse eisfrei ist.[8]
Zudem gibt es in der Arktis auch submarinen Permafrost, also Permafrostböden am Grund der Meere. Durch die Dichteanomalie des Wassers eigentlich physikalisch unmöglich, erklärt sich dieser folgendermaßen: Durch die eustatische Meeresspiegelschwankung der letzten Eiszeit lagen viele Kontinentalschelfe, die heute wieder unter Wasser stehen, über dem Meeresspiegel, wodurch die Böden dort bis in mehrere 100 Meter Tiefe Permafrost ausbilden konnten.[9] Das Meerwasser, das den Schelf in der folgenden Warmphase wieder überflutete, war zu kalt, um den dann submarinen Permafrost wieder auftauen zu können. Daneben kann sich submariner Permafrost bilden, wenn in flachen Gewässern Meereis bis auf den Meeresboden aufliegt und die Sedimente darunter gefrieren.[7] Die bekanntesten submarinen Permafrostgebiete liegen in der Laptewsee im Nordpolarmeer.
Permafrostböden können im Sommer oberflächlich auftauen; der Auftauboden (in der Literatur häufig auch als active layer bezeichnet) ist meist zwischen 30 Zentimetern und 2 Metern tief. Der darunter liegende Boden bleibt weiterhin gefroren. Bedingt durch den Auftauboden finden zahlreiche periglaziale Denudationsprozesse statt. Die außerhalb der Periglazialgebiete gebildete, periodisch gefrorene, obere Bodenschicht bezeichnet man als Winterfrostboden; dieser gehört nicht zu den Permafrostböden (zum Beispiel der in Zentraleuropa gefrorene Oberboden im Winter).
Zukunftsprognosen gehen aufgrund der zunehmenden Erderwärmung von einem Rückgang der Permafrostgebiete weltweit um 25–44 % bei einer Anhebung der Globaltemperatur um 2 K aus.[10][11]
Gliederung des Permafrosts

- Horizontale Gliederung
- Zone des kontinuierlichen Permafrosts (90 bis 100 % des Unterbodens einer Region sind gefroren)
- Zone des diskontinuierlichen Permafrosts (mehr als 50 % des Unterbodens einer Region sind gefroren)
- Zone des sporadischen Permafrosts (lückenhafte Verteilung des gefrorenen Unterbodens)
Vertikale Gliederung (von oben nach unten)
- sommerlicher Auftauboden (active layer), der bei höheren Temperaturen mehr oder weniger stark aufgetaut sein kann (Mächtigkeit: wenige Zentimeter bis mehrere Meter)
- eigentlicher Dauerfrostboden ist immer gefroren; die Oberfläche, also die Grenze zum Auftauboden, wird als Permafrosttafel bezeichnet
- Niefrostboden ist aufgrund der geothermischen Wärmezufuhr aus dem Erdinneren ungefroren, liegt in einigen Dekametern bis maximal 1.500 Meter Tiefe
Ein nicht gefrorener Bereich innerhalb des Dauerfrostbodens wird als Talik bezeichnet. Dabei werden offene und geschlossene Taliki unterschieden, letztere haben keinen Kontakt zum Auftauboden.

weiß: Vergletscherung; rosa Strichellinie: Südgrenze der Tundra; weiße Punktlinie: Südgrenze des Permafrostbodens; grüne Linie: Steppe- / Baumgrenze; gelbe Schraffur: Lösswüste
Paläontologische Bedeutung
In Permafrostböden wurde die voreiszeitliche Fauna und Flora vorzüglich konserviert. Das gefundene biologische Material ist dabei permanent tiefgefroren. Dadurch sind auch DNA-Analysen der Funde möglich, was bei Fossilien sonst nicht möglich ist. So wurde 1997 ein sehr gut erhaltenes Wollhaarmammut (das Jarkov-Mammut) auf der Taimyr-Halbinsel in Nordsibirien von dem Dolganen Gennadij Jarkow gefunden, das umfassend untersucht wurde.
Die Leinkrautart Silene stenophylla konnte sich im sibirischen Permafrost über 30.000 Jahre halten. 2012 gelang es Forschern der Russischen Akademie der Wissenschaften, Pflanzen aus gefrorenen Resten heranzuziehen.[13]
Viren, wie das 30.000 Jahre alte Mollivirus sibericum, wurden ebenfalls im Permafrostboden gefunden.[14]
Außerdem wurden in Sibirien Nematoden gefunden, die seit dem Pleistozän vor etwa 42.000 Jahren im Permafrostboden konserviert waren. Trotz der Tatsache, dass sie seit Zehntausenden von Jahren eingefroren waren, wurden zwei Arten dieser Würmer erfolgreich wiederbelebt.[15]
Kohlenstoffspeicher
In Permafrostgebieten wie der Arktis, Antarktis oder den Hochgebirgen sind zwischen 1.300 und 1.600 Gigatonnen Kohlenstoff gespeichert, etwa doppelt so viel wie in der gesamten Erdatmosphäre (etwa 800 Gigatonnen): Beim durch den Klimawandel beschleunigten Auftauen der Permafrostböden wird dieser als Treibhausgas Kohlenstoffdioxid freigesetzt.[16][17] Das Auftauen von Permafrostböden gilt als eines der bedeutendsten Kippelemente der globalen Erwärmung.[18][19]
Die Untersuchung der Kohlenstoff-Dynamik in permafrostbeeinflussten Böden und die Abschätzung der dort lagernden Kohlenstoffmengen sind Gegenstand aktueller Forschung.[20]
Rückgang von Permafrostböden



Im Zuge der globalen Erwärmung erwärmt sich nahezu weltweit auch der Permafrost. In den letzten Jahrzehnten wurde eine Nordwärtswanderung der Permafrostgrenze in Nordamerika,[21] Eurasien[22] sowie der Arktis beobachtet. Einer Studie des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) zufolge ist die Temperatur von Permafrostböden zwischen 2007 und 2016 global um 0,3 Grad Celsius angestiegen. Der größte Anstieg wurde dabei in Sibirien beobachtet, wo der Temperaturanstieg teilweise fast ein Grad Celsius betrug. Neben höheren Lufttemperaturen war in der diskontinuierlichern Permafrostzone auch eine dickere Schneedecke ursächlich.[23]
Im Garwood Valley an der Küste des ostantarktischen Viktorialandes hat sich zwischen 2001 und 2012 die Thermokarstentwicklung stark beschleunigt. Ursache ist wahrscheinlich eine intensivere Sonneneinstrahlung infolge veränderter Wetterverhältnisse. Die dünne Sedimentschicht über dem Permafrost hat dessen Auftauen noch beschleunigt. Es wird befürchtet, dass eine Erwärmung der Region zu einem ebenso raschen Auftauen des Permafrostes führen könnte.[24][25]
Farquharson et al. veröffentlichten 2019 einen wissenschaftlichen Artikel über die Veränderungen des Permafrostbodens (genauer: des Thermokarst) an drei Messstationen in der kanadischen Hocharktis zwischen 2003 und 2017.[26] Den Autoren zufolge taute der Boden in einigen Regionen Kanadas im Untersuchungszeitraum oft so stark auf, wie es bei einer moderaten Entwicklung (gemäß dem IPCC RCP 4.5-Szenario) eigentlich erst für das Jahr 2090 bei einer globalen Erwärmung um etwa 1,1 bis 2,6 °C erwartet worden war.[26][27] Daraus folgend ist beispielsweise der Boden an der „Mold Bay“-Wetterstation auf der Prince Patrick Island im untersuchten Zeitraum um rund 90 Zentimeter abgesackt. Der Grund für diese Entwicklung scheint das Antauen des Dauerfrostbodens zu sein; die Permafrosttafel verschiebt sich durch die gehäuft auftretenden überdurchschnittlich warmen Sommer zu immer größeren Tiefen, da der sommerliche Auftauboden eine begrenzte Wärmepufferkapazität aufweist und so den Dauerfrostboden schlecht gegenüber steigenden Temperaturen isoliert.[26]
Aufgrund der Temperaturerhöhung in der Arktis steigt dort die Gefahr von Waldbränden. Wird der Torfboden der Arktis durch die Erwärmung trockener, gerät er leichter in Brand und setzt wiederum Treibhausgase in die Atmosphäre frei.[28] Aus Bränden resultierender Rauch und Ruß bedecken Wasser- und Schneegebiete und verringert deren Rückstrahlvermögen (Albedo), was zu einer stärkeren lokalen Erwärmung führt. Aufgetaute Permafrostböden bieten wiederum Bränden mehr Nahrung.[29] Im Juni und Juli 2019 wurde in der Arktis eine ungewöhnlich hohen Zahl von Waldbränden beobachtet, besonders in Alaska, wo 2019 eine große Wärme- und Dürreperiode vorherrscht.[28][29] Bleiben hohe Temperaturen und Trockenheit über mehrere aufeinanderfolgende Jahre bestehen, werden Torfböden schneller entzündbar und es kommt zu unterirdischen Moorbränden, die kaum zu löschen sind.[30]
Zu den unmittelbaren Folgen eines Rückgangs der Permafrostböden zählen Schäden an Straßen und Häusern, die dort, wo der Permafrost auftaut, nun nur noch auf Morast stehen.
Verstärkung des Klimawandels
Langfristig wird ein Auftauen in noch wesentlich größerem Ausmaß befürchtet, da sich die Arktis weit überdurchschnittlich erwärmt (→ Polare Verstärkung). Einige Wissenschaftler nehmen an, dass es zu einer positiven Rückkopplung kommen könnte, da in den dauerhaft gefrorenen Böden als Biomasse gebundener Kohlenstoff in großer Menge vorhanden ist, der beim Abtauen und Abbau der Biomasse als Treibhausgas CO2 an die Atmosphäre abgegeben würde.
Darüber hinaus wird in diesem Fall in Permafrostböden in großen Mengen gebundenes Methan in die Atmosphäre entweichen.[31] Dieser Vorgang wäre eine Verstärkung der Erwärmung, da das Treibhauspotenzial von Methan etwa 25-mal so groß ist wie das von CO2. Nach einer Untersuchung aus dem Jahr 2009 beträgt dieser Faktor sogar 33, wenn Wechselwirkungen mit atmosphärischen Aerosolen berücksichtigt werden.[32] Die wirtschaftlichen Folgekosten alleine der Freisetzung von Methangas beim Abtauen des Permafrosts unter der Ostsibirischen See (Arktis) im Zuge der Klimaerwärmung wurden auf weltweit 60 Billionen US-Dollar geschätzt.[33] Wegen der geringen Permafrostausdehnung in der Antarktik und wegen der Tatsache, dass „Klimaänderungen in der kontinentalen Antarktis wesentlich langsamer“ ablaufen als in der Arktis, stelle der antarktische Permafrost keine klimarelevante Gefahr von Treibhausgasemissionen dar.[8] Laut einer 2018 in Nature veröffentlichten Studie berücksichtigten bisherige Schätzungen jedoch lediglich das allmähliche Auftauen des Permafrostbodens in der Nähe der Oberfläche; ein abruptes Auftauen von Thermokarst-Seen beschleunige die Mobilisierung tiefgefrorenen Kohlenstoffs und führe, in CO2-Äquivalenten gemessen, zu deutlich erhöhten Emissionen.[34]
Neben Kohlendioxid und Methan wird durch das Abtauen zunehmend auch Lachgas freigesetzt, dessen Treibhauspotential über 100 Jahre ca. 300-mal höher ist als das von CO2. Durch eine weitere Erwärmung kann sich die Arktis demnach von einer bisher vernachlässigbaren Quelle zu einer kleinen, aber bedeutsamen Quelle für globale Lachgasemissionen wandeln.[35][36][37]
Nach Aussagen von Wissenschaftlern wurde in Klimamodellen der Einfluss methanbildender, im Permafrost befindlicher Mikroorganismen lange Zeit stark unterschätzt.[38][39]
In CMIP5-Klimamodellen sind Treibhausgasemissionen, die durch das Auftauen von Permafrost entstehen, nicht berücksichtigt, was zu einer systematischen Unterschätzung der globalen Erwärmung führt. Forscher haben daher versucht, diese Effekte durch Korrekturfaktoren nachträglich einzukalkulieren.[40]
Freisetzung von Quecksilber
Eine weitere Gefahr stellt die Freisetzung großer Mengen von gesundheitschädlichem Quecksilber durch das Abtauen der Permafrostböden dar. In der gefrorenen Biomasse der arktischen Permafrostböden ist etwa doppelt so viel Quecksilber gebunden wie in allen anderen Böden, der Atmosphäre sowie den Ozeanen zusammen. Bei einem Abtauen des Permafrostes würden biologische Abbauprozesse einsetzen, durch die das Quecksilber möglicherweise in die Umwelt abgegeben wird, wo es u. a. den arktischen Ökosystemen, Wasserlebewesen in den Ozeanen und der menschlichen Gesundheit schaden könnte.[41]
Veränderungen der Topographie
Das Auftauen von Permafrostböden hat bereits erhebliche und bedrohliche Veränderungen der Topographie verursacht. Vor allem im Norden Russlands sind große ebene Flächen innerhalb kurzer Zeit plötzlich abgesunken, als das gefrorene Wasser auftaute und an Volumen verlor, eingeschlossenes Gas entwich und das durchlöcherte Erdreich in der Folge unter dem eigenen Gewicht in sich zusammensank. Weite Flächen sind seitdem eine Kraterlandschaft mit schiefen und entwurzelten Bäumen sowie Seen mit Tauwasser. Auch der unter der Meeresoberfläche liegende („submarine“) Permafrost vor der russischen Küste taut durch den Zufluss warmen Wassers beschleunigt auf.[42]


Das oberflächliche Auftauen der Böden bereitet viele Probleme beim Bau von Gebäuden. Wurden Gebäude im Winter auf den gefrorenen Böden gebaut, kann es passieren, dass sie bei seinem Auftauen einstürzen. In Gebieten mit Permafrostböden werden deshalb Gebäude vornehmlich auf Pfählen gebaut, die bis in die permanent gefrorenen Bereiche des Bodens hinabreichen und somit auf festem Grund stehen. Außerdem kann Luft den Unterboden des Hauses umströmen und die vom Gebäude abgestrahlte Wärme abtransportieren, um den darunter liegenden Boden nicht auftauen zu lassen.
Das Auftauen der Permafrostböden in den Alpen hingegen setzt ganze Berghänge in Bewegung.[43] Am Bliggferner in den Alpen rutschten 2007 etwa vier Millionen Kubikmeter Gestein und Eis in Richtung Tal. [44][45]
In Gebirgslagen Norwegens hat der dortige Permafrostboden eine Temperatur von 0 bis −3 °C. Deshalb sind auch dort bei anhaltender Klimaerwärmung massive Erdrutsche wahrscheinlich, da das gefrorene Wasser als Bindemittel loses Gestein, Sand und dergleichen zusammenhält.[46] Als Folge von Bergstürzen und Hangrutschungen können in engen Fjordschluchten Megatsunamis mit Auflaufhöhen von 100 m und mehr entstehen.[47][48]
Sonstiges
Das Phänomen Permafrost wurde von den Kosaken entdeckt. Das ursprünglich englische Wort stammt aus dem Jahr 1943. Der umgangssprachliche russische Ausdruck wetschnaja merslota („ewig gefrorener Boden“) tauchte schon Mitte des 19. Jahrhunderts in einem wissenschaftlichen Lexikon auf.[49]
Es wird vermutet, dass das einst auf dem Mars reichlich vorhandene Wasser sich heute zumindest zum Teil als Eis im Boden befindet. Somit würde es auch dort gefrorene Böden geben.
Eine Erdwärme nutzende Wärmepumpenheizung kann zu einem künstlichen Permafrostboden führen, wenn die abgezogene Wärmeenergie nicht mehr durch die Umwelt ausreichend nachgeliefert werden kann. In diesem Fall bildet sich um die Wärmetauscherschlangen im Erdreich ein Block aus gefrorenem Boden, der die Heizleistung deutlich reduziert.
Siehe auch
- Kryoturbation – Durchmischung des oberflächennahen Untergrundes durch Gefrieren und Wiederauftauen
- Nunavut – Permafrostes Territorium im Norden Kanadas
- Thermokarst – Landformungsprozess durch oberflächlich auftauende Permafrostböden
Literatur
- A. Strahler & A. Strahler: Physische Geographie. 2002.
- M.A. Summerfield: Global Geomorphology. An Introduction to the Study of Landforms. 1991.
- H. Zepp: Grundriss Allgemeine Geographie: Geomorphologie. 2004.
- F. Ahnert: Einführung in die Geomorphologie. 1996.
- H. French: The Periglacial Environment. 2004.
- H. Leser: Geomorphologie – Das Geographische Seminar. 2003.
- J. Karte: Räumliche Abgrenzung und regionale Differenzierung des Periglaziärs. 1979.
- A. Semmel: Periglazialmorphologie. 1985.
- W.D. Blümel: Physische Geographie der Polargebiete. 1999.
- Bernhard Wietek: Permafrost im Gipfelbereich. Internationale Seilbahnrundschau 2/2007.
- W. Zech, P. Schad, G. Hintermaier-Erhard: Böden der Welt. 2. Auflage. Springer-Spektrum, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-36574-4.
Weblinks
- Alfred-Wegener-Institut, awi.de: Permafrost auf den Punkt gebracht: Themenseite
- gtnp.arcticportal.org: Internationales Programm zur Erfassung von Permafrostparametern (GNT-P)
- ipa.arcticportal.org: International Permafrost Association
- scinexx.de, 7. November 2011: Potente Methan-Mikrobe im Permafrost entdeckt
- Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), 2009, slf.ch: Bauen im Permafrost – Ein Leitfaden für die Praxis (PDF, 7,0 MB)
- Spiegel.de, 19. September 2008, Christoph Seidler: Kanadischer Eisklotz verblüfft die Klimaforscher
- wiki.bildungsserver.de: Permafrost
Einzelnachweise
- ↑ Lexikon der Geowissenschaften. Band 2., 2000, S. 326.
- ↑ G. Hintermaier-Erhard et al.: Wörterbuch der Bodenkunde. S. 205.
- ↑ Alexey Portnov, Andrew J. Smith et al.: Offshore permafrost decay and massive seabed methane escape in water depths >20 m at the South Kara Sea shelf. Band 40. GRL, 2013, S. 3962–3967, doi:10.1002/grl.50735 (Online, PDF).
- ↑ Max, M.D.: Natural Gas Hydrate: Coastal Systems and Continental Margins. 5. Auflage. Springer, 2000, ISBN 978-94-011-4387-5, S. 415 (Online, PDF).
- ↑ Vorlage:Thecanadianencyclopedia
- ↑ Klimawandel zerstört Hüttenkraftwerk, orf.at, 11. September 2015, abgerufen 5. Oktober 2015.
- ↑ a b Lars Kutzbach, Paul Overduin, Eva-Maria Pfeiffer, Sebastian Wetterich und Sebastian Zubrzycki: Terrestrischer und submariner Permafrost in der Arktis. In: José L. Lozán, Hartmut Graßl, Dieter Kasang, Dirk Notz und Heidi Escher-Vetter (Hrsg.): Warnsignal Klima: Das Eis der Erde. 2015, S. 78–86, doi:10.2312/warnsignal.klima.eis-der-erde.12 (http://www.klima-warnsignale.uni-hamburg.de.).
- ↑ a b Klimagefahr durch tauenden Permafrost? In: Umweltbundesamt Hintergrundpapier. Umweltbundesamt, August 2006, abgerufen am 17. Januar 2019.
- ↑ Where is Frozen Ground? National Snow and Ice Data Center (NSIDC), abgerufen am 19. Juni 2018.
- ↑ Oleg A. Anisimova, Frederick E. Nelson: Permafrost distribution in the Northern Hemisphere under scenarios of climatic change. In: Global and Planetary Change. Band 14, Nr. 1–2, August 1996, S. 59–72, doi:10.1016/0921-8181(96)00002-1.
- ↑ Hanno Charisius: Wie im Sommer 2090. In: sueddeutsche.de. 17. Juni 2019, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 23. Juni 2019]).
- ↑ Peter U. Clark, Arthur S. Dyke, Jeremy D. Shakun, Anders E. Carlson, Jorie Clark, Barbara Wohlfarth, Jerry X. Mitrovica, Steven W. Hostetler, A. Marshall McCabe: The Last Glacial Maximum. In: Science. Band 325, Nr. 5941, 2009, S. 710–714.
- ↑ Meldung auf handelsblatt.com vom 21. Februar 2012, abgerufen am 21. Februar 2012
- ↑ AFP: Scientists to reanimate 30,000-year-old “giant virus” found in Siberia. Daily Telegraph vom 8. September 2015
- ↑ A. V. Shatilovich, A. V. Tchesunov, T. V. Neretina, I. P. Grabarnik, S. V. Gubin, T. A. Vishnivetskaya, T. C. Onstott, E. M. Rivkina: Viable Nematodes from Late Pleistocene Permafrost of the Kolyma River Lowland. In: Doklady Biological Sciences. 480, 2018, S. 100, doi:10.1134/S0012496618030079.
- ↑ Deutschlandfunk, Wissenschaft im Brennpunkt, 7. August 2016, Andrea Rehmsmeier: Auf dünnem Eis (5. November 2016)
- ↑ ipa.arcticportal.org: International Permafrost Association (5. November 2016)
- ↑ Frontiers 2018/19: Emerging Issues of Environmental Concern. Abgerufen am 6. März 2019 (englisch).
- ↑ Methanschleuder Permafrost - wissenschaft.de. In: wissenschaft.de. 20. März 2018 (wissenschaft.de [abgerufen am 6. März 2019]).
- ↑ Sebastian Zubrzycki, Lars Kutzbach, Eva-Maria Pfeiffer: Böden in Permafrostgebieten der Arktis als Kohlenstoffsenke und Kohlenstoffquelle. In: Polarforschung. Band 81, Nr. 1, 2011, S. 33–46 (awi.de [PDF]).
- ↑ Yu Zhang, Wenjun Chen, Daniel W. Riseborough: Temporal and spatial changes of permafrost in Canada since the end of the Little Ice Age. In: Journal of Geophysical Research. November 2006, doi:10.1029/2006JD007284.
- ↑ V. E. Romanovsky, D. S. Drozdov, N. G. Oberman, G. V. Malkova, A. L. Kholodov, S. S. Marchenko, N. G. Moskalenko, D. O. Sergeev, N. G. Ukraintseva, A. A. Abramov, D. A. Gilichinsky, A. A. Vasiliev: Thermal state of permafrost in Russia. In: Permafrost and Periglacial Processes. Juni 2010, doi:10.1002/ppp.683.
- ↑ Boris K. Biskaborn, Sharon L. Smith, Jeannette Noetzli, Heidrun Matthes, Gonçalo Vieira, Dmitry A. Streletskiy, Philippe Schoeneich, Vladimir E. Romanovsky, Antoni G. Lewkowicz, Andrey Abramov, Michel Allard, Julia Boike, William L. Cable, Hanne H. Christiansen, Reynald Delaloye, Bernhard Diekmann, Dmitry Drozdov, Bernd Etzelmüller, Guido Grosse, Mauro Guglielmin, Thomas Ingeman-Nielsen, Ketil Isaksen, Mamoru Ishikawa, Margareta Johansson, Halldor Johannsson, Anseok Joo, Dmitry Kaverin, Alexander Kholodov, Pavel Konstantinov, Tim Kröger, Christophe Lambiel, Jean-Pierre Lanckman, Dongliang Luo, Galina Malkova, Ian Meiklejohn, Natalia Moskalenko, Marc Oliva, Marcia Phillips, Miguel Ramos, A. Britta K. Sannel, Dmitrii Sergeev, Cathy Seybold, Pavel Skryabin, Alexander Vasiliev, Qingbai Wu, Kenji Yoshikawa, Mikhail Zheleznyak, Hugues Lantuit: Permafrost is warming at a global scale. In: Nature Communications. Januar 2019, doi:10.1038/s41467-018-08240-4.
Siehe dazu auch: Permafrostböden tauen weltweit auf - derStandard.at. Abgerufen am 17. Januar 2019 (österreichisches Deutsch). Und: Zeit Online, AFP, kg: Klimawandel: Permafrost erwärmt sich weltweit. In: Die Zeit. 16. Januar 2019, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 17. Januar 2019]). - ↑ Bodeneis der Antarktis schmilzt immer schneller. orf/dpa, 24. Juli 2013, abgerufen am 19. Juni 2018.
- ↑ Joseph S. Levy u. a.: Accelerated thermokarst formation in the McMurdo Dry Valleys, Antarctica. In: Scientific Reports. Band 3, Nr. 2269, 2013, doi:10.1038/srep02269.
- ↑ a b c Louise M. Farquharson, Vladimir E. Romanovsky, William L. Cable, Donald A. Walker, Steven Kokelj, Dimitry Nicolsk: Climate change drives widespread and rapid thermokarst development in very cold permafrost in the Canadian High Arctic. In: Geophysical Research Letters. Juni 2019, doi:10.1029/2019GL082187.
- ↑ IPCC: Table SPM-2, in: Summary for Policymakers. In: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change.
- ↑ a b Lara Malberger: „Die Arktis brennt so stark wie seit Jahren nicht“. In: Zeit online. 19. Juli 2019, abgerufen am 20. Juli 2019.
- ↑ a b Stefan Kruse im Gespräch mit Uli Blumenthal: Flächenbrände in der Arktis„Rußpartikel beschleunigen das Abschmelzen der Eismassen“. In: Deutschlandfunk. 18. Juli 2019, abgerufen am 20. Juli 2019.
- ↑ Gefährliche Rückkopplungen. 4.500.000 Hektar: Waldbrandkatastrophe in Sibirien. In: www.feuerwehrmagazin.de. 9. August 2019, abgerufen am 11. August 2019.
- ↑ D. G. Vaughan, J.C. Comiso, I. Allison, J. Carrasco, G. Kaser, R. Kwok, P. Mote, T. Murray, F. Paul, J. Ren, E. Rignot, O. Solomina, K. Steffen, T. Zhang: Observations: Cryosphere. In: T. F. Stocker, D. Qin, G.-K. Plattner, M. Tignor, S.K. Allen, J. Boschung, A. Nauels, Y. Xia, V. Bex, P.M. Midgley (Hrsg.): Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA, 4.7 Frozen Ground, S. 362 (ipcc.ch [PDF; 13,1 MB]).
- ↑ D. T. Shindell; G. Faluvegi, D. M. Koch, G. A. Schmidt, N. Unger und S. E. Bauer (2009): Improved attribution of climate forcing to emissions. Science 326, Nr. 5953, S. 716–718.
- ↑ Monika Seynsche: Methan aus tauendem Permafrost, dradio.de, Deutschlandfunk, Forschung Aktuell, 24. Juli 2013
- ↑ Katey Walter Anthony, Thomas Schneider von Deimling, Ingmar Nitze, Steve Frolking, Abraham Emond, Ronald Daanen, Peter Anthony, Prajna Lindgren, Benjamin Jones, Guido Grosse: 21st-century modeled permafrost carbon emissions accelerated by abrupt thaw beneath lakes. In: Nature Communications. Band 9, Nr. 3262, 15. August 2018 (nature.com).
- ↑ Carolina Voigt et al.: Increased nitrous oxide emissions from Arctic peatlands after permafrost thaw. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 2017, doi:10.1073/pnas.1702902114.
- ↑ James G. Anderson, Bruce Baker, Edward Dumas, Claire Healy, David S. Sayres: Permafrost nitrous oxide emissions observed on a landscape scale using the airborne eddy-covariance method. In: Atmospheric Chemistry and Physics. Band 19, Nr. 7, 3. April 2019, ISSN 1680-7316, S. 4257–4268 (atmos-chem-phys.net [abgerufen am 22. Juli 2019]).
- ↑ Harvard chemist: Permafrost N2O levels 12 times higher than expected. In: Harvard Gazette. 6. Juni 2019, abgerufen am 22. Juli 2019 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Methanschleuder Permafrost. In: www.wissenschaft.de. 20. März 2018, abgerufen am 20. Juli 2019.
- ↑ Tauender Permafrost – eine unterschätzte Gefahr für das Weltklima. In: www.bundesregierung.de. 2019, abgerufen am 20. Juli 2019.
- ↑ Eleanor J. Burke, Chris D. Jones, Charles D. Koven: Estimating the Permafrost-Carbon Climate Response in the CMIP5 Climate Models Using a Simplified Approach. In: Journal of Climate (JCLI). Juli 2013, doi:10.1175/JCLI-D-12-00550.1 (englisch).
- ↑ Paul F. Schuster et al.: Permafrost Stores a Globally Significant Amount of Mercury. In: Geophysical Research Letters. Band 45, 2018, doi:10.1002/2017GL075571.
- ↑ Forscher messen erstmals Methan-Ausbruch vor Sibirien, Spiegel.de 5. März 2010. Der Artikel bezieht sich auf Natalia Shakhova et al.: Extensive Methane Venting to the Atmosphere from Sediments of the East Siberian Arctic Shelf. Science 05 Mar 2010: Vol. 327, Issue 5970, pp. 1246–1250. doi:10.1126/science.1182221
- ↑ FAZ.net 27. Juli 2010: Wenn der Permafrost schmilzt, rutschen die Hänge
- ↑ Permafrost – Und dann war der Gipfel weg, sueddeutsche.de 27. Dezember 2007 (Kopie auf waltner.co.at)
- ↑ Rutschungs-Katastrophen
- ↑ «Limet» i bakken forsvinner („Der «Klebstoff» im Boden verschwindet.“) – Nachricht am 21. Mai 2009 bei yr.no (Bokmål, abgerufen am 23. Juni 2009)
- ↑ B. McGuire: Potential for a hazardous geospheric response to projected future climate changes. In: Philosophical Transactions of the Royal Society A. März 2010, doi:10.1098/rsta.2010.0080.
- ↑ Bretwood Higman u. a.: The 2015 landslide and tsunami in Taan Fiord, Alaska. In: Scientific Reports. Nr. 12993, 6. September 2018, Tabelle 1, doi:10.1038/s41598-018-30475-w.
- ↑ „Das kalte Herz Sibiriens taut auf“ in Edition Le Monde diplomatique 2017 Nr. 20 S. 13