Opfergang (1944)
Film | |
Titel | Opfergang |
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Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1944 |
Länge | originale Kinofassung 98 Minuten gekürzte Verleihfassung 93 Minuten restaurierte Fassung 95 Minuten |
Stab | |
Regie | Veit Harlan |
Drehbuch | Veit Harlan und Alfred Braun nach der gleichnamigen Erzählung von Rudolf G. Binding |
Produktion | Ufa-Filmkunst GmbH Berlin |
Musik | Hans-Otto Borgmann |
Kamera | Bruno Mondi |
Schnitt | Friedrich Karl von Puttkamer |
Besetzung | |
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Opfergang ist ein deutscher Spielfilm von Veit Harlan in Agfacolor. Er wurde 1942/43 in Berlin (u. a. am Wannsee), Potsdam, Hamburg, auf Rügen und auf Hiddensee gedreht, kam jedoch erst im Dezember 1944 zur Uraufführung.
Handlung
Albrecht kehrt nach drei Jahren von einer Seereise, die ihn bis nach Japan geführt hat, nach Hamburg zurück. Nach dem Willen der Familie soll er Octavia, die Tochter seines Onkels, heiraten. Sie wohnen auf einem Wassergrundstück an der Elbe. Albrecht tut sich schwer, sich in das bürgerliche Leben einzugewöhnen. Er lernt die in der Nachbarvilla wohnende Aels Flodéen – eine Frau aus dem Norden, die ihren Sommer in Hamburg verbringt – kennen und reitet mit ihr häufig aus. Aels verliebt sich in Albrecht, was dieser zunächst nicht bemerkt. Octavia akzeptiert die Freundschaft der beiden.
Albrecht heiratet Octavia und geht mit ihr und seinem Freund Mathias nach Düsseldorf. Bei einer Karnevalsveranstaltung stellt Octavia endgültig fest, dass die rheinische Mentalität nicht zu ihr passt. Das Paar zieht wieder zurück nach Hamburg, wo Aels mit einer unheilbaren Krankheit ihr Bett nicht verlassen kann. Albrecht reitet täglich an ihrem Haus vorbei und grüßt sie stumm von der Ferne. Aels schöpft daraus neue Kräfte, und die gemeinsamen Ausritte beginnen wieder. Octavia, die ihre Eifersucht inzwischen nicht mehr leugnen kann, findet heraus, dass Aels eine Tochter hat, die sie im Hamburger Hafenviertel untergebracht hat.
Als in der Stadt Typhus ausbricht, bittet Aels Albrecht, ihre Tochter zu holen. Er rettet das Kind, steckt sich jedoch selbst mit der Krankheit an und kommt auf eine Quarantänestation ins Krankenhaus. Aels liegt in ihrer Villa im Sterben und weiß davon nichts, sie wartet vergeblich auf das Vorbeireiten Albrechts. Octavia entscheidet sich für einen „Opfergang“ und übernimmt die Rolle Albrechts als Reiter, um ihrem Mann ihre aufrichtige Liebe zu beweisen. Aels stirbt im Delirium, aber glücklich. Albrecht wird wieder gesund.
Produktion und Veröffentlichung
Der Film wurde aus Kostengründen zeitgleich mit Immensee produziert, dessen Dreharbeiten zwei Monate eher begannen. Beide Filme entstanden unter der Regie von Harlan mit Raddatz und Söderbaum in den Hauptrollen. Die Drehzeit dauerte vom 21. August 1942 bis um den 5. August 1943. Gedreht wurde in der Ufastadt Babelsberg sowie bei Berlin, bei Eutin, auf Hiddensee und in Hamburg.[1] Erst am 8. Dezember 1944 kam Opfergang in Hamburg und Berlin erstmals in die deutschen Kinos.[2] Von den Alliierten Militärbehörden zunächst verboten, kam der Film 1952 auch in die Kinos der Bundesrepublik Deutschland.
Die Murnau-Stiftung ließ Opfergang und Immensee 2016 digital restaurieren. Hierbei wurde in Opfergang eine bislang geschnittene Szene wiedereingefügt, so dass der Film nunmehr in einer 95-minütigen Fassung (ursprünglich: 98 Minuten) vorliegt. Der digital restaurierte Film wurde bei den 73. Internationalen Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt und erschien am 22. September 2016 auf DVD und Blu-ray.[3]
Bisher geschnittene Szene
Albrecht und Octavia trinken zusammen Kaffee. Nach der Abblende sieht man kurz ein Segelboot auf einem See – dann erfolgt ein Schnitt und man sieht Octavia und Albrecht noch kurz sich küssen. In der dazwischenliegenden Szene, die in den bisherigen Fassungen nicht mehr enthalten war, findet Folgendes statt:
Man sieht Albrecht und Mathias auf dem Segelboot (Rückprojektion des Wannsees, der wohl die Alster sein soll) über Octavia sprechen, wer sie wohl mehr mag / liebt, mit der Erkenntnis, dass Albrecht sie fragen möchte, ob … (Überblendung zum Schlafzimmer von Octavia, wo Albrecht sie direkt fragt) … sie ihn heiraten möchte. Octavia (in Großaufnahme) nimmt den Heiratsantrag an – es folgt der Kuss, der auch in der geschnittenen Fassung enthalten war und der Satz „Auch keines Armes Länge darf mehr zwischen uns sein“ (Länge genau 2:20 Minuten).
Trivia
Christoph Schlingensiefs Film Mutters Maske (1988) ist eine freie Adaption von Opfergang.
Kritiken
Dirk Jasper vom FilmLexikon nennt den Film „ein bewegendes Melodram um die Kraft einer großen Liebe – eine klassische Kristina-Söderbaum-Rolle“. Nach dem Lexikon des internationalen Films handelt es sich um eine „in stimmungsvollen Bildern entwickelte Literaturverfilmung mit guten Darstellern; in der psychologischen Zeichnung der edlen Gefühle oberflächlich und übertrieben melodramatisch“.[4]
Filmportal.de versucht, den Film in Harlans umstrittenes künstlerisches Schaffen einzuordnen: „Die Morbidität und Sinnlichkeit von Opfergang – von Goebbels als ‚Todeserotik‘ tituliert – wirken verstörend. Dadurch wird gerade Opfergang zu einem Film, der eine eindeutige Einordnung Harlans in die NS-Propagandamaschinerie erschwert, obwohl mit Jud Süß alles so eindeutig zu sein scheint.“[5]
Siehe auch
Weblinks
- Opfergang bei IMDb
- Opfergang bei filmportal.de
- Opfergang bei der Murnau-Stiftung
- Projekt: Restaurierung von Opfergang bei der Murnau-Stiftung
- Joachim Kurz: Veit Harlan: Opfergang – Todessehnsucht in Agfacolor. Culturmag.de, 15. Oktober 2016
Einzelnachweise
- ↑ CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film – Veit Harlan
- ↑ Wiederentdeckt: Opfergang filmportal.de, aufgerufen am 10.10.17
- ↑ Restaurierung von Immensee und Opfergang, Murnau-Stiftung, aufgerufen am 10. Oktober 2017
- ↑ Opfergang. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 11. Dezember 2017.
- ↑ „Opfergang“ in der Reihe Wiederentdeckt. In: filmportal.de. Abgerufen am 3. Februar 2017.