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Kurland

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Vorlage:Gebiet Lettlands/Kurland ist neben Vorlage:Gebiet Lettlands/Semgallen, Vorlage:Gebiet Lettlands/Livland, Vorlage:Gebiet Lettlands/Lettgallen und Vorlage:Gebiet Lettlands/Oberlettland eine der fünf historischen Landschaften Lettlands.

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Historisches Territorium Kurlands

Kurland ist nach dem Volk der Kuren benannt, das in den Letten aufgegangen ist. Es liegt südwestlich des Flusses Vorlage:Fluss Lettlands/Daugava und bezeichnet den von Ostsee und Rigaschem Meerbusen umfassten Westteil des Landes um die Städte Vorlage:Ort Lettlands/Liepaja und Vorlage:Ort Lettlands/Ventspils. Neben Letten und Deutschen wohnten in diesem Gebiet traditionell auch Schweden, die fast ausgestorbenen Liven an der Nordspitze um Domesnäs/Kap Kolken und neuerdings Russen.

Großgrundbesitz und Stadtbürgertum, Pastoren, Ärzte (also die gebildeten Schichten) und auch Handwerksmeister waren bis weit ins 20. Jahrhundert ausschließlich Deutsche. Die Deutsche Sprache war die "Herrensprache", die lettische Sprache war die Sprache der Ungebildeten und Domestiken.

Die Gegend ist relativ flach, nur die Gegend um Vorlage:Ort Lettlands/Talsi in der Kurländische Schweiz hat einige Hügel. Hauptfluss ist die Vorlage:Fluss Lettlands/Venta.

Wappen des Herzogtums Kurland unter Gotthard Kettler

Das frühneuzeitliche Herzogtum Kurland umfasste auch Semgallen, die Hauptstadt war Mitau. Es war danach eines der drei russischen Ostseegouvernements. Nach der Unabhängigkeit Lettlands 1919 wurde der Ostteil um Jelgava/Mitau als eigene Provinz Semgallen organisiert, das restliche Kurland erhielt als Hauptstadt Liepāja (Libau).

Geschichte

Ende des 12. Jhs. n. Chr. errichteten niederdeutsche Kaufleute und Missionare an der Düna Handels- und Missionsstationen. Kurland wurde Anfang des 13. Jahrhunderts vom Schwertbrüderorden unterworfen; es wurden deutsche Städte gegründet, auf dem Land siedelten aber weiter die Kuren, nun unter deutscher Adelsherrschaft. 1237 vereinigte sich der Schwertbrüderorden mit dem Deutschen Orden.

Parallel dazu begann der Deutsche Orden vom Kulm aus ab 1231 mit der Eroberung des Gebietes der Pruzzen, das durch Friedrich II. 1226 in der Goldenen Bulle von Rimini dem Orden als Ordensland übergeben worden war und 1234 formell dem Papst unterstellt wurde. 1309 eroberte der Orden Pommerellen von Polen und erhielt damit eine gemeinsame Grenze mit dem Deutschen Reich.

Durch die polnisch-litauische Union 1386 erhielt der Orden erstmals einen übermächtigen Gegner. Nach dem 2. Frieden von Thorn 1466 wurde der Ordensstaat geteilt. Der östliche Teil des Ordenslandes blieb in der Hand des Ordens, der Ordensstaat wurde gegenüber Polen lehnspflichtig. Pommerellen, das Kulmerland und Teile des ehemals prussischen Gebietes wurden zu einem weltlichen Herzogtum Preußen zusammengefaßt, das in Personalunion mit Polen verbunden wurde (sog. königliches Preußen, später größtenteils Provinz Westpreußen). Danzig, Thorn und Elbing wurden "freie" Städte unter der Herrschaft des Königs von Polen ("Polnische Krone").Die nördlichen Gebiete von Kurland und Livland mit der Hauptstadt Riga blieben dagegen zunächst unabhängig unter Leitung eines Landmeisters des Ordens, erweckten jedoch Begehrlichkeiten Schwedens und Russlands.

Der erste russische Vorstoß wurde 1502 durch Landmeister Wolter von Plettenberg abgewehrt. Ein zweiter Vorstoß 1558 durch Iwan IV. eröffnet den Livländischen Krieg (1558-1582). Livland stellt sich unter polnischen Schutz. Als Friedrich II. von Dänemark für seinen Bruder Magnus von Holstein die Bistümer Ösel und Kurland kauft, greift Schweden ein, dem sich Estland mit Reval unterstellt. Die Regierung des Ordens bricht zusammen, Landmeister Gotthard Kettler führt den südlichen Landesteil 1561 als weltliches Herzogtum Kurland unter polnische Hoheit. Polen gerät dadurch in Konflikt mit Russland und Schweden (Dreikronenkrieg).

Nach dem Tod Herzog Gotthart von Kettlers teilten sich seine Söhne Wilhelm von Kettler und Friedrich von Kettler 1596 das Herzogtum in das westliche Kurland und das östliche Semgallen. Wilhelm überwarf sich mit dem Landadel, der durch die polnischen Oberherren unterstützt wurde, und musste schließlich das Land verlassen. Friedrich vereinigte damit 1616 wieder beide Landesteile unter sich.

Im polnisch-schwedischen Krieg 1600-1629 um die Vorherrschaft im Baltikum wurde auch Kurland in Mitleidenschaft gezogen. 1621 eroberte Gustav II. Adolf Livland von Polen.

Unter Herzog Jakob Kettler erreichte Kurland seine höchste wirtschaftliche Blüte. Der weltgewandte Herzog war ein Anhänger merkantiler Ideen und suchte Handelsbeziehungen nicht nur zu den direkten Nachbarn, sondern auch nach England, Frankreich, Portugal und anderen. Schiffbau und Metallverarbeitung wurden gefördert. Die kurländischen Hafenstädte Windau (Ventspils) und Liebau (Liepaja) wurden Heimathäfen einer der größten europäischen Handelsflotten. Mehrfach versuchte Kurland, Kolonien in Tobago und Guinea aufzubauen. Dies führte zu Konflikten mit anderen Kolonialmächten und Einheimischen, die das kleine Kurland nur mit Schwierigkeiten bewältigte. Das Ende des kurländischen Kolonialismus kam mit dem zweiten schwedisch-polnischen Krieg 1655-1660: 1655 fiel die schwedische Armee in das reiche Kurland ein, 1658 geriet der Herzog in schwedische Gefangenschaft. Die Kolonien fielen an die Niederlande und England, die Handelsflotte wurde weitgehend vernichtet. Nach dem Friedensschluss konnte Tobago zwar zurück gewonnen werden, aber die Wirtschaftskraft Kurlands war zerstört.

Der Sohn von Herzog Jakob, Friedrich Kasimir Kettler, betrieb eine aufwändige Hofhaltung, während die Wirtschaft weiter darnieder ging. Zur Finanzierung verkaufte er Tobago an britische Kolonisten. (Weitere Informationen zur Geschichte der kleinsten Kolonialmacht Europas unter Kurländische Kolonisierung Amerikas und James Island)

1726 wählten die Stände von Kurland auf Antrieb der Herzogin-Witwe Anna Iwanowna, der Tochter des Zaren Iwan Alexejewitsch, Moritz Graf von Sachsen zum Herzog. Jedoch durch den Einfluss der Russen verdrängt, ging Moritz 1729 wieder außer Landes.

Nach dem Aussterben der Kettler-Dynastie 1737 kam Ernst Johann von Biron, ein Günstling der Zarin Anna auf den Thron, den er an seinen Sohn Peter vererben konnte.

Nach der Dritten Polnischen Teilung 1795 kam das Gebiet ganz an Russland, als "deutsche Provinz" Russlands (ebenso Estland und Livland (1710)). Im Frieden von Nystad (1721) sichert Peter der Große den Städten und den Ritterschaften Privilegien zu. Sie führen zur autonomen Selbstverwaltung in Stadt und Land.

1816-1819 - Aufhebung der Leibeigenschaft in Kurland, Estland und Livland durch Beschluss der baltischen Ritterschaften.

Die deutsch-baltische Volksgruppe wurde in der Folge des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes 1939 in die Gegend von Posen umgesiedelt, von wo sie später vertrieben wurden, bzw. flüchten mussten. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Heeresgruppe Kurland unter Fritz Töpper nicht, sondern erklärte sich zum "Freikorps" nach Art von 1919. Töpper war Major der Panzerwaffe und wollte jedem Einwohner ein Stück Acker zuteilen. Die Sowjets verhinderten das letztendlich gewaltsam.

Städte in Kurland

Herzöge von Kurland

1562-1587 Gotthard Kettler
1587-1642 Friedrich von Kettler
1587-1616 gemeinsam mit Wilhelm von Kettler (1596-1616 geteilt)
1642-1681 Jakob Kettler
1681-1698 Friedrich II. Kasimir Kettler
1698-1711 Friedrich Wilhelm Kettler
1711-1737 verschiedene rivalisierende Regenten, darunter auch die spätere Zarin Anna
1726-1729 Hermann Moritz
1737-1758 Ernst Johann von Biron
1758-1763 Karl Christian
1763-1769 Ernst Johann von Biron (erneut)
1769-1795 Peter von Biron


Vorlage:Landschaftsgebiete Lettlands