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Heidenchristen

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Als Heidenchristen werden Christen nicht-jüdischer Herkunft in der frühen Kirche des 1. Jahrhunderts bezeichnet. Christen jüdischer Tradition jener Zeitperiode werden Judenchristen genannt.

Ursprung der Heidenchristen

Das Urchristentum bestand in der Anfangszeit des Christentums, in der Zeit des Wirkens Jesu und nach seinem Tod vor allem aus Christen jüdischen Glaubens, die Judenchristen. Es erfolgte im 1. Jahrhundert jedoch auch eine Missionierung und Aufnahme auch nicht-jüdischer Menschen in das Urchristentum. Diese Missionsaktivitäten führten zur Abspaltung der jungen entstehenden christlichen Kirche vom Judentum und zur Verfolgung der ursprünglichen judenchristlichen Gemeinden jüdischen Glaubens und Kultes. Das Missionsgebiet umfasste zu dieser Zeit das östliche Mittelmeergebiet, wo die griechische und römische Sprache verbreitet war und die großen Kulturzentren lagen.

Die vorherige Religionszugehörigkeit jener Menschen umfasste den weiten Bereich der im römischen Reich verbreiteten Religionen und Philosophien. Es gab Anhänger der Götter des griechischen und römischen Pantheon oder des ost-persischen Mithras-Kultes. Philosophien jener Zeit waren unter anderem der Platonismus, der Sophismus und die der Epikureer.

Verfolgungen der Judenchristen

Judenchristen werden als solche bezeichnet, wenn sie ihre jüdischen Traditionen und Vorschriften wie die Beschneidung und die Speisegebote beibehielten. Sie behielten auch ihren jüdischen Glauben, der Jesus als den Messias erkannte, jedoch nicht verlangte Jesus als Gott, den Herrn anzubeten, sondern nur den einen ungeteilten Gott. Dies ist ein Unterschied zu den sich heute wieder stark auf den Juden Jesus beziehenden protestantischen freikirchlichen messianischen Juden oder Baptisten, die Judenmission betreiben. Diese heutigen "Judenchristen" beten Jesus als Gott an.

Die frühe Kirche durchlief eine Phase der Spannung und Spaltung, bezüglich der Frage, ob die neu zum Judentum der christlichen Sekte Konvertierten auch zum jüdischen Glauben übertreten müssten. Heidenchristen lebten in Nachbarschaft zu jüdischen Religionszentren, hatten jedoch meist keinen praktischen Bezug zu diesen jüdischen Bräuchen. Konkret wurde das Problem mit den Missionsreisen des Paulus, einst Verfolger der Judenchristen, in dessen Folge zahlreiche heidenchristliche Gemeinden in Kleinasien entstanden, und der Schriften und Diffamierungen gegen die judenchristliche Position, z.B. der des Apostel Petrus, verfasste.

Diese Spannung wurde nach biblischer Überlieferung auf einem Apostelkonzil in Jerusalem gelöst. Hier wurde die Position des Paulus, nach der Heidenchristen nicht allen jüdischen Vorschriften unterworfen waren, angenommen. Dies geht einher mit der Zeit der Zerstörung des jüdischen Staatswesens im 1. Jahrhundert durch das römische Reich und mit der zweiten Diaspora des Judentums. Die paulinische Position ist erstarkt, lehnt sich durch religiöse Übernahmen aus dem griechisch-römischen Kulturkreis der römischen Weltmacht an und lehnt das Judentum ab, das durch die römische Weltmacht zum Teil massiv verfolgt wird. In dieser Zeit des 1. Jahrhunderts, in der mehrere 10.000 Juden systematisch gekreuzigt werden, gewinnt die paulinische Position eine allgemeine Akzeptanz im Christentum. Heidenchristliche Diffamierungen und Verfolgungen der am jüdischen Glauben und an der jüdischen Tradition festhaltenden Judenchristengemeinden sind überliefert. Die heidenchristliche Position wurde die orthodoxe paulinische Theologie des entstehenden Christentums, dass sich vom Judentum lossagte. Die letzten Belege von Spannungen zwischen Judenchristen und Heidenchristen finden sich in den Ignatiusbriefen aus dem frühen 2. Jahrhundert. Die Judenchristen, die einst ihrem jüdischen Wanderlehrter und Rabbiner Jesus von Nazareth folgten und in ihm den Messias erkannten, ihn aber nicht als Gott anbeteten, verschwanden in den folgenden Jahrzehnten.

Siehe auch: Goi (Nichtjude), Apostelgeschichte, Konvertit