Andreas Bühler (Steinmetz)





Andreas Bühler (* zwischen 1457 in Gmünd in Kärnten; † nach 1512) war ein aus Österreich stammender Steinmetzmeister und Architekt der Spätgotik, der zwischen 1489 und 1512 in Graubünden mindestens vierzehn (meist evangelisch-reformierte) Kirchenbauten schuf und vermutlich an weiteren beteiligt war. Charakteristisch für sein Werk sind meist schmucklose Kirchenräume mit präzise ausgeführten Kreuzrippengewölbe.
Leben
Eine direkte urkundliche Fassung von Adreas Bühler in Kärnten ist bisher nur indirekt möglich. Im Pfarrarchiv von Gmünd ist 1441 von einem Kauf die Rede, bei dem ein Anthoni Strasser zu Gmünd einem Bürger der Stadt ein Gut in Oberlammerstarff gen. Görianczitzsch auf dem püchel um 60 Pfund verkauft, das von einem Pächter Andre bewirtschaftet ist.[1] Das heutige Lammersdorf in der Gemeinde Millstatt ist rund 20 km von Gmünd entfernt. Im oberen, östlich gelegenen Ortsteil Görtschach gibt es auf eine Hügel den Pichler-Bauer, der mit diesem Namen seit 1670 urkundlich erwähnt ist.[2] 1520 heißt der Hof Am Pühl, 1562 Pühler oder 1599 Am Püchel (Größe drei Lehen). Als hypothetisches Geburtsjahr Bühlers wird 1457 angenommen. Es ist vorstellbar, dass der als Pächter erwähnte Andre der Vater von Andreas Bühler war und der neue Hofeigentümer aus Gmünd seinem talentierten Untertan eine Steinmetzlehre in der Stadt ermöglichte, der sich dann nach seiner lokalen Herkunft Püchler nennt. Das Ende seiner Ausbildung ist für den St.-Andreas-Tag 1478 (30. November) im Haller Hüttenbuch belegt, wo es heißt andre püchler von Gmund is prueder worden / als ein stainmecz. In einer Bauinschrift von 1489 in der Reformierten Kirche Scharans nannte er sich, bereits in der Funktion als Polier, maister anntres püchler. In den 1480er Jahren arbeitete er mit dem ebenfalls aus Österreich stammenden Meister Steffan Klain zusammen. Spätestens ab 1490 war er ein eigenständiger Meister.[3]
Andreas Bühler hat zwischen 1489 und 1512 an vierzehn Graubündner Kirchenbauten als Steinmetz und Architekt, nachgewiesen durch Inschriften, Steinmetzzeichen und Archivalien gearbeitet.[4] Scharans (Schiff 1489-90), Samedan (Schiff 1492), Santa Maria im Münstertal (1492), Ruschein (1496), Sent (1496), Cazis (Chor 1496/98; Schiff? 1504), Poschiavo (Chor 1497), Masein (1501), Felsberg (1505), Thusis (1491-1506), Obervaz (1499-1507), Zillis (Chor 1509), Safien (1500-1510) und Flims (1512). Für Luzein (Geselle? 1487) und Langwies (Polier 1488) erscheint seine Mitarbeit durch sein Zeichen gesichert.
Von verschiedenen Autoren werden Bühler im Kanton Graubünden weitere Kirchen zugeschrieben.[4] Das sind Alvaneu, St. Antönien (1493), Klosters (Chor 1493), Ortenstein (Burgkapelle nicht öffentlich zugänglich, Ende 1500), Saas im Prättigau (um 1500), Portein (1505), Casaccia (1514/18) und Surcasti (1515-1520).
In seiner früheren Heimat Kärnten gibt es außer auf der Burg in Gmünd keine Nachweise. Zwar gab es in den 1990er Jahren des 15. Jahrhunderts in der Schweiz durch den Schwabenkrieg eine reduzierte Bautätigkeit und damit ein Abwandern von Künstlern, aber Andreas Bühler scheint davon nicht betroffen gewesen zu sein.[5] Als Baumeister des Altarraums (Chores) der Pfarrkirche Obervellach in Kärnten ist er, wie lange angenommen, auszuschließen.[6] Ein frühes Steinmetzzeichen von Bühler, das erst später zugeordnet werden konnte, wurde 1950 von Erich Hamböck an einem ramponierten, spätgotischen Tuffsteintor der Burg Gmünd, heute der Zugang zu einem Restaurant, gefunden.[7]
Bauwerke
- vor 1478 Geselle, Tuffsteintor (Restauranteingang Burg Gmünd)[7]
- 1487 Geselle bei Steffan Klain an der Reformierte Kirche Langwies, Graubünden[4][5]
- 1488 Polier bei Steffan Klain an der Reformierte Kirche Luzein, Graubünden[4][5]
- 1489-1490 Polier bei Stefan Klaindl, Schiff Reformierten Kirche Scharans, Graubünden[4]
- 1491-1506 Reformierte Kirche Thusis, Graubünden[4]
- 1492 Schiff der Reformierten Kirche Samedan, Graubünden[4]
- 1492 Reformierte Kirche Santa Maria Val Müstair, Graubünden[4]
- 1493 [Zuschreibung] St. Antönien in Alvaneu, Graubünden[4]
- 1493 [Zuschreibung] Reformierte Kirche Klosters, Graubünden[4]
- 1496 Ruschein, Graubünden[4]
- 1496 Reformierte Kirche Sent, Graubünden[4]
- 1496/98 Chor der Klosterkirche St. Peter und Paul, Graubünden[4]
- 1497 Chor der von St. Viktor in Poschiavo, Graubünden[4]
- 1499-1507 Obervaz, Graubünden[4]
- 1500 [Zuschreibung] Reformierte Kirche Saas im Prättigau, Graubünden[4]
- 1500 [Zuschreibung] Burgkapelle auf Schloss Ortenstein, Graubünden[4]
- 1501 Reformierte Kirche Masein, Graubünden[4]
- 1504 Schiff (?) der Klosterkirche St. Peter und Paul, Graubünden[4]
- 1505 [Zuschreibung] Reformierte Kirche Portein, Graubünden[4]
- 1505 Chor in der Reformierte Kirche Felsberg, Graubünden[4]
- 1500-1510 Reformierte Kirche Safien Platz, Graubünden[4]
- 1509 Chor der Kirche St. Martin (Zillis), Graubünden[4]
- 1512 Katholische Kirche Flims, Graubünden[4]
- 1514/18 [Zuschreibung] Reformierte Kirche Casaccia, Graubünden[4]
- 1515/20 [Zuschreibung] Kirche Surcasti, Graubünden[4]
Kirche in Gmünd
Die Kirche besteht aus dem spätgotischen Hallenlanghaus 1499-1513 (Baumeister war vermutl. Andreas Bühler)
https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/kirche/C2995/pfarrkirche-gmuend
Literatur
- Axel Huber: Andreas Bühler aus Gmünd in Kärnten und seine spätgotischen Kirchenbauten in Graubünden. In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I. 196. Jahrgang. Klagenfurt 2006, S. 305–328.
- Stephan Zobernig: War Andreas Bühler der Baumeister des Chores von St. Marting in Obervellach? In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I. 196. Jahrgang. Klagenfurt 2006, S. 329–342.
Weblinks
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- ↑ Regest der Urkunde P 301 vom 24.02.1441. Axel Huber: Andreas Bühler aus Gmünd in Kärnten und seine spätgotischen Kirchenbauten in Graubünden. In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I. 196. Jahrgang. Klagenfurt 2006, S. 305–328, hier: 308.
- ↑ Hans Pichler: Die Haus- und Hofnamen des Gerichtsbezirkes Millstatt in Oberkärnten. Diss., Wien 1960, S. 215 (375 S.).
- ↑ Stephan Zobernig: War Andreas Bühler der Baumeister des Chores von St. Marting in Obervellach? In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I. 196. Jahrgang. Klagenfurt 2006, S. 329–342, hier: 329.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z Axel Huber: Andreas Bühler aus Gmünd in Kärnten und seine spätgotischen Kirchenbauten in Graubünden. In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I. 196. Jahrgang. Klagenfurt 2006, S. 305–328, hier: 325.
- ↑ a b c Stephan Zobernig: War Andreas Bühler der Baumeister des Chores von St. Marting in Obervellach? In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I. 196. Jahrgang. Klagenfurt 2006, S. 329–342, hier: 333.
- ↑ Stephan Zobernig: War Andreas Bühler der Baumeister des Chores von St. Marting in Obervellach? In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I. 196. Jahrgang. Klagenfurt 2006, S. 329–342, hier: 338.
- ↑ a b Axel Huber: Andreas Bühler aus Gmünd in Kärnten und seine spätgotischen Kirchenbauten in Graubünden. In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I. 196. Jahrgang. Klagenfurt 2006, S. 305–328, hier: 306.
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Personendaten | |
---|---|
NAME | Bühler, Andreas |
ALTERNATIVNAMEN | Püchler |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Steinmetzmeister |
GEBURTSDATUM | um 1457 |
GEBURTSORT | Gmünd in Kärnten |
STERBEDATUM | um XXXX |
STERBEORT | XXXX |